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Enuma eliš
Diese Seite habe ich ursprünglich für den Religionsunterricht
meiner Tochter gemacht. Es ging darum, den
Schöpfungsbericht
der Genesis mit anderen antiken Weltentstehungserzählungen (u.a. auch
Ov.met.) zu vergleichen. Darum ist auch nicht das ganze Epos wiedergegeben,
sondern nur jene Teile, die von der Erschaffung des Kosmos und des Menschen
erzählen.
Über 13 Jahre später habe ich die Seite komplett überarbeitet. Ich habe sowohl
Kings englische Übersetzung als auch die anyonyme deutsche Übersetzung wieder
entfernt und durch meine eigene Wiedergabe ersetzt. Inzwischen ist ja auch
Lamberts Übersetzung im Netz verfügbar. Es gibt also genug Möglichkeiten, zu
überprüfen, was meine Hervorbringung taugt.
Das babylonische Epos Enuma eliš (dt. „als droben“) ist in der vorliegenden Fassung etwa im 12. Jh. auf sieben Keilschrifttafeln geschrieben worden und diente wohl zur Verlesung im Rahmen des babylonischen Neujahrsfestes. Es schöpft aber aus älteren babylonischen und sumerischen Quellen.
Der akkadische (babylonisch-assyrische) Text basiert im wesentlichen auf:
Passagen, die King noch nicht kannte, habe ich ergänzt nach:
Vokabelangaben habe ich – neben den bereits erwähnten First steps in Assyrian von L. W. King und Enūma eliš. Il mito babilonese… von A. Elli – entnommen:
An Übersetzungen benutzt oder eingesehen habe ich überdies:
Weiters benutzt habe ich:
Meine Kenntnisse der akkadischen Grammatik sind äußerst lückenhaft. Mit
Fehlern und Mißverständnissen in meiner Textversion ist daher zu rechnen.
Da mir nur Onlinequellen zur Verfügung standen, habe ich das Urheberrecht
zu spüren bekommen: die meisten Quellen sind Bücher, die gut 100 Jahre oder
älter sind. Inzwischen wurden weitere Versionen des Enuma eliš gefunden, mit
denen die Lücken im Text weitgehend geschlossen wurden. Die entsprechenden
Veröffentlichungen standen zum Zeitpunkt der ersten Erstellung dieser Seite
aber im Netz nicht zur Verfügung.
Bei einer neuerlichen Recherche gut 13 Jahre später bin ich auf die Editionen
von Philippe Talon und Alberto Elli gestoßen. Ob die allerdings legal im Netz
stehen, ist fraglich. W. G. Lamberts englische Übersetzung dagegen ist jetzt
unter Creative-Commons-Lizenz verfügbar.
Mein akkadischer Text basiert im Wesentlichen auf der gemeinfreien Ausgabe
von King, ergänzt (und an ein paar Steller verbessert) durch die Ausgabe von
Talon. Ich habe weder Konsonantenverdoppelungen noch Kasusendungen an das von
der Normgrammatik Geforderte angepasst.
In den Vokabelangaben sind Langvokale nach dem Vorgang Delitzschs mit Circonflexe
(â, ê usw.) geschrieben. Manche Wörter sind nach Delitzsch mit i geschrieben,
wo das CAD e hat (z.B. pitû, piḫû, epiru).
Das Epos beginnt mit der Entstehung der Götter.
aus: L. W. King, First steps in Assyrian, S. 122
e-nu-ma e-liš enūma eliš als oben |
la na-bu-ú šá-ma-mu lā nabū šamāmū nicht genannt-wurde Himmel |
šap-liš am-ma-tum šapliš ammatum unten Erde |
šu-ma la zak-rat šuma lā zakrat Name (Akk.) nicht gesagt-wurde |
1 | enuma eliš la nabu šamamu | enuma wenn, als (v. inu Zeit) eliš oben la nicht nabû rufen, nennen, verkünden (hier Perm.) šamû od. šamâmu Himmel |
Als droben der Himmel (noch) nicht genannt wurde, | Was keinen Namen hat, existiert
nicht (vgl. V.10). Wie in Gen 1,1 stehen Himmel und Erde wohl für das Universum. |
2 | šapliš ammatum šuma la zakrat |
šapliš unten ammatu Erde šumu Name zakâru sagen, nennen (hier Perm.) |
unten die Erde nicht mit Namen genannt wurde – | |
3 | Apsuma reštu zarušun |
apsû Tiefe, Meer, hier als Gottheit -ma und, und dann, auch Kopula rêštû (rʾš) oberster, erster, ältester zarû (zrʾ) säen, (er)zeugen (hier Pt.: Erzeuger, Stammvater) -šun(u) ihr (engl. their) |
Apsu, der erste, ihr (scil. der Götter) Erzeuger, | Apsu, sumer. Abzu: der unterirdische Süßwasserstrom |
4 | mummu Tiamat muallidat gimrišun |
mummu Handwerker, Schöpfer tiâmtu Meer, als Gottheit: Tiamat alâdu (wld) gebären, zeugen, hervorbringen (hier Pt. D-St.) gimru Gesamtheit, alle |
(und) Schöpferin Tiamat, die sie alle (scil. die Götter) gebar, | Tiamat: Salzmeer, Ozean. Mummu: hier Beiname der Tiamat, sonst als Name von Apsus Boten. (Kings Übersetzung „chaos“ beruht wohl auf der Gleichsetzung mit hebr. מְהוּמָה „Getümmel, Verwirrung“ bzw. Delitzschs Übersetzung „Lärm“.) |
5 | mešunu išteniš iḫiquma |
mû (Pl. mê) Wasser ištêniš zusammen, gemeinsam ḫâqu (ḫjq, Prt. iḫîq) (sich) vermischen |
hatten ihre Wasser zusammengemischt – | Die Vermischung von Süß- und Salzwasser als ungeordneter Urzustand gedacht? (Vgl. Gen 1,2: Finsternis war über der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.) Oder eine poetische Umschreibung des hieros gamos? |
