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Deuterokanonische Schriften / Apokryphen des AT


Die folgende kurze Zusammenstellung ist enstanden im Zusammenhang mit meinem conv2pb. Bible+ bzw. der BibleConverter haben die Apokryphen des AT nämlich ursprünglich nicht berücksichtigt.

Die griechische (Septuaginta) und die lateinische (Vulgata) Version des Alten Testaments enthalten einige Texte, die nicht Bestandteil des hebräischen AT sind. Einige von ihnen haben Eingang in katholische Bibelausgaben gefunden, während sie in evangelischen Bibeln, wenn überhaupt, nur als Anhang zum AT zu finden sind. Die Katholische Kirche spricht von Deuterokanonischen Schriften oder Spätschriften des AT, die protestantische Tradition nennt sie (nach Hieronymus) Apokryphen.

In katholischen Bibelausgaben, die auf dem Kanon der Vulgata basieren, sind folgende dieser Texte enthalten:

Judit
Die Witwe Judit rettet ihr Volk, indem sie den assyrischen Feldherrn Holofernes betört und dann enthauptet.
Weisheit Salomos
Lob der Weisheit, Warnungen vor Gottlosigkeit und Götzendienst
(Weisheit des)(Jesus) Sirach
In der Vulgata Ecclesiasticus genannt, Spruchsammlung ähnlich dem kanonischen Buch der Sprüche.
Tobit, Tobias
Zwei Namen (oder zwei Versionen?) derselben Geschichte von Erblindung und Heilung des gottesfürchtigen Tobit.
Baruch
Sündenbekenntnis der Exulanten in Babel, Lieder zu ihrer Ermutigung, Preis der Weisheit.
Brief des Jeremia
Mahnung gegen Verehrung von Götzenbildern. In der Vulgata und danach auch in modernen Bibelausgaben als Kap. 6 des Buches Baruch geführt.
Zusätze zum Buch Daniel
Geschichte von Susanna und Daniel, Bel und der Drache (zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Geschichten), das Gebet Asarjas, der Gesang der drei Männer im Feuerofen.
kürzere Zusätze zum Buch Ester
1. / 2. Makkabäer
Geschichte Israels in der Zeit des beginnenden Makkabäeraufstandes.

Siegfried Zimmer weist in einem Vortrag darauf hin, dass diese Schriften für fast 1500 Jahre Bestandteil der Bibel aller Christen waren. Denn ein Gutteil der frühen Judenchristen und praktisch alle Heidenchristen haben die Bibel auf Griechisch gelesen. (Auch Paulus kannte, wie die Zitate in seinen Briefen zeigen, die Septuaginta gut.) Als man begann, die Bibel ins Lat. zu übersetzen, da wurden auch diese sog. Apokryphen übersetzt. (Sie sind bereits in der Vetus Latina enthalten.) Mithin haben auch die lateinischsprachigen Christen des Westens diese Bücher von Anfang an in ihrer Bibel gehabt. Erst die Reformatoren haben sie aus dem Kanon hinausgeworfen.

Nicht in modernen westlichen Bibeln finden sich folgende Texte der Septuaginta, die auch nicht in der Vulgata enthalten sind:

3. Makkabäer
Erzählung über den ägyptischen König Ptolemäus IV, der versucht, in das Allerheiligste des Jerusalemer Tempels einzudringen.
4. Makkabäer
Predigt darüber, daß das fromme und vernünftige Denken die Leidenschaften beherrscht.
Gebet Manasses
Ein Zusatz zu 2. Chr 33; ist in den Haupthandschriften anscheinend nicht enthalten, jedenfalls konnte ich es bei Rahlfs nicht finden.
1. Esra
Paraphrase von 2. Chr 35-36, Ezra und Neh 8
Lieder (Oden) des Salomo
Psalmen des Salomo

Diese Bücher sind aber nach wie vor Bestandteil des orthodoxen Kanons. Die Kirchen von Äthiopien und Eritrea haben weitere Schriften in ihrem Kanon, die nur auf Äthiopisch (Ge'ez) erhalten oder geschrieben sind: 1. Henoch, Buch der Jubiläen (ursprl. Hebr., einige Fragmente in Qumran gefunden), die drei äthiop. Makkabäerbücher (1., 2. und 3. Maqābjān), Zusätze zum Buch Baruch.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Änderung: 6. Okt. 2019