Michael Neuhold Homepage
Startseite >
Sprachen >
Von Akut bis Zirkumflex
Ich habe hier eine kurze Übersicht der meisten diakritischen Zeichen, denen man bei der Beschäftigung mit europäischen Sprachen bzw. der Transkription orientalischer Sprachen begegnet, erstellt. Dies betrifft Diakritika für lat., griech. und kyrill. Buchstaben. Nicht berücksichtigt sind hebr. oder arab. Vokalisationszeichen, griech. Iota subscriptum (kommt sonst nirgends vor), Haken oder Schwanz (für das ich in keiner europäischen Sprache einen Anwendungsfall gefunden habe).
Manche der mit Diakritika geschriebenen Zeichen gelten für das Wörterbuch als eigener Buchstabe (z.B. tschech. č oder span. ñ), viele nicht (z.B. tschech. ď, frz. â oder dt. ä).
Die Aufzählung der jeweiligen Verwendungen ist bei weitem nicht erschöpfend. Ich habe mich auf die Sprachen beschränkt, von denen ich halbwegs eine Ahnung habe (oder bei denen ich so tun kann, als hätte ich eine); keine Ahnung habe ich z.B. von kelt. oder indigenen amerikan. Sprachen. Hinzugefügt habe ich typographisch korrekte Anführungszeichen und Bindestriche.
Der Akut (v. lat. acūtus „spitz, scharf“, erg. accentus „Akzent“), frz. accent aigu, engl. acute (accent), altgriech. ὀξεῖα „scharf“ (erg. προσῳδία „Betonung“), neugr. οξεία od. τόνος „Ton“, tschech. čárka „Strichlein“, bezeichnete im Altgriech. den steigenden Ton. Im Neugriech. ist es Zeichen für betonten, im Tschech. für langen Vokal. Im Franz. nur auf dem e zur Bezeichnung des geschlossenen e (unabhängig vom Ton). Im Ital. auf dem e zur Bezeichung eines tontragenden geschlossenen e bei endbetonten und einigen einsilbigen Wörtern. Im Kroat. bezeichnet Ćć ein palatalisiertes [tʃ] (annähernd wie dt. tch), entsprechend serb. Ћћ.
Das griech. προσῳδία, lat. Lehnübers. accentus, bedeutet wörtl. „Hinzugesungenes, Zugesang“ im Sinne von „Vortragsweise, Betonung, Prosodie“. Die alexandrin. Philologie des 3. Jh.v.Chr. entwickelte die drei Akzente Akut, Gravis, Zirkumflex und die beiden Spiritus.
Im Ungar. gibt es einen Doppelakut Őő Űű zur Bezeichnung langer Vokale i.Ggs. zu den kurzen Vokalen Öö Üü.
Der Akut wird manchmal, typographisch falsch, freistehend an Stelle des Apostrophs verwendet (auf meinem Ubuntu 10.04 erzeugt ˊ, Leertaste allerdings automatisch einen Apostroph).
Wenn man die Tottasten nicht ausgeschaltet hat, erreicht man den Akut mit der Tastenkombination ˊ (zwischen ß und Rückschritt), Vokal, andernfalls mit Compose, ' (Apostroph), Vokal. (Die Compose-Taste stammt aus der Unixhostwelt, auf PC-Tastaturen muss man meist in den Tastatureinstellungen festlegen, welche Taste Compose emulieren soll. Die definierten Tastenkombination sind aus der Datei /usr/share/X11/locale/en_US.UTF-8/Compose ersichtlich.) Die Schreibung Taste 1, Taste 2 bedeutet, dass die beiden Tasten nacheinander gedrückt werden können, Taste 1 + Taste 2, dass Taste 1 gedrückt bleiben muss, während man Taste 2 drückt.