6 | gipara la kiṣṣuru ṣuṣa la šeʾu |
gipâru Wiese, Weide kiṣṣuru (<kitṣuru, Gt-St. v. kaṣâru) sich verbinden, sich bilden ṣuṣû Schilf, Röhricht šêʾû suchen (Deimel: sehen, Elli: ausbreiten) |
(als) Wiesen sich (noch) nicht gebildet hatten, Röhricht nicht gefunden wurde, | Es gab noch kein trockenes Land, auf dem Pflanzen hätten wachsen können? |
7 | enuma ilani la šupu manama |
ilu (Pl. ilû, ilâni) Gott wapû (wpʾ) sichtbar sein, Š-St. sichtbar machen, hervorbringen (Deimel: aufgehen, entstehen) manâma, manma jemand, wer auch immer, neg. keiner, niemand |
als (noch) keine Götter erschienen (od. hervorgebracht) waren, | Die babylonischen Götter sind, anders als der Gott des AT, nicht von Ewigkeit her. Und sie können auch wieder sterben. |
8 | šuma la zukkuru šimatu la šimu |
šuma, zakâru s. V.2 šîmtu (Pl. šîmâtu) Geschick, Schicksal šâmu (šjm) (fest)setzen, stellen (hier Perm.) |
sie mit Namen nicht genannt wurden, Geschicke nicht bestimmt waren: | |
9 | ibbanuma ilani kiribšun |
banû bauen, schaffen, erzeugen (hier Prt. N-St.) kirbu od. (neuer) qerbu (st.c. kirib/qereb) Inneres, Mitte (hier adverbial) |
da wurden (die) Götter in ihrem (scil. der Wasser von Apsu und Tiamat) Inneren erzeugt. | King las noch ki-ri[b] š[a-ma-mi] „in the midst of [heaven]“. Wikisource hat qê-reb-šú-un „in ihrem (3.Pl.) Inneren“. Die Götter entstehen also im ungetrennten Urwasser. |
10 | Laḫmu Laḫamu uštapu šumi izzakru |
uštapu Prt. Št-St. v. wpʾ s. V.7 izzakru Prt. N-St. v. zakâru s. V.2 |
Lachmu (und) Lachamu wurden hervorgebracht, sie wurden mit Namen genannt. | Demel erklärt die beiden Gottheiten als männliches bzw. weibliches Weltentstehungsprinzip („principium masculinum bzw. femininum cosmogonicum“). |
11 | adi irbu išiḫu |
adi solange, während, bis; nach anderen offenbar: adû (Pl. adî) Zeit, Zeitalter râbû (Prt. irbû) groß sein/werden, wachsen šâḫu lang sein/werden |
Während sie wuchsen und groß wurden, | King übersetzt: „Ages increased, [...]“. |
12 | Anšar Kišar ibbanu elišunu atru |
banû s. V.9 eli auf, zu, gegen atâru (wtr) steigern, größer machen; Pass. überbieten, übertreffen (hier Perm.) |
wurden Anschar (und) Kischar gezeugt, sie übertrafen sie (scil. Lachmu und Lachamu). | An-schar < sumer. an „Himmel“. Ki-schar < sumer. ki „Erde“. |
13 | urriku ume uṣṣibu šanatu |
arâku lang sein, dauern (Elli: hier Prt. D-St. verlängern) ûmu Tag aṣâbu (wṣb) hinzufügen, vermehren šattu (Pl. šanâtu) Jahr |
Sie verlängerten die Tage, sie vermehrten die Jahre. | King übersetzt: „Long were the days“. Da Tage und Jahre ideograph. geschrieben sind, ist unklar ob Nom. oder Akk. zu lesen ist. |
14 | Anu apilšunu šanin abešu |
aplu (st.c. apil) Sohn, Erbe abu (Pl. abbû) Vater šâninu konkurrierend, gleich, ebenbürtig -šu sein (engl. his) |
Anu war ihr Sohn, ebenbürtig seinen Vätern. (od.: Ihr Sohn Anu war ebenbürtig seinen Vätern). | Anu: Gott des Himmels |
15 | Anšar Anum bukrašu (u)maššilma |
bukru erstgeborener Sohn mašâlu gleich sein, D-St. anpassen, gleichmachen |
Anschar machte seinen Sohn Anu (sich) gleich, | |
16 | u Anum tamšilašu ulid Nudimmud |
u und tamšîlu Abbild, Ähnlichkeit alâdu s. V.4 (hier Prt.) |
und Anu zeugte sein Ebenbild Nudimmud. | Nudimmud (Delitzsch erklärt den Namen aus dem Sumer. als „Schöpfer des Erschaffenen“): anderer Name für Ea (sumer. Enki) |
17 | Nudimmud ša abešu šaliṭsunu šuma |
ša Relativ- und Gen.-Partikel šalâṭu beherrschen (hier Pt.) -sunu = -šunu (wegen des vorausgehenden Dentals) šû er, dieser |
Nudimmud war der Beherrscher seiner Väter, | |
18 | palka uznu ḫasis emuqan pungul |
palkû weit, umfassend uznu Ohr; Weisheit, Verständnis ḫasîsu weise, schlau emûqu Kraft, Macht, Stärke (hier Dual) pungulu (pugg-, -kk-) stark, mächtig |
umfassend an Verständnis, weise, an Kräften stark, | |
19 | guššur madiš ana alid abišu Anšâr |
guššuru an Stärke überlegen mâdiš sehr (v. mâdu viel) ana zu, nach, um zu âlidu (wld) Erzeuger, Vater (Pt. v. alâdu s. V.4) |
an Stärke weit überlegen dem Erzeuger seines Vaters, Anschar. | |
20 | la iši šanina ina ilani atḫešu |
išû (Prt. îši) haben šâninu s. V.14 atḫû (v. aḫu) Bruder, Genosse |
Er hatte keinen (ihm) Ebenbürtigen unter seinen Göttergenossen. |
1-20:In einer Satzkonstruktion, die nicht sicher aufzulösen ist, wird gesagt,
dass zunächst weder Himmel und Erde noch irgendwelche Götter existieren,
außer Apsu und Tiamat, die das Urwasser repräsentieren. Sie bringen Lachmu und
Lachamu hervor; diese Anschar und Kischar; Anschar zeugt Anu; Anu zeugt
Nudimmud/Ea (und seine Geschwister oder Mitgötter, von denen V. 20f die Rede
ist?).
