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Zeichen und Schrift
Schriftzeichen müssen zur Verarbeitung durch den Computer digital kodiert werden, d.h. jedem Schriftzeichen muß eine bestimmte Abfolge von Bits - vereinfacht gesagt eine bestimmte Zahl - zugeordnet werden. Es gibt verschiedene Zeichenkodierungen für Computer. Die wichtigsten in unserem Sprachraum sind:
(American Standard Code for Information Interchange, Amerikanischer Standardcode für Informationsaustausch). Sprich ['astsi]. Ein 7-Bit-Code, d.h. für jedes Zeichen werden 7 Bit verwendet, damit lassen sich 27 = 128 Zeichen darstellen. Das 8. Bit wurde ursprl. als Prüfbit verwendet. Der ASCII enthält nur den amerikanischen Zeichensatz, also keine deutschen Sonderzeichen wie Umlaute oder scharfes s.
(OEM = Original Equipment Manufacturer, Originalgerätehersteller) Als das 8. Bit des ASCII nicht mehr als Prüfbit verwendet wurde, war es frei, um damit weitere 128 Zeichen zu definieren (28 = 256). In diesen Zeichen sind vor allem Sonderzeichen verschiedener Sprachen, aber auch Zeichen, um im Textmodus Tabellen und Fenster darstellen zu können. Jedoch nahm jeder Hersteller eine andere Belegung vor, sodaß ein Text, der auf einem anderen Computersystem geschrieben wurde, anstelle der Umlaute meist andere Sonderzeichen anzeigt. Auch die OEM-Zeichensätze werden häufig als ASCII bezeichnet.
Im PC-Bereich hat sich die sog. IBM-Erweiterung durchgesetzt. IBM hat für verschiedene Sprachen unterschiedliche Belegungen der Sonderzeichen (sog. Codepages) definiert. Im deutschsprachigen Raum wird entweder die Codepage 437 (=US) oder 850 (=mehrsprachig) verwendet.
Sonderzeichen, die nicht auf der Tastatur sind, lassen sich unter DOS und Windows eingeben, indem man die Alt-Taste gedrückt hält und auf dem Ziffernblock den Zeichencode eingibt, z.B. Alt + 1 6 5 = Ñ.
(American National Standardization Institut, Amerikanisches Institut für Nationale Normierungen, entspricht etwa unserem DIN). Eine vom ANSI normierte ASCII-Erweiterung, die Microsoft für Windows verwendet. Die ersten 128 Zeichen sind mit ASCII identisch.
Zeichen, die nicht auf der Tastatur sind, kann man eingeben, indem man die Alt-Taste gedrückt hält und auf dem Ziffernblock den Zeichencode vierstellig (d.h. mit führender Null) eingibt, z.B. Alt + 0 1 6 5 = ¥.
Ein 2-Byte-Zeichensatz, d.h. für jedes Zeichen werden 16 Bit verwendet, damit lassen sich 216 = 65.536 Zeichen darstellen. In diesem Zeichensatz sind die Zeichen aller europäischen und nahöstlichen Sprachen (Griech., Hebr., Arab.), aber auch der wichtigsten südostasiatischen Sprachen (Japan., Chines., Korean.) eindeutig definiert.
Sprich ['ebsdik]. Ein 8-Bit-Zeichensatz, der auf Großrechenanlagen verwendet wird.