Der Gravis (v. lat. gravis „schwer“), frz. accent grave, engl. grave (accent), altgriech. βαρεῖα „schwer“, bezeichnete im Altgriech. den fallenden Ton. Im Neugriech. (wo es seit langem nur noch einen Druckakzent gibt) seit der Abschaffung der polytonischen Orthographie 1982 nicht mehr verwendet. Im Franz. auf dem e zur Bezeichnung des offenen e, auf a und u zur graphischen Unterscheidung von ansonsten gleichgeschriebenen Wörtern. Im Ital. zur Bezeichung des Tones bei endbetonten und einigen einsilbigen Wörtern, auf dem e dabei zur Bezeichnung des offenen e (i.Ggs. zum Akut).
Im Altgriech. steht Gravis bei Großbuchstaben nur in Verbindung mit Spiritus (Hauchzeichen).
Wenn man die Tottasten nicht ausgeschaltet hat, erreicht man den Gravis mit ` (d.i. ⇧ + ˊ), Vokal.
In Unix wird der freistehende Gravis als sog. Backtick oder Backquote verwendet, um Kommandozeilenbefehle als Funktionen aufzurufen: today=`date +%d.%m.%Y` (weist der Variablen today die Ausgabe des date-Kommandos zu). Allerdings liest man immer wieder, diese Schreibweise sei veraltet und man solle stattdessen today=$(date +%d.%m.%Y) verwenden.
Der Zirkumflex (v. lat circumflexus „umgebogen“), frz. accent circonflexe, engl. circumflex (accent), altgriech. περισπωμένη „herumgezogen“, bezeichnete im Altgriech. steigenden und dann fallenden Ton (und konnte daher nur auf langen Vokalen und Diphthongen stehen). Im Neugr. seit 1982 nicht mehr verwendet. In der modernen Schreibung des Mittelhochdt. zur Bezeichnung langer Vokale. Im Franz. orthograph. Überbleibsel, das meist den Ausfall eines Konsonanten anzeigt, auf dem e gleichzeitig zur Bezeichnung von offenem e, auf dem u auch zur Unterscheidung ansonsten gleichgeschriebener Wörter. Auch in anderen Sprachen zur Unterscheidung gleichgeschriebener Wörter und/oder zur Bezeichnung eines (tontragenden) Longvokals.
Der Zirkumflex hat bei lat. Buchstaben die Form eines Spitzdaches, bei griech. eines Bogens (α̑) oder einer Tilde. Bei griech. Großbuchstaben nur in Verbindung mit Spiritus.
Wenn man die Tottasten nicht ausgeschaltet hat, erreicht man den Zirkumflex über ^, Vokal; den griech. Zirkumflex allerdings über ~, Vokal (~ auf griech. Tastatur: Alt Gr + ü).
Dieselbe Glyphe wird freistehend als Caret (lat. „hat nicht“), d.h. als Einschaltungszeichen verwendet. (Inzwischen gibt es in Unicode ein eigenes Zeichen dafür: ‸.) Dieses Zeichen hat in der Computertechnologie vielfältige Verwendungen:
Nach der Einführung des milesischen Alphabets in Athen gab es im Griech. keinen Buchstaben mehr für h. Aus der gelegentlich ersatzweise verwendeten linke Hälfte des Eta (Ͱ) für /h/ im Anlaut schuf die alexandrin. Philologie ein diakrit. Zeichen, den Spiritus asper (lat. „rauer Hauch“), griech. δασεῖα „rauh“. Sein symmetrisches Gegenstück, der Spiritus lenis (lat. „sanfter Hauch“), griech. ψιλή „nackt, schlicht“, bezeichnet unbehauchten (vokalischen) Anlaut. Da das Neugriech. den Laut /h/ nicht kennt, werden die Spiritus seit Abschaffung der polytonischen Orthographie offiziell nicht mehr verwendet.
Kommen Akzent und Spiritus zusammen, stehen Akut und Gravis rechts vom Spiritus, Zirkumflex über dem Spiritus: Ἅἅ Ἇἇ.
Der Spiritus ist nicht zu verwechseln mit dem Apostroph, nicht mit den Halbringen (a͑, a͗), die im Internat. Phonet. Alphabet vorkommen, und auch nicht mit den selbständigen Zeichen ʿ und ʾ, die in der Transkription des Arab. Ain und Hamza bezeichnen, also Buchstaben sind, keine Diakritika.