21-54: Die jungen Göttern stören mit ihrem Lärm Apsu und Tiamat in ihrer
Ruhe, daher beschließt Apsu, sie zu wieder zu vernichten.
55-70: Doch die Götter erfahren davon und der schlaueste der Götter, Ea,
schläfert Apsu ein und tötet ihn.
71-108: Ea errichtet „auf Apsu“ (der hier als Ort zu denken ist) seine
Wohnung. Hier, „im Inneren des Apsu“, wird sein Sohn Marduk geboren.
109-162: Tiamat erschafft elf Dämonen, um mit ihnen Ea zu bekämpfen. Sie
ernennt Qingu zu ihrem Heerführer.
1-78: Ea erfährt davon und bespricht sich mit seinem Großvater Anschar.
Dieser rät, Tiamat zu besänftigen.
79-126 : Sowohl Ea als auch sein Vater Anu machen sich auf, kehren aber wieder
um, weil ihnen Tiamats Schreien Angst macht.
127-163: Marduk geht zu Anschar und bietet ihm an, gegen Tiamat zu kämpfen.
1-124: Anschar sendet seinen Boten zu seinen Eltern Lachmu und Lachamu, um
sie für Marduk um einen Schicksalsentscheid zu bitten.
125-138: Die Schicksalsgötter gehen zu Anschar, halten Mahl und legen Marduks
Schicksal fest.
1-34: Die Götter erheben Marduk zum König und schicken ihn in den Kampf
gegen Tiamat.
35-64: Marduk wappnet sich und bricht auf.
65-127: Es kommt zum Kampf, Marduk tötet Tiamat. Ihre Helfer werden gefangen.
128: Marduk wendet sich Tiamats Leichnam zu.
129 | ikbusma belum ša Tiamatum išidsa |
kabâsu (Prt. ikbus) treten bêlu Herr išdu Fundament, Grund; Wurzel, Beine -ša ihr (engl. her, -sa wegen des Dentals) |
Da trat der Herr auf Tiamats Beine. | |
130 | ina miṭišu la padi ulatti muḫḫa |
ina in, von, mit miṭṭu eine Waffe, CAD: Keule padû lösen, schonen (hier Pt.) letû (bei Del. noch natû) teilen, spalten (hier Prt. D-St.) muḫḫu Schädel, Oberteil |
Mit seiner schonungslosen Keule spaltete er den Schädel. | |
131 | uparrima ušlat damiša |
parû (CAD: parâʾu) durchtrennen, zerschneiden (hier Prt. D-St.) ušultu (Pl. ušlâtu) Ader dâmu Blut |
Er durchschnitt die Adern ihres Blutes; | |
132 | šaru iltanu ana puzrat uštabil |
šâru Wind iltânu Norden, Nordwind puzru (Pl. puzrâtu) Geheimnis, Versteck abâlu (wbl, Prt. ûbil) bringen, Št-St. bringen lassen |
er ließ (es) den Nordwind in Verstecke bringen. | CAD liest: ana busrat uštabil „carry her (Tiamat’s) blood as tidings“, zu bussurtu „(gute) Nachrichten, Neuigkeiten“ |
133 | imuruma abbušu iḫdu irišu |
amâru sehen ḫadû sich freuen, glücklich/zufrieden sein râšu (rʾš) jubeln, frohlocken |
Und seine Väter sahen es, sie freuten sich, sie jubelten, | |
134 | igišê šulmanu ušabilu šunu ana šašu |
igišû jährliche Steuer; Gabe, Opfer šidû (Pl. šidê) Geschenk šulmânu Geschenk abâlu s. V.132 (hier Prt. Š-St. bringen lassen, schicken) šunu sie (engl. they) šâšu ihn, ihm (cas.obl.) |
Gaben (und) Geschenke schickten sie zu ihm. | King liest ši-di-e (=šidê), Talon und CAD haben IGI.SÁ-e (=igisê). |
135 | inuḫma belum šalamtuš ibarri |
nâḫu ruhen šalamtu Leichnam barû sehen, schauen, betrachten |
Da ruhte der Herr, er betrachtete (dabei) ihren Leichnam. | |
136 | (šir) kubu uzazu ibanna niklati |
šîru Fleisch, von Jensen als Determinativ aufgefasst kûbu Früh-, Tot-, Missgeburt, Ungeheuer zâzu (aus)teilen (hier D-St.) banû s. 1,9 nikiltu (Pl. niklâtu) Klugheit; kunstvolles Werk |
Er zerteilte das Ungeheuer, um Kunstvolles zu schaffen. | |
137 | iḫpišima kima nun mašṭe ana šinašu |
ḫipû zerschneiden, zerteilen -šî sie (engl. her) kîma wenn, wie nûnu Fisch mašṭû Trocknung(splatz) (bei Del. mašdû platt, flach?) šinâ (fem. šittâ) zwei, šinîšu zwei Mal |
Dann schnitt er sie wie einen Fisch zur Trockung entzwei. | |
138 | mišluša iškunamma šamama uṣallil |
mišlu Hälfte šakânu setzen, stellen ṣalâlu I. liegen, schlafen, II. verhüllen, bedecken, D-St. bedachen |
Und eine Hälfte von ihr stellte er auf, er bedeckte (damit) den Himmel. | Soll wohl heißen: eine Hälfte von Tiamats Leichnam wird als Himmel ausgespannt (so Lambert). |
139 | išdud parku maṣṣaru ušaṣbit |
šadâdu ziehen, schleppen parku Riegel, Balken maṣ(ṣ)aru (mṣr < nṣr) Wächter ṣabâtu packen, fangen, Š-St. ausstatten, aufstellen |
Er zog den Riegel, er stellte Wächter auf. | Auf gut Deutsch: er schob den Riegel vor, er verriegelte. Andere lesen mašku „Haut“ statt parku: „er spannte die Haut“ (der Tiamat). |
140 | meša la šuṣa šunuti umtaʾir |
mû s. 1,5 aṣû (wṣʾ) hinausgehen, Š-St. hinaus-, freilassen šunûti diese, diesen (Dem.-Pron. cas.obl.) mâru (mʾr) / CAD: âru (wʾr), D-St. befehlen |
Ihre Wasser nicht herauszulassen, befahl er diesen. | Tiamat war ja Göttin des Salz-/Meerwassers. Vgl. Gen 1,7: Gott machte die Feste und trennte das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. |
