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Der überlieferte Markusschluß
1 | Καὶ διαγενομένου τοῦ σαββάτου Μαρία ἡ Μαγδαληνὴ καὶ Μαρία ἡ [τοῦ] Ἰακώβου καὶ Σαλώμη ἠγόρασαν ἀρώματα ἵνα ἐλθοῦσαι ἀλείψωσιν αὐτόν. | Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die (Mutter) des Jakobus und Salome Gewürze, um hinzugehen und ihn zu salben. |
D hat statt der ganzen Passage διαγενομένου ... Σαλώμη nur ein simples πορευθεῖσαι (und sie [scil. die beiden Marias aus 15,47] gingen und kauften). Offenbar waren ihm zwei so knapp aufeinanderfolgende Aufzählungen von Namen suspekt. Θ hat es wohl von da hinter Σαλώμη eingefügt. | ||
2 | καὶ λίαν πρωῒ τῇ μιᾷ τῶν σαββάτων ἔρχονται ἐπὶ τὸ μνημεῖον ἀνατείλαντος τοῦ ἡλίου. | Und sehr früh am ersten Tag der Woche kamen sie zum Grab hin, als die Sonne aufging. |
μνημεῖον haben auch die meisten Hss. Nestle-Aland las in der 25. Aufl. noch mit den ursprl. Lesarten von ℵ und C, sowie W und Θ ein gleichbedeutendes μνῆμα. | ||
3 | καὶ ἔλεγον πρὸς ἑαυτάς· τίς ἀποκυλίσει ἡμῖν τὸν λίθον ἐκ τῆς θύρας τοῦ μνημεῖου; | Und sie sagten zueinander: Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? |
4 | καὶ ἀναβλέψασαι θεωροῦσιν ὅτι ἀνακεκύλισται ὁ λίθος· ἦν γὰρ μέγας σφόδρα. | Und als sie aufblickten, sahen sie, daß der Stein weggewälzt war; er war nämlich sehr groß. |
D und Θ haben hier einen etwas anderen Text: ἦν γὰρ μέγας σφόδρα. καὶ ἔρχονται καὶ εὑρίσκουσιν ἀποκεκυλισμένον τὸν λίθον. Er war nämlich sehr groß. Und sie kamen und fanden den Stein weggewälzt. Der Text klingt an Lk 24,2 an (εὗρον δὲ τὸν λίθον ἀποκεκυλισμένον). Vielleicht hat die etwas seltsame Stellung des er war nämlich sehr groß zu Irritation geführt. | ||
5 | καὶ εἰσελθοῦσαι εἰς τὸ μνημεῖον εἶδον νεανίσκον καθήμενον ἐν τοῖς δεξιοῖς περιβεβλημένον στολὴν λευκήν, καὶ ἐξεθαμβήθησαν. | Und als sie in das Grab hineinkamen, sahen sie einen jungen Mann auf der rechten Seite sitzen, bekleidet mit einem weißen Gewand; und sie erschraken. |
6 | ὁ δὲ λέγει αὐταῖς· μὴ ἐκθαμβεῖσθε· Ἰησοῦν ζητεῖτε τὸν Ναζαρηνὸν τὸν ἐσταυρωμένον· ἠγέρθη, οὐκ ἔστιν ὧδε· ἴδε ὁ τόπος ὅπου ἔθηκαν αὐτόν. | Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht. Ihr sucht Jesus den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Sieh, die Stelle, wo sie ihn hingelegt haben. |
Die Worte τὸν Ναζαρηνὸν fehlen in der ursprl. Fassung von ℵ und bei D. | ||
7 | ἀλλὰ ὑπάγετε εἴπατε τοῖς μαθηταῖς αὐτοῦ καὶ τῷ Πέτρῳ, ὅτι προάγει ὑμᾶς εἰς τὴν Γαλιλαίαν· ἐκεῖ αὐτὸν ὄψεσθε, καθὼς εἶπεν ὑμῖν. | Aber geht hin (und) sagt den Jüngern und dem Petrus, daß er euch nach Galiläa vorangeht. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. |
8 | καὶ ἐξελθοῦσαι ἔφυγον ἀπὸ τοῦ μνημείου· εἶχεν γὰρ αὐτὰς τρόμος καὶ ἔκστασις. καὶ οὐδενὶ οὐδὲν εἶπαν· ἐφοβοῦντο γάρ. | Und als sie herauskamen, flohen sie von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatten sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas, sie fürchteten sich nämlich. |
Der Sabbat dauert von Freitag abend bis Samstag abend. Mit Sonnenuntergang beginnt der Sonntag und damit eine neue Woche. Die Frauen machen sich am nächsten Morgen auf den Weg, um Jesus jenen Liebesdienst zu erweisen, der offenbar Frauenarbeit war: den Leichnam einbalsamieren.
Die Frauen überlegen, wie sie sich Zutritt zur Grabkammer verschaffen können, finden das Grab aber geöffnet vor. In der Grabkammer sitzt der Gottesbote. Er sagt, daß Jesus nicht mehr hier ist, weil er auferstanden ist. Er kündigt an, daß sie Jesus in Galiläa sehen würden.
Die Frauen fliehen buchstäblich vom Grab und erfüllen auch ihren Auftrag nicht, weil sie von blankem Entsetzen gepackt sind.
Hier, mit dem leeren Grab und der Angst der Frauen, endet das Evangelium in den ältesten Handschriften (Sinaiticus, Vaticanus). Doch kann das der vom Autor beabsichtigte Schluß sein? Ich halte es für unwahrscheinlich. Doch was ist mit dem Schluß passiert? Wurde der Text gar nicht fertiggestellt? Oder ging das letzte Blatt des Textes verloren? Wir wissen es nicht.
Doch wurde dieses Schluß offenbar früh als Mangel empfunden, und es entstanden Hinzufügungen, deren bekannteste der sog. lange Mk-Schluß ist.
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 14. Mai 2016