Unter Linux erreicht man die Spiritus mit Compose, ( bzw. ), Vokal (die Klammern sind auf der griech. Tastatur über 9 und 0!).
Das Trema (v. griech. τρῆμα „Loch, Öffnung“), frz. tréma, neugriech. διαλυτικά „auflösende“, engl. diaeresis (v. griech. διαίρεσις „Trennung, Unterscheidung“), meist auf dem zweiten von zwei aufeinanderfolgenden Vokalen, um anzuzeigen, dass es sich nicht um einen Diphthong, sondern um zwei getrennt zu sprechende Vokale handelt. Im Dt. praktisch nicht verwendet. In Sprachen, in denen viele Diphthonge monophthongisiert wurden (Neugriech., Niederländ.), wird so die diphthongische Aussprache sichergestellt. In einigen Sprachen (Span., Katalan. u.a.) wird damit angezeigt, dass normalerweise stumme Vokale auszusprechen sind (z.B. span. gue = /ge/, güe = /gue/).
Auf dem i entfällt der i-Punkt, wenn Trema dazukommt: Ïï. Treffen Akzent und Trema zusammen, steht Trema unter dem Akzent: ΰῧ.
Dieselbe Glyphe wird auch verwendet, um eine abweichende Vokalqualität anzuzeigen, im Dt. Umlaut genannt (Ää [ɛ]/[æ], Öö [ø]/[œ], Üü [y]). Im kyrill. Alphabet Ëë /jo/ vs. Ее /je/ (russ.), Її /ji/ vs. Іi /i/ (ukrain.). Zumindest der dt. Umlaut hat sich wohl aus ae, oe, ue entwickelt: das e wurde in Kurrentschrift über a/o/u gesetzt, das Kurrente-e () zu zwei Strichen, dann zu zwei Punkten vereinfacht. Im Niederländ. ist ÿ eine Ligatur für ij.
Eine graphische Modeerscheinung sind die scherzhaft röck döts genannten Umlaute in den Namen amerikan. Heavy-Metal-Bands (Blue Öyster Cult, Motörhead, Mötley Crüe), die dem Namenszug ein fremdartiges oder „böses“ Aussehen geben sollen, auf die Aussprache aber in der Regel keinen Einfluss haben.
Unter Linux erreicht man Trema/Umlaut mit Alt Gr + ü, Vokal oder Compose, ", Vokal.
Der Hatschek (v. tschech. háček „Häkchen“), engl. caron (Herkunft unklar) oder wedge „Keil“, wurde Anfang 15. Jh. von De orthographia Bohemica in die tschech. Rechtschreibung eingeführt und hatte ursprl. die Gestalt eines Punktes über dem Buchstaben. Er wird im Tschech. bei kleinem d und t durch einen Apostroph neben dem Buchstaben realisiert. Er zeigt Palatalisierung an (bei Vokal in Form eines j-Vorschlags), die Palatale sind aber z.T. in Frikative übergegangen: Ňň [nʲ], Ďď [dʲ], Ěě [jɛ], aber Čč [tʃ], Šš [ʃ], Žž [ʒ] (die letzten drei mit gleicher Aussprache auch im Kroat.).
Die anonyme Schrift (De) Orthographia Bohemica „(Über die) Böhmische Rechtschreibung“, die oft Jan Hus zugeschrieben wird, schlug eine vereinfachte und konsistente Rechtschreibung für das Tschechische vor: so sollten Laute, für die es im lat. Alphabet keine Entsprechung gibt, mit einem Punkt (dem späteren háček) geschrieben werden, statt mit Di- und Trigraphen wie ss für [ʃ], jetzt š, oder rs/rz/rsz o.ä. für [r̝], jetzt ř), und lange Vokale mit einem Strich (der čárka, s.o. Akut).
Unter Linux erreicht man den Hatschek mit Alt Gr + ⇧ + ä, Buchstabe oder Compose, c, Buchstabe.