141 | šame ibir ašratum iḫiṭamma |
šamû s. 1,1 ebêru (ʾbr < ʿbr) vorübergehen, über-/durchschreiten ašru Ort (nach anderen: Himmel) ḫâṭu (ḫjṭ) untersuchen, erforschen |
Er durchschritt den Himmel, und er erforschte die Orte. | |
142 | uštamḫir miḫrat apsi šubat Nudimmud |
maḫâru sich entgegenstellen, Št-St. konkurrieren, gleichkommen, gleichmachen miḫirtu (st.c. miḫrit u. -at) Vorderseite, Front; Kopie, Gegenstück apsû s. 1,3 šubtu Wohnung, Behausung |
Er machte ein Gegenstück des Apsu, der Wohnung Nudimmuds. | Apsu ist der Gott, den Ea/Nudimmud getötet hat, zugleich auch der Ort, wo Ea seine Wohnung errichtet hat (1,71.75-77). |
143 | imšuḫma belum ša apsi binutušu |
mašâḫu messen binûtu (vgl. banû 1,9) Bau, Werk, Schöpfung |
Dann maß der Herr den Bau des Apsu. | Hier bezeichnet Apsu wohl Eas Wohnsitz auf Apsu. |
144 | ešgalla tamšilašu ukin Ešarra |
ešgallu Del.: Palast, CAD: großer Tempel (sumer. éš-gal großes Haus) tamšîlu s. 1,16 kânu (kwn) stark, fest sein, D-St. stark machen, errichten |
Einen Palast (od. Tempel) errichtete er, sein (scil. des Apsu-Palastes) Ebenbild, den Escharra. | |
145 | ešgalla Ešarra ša ibnu šamamu | Der Palast (od. Tempel) Escharra, den er erbaute, (war) der Himmel. | Vgl. Gen 1,8: Gott nannte die Feste Himmel. Anders Lambert, der Escharra und den Himmel als Umstandsbestimmungen zum folgenden Vers versteht: „in Ešgalla […] and the heavens (he settled […])“. |
|
146 | Anum Enlil u Ea maḫazišun ušramma |
u s. 1,16 maḫâzu Kultstätte, Stadt ramû sich niederlassen, ŠD-St. ansiedeln, wohnen machen |
Anu, Enlil und Ea ließ er an ihren Stätten wohnen. | En-lil „Herr Wind“: sumer. Hauptgott, Gott des Windes. Als nunmehr oberster Gott weist Marduk seinen Mitgöttern ihre Heiligtümer zu. |
129-146: Marduk erschafft aus einer Hälfte von Tiamats Leichnam den Himmel (oder das Firmament?) und errichtet dort einen Palast. Die zugrundeliegende kosmologische Vorstellung ist recht undeutlich. Tiamats Wasser werden eingesperrt, aber es ist unklar, wo.
1 | ubaššim manzaza an ilani rabuti |
bašâmu herstellen, erbauen, D-St. dass. manzâzu Standort an = ana s. 1,19 rabû groß |
Er erschuf den Standort für die großen Götter. | |
2 | kakkabani tamšilšunu lumaši ušziz |
kakkabu Stern tamšîlu s. 1,16 lumâšu Sternbild nazâzu stehen (bleiben), Š-St. (auf)stellen, aufrichten |
Er brachte die Sterne an, nach ihrem (der Götter?) Bild die Sternbilder. | Elli bezieht nach ihrem Bild auf die Götter, bei Talon bleibt es offen. CAD s.v. lumāšu dagegen auf die Sterne: „he set up the l[umaši]-s as the likeness of the stars“. Ähnlich Lambert: „and set up constellations, the patterns [=tamšil] of the stars“. |
3 | uaddi šatta miṣrata u(m)aṣṣir |
Del.: adû (wd) festsetzen, bestimmen, D-St. dass.; CAD: idû wissen, kennen, D-St. erkennen lassen, bekannt machen, verständigen (hier Prt.) šattu s. 1,13 CAD: (m)iṣratu Plan, Grenzlinie; Deimel, Del.: miṣru (Pl. miṣrâtu) Grenze, Gebiet Del.: mṣr (Deimel: maṣâru), D-St. abschneiden, abteilen, Grenzen festsetzen; CAD: eṣêru (wṣr?) zeichnen, D-St. zeichnen, (Regeln) aufstellen |
Er bestimmte (od. machte bekannt) das Jahr, er teilte Grenzen ab. | |
4 | XII arḫe kakkabani III-TA.ÀM ušziz |
arḫu (wrḫ) Monat -TA.ÀM Det. für Distributivzahlw., daher: je drei ušziz s. V.2 |
Den zwölf Monaten bestimmte er je drei Sterne. | |
5 | ištu umi ša šatti uṣṣ[iru] uṣurati |
ištu seit, nachdem ûmu s. 1,13 eṣêru (Deimel: jṣr) gestalten, (ab)bilden (CAD: zeichnen, s. V.3) uṣurtu (jṣr) Del., Deimel: Bild(werk); CAD: Zeichnung, Plan |
Nachdem er die Tage des Jahres abgebildet hatte, | uṣṣuru uṣurta scheint eine Figura etymologica zu sein: „eine Zeichnung zeichnen, ein Bild bilden“ o.ä. Lambert gibt es durch „he had organized“ wieder. |
6 | ušaršid manzaz Nibiri ana uddu riksišun |
rašâdu fest sein, Š-St. befestigen, fest gründen manzazu s. V.1 adû s. V.3 (hier Inf. D-St.) riksu Verbindung |
gründete er den Standort des Nibiru, um ihre (d.h. der Sterne)) Beziehungen zu bestimmen (od. bekannt zu machen). | Nibiru od. Neberu: der „Stern“ Marduks, vermutl. der Planet Jupiter |
7 | ana la epiš anni la egu manama |
epêšu (ʾpš) tun, machen annu Fehltritt egû (ʾg) säumen, fehlen, sündigen manâma s. 1,7 |
Damit nicht einer einen Fehler begeht (und) nicht säumt, | |
8 | manzaz Enlil u Ea u[k]in ittišu |
kânu s. 4,144 itti mit |
errichtete er den Standort Enlils und Eas mit ihm (scil. dem Standort des Nibiru). | |
9 | iptema abulle ina ṣili kilallan |
pitû öffnen abullu Tor ṣêlu Rippe, Seite kilallân beide |
Dann öffnete er Tore auf beiden Seiten. | |
