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Pinyin
Pinyin (chines. 拼音 pīnyīn [pʰin in] „Lautschrift, Transkription“) ist ein System zur phonetischen Transkription des Chines. ins lat. Alphabet (auch als Romanisierung bezeichnet). Pinyin ist in der Volksrepublik China (Festlandchina) seit 1956/58, in der Republik China (Taiwan) seit 2009 die offizielle Transkriptionsmethode. Seit 1982 ist es ein ISO-Standard. Neben der Transkription von Namen (z.B. auf Wegweisern) dient es zum Erlernen der chines. Sprache und als Eingabemethode am Computer.
Meine Quellen:
b | [b̥] | stimmloses b |
p | [pʰ] | stark behauchtes p |
d | [d̥] | stimmloses d |
t | [tʰ] | stark behauchtes t |
g | [ɡ̊] | stimmloses g |
k | [kʰ] | stark behauchtes k |
m | [m] | |
n | [n] | |
f | [f] | |
l | [l] | |
r | [ɻ], [ʐ] | wie amerikan. r in read; nach anderen Quellen stimmhaftes sch wie in franz. jour, aber retroflex |
h | [x], [χ] | wie dt. ach-Laut |
s | [s] | stimmloses s |
z | [ts], [d̥z̥] | d + stimmhaftes s wie in engl. clouds |
c | [tsʰ] | stark behauchtes ts |
sh | [ʂ] | stimmloses sch, aber retroflex |
zh | [ʈʂ], [ɖ̥ʐ̥] | ähnlich wie dt. Dschungel, aber retroflex |
ch | [ʈʂʰ] | stark behauchtes retroflexes tsch |
x | [ɕ] | ungefähr wie stimmloses s und [ç] (ich-Laut) gleichzeitig (nach meinem Höreindruck vor i von [ç] nicht zu unterscheiden) |
j | [tɕ], [d̥ʑ̥] | ähnlich wie dt. Mädchen; nach meinem Höreindruck ist die sibilant. Komponente oft nur schwach ausgeprägt und es klingt mehr wie [dj] |
q | [tɕʰ] | ähnlich wie dt. Hütchen, aber stark behaucht |
y | [j] | |
w | [w] | wie in engl. water |
[ɕ] Zwischending aus stimmlosem s [s] und stimmlosem sch [ʃ]
[ʑ] Zwischending aus dem stimmhaften s [z] und dem stimmhaften sch [ʒ]
Retroflexe Aussprache bedeutet mit zurückgebogener Zungenspitze (wie beim engl. r). Nach den Pinyin-Schreibregeln muss jede Silbe mit einem Konsonanten beginnen. Daher wird anlautendem i, u oder ü einer der Konsonanten y oder w vorgesetzt, statt ü wird dabei u geschrieben: /i/ yi, /u/ wu, /ü/ yu [ɥ].