Im Ggs. zum spitzen Hatschek ist das Breve oder die Brevis (v. lat brevis „kurz“), engl. breve, frz. brève (fem.) gerundet. Dieses wird meist verwendet, um einen Vokal als kurz zu kennzeichnen (daher der Name). Im kyrill. Alphabet zur Unterscheidung des Halbvokal Йй [j] vom Vollvokal Ии [i]. In der Kurrentschrift ŭ zur Unterscheidung von ansonsten gleich aussehendem n. Türk. Ğğ längt den vorhergehenden Vokal.
Unter Linux erreicht man das Breve durch Compose, U (großes u!), Vokal.
Ein dem Breve ähnlicher Bogen unter dem Buchstaben wird z.B. in der Orientalistik bei H (Ḫḫ) verwendet, um den ach-Laut ([x], [χ]) zu bezeichnen.
Das Makron (v. griech. μακρόν „langes“), engl. und frz. macron, ist das Gegenstück zum Breve, es wird meist in der Transkription zur Bezeichnung langer Vokale verwendet. In der Kurrentschrift und auch sonst gelegentlich bezeichnet Makron (besonders über m) die Verdoppelung des Konsonanten.
Auf dem i entfällt der i-Punkt, wenn Makron dazukommt: Īī. Bei Trema/Umlaut mit Makron ist letzteres ganz oben: Ǟǟ.
Unter Linux erreicht man das Makron über Compose, _, Vokal (ist bei mir nur für Vokale definiert).
Ein dem Makron ähnlicher Querstrich unter dem Buchstaben wird z.B. in der Orientalistik verwendet, um Spiranten (hebr. Ḇḇ Ḵḵ, hebr. und arab. Ḏḏ Ṯṯ, ägypt. H̱ẖ) oder Palatale/Frikative (ägypt. Ḏḏ Ṯṯ) anzuzeigen.
Als inverted breve „umgedrehtes Breve“ wird im Engl. ein Bogen bezeichnet, der von Zirkumflex zu unterscheiden ist. Über dem Buchstaben: in Wörterbüchern des Serbokroat., um den langen fallenden Ton (dugosilazni) zu bezeichnen, in der Indogermanistik zur Bezeichung der Palatale k̑ und g̑. Unter dem Buchstaben: ebenfalls in der Indogermanistik zur Bezeichnung der Halbvokale i̯ [j] und u̯ [w].
Der Kroužek (v. tschech. kroužek „Kreislein, Ringlein“), engl. ring, im Tschech. auf u, um langen Vokal zu bezeichnen (der sich über uo aus ō entwickelt hat), im Dän., Schwed., Norweg. auf a, um ein zum o hin abgedunkeltes a [ɔ] zu bezeichnen. In beiden Fällen scheint das diakrit. Zeichen auf ein kleines o über dem Buchstaben zurückzugehen. Å ist Zeichen für die Längeneinheit Ångström (100 pm [Pikometer], 1 Zehnmillionstel mm, ungefähr die Größe eines Atoms). Im Dän. wurde å bis zur Rechtschreibreform von 1948 aa geschrieben, daher: Kierkegaard.
Unter Linux erreicht man den Kroužek über Compose, o, Vokal.
In der Indogermanistik wird ein Ring unter dem Buchstaben verwendet, um syllabische (silbenbildende) Konsonanten zu bezeichnen.
Vom Kroužek zu unterscheiden ist der Punkt als diakritisches Zeichen. Über dem Buchstaben: Ġġ in der Arabistik zur Transkription des Ġain, Żż im Poln. [ʒ], Ėė im Lit. langes geschlossenes e, İi im Türk. geschlossenes i (während Iı offenes, zum u tendierendes i bezeichnet). Unter dem Buchstaben: in der Orientalistik zur Bezeichnung emphatischer Laute.
Unter Linux erreicht man den Punkt über dem Buchstaben mit Compose, ., Buchstabe, den Punkt unter dem Buchstaben mit Compose, !, Buchstabe.
Die Cedille, frz. cédille (v. altspan. cedilla „kleines Z“), hat sich aus dem westgot. z (ungefähr wie ʒ geschrieben) entwickelt, das im Laufe der Zeit als c mit einem Häkchen interpretiert wurde. Im Franz. unter c vor a/o/u um anzuzeigen, dass es als [s] zu sprechen ist (nicht als [k]). Im Türk. unterscheidet die Cedille ç [tʃ] von c [dʒ], ş [ʃ] von s [s].
