Michael Neuhold Homepage
Startseite > Biblica > Sexualität und Bibel

Sexualität und Bibel


Bei wenigen Themen gehen die Wogen unter Christen so hoch wie bei der Taufe und beim Sex. Ich erhebe keinerlei Wahrheitsanspruch, sondern gebe hier nur ein paar Gedanken weiter. Wer sie für falsch hält, der bete für mich um die rechte Erkenntnis.

Was im Alten Testament zum Thema Sexualität steht, entstammt weitgehend einer orientalischen (Nomaden-?)Kultur. Bei den rigiden Strafbestimmungen (Todesstrafe für: Ehebruch, Sex mit der Stiefmutter, Sex mit der Schwiegertochter,  Homosexualität, Sodomie, Sex während der Menstruation u.ä. 3Mo 20,10-21) ist es mit Händen zu greifen, daß es hier (zumindest teilweise) um Dinge geht, die den Menschen / der Gesellschaft wichtig waren, nicht notwendigerweise aber Gott. Nicht ohne Grund praktizieren wir diese und ähnliche Bestimmungen (wie z.B. die kuriose Erscheinung der Schwagerehe 5Mo 25,5-10 oder die Vielehe) nicht mehr.

Das frühe Judentum glaubte noch nicht an ein Weiterleben nach dem Tod. Man lebte in seinem Samen (d.h. in seinen Nachkommen) weiter (s. Abraham, 1Mo 15). Daher war es wichtig, daß die Kinder, die man aufzog, die eigenen waren. Vermutlich deshalb war Ehebruch so ein todeswürdiges Vergehen. Jesus sah dies anders. So sagt er zur in flagranti ertappten Ehebrecherin: „Auch ich verurteile dich nicht“. Das ist natürlich kein Freibrief zum Ehebruch. Der nächste Satz Jesu lautet bekanntlich: „Geh, von nun an sündige nicht mehr.“ (Joh 8,11)

Paulus hält inhaltlich an den alttestamentlichen Bestimmungen zum Thema Sexualität fest (vgl. 1Kor 5,1 mit 3Mo 20,11!). Für ihn gibt es nur die Alternative zwischen Enthaltsamkeit und Ehe (1Kor 7,8f).

In der heutigen Zeit begegnet man vor allem zwei (m.E. falschen) Haltungen zur Sexualität. Die eine umkleidet den Sex mit dem Nimbus des Heiligen, Religiösen. Dies tun nicht nur manche Neuheiden und einige Spielarten östlicher Religionen (Tantrasex), sondern auch manche Christen mit ihren eindringlichen Warnungen vor vorehelichem Geschlechtsverkehr und der starken Betonung der Wichtigkeit des „ersten Mals“.

Demgegenüber gehört nach der Bibel die Sexualität zu unserer Geschöpflichkeit, sie ist Teil der Tatsache, daß wir einen Körper haben, essen, trinken, schlafen usw. Sex zu haben ist so wenig ein heiliger Vorgang wie zu essen oder zu urinieren. Das AT protestiert vehement gegen pseudo-religiöse Sexualität wie z.B. die Tempelprostitution.

Die andere Fehlhaltung betrachtet den Sex als eine bloße Körperfunktion, deren Ausübung dank Empfängnisverhütung frei von ethischen Einschränkungen erfolgen kann, solange beide Seiten damit einverstanden sind.

Tatsächlich können wir infolge der Entkopplung von Beischlaf und Schwangerschaft durch Kontrazeptiva etwas unverkrampfter mit der Sexualität umgehen. Aber da der Geschlechtsverkehr immer eine Begegnung mit einem anderen Menschen, einem Du darstellt (und da es keine 100%ig sichere Empfängnisverhütung gibt), kann er nicht frei sein von ethischen Rücksichten. Wenn man einem Menschen so nahe kommt, daß man mit ihm schläft, lädt man sich auch ein Stück Verantwortung für ihn auf. Man kann diese Verantwortung leugnen, so wie manche Väter die Verantwortung für ihre ledig gezeugten Kinder schlicht leugnen - aber davon verschwindet sie nicht.

Promiskuität oder One-night-stands sind aus Sicht der Bibel natürlich nicht in Ordnung. Zur Gretchenfrage des vorehelichen Geschlechtsverkehrs (oder zu Fragen wie der Wilden Ehe oder der Empfängnisverhütung) ist damit noch nichts gesagt. Letztlich muß jeder selbst aus seinem Gewissen seine Entscheidungen treffen. Das Problem ist nur, daß man sich, gerade wenn man verliebt ist, sehr gut ins eigene Hemd lügen kann. Deshalb sollte man da immer auch den Rat anderer Christen einholen.

Zwei Fragen sollte sich ein Paar stellen:

Sexualität ist so und anders (besonders für Jugendliche) ein notvolles Thema. Da darf man barmherzig sein, wenn nicht immer alles nach christlichen Maßstäben abläuft. Aber wenn 15jährige miteinander schlafen, muß man aus biblischer Sicht schon einige sehr große Fragezeichen setzen.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 29. Mai 2016