a | [ɑ] | leicht offenes a wie in Wasser |
o | [ɔ] | offenes o wie in dt. Loch |
[u̯ɔ] | nach b, p, m, f: wie uo | |
e | [ɤ], [ə] | wie dt. o, aber ohne Lippenrundung; oft auch wie Schwa (d.h. wie dt. e in singen) |
i | [i] | wie dt. i, außer nach zh, ch, sh, r, z, c, s |
[ɯ] | nach z, c, s: ähnlich wie dt. u, aber ohne Lippenrundung ([u]:[ɯ] = [o]:[ɤ]) | |
[ɻ] | nach zh, ch, sh, r: wie amerikan. r | |
u | [u] | wie dt. u |
[y] | nach j, q, x: wie dt. ü | |
ü | [y] | wie dt. ü |
er | [əɻ] | wie amerikan. hurt |
E wird in Diphthongen als offenes e [ɛ] wie in dt. echt gesprochen. Die folgenden Di-/Triphthonge werden so ausgesprochen, wie man es als Deutschsprecher erwarten würde:
ai | [aɪ̯] | wie dt. Mai |
ao | [ɑo̯] | wie dt. Chaos |
ou | [ɔʊ̯] | wie engl. row |
ei | [ɛɪ̯] | wie engl. way |
ia | [i̯a] | wie dt. Diana |
iao | [i̯ɑo̯] | |
ie | [i̯ɛ] | |
ua | [u̯ɑ] | wie dt. Tuareg |
uai | [u̯aɪ̯] | |
uo | [u̯ɔ] |
Merke folgende Abweichungen:
iu | [i̯oʊ̯] | wie you |
ui | [u̯eɪ̯] | wie wei |
Silben lauten entweder auf einen Vokal, auf -n oder auf ng [ŋ] (wie in dt. eng) aus. In letzterem Fall wird in einigen Fällen der Vokal anders ausgesprochen, als es die Schreibung vermuten lässt:
ian, yan | [i̯ɛn] | wie dt. Ambiente |
uan, yuan | [y̆ɛn] | nach j, q, x (ansonsten [u̯an]) |
un | [u̯ən] | außer nach j, q, x |
un, yun | [yn] | nach j, q, x, wie dt. Günther |
ong | [ʊŋ] | wie dt. Hunger |
iong, yong | [i̯ʊŋ] | wie dt. jung |
eng | [ʌŋ] | offenes o, aber ohne Lippenrundung, wie in engl. cut |
weng | [u̯ʌŋ] | detto |
Viele ansonsten gleichlautende Wörter werden durch die Tonhöhe unterschieden. Es gibt vier Töne, die durch diakrit. Zeichen bezeichnet werden. Dem chines. Sprachwissenschaftler Zhao Yuanren wird die Erfindung der Bezeichnung der Tonhöhen durch Ziffern zugeschrieben: 1 = tiefste Lage, 5 = höchste Lage.
Makron | ā | erster Ton | gleichbleibend hoher Ton | 5-5 |
Akut | á | zweiter Ton | von mittlerer Tonlage aus ansteigend | 3-5 |
Hatschek | ǎ | dritter Ton | zunächst leicht absinkend, dann bis in mittlere Tonlage ansteigend | 2-1-4 |
Gravis | à | vierter Ton | aus hoher Tonlage stark fallend | 5-1 |
meist unbezeichnet | a | neutraler od. fünfter Ton | kurz, gleichbleibend tief | 1-1 |
Durch das rasche Sprechen kommt es zu sog. Tonsandhis, d.h. zu einer Abschleifung des Tones bzw. zur Angleichung an den Ton der nachfolgenden Silbe.
So wird der dritte Ton, wenn eine weitere Silbe im dritten Ton folgt, als zweiter Ton gesprochen (nicht geschrieben!): nǐ hǎo > ní hǎo („du gut“ =) „hallo, guten Tag“. Folgt auf den dritten Ton eine Silbe in einem anderen Ton, wird ein halb-dritter Ton (Ton steigt nach dem Absinken nicht an, 2-1) gesprochen. Dieser ist für den Nichtmuttersprachler nur schwer vom neutralen Ton 1-1 zu unterscheiden.
Bei zwei aufeinanderfolgenden Silben im vierten Ton wird bei der ersten der Ton etwa nur bis zu Mitte gesenkt (5-3).
Die Wörter 一 yī „eins“ und 不 bù „nicht“: bù hat normalerweise den vierten Ton: bù hǎo „nicht gut“; folgt eine Silbe im vierten Ton, wird es im zweiten Ton gesprochen: bú shì „nicht sein“ („bin nicht, ist nicht“ etc.). yī hat alleinstehend den ersten Ton; folgt eine Silbe im vierten Ton, hat es den zweiten Ton: yí gè dìdi „ein jüngerer Bruder“; ansonsten hat es den vierten Ton: yì kǔo rén „ein Familienmitglied“.