Unter Linux erreicht man die Cedille mit Compose, ,, Buchstabe.
Von der Cedille zu unterscheiden ist das Komma als diakrit. Zeichen unter Buchstaben, z.B. Șș Țț im Rumän. oder Ģģ Ķķ Ļļ Ņņ im Lett. (bei kleinem g wird das Komma über den Buchstaben gesetzt). Da Kodierungsstandards ursprl. nicht zwischen Cedille und diakrit. Komma unterschieden, wird bis heute oft statt des Kommas (typographisch falsch) die Cedille verwendet (Şş Ţţ).
Ebenfalls von der Cedille zu unterscheiden ist das Ogonek (poln. „Schwänzchen“). Es zeigt im Poln. und in der Transkription von Alt- und Protoslaw. die Nasalierung an. E und o mit Ogonek werden auch in der Wiedergabe des Altnord. als E caudata (entstanden aus der ae-Ligatur æ) und O caudata verwendet (diese bezeichnen /æ/ bzw. /ɔ/).
Unter Linux erreicht man das Ogonek mit Compose, ;, Buchstabe.
Die Tilde (v. lat. titulus „Überschrift“) hat sich aus einer Abkürzung für die Lautfolge Vokal + n/m entwickelt: das n oder m wurde über den Vokal geschrieben. Diese Lautfolge wurde schließlich nasaliert gesprochen. So wurde die Tilde zum Symbol für Nasalierung, z.B. im Portug. Das span. eñe hat sich aus Doppel-n (geschrieben mit einem kleinen n über n) entwickelt. So bezeichnet es im Span. ein palatales n: annus > año „Jahr“ (aber: anus > ano „After“).
Die Tilde erreicht man normalerweise mit ~, Buchstabe.
Die prominentesten Exemplare für Schrägstrich sind Øø im Dän. und Norweg. zur Bezeichnung des Umlaut-o (entsprechend Öö im Schwed. und Isländ.) und Łł im Poln. zur Bezeichnung eines dem [w] ähnlichen Lautes (z.B. im Namen des ehem. Staatspräsidenten Lech Wałęsa).
Øø ist nicht zu verwechseln mit ⌀ (Zeichen für Durchschnitt und Durchmesser) und ∅ (Zeichen für leer, leere Menge).
Ein poln. Theologiestudent, der mir zeigte, wie man Wałęsa richtig schreibt, schrieb das ł mit Tilde: l̴.
Unter Linux erreicht man den Schrägstrich mit Compose, /, Buchstabe.
Ein kurzer Querstrich im d (Ðð, man achte auf die Gestalt des Kleinbuchstabens) bezeichnet im Isländ., Altengl. und Altnord. den stimmhaften dentalen Frikativ [ð] (wie in engl. this), im Kroat. (Đđ) dagegen ein palatales d, entsprechend serb. Ђђ.
Obwohl die Großbuchstaben des Isländ. und Kroat. gleich aussehen, gibt es dafür zwei verschiedene Unicode-Codepoints. Unter Linux erreicht man die nord. Buchstaben (eth) mit Compose, d, h (ð) bzw. Compose, D, H (Ð) (das entspricht der Transkription als dh bzw. DH); die kroat. (d with stroke) mit Compose, -, Buchstabe.
Auf der Schreibmaschine verwendete man für öffnende wie für schließende Anführungszeichen " (das zugleich Zeichen für Zoll und Bogensekunden ist) bzw. für einfache Anführungszeichen (das sind Anführungszeichen innerhalb eines in Anführungszeichen gesetzten Abschnittes) ' (das zugleich Apostroph und Zeichen für Bogenminuten ist).
