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Götter im Mirabellgarten


Im Wintersemester 2010/11 veranstaltete die Pädagogische Hochschule Salzburg im Mirabellgarten eine Stadterkundung für Historiker/innen. Ein Teil davon widmete sich den Steinfiguren in Form einer „Götterrallye“. Ich weiß davon nur über meine Frau, die eine Lehrerkollegin hat, die an dieser Rallye teilgenommen hat.

Da meine Frau plante, mit ihren Schülern gelegentlich selbst so eine Begehung durchzuführen, habe ich mir die Skulpturen, an denen ich bisher meist achtlos vorübergegangen bin, genauer angesehen. Der künstlerische Wert einiger von ihnen erscheint mir ja eher durchwachsen.

Wenn man vom Süden, d.h. vom Makartplatz zwischen Landestheater und Hotel Bristol, durch den Mirabellgarten (genauer durch das Große Gartenparterre) geht, führt der Weg durch eine Steinbrüstung (die Äußere Balustrade) hindurch, an der links und rechts jeweils eine Kopie des Borghesischen Fechters steht und daran anschließend jeweils vier griechisch-römische männliche Gottheiten. Geht man daran vorbei, gelangt man nach 20 m zu einer spiegelbildlichen Brüstung (der Inneren Balustrade) mit weiteren acht, diesmal weiblichen, Gottheiten, von denen vier die Jahreszeiten symbolisieren sollen.

zum Schloss Mirabell
Innere
Balustrade
 
 
Vesta Venus Pomona Ceres Minerva Flora
Juno Bhorges.
Fechter
Bhorges.
Fechter
Diana




Äußere
Balustrade
Saturnus Bhorges.
Fechter
Bhorges.
Fechter
Apollon
 
 
Bacchus Jupiter Mars Herkules Vulkanus Merkurius
vom Makartplatz

Der Borghesische Fechter (in den meisten Sprachen „Borghesischer Gladiator“ genannt) ist die lebensgroße antike Marmorstatue eines Kriegers (ca. 100 v. Chr.), die nach ihrer Auffindung und Restaurierung Anfang des 17. Jh. fast 200 Jahre lang in der Villa Borghese in Rom stand, bevor sie an Napoleon verkauft wurde, weshalb sie sich heute im Louvre befindet (Abb. bei Wikipedia). Sie war seinerzeit viel bewundert und kopiert, Kopien oder Abgüsse (häufig mit ergänztem Schwert und Schild) stehen z.B.

Einige der Götterfiguren sind relativ leicht zu deuten, bei den übrigen (die ich selbst nicht erkannt hätte) halte ich mich an Wikipedia und Salzburg-Wiki.


Saturn(us)

Bacchus

Jupiter

Mars
 
Herkules

Vulkan(us)

Merkur(ius)

Apollo
lat.griech. Kennzeichen
SaturnusKronos Er hält eine kleines Kind kopfüber an den Beinen, um es zu verschlingen (vgl. das bekannte Gemälde von Goya)
Bacchus, Dionysus, LiberBakchos, Dionysos Er hält eine Weintraube in der linken Hand, auch sein Kopf scheint von Trauben umwunden. Die Rechte hält vielleicht einen Thyrsosstab. Er trägt ein (Leoparden-?)Fell.
IuppiterZeus Er trägt eine Krone auf dem Kopf. Die rechte Hand hielt vielleicht ein Blitzbündel. Sein rechter Fuß steht auf dem Flügel eines Adlers.
MarsAres Ein General in voller Rüstung: Helm mit Federbusch, Brustharnisch, mit Tierköpfen (Löwen?) verzierte Schnürstiefel, Feldherrenmantel. An der linken Hüfte hängt ein Schwert. Die linke Hand hält einen Schild. Der rechte Unterarm stützt sich auf eine Streitaxt.
 
HerculesHerakles Er hat sich das Fell des Nemeischen Löwen über den Rücken geschwungen (eine Pranke liegt auf der linken Schulter, der Kopf bedeckt sein Gemächt). Sein rechter Unterarm stützt sich auf eine große Keule.
VulcanusHephaistos Er hält in der Linken einen Helm. Der rechte Arm ruht auf einem Amboss.
MercuriusHermes Er trägt einen geflügelten Helm. Die Rechte hielt vielleicht einen Heroldsstab (lat. caduceus).
ApolloApollon In der ausgestreckten Rechten hielt er wahrscheinlich einen Bogen, denn am Rücken hat einen Köcher mit Pfeilen. An seinem linken Bein rankt sich ein Lorbeer empor.

