Michael Neuhold
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Bildtransfer
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Das Seitenverhältnis Bildbreite zu Bildhöhe (engl. aspect ratio) beträgt beim normalen Fernsehen 4:3 (das entspricht 1,33:1). Mit anderen Worten: die Bildbreite beträgt das 1,33-fache der Bildhöhe. Breitwandfernsehen hat ein Seitenverhältnis von 16:9 (entspricht 1,78:1). Kinofilm arbeitet mit Seitenverhältnissen von 1,66:1, 1,85:1 (sog. Academy-Format), 2,35:1 (Cinemascope) oder noch größer.
Die Standardauflösung von PAL-DVDs beträgt 720x576
Bildpunkte, das ergibt ein Seitenverhältnis von 1,25:1 - wenn man von den
quadratischen Bildpunkten beim Computer ausgeht. Die Bildpunkte beim
Röhrenfernseher sind aber nicht quadratisch, daher erhält man dort
tatsächlich ein Verhältnis von 1,33:1.
Ralf Stollberg hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß laut dem
Wikipediaartikel Aspect
ratio Cinemascope seit 1970 ein Seitenverhältnis von 2,39:1 hat.
Wenn der Kinofilm breiter ist als das Wiedergabemedium, gibt es zwei Möglichkeiten: Bildhöhe (weitgehend) erhalten und dafür links und rechts abschneiden (Pan-and-Scan), oder Bildbreite (weitgehend) erhalten und dafür oben und unten schwarze Ränder hinzufügen (Letterbox, Anamorphose).
Der Ausdruck Widescreen auf DVDs besagt meist nur, daß auf Normalfernsehern schwarze Balken erscheinen (also das eigentliche Bild ein Seitenverhältnis größer als 4:3 hat).
Zur Illustration ein Screenshot mit einem Seitenverhältnis von 1,78:1 (Ginger, Mac, Babs und Bunty aus "Chicken Run"). |
Beim Letterbox-Verfahren fügt man dem Bild bei der Kodierung oben und unten schwarze Ränder (sog. mattes) hinzu, um so bei voller Bildbreite das geringere Seitenverhältnis des Fernsehers einzuhalten. Allerdings ist es unökonomisch, Speicherplatz für schwarze Ränder zu verbrauchen (wenngleich es meines Wissens bei Seitenverhältnissen größer 1.78:1 unvermeidlich ist).
Bei der Wiedergabe am Breitwandfernseher werden zwar meist die schwarzen Balken entfernt und das Bild auf volle Bildschirmgröße gezoomt, aber das Bild ist nicht optimal scharf, da das Ausgangsbild weniger echte Bildzeilen enthält. Wie scharf das Bild ist, hängt hauptsächlich vom Wiedergabesystem ab. Im vorliegenden Fall hängt es von der Qualität der Skalierung im Browser ab.
Letterbox (dt. Briefkasten) heißt das Verfahren, weil das Bild ein wenig so aussieht, als betrachte man es duch den Einwurfschlitz eines Briefkastens.
Ausgangsbild | Normalfernseher | Breitwandfernseher |
---|
Die schwarzen Balken (im obigen Beispiel durch violette Farbe besser kenntlich gemacht) sind bereits im Ausgangsbild auf der DVD enthalten. Das eigentliche Bild besteht aus 432 Bildzeilen, 2x72 Bildzeilen sind schwarz. Bei einem Cinemascopefilm besteht das eigentliche Bild aus nur 324 Bildzeilen, 2x126 Bildzeilen (fast 44% der Bildfläche) sind schwarz.
Will man bei Breitwandfilmen die volle Bildhöhe auch mit einem Seitenverhältnis von 4:3 beibehalten, muß das Bild links und rechts abgeschnitten werden. Nimmt man immer genau die Bildmitte als sichtbaren Bildausschnitt, kann es passieren, daß man einzelne Szenen nicht versteht, wenn sich die relevante Handlung am Bildrand abspielt. Um das zu vermeiden, muß der Bildausschnitt entsprechend der Handlung ständig "nachgeführt" werden. Dieses Verfahren nennt man Pan-and-Scan. Das ist aufwendig (was ist der wesentliche Ausschnitt?) und wird daher selten gemacht. Für die Wiedergabe am Breitwandfernseher müssen rechts und links schwarze Balken hinzugefügt werden.
Pan and scan heißt auf deutsch etwa schwenken und abtasten.
