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Die Heiligen Drei Könige
Mt 2,1-12 berichtet bekanntlich, daß um die Zeit der Geburt Jesu Weise aus dem Osten (μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν) zunächst zu König Herodes kamen, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen. Als sie ihn schließlich in einem Haus in Bethlehem fanden (von Herberge oder Krippe ist bei Mt nirgends die Rede), beschenkten sie ihn mit Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Die kirchliche Tradition hat daraus die Geschichte von den heiligen drei Königen Kaspar, Melchior und Balthasar werden lassen. Aber bei Mt sind sie keine Könige, sie sind mitnichten heilig und auch daß sie zu dritt waren, wird nicht gesagt.
Die Übersetzung „Weise“ ist eine Beschönigung, denn dasselbe griech. Wort wird auch für den „Zauberer“ Barjesus/Elymas in Apg 13,6.8 verwendet und derselbe Wortstamm für die Tätigkeit des Simon Magus in Apg 8,9.11. Nach Hdt. 1,101 waren die μάγοι einer der medischen Stämme (ihre Sitten Hdt. 1,140). Sie waren u.a. als Traumdeuter am Hof des medischen Königs Astyages tätig (Hdt. 1,107f.120.128). Es handelte sich also um eine medische Kaste von Priestern und Schamanen (eines iranischen Kultes, seit dem Hellenismus vor allem des Zoroastrismus). Später bezeichneten die Griechen auch die chaldäischen (d.h. neubabylon.) Astrologen und Magier mit diesem Wort. Und fast von Beginn an hatte es im Griech. auch die Bedeutung „Scharlatan, Betrüger“. Die Details dazu s. Was ist ein Mager?.
Aus den Weisen, Astrologen, Zauberern oder was immer sie waren, wurden in der Überlieferung Könige, wohl weil man in ihnen die Erfüllung von atl. Stellen sah, z.B.
Die Dreizahl ist wahrscheinlich aus der Zahl der Geschenke erschlossen, vielleicht auch aus Jes 60,6: „[…] Dromedare aus Midian und Efa; sie alle werden aus Saba kommen“. Sie wurde dann aber umgedeutet, etwa auf die drei Kontinente Europa, Afrika, Asien (so z.B. auch im Roman Ben Hur von Lew Wallace; der Afrikaner wird meist als Mohr mit schwarzer Hautfarbe dargestellt) oder die drei Lebensalter Jugend, Mannesalter, Greisenalter.
Im Frühmittelalter tauchen zum ersten Mal die heute bekannten Namen auf, z.B.
Die Kirchen des Ostens haben den Weisen übrigens ganz andere Namen gegeben.
Auch auf einem der Mosaike der Basilica di Sant'Apollinare Nuovo in
Ravenna (6. Jh.) kann man über den drei Magiern (die als weishaariger Greis,
als bartloser Jüngling und als Mann mit dunklem Vollbart dargestellt sind,
alle drei in persischer Tracht) die Namen Balthassar, Melchior und Gaspar
lesen:
(Detailausschnitt aus nebenstehendem Bild, S̅C̅S̅ bedeutet
wohl sanctus „heiliger“.)
Das C+M+B, das die Sternsinger der Kath. Jungschar in Österreich an die Wohnungs- und Haustüren schreiben (bzw. inzwischen kleben), bedeutet übrigens: Christus mansionem benedicat – „Christus segne das Haus“. (Caspar, Melchior, Balthasar ist aber eine hilfreiche Eselsbrücke für Lateinunkundige.)
Manfred Baumann lässt in Glühwein, Mord und Gloria S. 214 einen Protagonisten behaupten, es habe ursprünglich K M B = Katharina, Margarethe, Barbara geheißen, die Namen der drei heiligen Madeln. Doch hat diese christianisierte Variante der Verehrung keltischer Muttergottheiten nichts mit dem Dreikönigssingen zu tun. Wo es in der Abgeschiedenheit des Gebirges einen solchen „KMB-Brauch“ tatsächlich gegeben hat, gehörte er wohl zum Brauchtum der Rauhnächte.
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 7. Juni 2021