Diana

Flora

Minerva

Ceres
 
Pomona

Venus

Vesta

Juno
lat.griech. Kennzeichen
DianaArtemis Sie hat auf dem Kopf eine Mondsichel (sie ist auch Mondgöttin) und trägt an den Füßen Kothurne (Jagdstiefel). Die Rechte hielt vermutlich einen Bogen. Neben ihr steht ein (Jagd-)Hund.
Flora- Sie trägt Blumen im Haar und hält Blumen in ihrem Schoß. Neben und unter ihren Füßen sind weitere Blumen. Sie verkörpert den Frühling.
MinervaAthene Sie trägt Brustharnisch, Ägis und Helm, sowie hochgeschnürte Sandalen. Die Rechte hielt vermutlich eine Lanze. Mit der Linken stützt sie sich auf ihren Schild?, an dem das Medusenhaupt zu sehen ist.
CeresDemeter Sie hält eine Getreidegarbe im linken Arm, eine weitere Garbe befindet sich zu ihren Füßen. Sie verkörpert hier wohl den Sommer.
 
Pomona- In der Rechten hält sie eine Weintraube, in der Linken einen Korb mit Früchten. Zu ihren Füßen befindet sich ein Weinstock. Sie verkörpert den Herbst.
VenusAphrodite Sie ist nackt und hält den Erosknaben an der Hand.
VestaHestia Sie hüllt sich in ein großes Fell? Neben ihr steht ein Topf mit loderndem Feuer. Sie verkörpert den Winter.
IunoHera Sie hält eine Traube in der Linken. Zu ihren Füßen ist ein Pfau.

Die Statuen wurden nach den beiden Wikis 1689 geschaffen, u.a. von Bartholomäus von Opstal (Herkules, Merkur), Johannes Frölich (Apoll), Gregor Götzinger (Athene), Ottavio Mosto (Flora).

Geht man weiter Richtung Schloss Mirabell, gelangt man in ein Geviert mit einem oktogonalen Springbrunnen in der Mitte (von Wikipedia die Große Fontäne genannt) und an den Ecken jeweils einem Figurenpaar, bei der eine Figur getragen wird (die sog. Raptusgruppen), geschaffen von Ottavio Mosto um 1690. Diese sollen die vier Elemente symbolisieren.

Hades raubt
Persephone
Paris ent-
führt Helena
 
Spring-
brunnen
 
Herakles ringt
mit Antaios
Äneas trägt
Anchises

Hades und Persephone

Paris und Helena

Herakles und Antaios

Äneas und Anchises
lat.griech. Kennzeichen Sockel Element
Pluto, ProsérpinaHades, Perséphone Der Herrscher des Totenreichs (erkennbar an seiner Krone) raubt Persephone, die Tochter der Demeter, und verschleppt sie in die Unterwelt. Pflanzen, Blumen Erde
Páris, Helena Der trojanische Prinz (gekennzeichnet durch einen Federhut) entführt die für ihre Schönheit berühmte Gattin des Spartanerkönigs Menelaos nach Troja, wobei es über den Grad ihrer Bereitwilligkeit, sich entführen zu lassen, unterschiedliche Überlieferungen gibt. Hier scheint ihr Gesicht zu sagen: „Huch! Mein BH ist verrutscht.“ Anker, Muscheln Wasser
Hercules, AntaeusHerakles, Antaios Herakles kämpft gegen den Riesen Antaios, der seine Kraft aus dem Kontakt mit der Erde (seiner Mutter Gaia) bezieht. Daher hebt Herakles ihn in die Höhe; so verliert Antaios seine Kraft, und Herakles kann ihn erwürgen. Schlange, Frosch, Eidechse, Schildkröte Luft
Aeneas, AnchisesAineias Der spätere Stammvater der Römer trägt seinen greisen Vater Anchises aus dem brennenden Troja. An seiner Seite sein Sohn Ascanius oder Julus. Säulentrümmer, Feuer Feuer

Am Ende des Weges gelangt man zum Pegasusbrunnen mit der 1661 hergestellten Bronzeskulptur des geflügelten Rosses.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 16. Mai 2016