In der Typographie wird in der Regel zwischen öffnenden und schließenden Anführungszeichen unterschieden. Im deutschsprachigen Raum ist die Form „...“ (99...66) bzw. ‚...‘ üblich, in den USA hingegen “...” (66...99) bzw. ‘...’. Nach dem öffnenden und vor dem schließenden Anführungszeichen steht kein Leerzeichen. Das einfache öffnende Anführungszeichen (‚) und der Beistrich (,) sind zwei verschiedene Zeichen, auch wenn sie in vielen Schriftarten identisch aussehen. Das amerikan. einfache schließende Anführungszeichen (9) ist zugleich das typographisch bevorzugte Zeichen für den Apostroph: ’.
In vielen Programmiersprachen werden " und/oder ' zur Kennzeichung von Zeichenliteralen bzw. Zeichenkettenliteralen (Strings) verwendet. Die Übernahme von Codeschnipsel aus Textverabeitungsprogrammen, die automatisch " und ' in typographische Anführungszeichen verwandeln, bereitet dann Probleme. (Noch schlimmer sind die Probleme bei Minuszeichen, die automatisch in Bindestriche umgewandelt wurden, weil hier die Veränderung nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.)
char c = 'A';
char msg[ ] = "Hello world!";
VAR key: Char;
IF key = 'Y' THEN
WriteLn('Hello world!');
msg1 = "Hello";
msg2 = 'world!';
tag = '<div class="blu">';
Unter Linux erreicht man das öffnende Anführungszeichen (99) mit Compose, ,, " (Beistrich, Anführungszeichen), das schließende (66) mit Compose, <, " (Kleiner, Anführungszeichen); das einfache öffnende (9) mit Compose, ,, ' (Beistrich, Apostroph), das einfache schließende (6) mit Compose, <, ' (Kleiner, Apostroph). Der typographisch korrekte Apostroph wird mit Compose, >, ' (Größer [d.i. ⇧ + <], Apostroph) erzielt.
In Frankreich und der Schweiz werden als Anführungszeichen die sog. Guillemets [gijˈmɛ] (frz. für „Anführungszeichen“, nach dem CNRTL viell. Demin. von Guillaume, dem Namen eines Druckers, der diese Form der Anführung erfunden hat) verwendet. Diese sehen wie nach außen gewendete Spitzklammern aus: « ... ». In Frankreich wird nach dem öffnenden und vor dem schließenden Anführungszeichen ein Leerzeichen gesetzt. Guillemets sind von Größer- und Kleinerzeichen (< >) zu unterscheiden.
Neben den typographischen Anführungszeichen können im Deutschen auch sog. Chevrons [ʃəˈvrõː] (frz. chevron „Winkel, Zacken, Spitzklammer“) verwendet werden. Dies sind umgedrehte, mit der Spitze nach innen gerichtete Guillemets: »...«. Auch bei Chevrons wird nach dem öffnenden und vor dem schließenden kein Leerzeichen gesetzt.
Unter Linux erreicht man den öffnenden Chevron (>>) mit Compose, >, >, den schließenden (<<) mit Compose, <, <; den einfachen öffnenden (>) mit Compose, ., >, den einfachen schließenden (<) mit Compose, ., <. In HTML kann man die Entities » (right angle quote) und « (left angle quote) verwenden.
Auf der Schreibmaschine gab es für den Bindestrich (Berlin-Schönefeld, x-Achse), den Trennstrich (Schreib-\maschine), den Ergänzungsstrich (Sonnenauf- und ‑untergang), den Gedankenstrich (Satzzeichen – für Einschübe –), den Intervall- oder Bis-Strich (8–9 Uhr), den Streckenstrich (Wien – Linz) und das mathematische Minuszeichen (5-2=3) nur ein Zeichen, das sog. Bindestrich-Minus (engl. hyphen-minus): - (U+002D). Typographisch richtig verwendet man:
Das Divis ist standardmäßig über keine Compose-Tastenkombination erreichbar und es gibt auch keine benannte HTML-Entität dafür, weshalb ich grundsätzlich das Bindestrich-Minus verwende. Dasselbe gilt für das typographisch korrekte Minuszeichen. Den Halbgeviertstrich erreicht man unter Linux mit Compose, -, -, . (Minus, Minus, Punkt).
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 26. Juli 2024