Das Bild zeigt nur einen Ausschnitt. Wenn Bunty (das Huhn ganz rechts, das hier im Bild nicht sichtbar ist) etwas sagt, hat der Zuseher möglichweise Verständnisschwierigkeiten. Die schwarzen Balken rechts und links (im obigen Beispiel durch grüne Farbe kenntlich gemacht) werden vom Breitwandfernseher hinzugefügt.
Beim anamorphotischen Verfahren wird das Bild von einem Seitenverhältnis von 16:9 (=5,33:3) horizontal auf 4:3 gestaucht, das Abspielgerät entzerrt das Bild wieder. Für den Normalfernseher wird es verkleinert (was auf Kosten der Bildqualität geht) und es werden schwarze Balken hinzugefügt. Der anamorphotische Transfer ist optimal für Breitwandfernseher.
Als anamorphotisch bezeichnet man in der Optik eine Abbildung, bei der der Abbildungsmaßstab zweier zueinander senkrechter Bildachsen verschieden ist.
Das Ausgangsbild ist horizontal gestaucht. Die schwarzen Balken am Normalfernseher (im obigen Beispiel durch türkise Farbe kenntlich gemacht) werden erst bei der Wiedergabe hinzugefügt. Dazu muß das Bild auf 432 Bildzeilen heruntergerechnet werden.
Ein Cinemascopebild mit anamorphotischem Transfer enthält unvermeidlich auch schwarze Letterboxbalken. Das Ausgangsbild auf der DVD besteht dann aus 436 echten + 2x70 schwarzen Bildzeilen, die natürlich auch auf dem Breitwandfernseher angezeigt werden.
Eine andere Möglichkeit der Wiedergabe des anamorphotischen Bildes am Normalfernseher ist Pan-and-Scan: das Wiedergabegerät entzerrt das Bild und schneidet dann den linken und rechten Rand ab. Eine Variante davon ist Auto-Pan-and-Scan: das Beschneiden der Ränder erfolgt entsprechend den Angaben im Videodatenstrom über den relevanten Bildausschnitt. Gesehen habe ich so etwas aber noch nicht.
Die meisten Abspielgeräte verfügen über drei Möglichkeiten der Wiedergabe von 16:9-DVDs (d.h. mit anamorphotischem Transfer). Diese heißen verwirrenderweise so, wie die verschiedenen Arten des Transfers:
Bei Seitenverhältnissen größer als 1,78:1 müssen auch beim Breitwandfernseher mehr oder weniger dicke horizontale schwarze Balken eingefügt oder das Bild gezoomt und der linke und rechte Bildrand ein Stück abgeschnitten werden. Viele Fernseher vergrößern allerdings von sich aus das Bild ein wenig und schneiden dafür an den vier Rändern etwas ab (overscan). Die schwarzen Balken werden dadurch ein bißchen schmäler, aber dafür fehlt etwas Bild an den Seiten. Filmemacher versuchen diesen Effekt manchmal auszugleichen, indem sie das Bild an allen vier Seiten mit schwarzen Rändern umgeben (windowboxing).
Dieser Windowboxingeffekt entsteht auf dem Normalfernseher auch, wenn ein 1,66:1-Bild anamorph aufgezeichnet wird. Denn dabei wird links und rechts mit schwarzen Balken auf 1,78:1 aufgefüllt. Diese vertikalen Balken gesellen sich dann zu den horizontalen und bilden so einen schwarzen Rahmen.
Die im Beispiel violetten Ränder sind schon im Ausgangsbild auf der DVD enthalten, die blaugrünen Balken werden erst vom Wiedergabegerät erzeugt. Tatsächlich sind sind sie natürlich beide schwarz.
Der 35-mm-Film hat ein ähnliches Seitenverhältnis wie der Normalfernseher. Um den Breitwandeffekt zu erzielen, wird entweder das Bild mit einer Speziallinse horizontal zusammengestaucht (wie bei anamorpher Aufzeichnung) oder es werden der obere und untere Teil des Bildes abgedeckt. Dies passiert aber oft erst beim Umkopieren des Filmmaterials oder bei der Wiedergabe am Filmprojektor. Das Ausgangsmaterial enthält den bei der Wiedergabe abgedeckten Teil und steht so (falls auf ihm nicht Kabel, Requisiten etc. zu sehen sind) für den DVD-Transfer zur Verfügung (sog. open matte).
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 21. Aug. 2007