Es gibt prinzipiell zwei Arten, das Aussehen von Zeichen zu definieren:
Jedes Zeichen wird als Anordnung von Punkten in einem Raster definert. Vorteil: Da alle Ausgabegeräte (ausgenommen Plotter) die Zeichen als Punktraster darstellen, sehr rasche Ausgabe. Nachteil: Die Zeichen müssen für jede Auflösung extra defniert werden. Da sich beim Vergrößern der Zeichen ein häßlicher Treppeneffekt einstellt, müssen auch für jede Schriftgröße die Zeichen gesondert definiert werden. |
Die Umrißhülle (engl. Outline) der Zeichen ist durch eine Abfolge von Kurven und Geraden bzw. durch die Verbindungspunkte dieser Vektoren definiert. Vorteil: durch die mathematische Definition können die Zeichen praktisch ohne Qualitätsverlust für jede gewünschte Auflösung frei skaliert (d.h. vergrößert und verkleinert) werden. Die Zeichen müssen nur ein einziges Mal definiert werden. Nachteil: ein eigenes Programm, ein sog. Raster-Image-Prozessor (kurz RIP) muß für die Ausgabegeräte jedes Zeichen in einen Punktraster umrechnen, das benötigt Rechenzeit und bewirkt langsamere Ausgabe. |
Zwei Vektorformate haben sich durchgesetzt:
Bestandteil von PostScript, einer Seitenbeschreibungssprache, die im professionellen Druckbereich (Fotosatzbelichter u.ä.) verwendet wird. Type-1-Zeichen verwenden Beziér-Kurven. Beziér-Kurven bestehen aus Anfangs- und Endpunkt und zwei Kontrollpunkten, die Kurventangenten und damit die Auslenkung der Kurve aus der Geraden definieren. Vorteil: Beziér-Kurven sind sehr komplex, man benötigt nur wenige Stützpunkte zur Definition der Umrißhülle. Type-1-Schriftendateien sind daher kleiner als TrueType-Dateien. |
Von Microsoft und Apple entwickelt und verwendet. TrueType verwendet Quadratische B-Splines. Das sind Kurven, die aus Anfangs- und Endpunkt und einem Kontrollpunkt bestehen. Vorteil: B-Splines lassen sich einfacher und schneller berechnen als Beziér-Kurven, daher raschere Ausgabe. |
Microsoft hat für seine TrueType-Schriften das sog. PANOSE eingeführt, ein System zur Klassifizierung von Schriften nach ihren äußeren Merkmalen (Serifen, Dickte u.ä.), um auf einem System nicht vorhandene Schriften durch möglichst vergleichbare Schriften ersetzen zu können.
Typographie | ||
falsch | richtig | Ihr Browser |
Schriftgröße (auch Schriftgrad genannt) wird in Didot-Punkt (Maßzeichen p, 1 p = 0,3759 mm, 1 Cicero = 12 p) oder in Point Pica (Maßzeichen pt, 1 pt = 1/72 inch = 0,3528 mm, 1 Pica = 12 pt) angegeben.
Diese Größenangaben beziehen sich in der Regel auf die Kegelgröße (Höhe der Bleilettern), selten auf die Versalhöhe (Höhe eines Großbuchstabens) oder die Vertikalhöhe (vertikaler Abstand zwischen Unterkante einer Unterlänge und Oberkante eines Großbuchstabens):
Vertikalhöhe | Versalhöhe | vertikaler Pfeil: Kegelgröße horizontaler Pfeil: Dickte |
Ein Spatium (engl. space) ist ein Leerzeichen, d.h. der
Leerraum, der zwei Wörter trennt. Entspricht in vielen Schriften etwa
der Breite eines "i". Ein Geviert basiert auf der
Breite eines "M". Das Geviert wird gern als Erstzeileneinzug
verwendet. Zur Gliederung von Telefonnummern verwendet man meist
Viertelgevierte:
Telefon 0 12 34 / 5 67 89 - Gliederung mit Leerzeichen
Telefon 0 12 34 / 56 78 9 - Gliederung mit Viertelgevierten
Nicht alle Browser können Viertelgevierte korrekt darstellen. Beim Internet Explorer habe ich gesehen, daß er besonders breite Zwischenräume macht (= Hinweis auf unbekanntes Zeichen?).
Als Kerning (Unterschneidung) bezeichnet man das Hereinragen eines Buchstabens in den Raum eines anderen. Das Kerning muß für jedes Buchstabenpaar extra definiert werden, bewirkt bei großen Schriften ein ausgewogeneres, harmonisches Schriftbild.
mit Kerning | ohne Kerning |
Zeilenabstand ist der Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Schriftlinien (meist als Vielfaches der Vertikalhöhe oder Kegelgröße einer Schrift angegeben, z.B. 1,5-fach), Durchschuß ist der Abstand zwischen der Unterlänge der oberen Zeile und der Oberlänge der unteren Zeile:
Die magentafarbene Linie ist die Schrift- oder Grundlinie, der obere Pfeil
bezeichnet die x-Höhe oder Mittelhöhe, der untere den Zeilenabstand.
Der cyanfarbene Balken ist der Durchschuß, der grüne Balken die
Oberlänge, der gelbe die Unterlänge.
