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Karten machen


Hin und wieder möchte ich eine meiner Webseiten mit einer kleinen Landkarte illustrieren. Aber woher nehmen? Kopieren oder selber machen? Ich will die Optionen an einem konkreten Beispiel exemplifizieren: ich möchte eine kleine Landkarte, die Nazareth und seine Umgebung zur Zeit Jesu zeigt. Einerseits soll die topographische Lage des Ortes an einem Berghang unweit der Jesreel-Ebene zu sehen sehen; andererseits soll die Karte eine Vorstellung davon geben, wie weit es zu den „Großbaustellen“ Sepphoris und Tiberias ist (wo Jesus vermutlich gearbeitet hat).

Online-Karten

Kopieren, aber was? Die vorhandenen Karten zeigen selten genau das und nur das, was man illustrieren möchte. Insbes. wenn es um Historisches geht, sind Autobahnen und Zugsverbindungen, die aktuelle Ausdehnung moderner Großstädte oder Ortschaften, die es erst seit der industriellen Revolution gibt oder die heute ganz anders heißen u.ä. nicht wünschenswert. Dazu kommt, dass es etliche historische Orte gar nicht mehr gibt. Daher sind OpenStreetMap (OSM) oder Google Maps hier meist von vorneherein keine Option.

Da ich die Lizenzbedingungen der Google-Karten nicht wirklich verstanden habe (und da ich zu dem Datenkraken ohnedies ein ambivalentes Verhältnis habe), werde ich mich hier mit Google nicht weiter beschäftigen. Für meine Zwecke kommt nur freies Kartenmaterial in Frage. (OSM steht unter Creative-Commons-Lizenz mit Namensnennung und Link auf die Lizenzbedingungen, vorzugsweise auf die OSM-Copyright-Seite.) Daher sind auch Bing Maps, HERE WeGo (vormals Nokia Maps) u.ä. für mich nicht brauchbar. Für den Interessierten seien aber hier die Links mitgeteilt:

Und um diverse Online-Karten vergleichen zu können:

Ein Problem eigener Art ist die Tatsache, dass bei OSM die Beschriftungen in der jeweiligen Landessprache gehalten sind (oder dem, was die Bearbeiter dafür halten). Noch schlimmer ist, dass Beschriftungen erst in bestimmten (nicht vorhersagbaren) Zoomstufen erscheinen – oder wieder verschwinden. Hier ein Beispiel:

OSM Standard OpenTopoMap (Geländekarte) OSM Radfahrerkarte

© OpenStreetMap-Mitwirkende

Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC BY-SA)

© OpenStreetMap-Mitwirkende, Tiles courtesy of Andy Allan (bei opencyclemap.org: Maps © Thunderforest, Data © OpenStreetMap contributors)
Wer versteht auf Anhieb, was hier zu sehen ist? Das antike Sepphoris ist heute eine archäologische Stätte, die erst bei viel größeren Zoomstufen sichtbar wird. Die Jesreel-Ebene ist scheinbar in keiner Zoomstufe beschriftet. Aber vor allem: wieso ist Nazareth auf Arabisch beschriftet? Die topographische Karte deutet Geländeerhebungen durch Schummerung an. Allerdings ist in dieser Zoomstufe nicht nur die Beschriftung des Sees Genezareth, sondern auch die von Tiberias und von Nazareth verschwunden. Dafür ist jetzt die von Nof ha-Galil (ehemals Nazareth-Illit) zu sehen. Die Rache der Enterbten? Der See ist immer noch namenlos. Aber wenigstens sind die Beschriftungen auch für Nicht-Orientalisten lesbar. Die roten Kringel sind offenbar Radwege oder -routen.

Dass Orts- und Straßennamen in Israel auf Hebräisch beschriftet sind, ist für israelische Benutzer von OSM sinnvoll, aber für das Herstellen von Karten für die eigene Webseite nutzlos. (Und auch für den Reisenden, der vielleicht schon mal seine nächste Urlaubsdestination auf der Landkarte erkunden will, ist das in dieser Form meist hinderlich.) Wer es trotzdem probieren will, hier sind ein paar Links:

Dazu kommt das Problem des Urheberrechts. Wer ist der Rechteinhaber, und unter welchen Bedingungen darf ich was machen? Bei OSM ist das klar geregelt. Bei den OSM-basierten Diensten wie Skobbler, Stamen oder Thunderforest bin ich nicht so sicher.

Just for the records, weil ich das selber noch nie gebraucht habe: wie blendet man einen Kartenausschnitt in einem IFrame ein?