10 | šigaru udannina šumela u imna |
šigâru Riegel danânu stark, mächtig sein, D-St. stark machen, (ver)stärken šumêlu linke Seite imnu (jmn) rechte Seite |
Er verstärkte den Riegel links und rechts. | |
11 | ina kabittišama ištakan elati |
kabittu Körperinneres, Leber; Gemüt šakânu setzen, stellen elû (fem. elîtu) hoch (dav. eliš), fem.Pl. Zenit |
In ihren (scil. der Tiamat) Bauch setzte er den Zenit. | |
12 | Nannaru uštepa muša iqtipa |
nannaru Leuchte? wapû s. 1,7, Št-St. glänzen lassen mûšu Nacht qâpu übergeben, anvertrauen |
Er ließ Nannar glänzen, er vertraute (ihm) die Nacht an. | Nannar: Beiname des Mondgottes Sin |
13 | uaddišuma šuknat muši ana uddu ume |
adû s. V.3 u. 6 šukuttu (škn) Schmuck, Edelsteine |
Und er bestimmte ihn zum Schmuck der Nacht, um die Tage zu bestimmen: | |
14 | arḫišam la naparka ina age uṣir |
arḫišam monatlich (arḫu s. V.4) naparkû aufhören, beenden agû Krone, Mondscheibe (agê Obl.Sg.) eṣêru s. V.5 (hier Imptv. od. Prt. D-St.) |
„Monat für Monat bilde unaufhörlich mit der Krone ab.(?) | Lambert (der uṣ(ṣ)ir als Präteritum fasst): „he elevated him with a crown“. Talon: „dessine au moyen de la tiare“ („zeichne mit [dem Mittel] der Tiara“). Elli: „con il (tuo) disco stabilisci (i giorni)“ („mit d(ein)er Scheibe lege (die Tage) fest“). |
15 | ina reš arḫima napaḫi eli mati |
rêšu Kopf, Anfang napâḫu erglänzen eli s. 1,12 mâtu Land |
Wenn du am Anfang eines Monats erglänzt über dem Land, | Die Rede ist vermutlich vom Neulicht, d.i. das erste Sichtbarwerden des Mondes nach den Neumond. |
16 | qarni nabata ana uddu VI [u]mi |
qarnu Horn nabû scheinen, glänzen (anderes Wort als 1,1!) (hier Perm. 2.m.Sg.) ana uddu s. V.6 u. 13 |
glänze du mit den Hörnern, um sechs Tage zu bestimmen. | Die Rede ist von der Mondsichel des zunehmenden Mondes. |
17 | ina umi VII-KAM aga [šumšu]la |
KAM Det. für Ordinalzahlw. agû s. V.14 mašâlu s. 1,15, Š-St. gleichmachen, in gleiche Teile teilen |
Am siebenten Tag halbiere die Krone (od. sei die Krone halb o.ä.). | Am 7. Tag ist Halbmond; von daher liegt es nahe, in der Lücke am Ende eine Form von mašâlu zu ergänzen. Kings [šumšu]la ist offenbar als Inf. Š-St. (parallel zu uddu) zu verstehen. Talon ergänzt [maš]la (Perm.? Part.? Akk. v. mašlu „Mitt(er)-“?). |
18 | [um]u XIV-tu lu šutamḫurat mešl[i…] |
lû, lû- möge, sei (Wunsch, Absicht) maḫâru s. 4,142 (hier Perm. 3.f.!) mišlu, mešlu s. 4,138 |
Am 14. Tag stehe sie (d.h. die Krone?) in Opposition (in) der Mitte [monatlich] (?). | Statt umu XIV-tu hat Talon: [ša]pattu „(am) 15. Tag“. Er ergänzt mi[šil arḫi]šam (st.c.) statt Kings mešli. Aber eine Constructus-Verbindung mit einem Adv. als Rectum? |
19 | [en]uma Šamaš ina išid šame in[aṭṭalu]ka |
šamšu Sonne, als Gottheit: Šamaš išdu s. 4,129, išid šamê Horizont naṭâlu (an)schauen |
Wenn dich Schamasch am Horizont (wieder) anschaut, | |
20 | ina simti šutaqṣibamma bini arkaniš |
qaṣâbu, Št-St. Deimel: teilen (hier Imptv.) kaṣâbu abschneiden, Št-St. CAD: volle Stärke erreichen, aber die Übers. haben abnehmen simtu (wsm) Schmuck, Zierde, Geeignetes, Passendes, Gebührendes banû Del.: hell sein, (er)leuchten, CAD: wachsen (anderes Wort als 1,9) (hier Imptv.) arkâniš (wrk) später, danach; zurück |
dann nimm ab nach Gebühr, wachse zurück (od. leuchte weniger o.ä.). | King und Deimel lesen šutaqṣib, Talon und CAD šutakṣib. |
21 | umi bubbulum ana ḫarran Šamaš šutaqrib[ma] |
bubbulu Verschwinden des Mondes ḫarrânu Weg, Reise qarâbu nahekommen, Št-St. sich nähern, folgen |
Am Neumondtag nähere dich der Bahn des Schamasch. | CAD s.v. bubbulu versteht das Wort hier als „Tag der letzten Sichbarkeit des Mondes“. |
22 | ša umi 30.KAM lu šutamḫurat Šamaš lu šanat |
lû, maḫâru s. V.18 u. 4,142 šanû wiederholen, wieder tun (hier Perm. 3.f.Sg.) |
Die (Krone?) des 30. Tages stehe wieder in Opposition zu Schamasch. | Bei Neumond stehen Sonne und Mond genau genommen in Konjunktion. |
23 | [uaddima ittu] baʾi uruḫša |
uaddi s. V.3 (hier 1.Sg.?) ittu Zeichen bâʾu (entlang-/hinüber)gehen (Imptv. f.Sg.) urḫu Weg, Straße |
[Dann bestimmte ich ein Zeichen.] Gehe seinen (scil. des Zeichens) Weg entlang.“ | Delitzsch unterscheidet drei ittu: 1. את₁ Pl. itâte: „Seite, Grenze, Rand“; 2. אתה₁ Pl. ittâtu: „das Sehen, Zeichen, Ziel“; 3. יד Pl. idâti: „Zeichen, Wunder“ |
24 | zam[i… š]utaqribama dina dina |
qarâbu s. V.21 (hier Imptv. f.Pl.) dânu urteilen dînu Urteil |
[…] Nähert euch, fällt ein Urteil (od. sprecht Recht).“ |
1-25: Marduk erschafft den Himmel, die Sterne, den Mond. Insbesondere die
Funktion des letzteren wird ausführlicher beschrieben.