Nicht verschwiegen werden soll, dass auch die Unterscheidung von vier Tönen nicht verhindern kann, dass es im Hochchines. eine große Zahl von Homophonen gibt. Der bereits erwähnte Zhao Yuanren hat zur Demonstration ein Gedicht geschrieben (Löwen-essender Dichter in der Steinhöhle), das nur aus der Silbe shi besteht, und das, gesprochen, für den Chinesen völlig unverständlich ist. Erst geschrieben ergibt es einen Sinn.
Pinyin hat in der Zwischenzeit ältere Methoden zunehmend verdrängt. Als da wären:
Einzelne Wissenschaftler haben manchmal für ein wissenschaftliches Projekt eine eigene Transkription erfunden. So z.B. der brit. Sinologe James Legge für seine Übersetzungen der Sacred Books of China (1879-1891) (Wikipedia-Art. Legge romanization) oder der Münsterer Sinologie Ulrich Unger (Wikipedia-Art. Unger-System).
Daneben gibt es Transkriptionen in andere Alphabete:
Jedes Schriftzeichen entspricht ursprl. genau einem Wort. Das funktioniert natürlich nur in einer isolierenden Sprache, in der es keine Prä-/Suffixe und keine Deklinations- resp. Konjugationsformen gibt: für "ich, mir, mich, mein“ hat das Chines. genau ein Wort.
Jedes Zeichen verschriftet die Bedeutung eines Wortes, nicht seine Lautgestalt: das Zeichen 媽 bedeutet Mutter, unabhängig davon, wie es ausgesprochen wird. Daher können ein Nord- und ein Südchinese die gleiche Zeitung lesen. Wenn sie einer dem anderen vorliest, wird der Hörer allerdings nichts verstehen.
1956 hat die Volksrepublik China damit begonnen, einige hundert Schriftzeichen bzw. Bestandteile von Zeichen zu vereinfachen. Man spricht von Kurzzeichen oder simplified Chinese. Taiwan, Hongkong und Macao verwenden weiter die traditionellen Zeichenformen, Langzeichen oder traditional Chinese genannt.
trad. | simpl. | Pinyin | Bedeutung |
---|---|---|---|
人 | rén | „Mann, Mensch“ (als Bestandteil von Zeichen 亻) | |
大 | dà | (Mensch mit weit ausgestreckten Armen =) „groß“ | |
小 | xiǎo | (Mensch mit hängenden Armen =) „klein, jung“ | |
太 | tài | (Verstärkung von groß =) „größter, äußerst, (zu) sehr“ | |
犬 | quǎn | „Hund; ergeben, loyal“ (als Bestandteil von Zeichen 犭) | |
夫 | fū | „Mann, Ehemann“ | |
夭 | yǎo | (laufender Mensch? =) „jung, frisch, zart“ | |
天 | tiān | (Mensch + der Himmel über ihm =) „Himmel; Gott“ | |
文 | wén | (Mann mit breiter, tätowierter Brust =) „Schrift, Literatur, Text, Sprache, Kultur“ | |
又 | yòu | (Hand =) „wieder“ | |
女 | nǚ | „Frau, weiblich“ (Zeichen stellte ursprl. Frau mit Brüsten dar) | |
子 | zǐ | (Baby mit großem Kopf und ausgebreiteten Armen =) „Kind, Sohn, Tochter; Frucht, Same“ | |
好 | hǎo | (Frau + Kind =) „gut, schön, mögen“ | |
日 | rì | „Sonne, Tag“, Abk. f. 日本 Rìběn „wo die Sonne ihren Ursprung hat = Japan“ | |
旦 | dàn | (Sonne über Horizont =) „Morgendämmerung, Morgen, Tag“ | |