Als Einzug bezeichnet man den Abstand eines Absatzes zum übrigen Textkörper (links und/oder rechts). Häufig wird am Anfang eines neuen Absatzes die erste Zeile eingezogen (Erstzeileneinzug). |
Bei hängenden Einzügen sind die restlichen Zeilen gegenüber der ersten Zeile eingerückt, das wird vor allem bei Aufzählungen gemacht:
1. | abc |
def | |
2. | uvw |
xyz |
Von der Schreibmaschine sind wir die Anführungszeichen in der Form "xxx" gewohnt. Doch wird im Druck und vielen Textverarbeitungsprogrammen zwischen Anführung und Abführung unterschieden. Im deutschsprachigen Raum sind vor allem die Formen „xxx“ (Gänsefüßchen in der Form 99 66) und »xxx« (Guillemet, >> <<) üblich, im amerikanischen Raum hingegen “xxx” (66 99).
In der Typographie werden drei verschiedene horizontale Striche unterschieden:
Als Anmutung bezeichnet man das Erscheinungsbild des Textkörpers. Die Anmutung einer Schrift weckt im Zusammenspiel mit unseren von den Medien geprägten Sehgewohnheiten jeweils bestimmte Assoziationen. Diese vom Schriftbild geweckten Assoziationen sollen die Aussage des Textes unterstützen:
(Der Aussage eher widersprechen würde: , )
Windows unterscheidet vier Arten von Schriften:
Schrifttyp | Verwendung | Dateiendung | Darstellung in Dialogboxen |
---|---|---|---|
TrueType-Schriften | Bildschirmdarstellung und Ausdruck (WYSIWYG) | *.TTF | |
Bildschirmschriften | für die Bildschirmdarstellung gedachte und optimierte Raster-Fonts | *.FON | |
Plotterschriften | werden von Windows wie Bildschirmschriften behandelt, aber nur in einer Größe definiert | *.FON | |
Druckerschriften | stehen in Druckern hardwaremäßig oder über Zusatzmodule für Textverarbeitungsprogramme zur Verfügung | liegen nicht als Datei vor |
Bildschirm- und TrueType-Schriften werden über die Systemsteuerung verwaltet.
Zur Verwendung und Verwaltung von Adobe-Type-1-Schriften wird ein eigenes Programm, der Adobe Type Manager (ATM), benötigt. Diese Schriften bestehen aus Dateien mit den Endungen *.PFM (Printer Font Metric, kodierte Laufweiteninformation) und *.PFB (Zeichenbeschreibung). AFM-Dateien (unkodierte Laufweiteninformation) werden nur zur Installation verwendet. Anwendungsprogramme zeigen Type-1-Schriften als Druckerschriften (s.o.) an.
Schriftfamilien können hinsichtlich ihres Aussehens unterschiedlich klassifiziert werden. Die wesentliche Kriterien dabei sind:
die An- und Abstriche an den Buchstabenbegrenzungen:
Schriften mit Serifen | Schriften ohne Serifen |
variierende Strichstärke | gleichbleibende Strichstärke |
"Omb" in den Schriftarten: Amaze, Westminster, Fraktur, Jokerman,
Westwood LET
die Unterlänge beim g, die Form des a, die Größe des Auges bei a und e, die untere Rundung beim t, der Ansatz und die Form des Abstriches beim R, der Querstrich beim G, u.ä.:
Ober- und Unterlängen im Vergleich (die Buchstaben stehen alle auf der
gleichen Grundlinie): Times New Roman, Courier New, Arial, Century Gothic,
Rockwell, Book Antiqua, Bauhaus 93, Cataneo.
Feste Laufweite (alle Buchstaben nehmen die gleiche Breite ein) oder Proportionalschrift (die Buchstaben nehmen unterschiedliche Breite ein):
Proportionalschrift | Schrift mit fester Laufweite |
Die bekanntesten Schriften mit fester Laufweite sind die von IBM für ihre Schreibmaschinen entwickelten Courier und Letter Gothic.
Die Klassifizierung und Benennung von Schriften ist eine Wissenschaft, die noch dadurch verkompliziert wird, daß viele Schriften mit fast identischer Anmutung aus lizenzrechtlichen Gründen unter verschiedenen Namen umlaufen. Hier sollen lediglich einige Begriffe erklärt werden, die im Zusammenhang mit Schriften und ihrer Klassifizierung immer wieder auftauchen.
Autor: E-Mail-Kontakt)
Erstellungsdatum: 19. Sept. 1997
Letzte Aktualisierung: 10. Juni 2024