26-48: Nur fragmentarisch erhalten, inhaltlich geht es wohl weiter um den
Himmel.
48 | Marduk ibtani […] |
banû s. 1,9 |
Marduk schuf […] | |
49 | ikṣurma ana u[rpati] ušasbiʾ |
kaṣâru (Del. qṣr) (zusammen)binden, (ver)sammeln urpatu (Pl. urpâtu) Wolke sabû springen, Š-St. springen lassen |
Dann sammelte er (Wasser), zu Wolken ließ er (es) wogen. | |
50 | tebi šari [šu]znunu kaṣaṣa |
tebû sich erheben, aufbrechen, anrücken šâru Wind zanânu regnen, Š-St. regnen lassen kaṣâṣu Regen |
Den Ansturm des Windes, das Ausgießen des Regens, | |
51 | šuqtur imbari kamar imtiša |
qatâru aufsteigen, wogen, Š-St. rauchen lassen, aufsteigen lassen imbaru Nebel, Dunst kamâru ansammeln, aufhäufen imtu (Del. ʾm < ו₃אם) Speichel, Geifer |
das Aufsteigenlassen des Nebels, das Aufhäufen ihres (scil. der Tiamat) Speichels, | |
52 | uaddima ramanuš ušaḫiz qassu |
uaddi s. V.3 ramânu selbst (-š = -šu) aḫâzu fassen, packen, Š-St. fassen lassen, nehmen lassen qâtu Hand (qassu = qat-šu) |
bestimmte er (für) sich selbst, er nahm (es) in seine Hand. | Wind und Wetter macht Marduk zu seinem eigenen Zuständigkeitsbereich. |
53 | iškun qaqqadsa ina mu[ḫḫišu] šada išpuk |
šakânu s. 4,138 qaqqadu Kopf (-sa = -ša) ina muḫḫi auf, über (vgl. muḫḫu s. 4,130) šadû Berg, Gebirge šapâku schütten |
Er stellte ihren (scil. Tiamats) Kopf auf, er schüttete ein Gebirge darauf. | |
54 | nagbu uptetta mu ittasbi |
nagbu Quelle, Brunnen pitû s. 1,9, D-St. dass. sabû s. V.49, Ntn-St. hervorquellen? |
Er öffnete eine Quelle, das Wasser quoll hervor. | Lamberts übers. „it was sated with water“ („es war mit Wasser gesättigt“); das geht wohl von der Lesung ittešbi aus, von šebû „satt sein od. werden“ (s. CAD s.v. šebû 4.). |
55 | iptema ina ineša P[uratta] Idiglat |
pitû s. V.9 inû Auge (hier Obl.Du.) |
Dann öffnete er in ihren zwei Augen Euphrat (und) Tigris. | |
56 | naḫiriša upteḫa […]šu etezba |
naḫîru Nasenloch piḫû verschließen, D-St. dass. ezêbu (Prt. êzib) (zurück-, ver-)lassen, Gt-St. zurücklassen |
Er verschloss ihre Nasenlöcher, er ließ seine […] zurück. | |
57 | išpuk ina ṣirtiša š[ade] beruti |
šapâku, šadû s. V.53 ṣirtu weibl. Brust, Busen bêru CAD: (weit) entfernt |
Er schüttete auf ihrem Busen [entfernte Berge] auf. | |
58 | nambaʾa uptališa ana babalim kuppu |
nambaʾu (nbʾ) Quelle, Wasserloch palâšu Loch graben, (durch)bohren, D-St. dass. babâlu = abâlu s. 4,132 kuppu (Del. kpp) Quelle |
Er grub ein Wasserloch, um eine Quelle (hervor) zu bringen. | |
59 | egir zibbatsa durmaḫi[š] urakkisma |
egêru drehen, winden zibbatu (znb) Schwanz durmâḫu CAD: Seil, Tau rakâsu binden, fügen, D-St. dass. |
Er drehte ihren Schwanz, band (ihn) dann mit starkem Seil. | Lambert: „wove it into the Durmahu“. |
60 | […]u Apsu šapal šepuššu |
šaplu (st.c. šapal) unterer Teil, Boden (vgl. šapliš 1,2), als Präp. unter(halb) šêpu (šwp) Tritt; Fuß |
[…] Apsu, unter seinem Fuß. | |
61 | [iškun ḫa]llaša retat šamami |
šakânu s. 4,138 ḫallu CAD: Schritt (=Schambereich); Hinterlauf, Talon: Rücken ritû befestigen |
[Er stellte] ihre [Scham? auf], sie (d.h. Tiamat?) wurde am Himmel befestigt. | |
62 | [mišlaša] uṣṣallila erṣeti uktina |
mišlu, ṣalâlu s. 4,138 erṣetu Erde kânu s. 4,144, Dt-St. dass. wie D-St. |
[Mit ihrer Hälfte] bedeckte er, er machte die Erde fest. | |
63 | […]ši epra libbuš Tawa(wa)ti ušasbiʾ |
ep(i)ru Erde, Staub libbu Herz, Inneres sabû s. V.49 |
[…] den Staub, in Tawatis Innerem ließ er (ihn?) wirbeln. | Tawati: anderer Name der Tiamat |
64 | [ušpari]r saparašu kališ ušteṣi |
šuparruru (Prt. ušparir) ausbreiten saparu Netz kališ insgesamt, allzumal aṣû s. 4,140, Št-St. dass. wie Š-St. |
[Er breitete] sein Netz aus, er ließ es gänzlich heraus. | |
65 | ipteqma šame u erṣetim lu[…] |
patâqu machen, bauen, (er)schaffen |
Er schuf Himmel und Erde, […] |
49-65: Marduk erschafft Wolken, Quellen, Flüsse, Berge.