Größere Karte anzeigen

Die HTML-Validierung wird den Code vermutlich beanstanden, weil die im IFrame verwendeten Attribute zum Großteil obsolet sind. Einen bösen Streich spielt einem hier das Seitencaching des Firefox. Auch wenn man die Quelle des IFrame ändert (andere Geokoordinaten), wird immer die „alte“ Quelle geladen. Ich behelfe mir hier mit vorübergehendem Umbenennen der HTML-Datei.

Gedruckte Karten

Zwar gibt es inzwischen alte Atlanten, deren Kartenmaterial (vermutlich) gemeinfrei ist. Aber auch sie enthalten selten genau das, was man zeigen möchte, in der richtigen Auflösung. Ja, man kann verkleinern, aber dann kann man die Beschriftungen nicht mehr lesen. Und oft ist das Kartenmaterial in einer anderen Sprache, womit wir wieder beim Problem der Beschriftungen sind.

In den ersten Jahren habe ich mich bei der Perry-Castañeda Library Map Collection bedient. Hier gibt es auch eine Seite mit historischen Karten und historischen Atlanten. (Das Kartenmaterial ist, so nicht ausdrücklich anders angegeben, gemeinfrei, Namensnennung in der Form „(Courtesy of the) University of Texas Libraries“ ist erwünscht, s. FAQ: Are the maps copyrighted? und Usage Statement.)


Urheber: Shepherd, William R.: Historical Atlas.– New York, Henry Holt & Co., 1926. S. 6-7: Reference Map of Ancient Palestine.– Quelle: Perry-Castañeda Library Map Collection (University of Texas Libraries).– Lizenz: gemeinfrei.– Bearbeitung: Bildausschnitt.

Bearbeitung: automat. Weißabgleich, drei Labels eingefärbt.
Das sieht eigentlich ganz gut aus. Die Schummerung könnte noch etwas deutlicher sein. Aber Nazareth, Sepphoris, Tiberias, selbst die Jesreel-Ebene, alles da. Einziger Wermutstropfen: alles Englisch; aber damit lässt sich leben. Mit ein bisschen Bildbearbeitung lässt sich die Karte noch etwas optimieren. Hier sind Beschriftungen eingefärbt. Gelegentlich füge ich noch Beschriftungen hinzu. Ein Maßstab wäre auch hilfreich. Der auf der Karte ist allerdings in Meilen.

Historische Karten:

Old Maps Online ist ein großartiges Tool. Aber die Benutzungsrechte für die Karten sind völlig unklar. Denn Old Maps Online ist nur die Plattform. Die Karten kommen von irgendwelchen Bibliotheken, z.B. der Karls-Universität Prag. Und ich finde nicht heraus, wie diese die Benutzungsrechte sieht. Theoretisch sollten die Karten aus dem Atlas von Blasius Kozenn längst gemeinfrei sein. Doch in die Karten ist ein regelrechtes Muster von Copyright-Hinweisen auf die Kartensammlung von PřF UK (d.i. vermutlich Přírodovědecká Fakulta Univerzita Karlova, „Naturwissenschaftliche Fakultät Karls-Universität“) eingeblendet. Wie soll ich der UK das Gegenteil beweisen? Was weiß ich vom tschechischen Urheberrecht? Copyright kills science.

Selbst erstellen

Selber machen? Zwar ist das geophysikalische Datenmaterial frei und kostenlos verfügbar. Aber selber eine Karte zu rendern ist richtig viel Arbeit. Vor allem muss man sich dazu erst eine gewisse Infrastruktur an Hilfsprogrammen schaffen. Das zahlt sich aus für jemanden, der täglich Karten produzieren muss. Aber für zwei kleine Kartenausschnitte im Jahr ist der Overhead einfach zu groß.

Wenn ich um das Selbermachen nicht umhin komme, nehme ich meist eine Geländekarte ohne Beschriftungen als Ausgangspunkt.

AWMC/À-la-carte Maps-for-Free

Quelle: † AWMC †.– Lizenz: CC BY-NC 3.0.– Bearbeitung: Bildausschnitt, Orte und Beschriftungen hinzugefügt. Die zugrunde liegende Karte ist nicht mehr online verfügbar.

Quelle: Maps-for-Free.– Lizenz: CC0.– Bearbeitung: Bildausschnitt, aufgehellt.
Maps-for-free sind ziemlich dunkel, die Helligkeit muss in der Regel erhöht werden (in GIMP mind. 60 - 70). Die Beschriftungen hinzuzufügen (vorzugsweise mit Dejavu Sans Semicondensed 10 Pt., Zeilenabstand -4) ist die einfachste Übung. Schwieriger ist es, die korrekte Position der antiken Orte zu finden, die ja oft nicht mit der der heutigen identisch ist. Und die Gegend war natürlich nicht so „leer“, wie es nach der Karte den Anschein hat.

Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 1. März 2024