月 | yuè | (Mondsichel =) „Mond, Monat“ | |
明 | míng | (Sonne + Mond =) „hell, klar, klug“ | |
曰 | yuē | (Lippen? =) „sagen“ (breiter als 日) | |
白 | bái | (Eichel =) „weiß, hell, klar“ | |
百 | bǎi | (1 + Eichel als phonet. Kompl. =) „(ein)hundert“ | |
目 | mù | „Auge; betrachten, sehen“ | |
見 | 见 | jiàn | (Auge + Beine =) „sehen, beobachten, wahrnehmen“ |
兒 | 儿 | ér | (Kopf mit noch nicht geschlossenen Fontanellen =) „Kind, Sohn“ |
貝 | 贝 | bèi | „Muschel, Kaurischnecke, Geld“ |
自 | zì | (Nase =) „selbst, persönlich“ | |
中 | zhōng | „Mitte; inmitten, während; chinesisch“ (Reich der Mitte) | |
木 | mù, shù | „Baum, Holz“ (als Bestandteil von Zeichen Kompl. für „Pflanze“) | |
本 | běn | „Wurzel, Ursprung, Quelle“ | |
末 | mò | (Wipfel, Spitze, i.Ggs. zu 本 =) „Ende, letzter“ | |
未 | wèi | (dass. wie 末, aber verkürzter oberer Strich = noch unreif) „noch nicht“ | |
米 | mǐ | (Baum + Körner? =) „Reis“ | |
釆 | biàn | (Pfotenabdruck eines Tigers? =) „unterscheiden“ | |
休 | xiū | (Mensch bei/unter Baum =) „ausruhen; aufhören“ | |
門 | 门 | mén | (zwei Türflügel =) „Tor, Eingang, Öffnung“ |
閒 | xián | (Tor im Mondschein =) „friedlich, ruhig“ | |
間 | 间 | jiān | (Sonne? zwischen Torflügeln =) „Raum; zwischen, unter“ |
不 | bù | (Blütenkelch?) „nicht“ | |
東 | 东 | dōng | (Sonne hinter Baum? an beiden Enden zugebundener Beutel? =) „Osten, östlich, ostwärts“ |
西 | xī | (Vogel, der sich auf sein Nest setzt = Abend = Sonnenuntergang =) „Westen, westlich, westwärts“ | |
工 | gōng | (Werkzeug =) „Arbeit, Arbeiter“ | |
弓 | gōng | „Bogen, gebogen“ | |
夷 | yí | (groß + Bogen =) „Barbar“ | |
馬 | 马 | mǎ | „Pferd“ (mit zurückgebogenem Kopf und wehender Mähne) |
媽 | 妈 | mā | (Frau + Pferd als phonet. Kompl. =) „Mutter“ |
口 | kǒu | (offener Mund =) „Mund, Öffnung“ | |
嗎 | 吗 | ma | (Mund + Pferd als phonet. Kompl. =) Fragepartikel am Satzende |
山 | shān | (drei Bergspitzen =) „Berg, Gebirge“ | |
鳥 | 乌 | niǎo | „Vogel“ |
島 | 岛 | dǎo | (Vogel fliegt über Berg =) „Insel“ |
田 | tián | „Feld“ | |
果 | guǒ | (Feld + Baum =) „Frucht; Ergebnis“ | |
由 | yóu | (Feld + ? =) „Grund, Ursache; durch, wegen“ | |
柚 | yóu | (Baum + Grund als phonet. Kompl. =) „Pampelmuse, Grapefruit“ |
Wenn man nach einem Zeichen sucht, kann man zunächst das Mouse Input Tool (benötigt Java) ausprobieren, das allerdings nicht immer sehr treffsicher ist (es ist auch im MDBG Chinese-English Dictionary eingebettet, bringt bei mir aber immer den Browser zum Absturz).
Als nächstes kann man es über die Radikalliste des Wiktionary versuchen. Allerdings ist für den Unkundigen nicht immer ganz klar, wie die Anzahl der Striche gezählt wird und welcher Bestandteil eines Zeichens der Radikal ist.
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 10. Sep. 2024