66-116: Marduk stellt Siegeszeichen auf (?). Die Götter freuen sich über Marduks
Sieg und huldigen ihm als ihrem König.
117-158: Marduk kündigt an, daß er Bablyon errichten werde. (Die letzten 20
Verse sind nur bruchstückhaft erhalten.)
1 | Marduk zikri ilani ina šemišu |
zikru Wort šemû hören (bei seinem Hören = als er hörte) |
Als Marduk die Worte der Götter hörte, | |
2 | ubbal libbašu ibanna niklate |
abâlu s. 4,132, hier: dazu bringen, veranlassen libbu s. 5,63 banû s. 1,9 nikiltu s. 4,136 |
brachte es sein Herz dazu, Kunstvolles zu schaffen. | Bei Talon ist libbašu Subj.: „que son coeur le porte“ („brachte sein Herz ihn dazu“). Elli detto. Vermutl. auch bei Lambert: „he conceived a desire“. |
3 | [ip]šu pišu ana Ea iqabbi |
epêšu s. 5,7, hier: aufmachen pû Mund qibû, qabû (Prs. iqabbi) sprechen, reden, sagen |
Er öffnete seinen Mund, zu Ea sprach er, | |
4 | ša ina libbišu uštamu inamdin milku |
amû sprechen, sagen, Št-St. bei sich sprechen, denken nadânu (über)geben, zulassen (inamdin = inaddin) milku Beratung, Überlegung, Beschluss |
was er in seinem Herzen dachte, übergab er als Beschluss: | |
5 | dami lukṣurma eṣmeta lušabšima |
dâmu s. 4,131 lu- s. 5,18 (lukṣur = lû akṣur) kaṣâru binden, sammeln eṣemtu (Pl. eṣmêtu) Knochen, Gebein bašû sein, existieren, Š-St. das Dasein geben, erschaffen |
„Blut will ich sammeln, Gebeine will ich erschaffen. | King fasst dam-i als „mein Blut“ auf. Marduk habe demnach die Menschen aus/mit seinem eigenen Blut geschaffen. Aber nach V.33 (den King noch nicht kannte) wurde dazu Qingus Blut verwendet. |
6 | lušzizma lulla lu amelu šumšu |
nazâzu s. 5,2 lullû Del. nur: Überfluss, Üppigkeit, Talon: Wesen amêlu Mensch, freier Mann |
Ein Wesen will ich aufrichten, Mensch sei sein Name. | Lambert gibt Lullû als Eigenname wieder. King liest stattdessen: amela. Vgl. Gen 1,26: Machen wir Menschen (Adam) nach unserem Bild. |
7 | lubnima lulla amelu. (King: lubnima amela ašib [irṣitim]) |
lubni = lû abni, banû s. 1,9 ašâbu (wšb) sitzen, wohnen erṣetu s. 5,62 |
Ich will ein Wesen erschaffen, den Menschen. (King: Ich will den Menschen erschaffen, wohnen soll er [auf Erden].) | |
8 | lu endu dullu ilanima šunu lu pašḫu |
emêdu stehen; aufstellen, auferlegen (m. dopp. Akk.) (hier Perm. 3.Pl.) dullu (Fron-)Dienst, Kult šunu s. 4,134 pašâḫu sich besänftigen, sich beruhigen, Linderung finden |
Der Dienst der Götter werde ihnen (scil. den Menschen) auferlegt, sie (scil. die Götter) mögen Ruhe finden. | Ich fasse hier die Menschen (die ad sensum im amêlu stecken) als Subj. von endu = emd-û, dullu als Akk.-Obj. |
9 | lušannima alkakat ilani lunakkil |
šanû anders sein od. werden, D-St. ändern (wohl nicht ident. mit šanû s. 5,22) alaktu (Pl. alkâte, alkakâtê, letzteres bei Del. eigenes Lemma) Weg, Wandel nakâlu klug, schlau sein, D-St. kunstvoll, geschickt, klug ausführen od. handeln |
Ich will die Wege der Götter ändern, geschickt will ich (dabei) vorgehen. | Lambert gibt die Wege wieder mit „the organization“, Talon mit „les conditions d’existence“ („die Daseinsbedingungen“). |
10 | išteniš lu kubbutuma ana šina lu zizu |
išteniš s. 1,5 kabâtu schwer sein, D-St. ehren šinâ s. 4,137 zâzu (zwz) teilen |
Gemeinsam sollen sie verehrt werden, (aber) in zwei (Gruppen) sollen sie geteilt werden.“ |
1-10: Marduk kündigt an, den Menschen zu erschaffen und ihm den Dienst der
Göttern aufzuerlegen.
