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Das Kauderwelsch der Walachen von Wales


Diese Seite war eine meiner ersten Hervorbringungen zum Thema Etymologie. Sie war (wie auch der Titel zeigt) eher im Plauderton gehalten und bezog ihre Informationen hauptsächlich aus dem Etymologie-Duden und einem Wikipedia-Artikel. Im Zuge der Beschäftigung mit Salzburger Ortsnamen habe ich diese Seite überarbeitet und dabei festgestellt, dass auch der Wikipedia-Artikel dazugelernt hat.

Quellen (neben dem Etymologie-Duden): Online Etym. Dict. Welsh, Wikipedia-Art. Welsche.

Aus dem lat. Namen des kelt. Stammes der Volcae (z.B. Caes.Gall. 6,24) wurde das afränk. Adj. *walhisk „keltisch“. Diese Bedeutung ist noch erhalten in den engl. Wörtern Wales, Welsh und Cornwall (Kelten in Großbritannien).

Aus walhisc wurde ahd. walahisc, walasc (Subst. Walah), mhd. walhisch, welhisch (Subst. Walhe, Walch), nhd. welsch. Nach der Romanisierung der Kelten im germ. Raum bekam dieses Wort die Bedeutung „romanisch“.

Die Bajuwaren des Alpenvorlandes bezeichneten damit nach der Landnahme verbliebene Siedlungsinseln von Romanen: Wals (Ort nahe Salzburg, urkdl. Walahowis, -wis = ahd. wīh „Ortschaft“), Seewalchen und Straßwalchen (urkdl. Strazwalaha, im Bundesland Salzburg).

Unsicher ist der vom Wikipedia-Artikel genannte Wallersee (urkdl. stagnum Walarseo, iuxta lacum Walarium, Walarsee, vgl. Walerdorf für Seekirchen a. Wallersee). Das Salzburger Ortsnamenbuch von Franz Hörburger leitet es (S. 39) vom Personennamen Walahari/Walari, aus ahd. wal „Schlachtfeld, Verwüstung“ und heri „Heer“, ab. Doch Ernst Förstemann (Altdt. Namenbuch Sp. 1233) stellt diese Namen zur Wurzel valah, sodass wir etymolog. wieder bei den Romanen wären.

Ziemlich sicher nicht hierher gehört das von einer älteren Version des Wikipedia-Art. angeführte Wels (Stadt in Oberösterreich, zur Römerzeit Ovilava). Sein Name ist urkdl. erstmals 776 als castrum Weles belegt (vermutlich ist die Burg Wels gemeint) – so kann man es auf zahllosen Webseiten lesen, aber niemand kennt oder nennt die Quelle.

Die lat. Urkunden schreiben übrigens meist uu für w (Uualahouuis, Uualarseo, Uueles), ich gebe das „double u“ mit w wieder.

In der Bedeutung „romanisch“ steckt das Wort auch in den Wörtern Walachen (romanischsprachige Volksgruppen in Südosteuropa, danach ist der Wallach, ein ursprl. aus der Walachei eingeführtes kastriertes Pferd, benannt), Wallonen (französischsprachige Volksgruppe in Belgien, i.Ggs. zu den Flamen), Walnuss (weil sie aus Italien kommt, i.Ggs. zur heimischen Haselnuss).

Auch die Walen – das waren Erz- und Mineralsucher in den Bergen – kommen nach dem Wikipedia-Art. Walen davon, weil sie wohl vor allem aus Italien stammten. Viele von ihnen sammelten Mineralien zur Glasproduktion in Venedig (Murano), daher auch die Bezeichnung Venediger(mandl).

Die Nebenbedeutung „fremdländisch, unverständlich“ steckt in den Wörtern Rotwelsch (Gaunersprache, Vorderglied nach dem Duden vielleicht rotwelsch rōt „falsch, untreu“) und Kauderwelsch (ursprl. die Sprache der Rätoromanen von Chur, tirol. Kau[e]r).

Auch im Familiennamen Bloch könnte dieses Wort stecken: < poln. Włoch < mhd. Walch, für aus Frankreich vertriebene Juden. (Doch könnte auch mhd. bloc[h] „Block, Bohle, Brett“ dahinterstecken als Bezeichnung für einen grobschlächtigen Menschen oder den Gerichtsdiener, der Delinquenten in den Block schloss.) Italien heißt auf Poln. Włochy.

Selbst der frz. Landesname Gaule kommt nicht von lat. Gallia, sondern von afränk. *Walha (Begründung im Wikipedia-Art. Gaule).

Im Frankenreich Karls des Großen gab es neben dem *walhisk (roman., afrz.) sprechenden Bevölkerungsteil im Westen des Reiches (heute Frankreich) noch einen anderen: dieser lebte im Osten (heute Deutschland) und sprach *theodisk (vom germ. Wort für „Volk“, got. Þiuda), d.h. die Sprache des (germ.) Volkes (afränk., i.Ggs. auch zum Latein der Gelehrten). Aus theodisk, ahd. diutisk, wurde unser Wort deutsch.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 3. Jan. 2017