11-30: Marduk und die anderen Götter beschließen, den Gott Qingu, der als der
Anstifter des von Tiamat begonnen Krieges betrachtet wird, hinzurichten.
31 | ikmušuma maḫriš Ea ukallušu |
kamû binden, gefangen nehmen, packen maḫriš gegen(über), vor kâlu (kwl) halten, tragen, D-St. dass. |
Da packten sie ihn, vor Ea brachten sie ihn. | |
32 | annam imedušuma damešu iptarʾu |
annu (ʾnn) Missetat, Strafe emêdu s. V.8 parû s. 4,131 |
Die Strafe erlegten sie ihm auf, sein Blut durchschnitten sie. | |
33 | ina damešu ibna amelutu |
amêlûtu Menschheit |
Aus seinem Blut schuf er (scil. Ea) die Menschheit. | |
34 | imid dulli ilanima ilani umtaššir |
emêdu, dullu s. V.8 mašâru verlassen, im Stich lassen, Dt-St. dass., hier wohl loslassen, befreien |
Er erlegte (ihr) den Dienst der Götter auf, die Götter befreite er (davon). | |
35 | ultu amelutu ibnu Ea eršu |
ultu von … an, seit, als, nachdem eršu weise |
Nachdem der weise Ea die Menschheit erschaffen hatte, | |
36 | dullu ša ilani imiduni šašu |
šâšu s. 4,134 |
legte er ihr den Dienst der Götter auf. | |
37 | šipru šu la naṭu ḫasasiš |
šipru Geschäft, Werk, Bau šû s. 1,17 naṭû passend, geeignet machen, Perm. geeignet, möglich sein ḫasâsu denken, ausdenken, ersinnen (hier Inf. mit Adv.-Endung) |
Ein Werk (war) dies, nicht auszudenken. | |
38 | ina niklati ša Marduk ibna Nudimmud |
nikiltu s. 4,136 |
Durch die klugen Gedanken des Marduk hat Nudimmud (es) geschaffen. | |
39 | Marduk šarru ilani uzaʾiz |
zâzu s. V.10, D-St. (Prt. uzaʾiz) auf-, ver-, zuteilen |
Marduk, der König, teilte die Götter auf, | So verstehen es Lambert und Talon. Doch der Text ist hier ideograph. geschrieben (LUGAL DINGIR.DINGIR), man könnte also auch verstehen: M. šar ilani uzaʾiz „M., der König der Götter, teilte (sie) auf“. |
40 | Anunnaki gimratsunu eliš u šapliš |
gimirtu (st.c. gimrat) Gesamtheit (vgl. gimru 1,4) eliš s. 1,1 šapliš s. 1,2 |
die Gesamtheit der Anunnaki (in) oben und unten. | Anunnaki: eine Gruppe von Göttern (manchmal im Ggs. zu den Igigi) |
41 | uaddi ana Anum teretuš naṣaru |
uaddi s. 5,3 têrtu (Del. ʾjr) (Pl. têrêti) Befehl, Geheiß naṣâru bewachen, beschützen, bewahren |
Er trug Anu auf, über seine Befehle zu wachen. | |
42 | 5-UŠ ina šame ukin maṣartu |
UŠ = šuššu 60 kânu s. 4,144 maṣ(ṣ)artu (nṣr) Wache, Bewachung (vgl. maṣ(ṣ)aru 4,139) |
300 (Götter) stellte er als Wache im Himmel auf. | |
43 | uštašnima alkakat erṣetim uaṣṣir |
šanû s. 5,22, Št-St. dass.? alaktu s. V.9 umaṣṣir s. 5,3 |
Dann (wiederholte er dies,) grenzte er die Wege der Erde ab. | Hier übers. Talon die Wege mit „les règles“ („die Regeln, Ordnungen“). Lambert gibt erṣetu hier und im folgenden Vers mit „netherworld“ („Unterwelt, Jenseits“) wieder. |
44 | ina šame u erṣetim 600 uštešib |
ašâbu s. V.7, Št-St. wohnen, residieren lassen, einsetzen |
Im Himmel und auf der Erde setzte er 600 (Götter) ein. |
31-38: Qingu wird hingerichtet, aus seinem Blut wird der Mensch geschaffen.
(Eigenartigerweise ist es Ea, der den Menschen schafft; Marduk ist hier nur
der, der die Idee dazu hat oder Ea den Auftrag gibt.) Dem Menschen wird der
„Dienst der Götter“ auferlegt. (D.i. vermutlich mehr als nur kultische
Verehrung.)
39-44: Marduk unterteilt die Götter (genauer: die Anunnaki) in zwei Gruppen:
300 Götter des Himmels und 300 Götter der Erde (Lambert: der Unterwelt).
45-100: Die Götter errichten die Tempel Babylons und feiern darin ein Fest. Dabei
huldigen sie neuerlich Marduk als ihrem König.
101-157: Anschar segnet Marduk (oder wie immer man das bezeichnen möchte) und
preist seine Namen, indem er sie aufzählt.
157-166: Die Götter werden aufgefordert dabei mitzumachen.
Die Aufzählung der (insgesamt 50) Namen Marduks wird fortgesetzt, dabei wird auch wieder auf Marduks Kampf gegen Tiamat und die Schöpfung Bezug genommen.
Die Frage nach dem Verhältnis des alttestamentlichen Schöpfungsberichts zum Enuma eliš ist und bleibt umstritten. Die Bandbreite der Antworten reicht vom Quasiplagiat bis zu völliger Beziehungslosigkeit. (Eine Auflistung der jeweiligen Argumente z.B. bei Metareligion und A Christian Thinktank). Meine persönliche Ansicht neigt eher letzterem zu. Viele angebliche Entlehnungen haben sich durch die Funde von Ugarit als gegenstandslos erwiesen. Die vielzitierte Parallele zwischen Tiamat und dem hebr. tehom etwa: das ugarit. thm zeigt, daß das Wort gemeinsemitisch ist. Unbestritten ist, daß Enuma eliš und Genesis manche kosmologische Vorstellungen gemeinsam haben.
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 28. Mai 2024