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Mein Senf 2018-2022


Mariä Empfängnis 2022: Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

Die Christkindlmärkte in Salzburg florieren wieder. Gegenüber dem Festspielhaus stapeln sich große Reisebusse. Ganze Hundertschaften von Besuchern überschwemmen die Altstadt. Auch auf dem Adventmarkt beim Schloss Hellbrunn drängen sich die Menschen, der Zutritt kostet aber 6 €. Den Adventmarkt in der Meierei von Schloss Glanegg gibt es auch wieder. Allerdings waren heute nachmittag die Stände alle geschlossen, offenbar findet der Markt nur an Wochenenden statt. Die Licht-und-Ton-Installation namens „Waldklang“, die ein paar Mal in der Adventszeit das Gelände des Anifer Waldbads zierte, ist anscheinend Geschichte. (Das Waldbad liegt etwas zu abgelegen, und Waldklang kostete Eintritt).

Nikolaus 2022: Business as usual

Manche Dinge gehen ja doch gut aus. So etwa die Wahl zum österreichischen Bundespräsidenten. Wer sich da neben dem Amtsinhaber aller um die Präsidentschaft beworben hatte, war fast kabarettreif: Gleich vier Rechtspopulisten, die alle mehr oder weniger gedroht haben, die Regierung zu entlassen – und dann was? (Das Amt des Führers gibt es in Österreich nicht mehr.) Einer davon hat sich auch noch als Klimawandelleugner geoutet. Ein Schuhfabrikant, der den Wahlkampf nur als Plattform für seine (durchaus anerkennenswerten) Anliegen missbrauchte. Ein bunter Hund, der als Vorsitzender einer Spaßpartei vielleicht unter seinem Wert gehandelt wurde. Aber in Wahrheit waren sie alle reichlich indiskutabel. Erschreckend fand ich, dass das mehr als 40% derer, die ihre Stimme abgegeben haben, anders gesehen haben. Aber wenigstens ist uns eine Stichwahl erspart geblieben. Angesichts der multiplen Krisen, denen wir uns gegenübersehen, hatte die Mehrheit der Wähler wenig Lust auf politische Experimente.

An der Corona-Front ist es merkwürdig ruhig: wir haben derzeit österreichweit um die 45.000 Corona-Kranke. Die 7-Tage-Evidenz liegt bei rund 370. (Aber da nur noch wenig getestet wird, muss man annehmen, dass die Zahlen in Wahrheit viel höher sind.) Täglich sterben im Schnitt 4 bis 8 Personen an (oder mit?) Corona. Aber medial ist das kein Thema mehr. Selbst die Quarantänepflicht ist aufgehoben. Im Herbst wurde die Bevölkerung zwei oder drei Wochen lang zum vierten Stich aufgefordert (zumindest die über 60igjährigen, die nicht in letzter Zeit eine Coronainfektion hatten). Dann wurde es um das Thema Impfen wieder still. Ich weiß nicht recht, wie ich das deuten soll. Möglicherweise haben die Sorgen ums Heizen und um das tägliche Brot angesichts stark gestiegener Preise die Sorgen um die Gesundheit in den Hintergrund gedrängt.

18. Sep. 2022: Sommer ade

Ja, irgendwann muss auch der schönste, heißeste, trockenste Sommer der Messgeschichte (irgendwo wird er das schon gewesen sein) zu Ende gehen. Die Tage sind wieder merklich kürzer: erschrocken musste ich vorgestern feststellen, dass es um dreiviertel acht schon stockfinster ist. Heute war der Untersberg bereits „angezuckert“, Schneefall also bis auf 1500 m. „Wirklich schon wieder ein Jahr?“ (R. Mey) Der Sommer ist dahin, dabei ich bin ich noch gar nicht bereit für mehr als ein halbes Jahr Finsternis und Kälte.

17. Juli 2022: Wird die Winterreifenpflicht abgeschafft?

Wolfgang Mückstein ist Arzt, und als Gesundheitsminister war ihm die Gesundheit der Österreicher anscheinend ein Anliegen; wenngleich auch er gebraucht hat, um sich zu manchen Maßnahmen (s.u. zur Impfpflicht) durchzuringen. Klar ist, dass man dem Druck, den man dann zu spüren kriegt, nicht allzulange standhält; und so hat Minister Mückstein nach nicht einmal elf Monaten das Handtuch geworfen. Seinem Nachfolger Johannes Rauch wurde von Anfang an konzediert, er sei ein echter Politprofi. Das sollte wohl heißen, dass ihm seine politische Karriere wichtiger ist als sein Portefeuille.

Und tatsächlich scheint Rauch keine Lust zu haben, sich aus sachlichen Gründen den Forderungen der Wirtschaft – türkise Klientel – entgegenzustellen. So wurden die letzten Reste der Maskenpflicht abgeschafft, obwohl die Coranazahlen bereits wieder am Steigen waren. Die Impflicht, ohnehin nur als Scheinmaßnahme zur Beruhigung des Ärgers derer eingeführt, die sich brav impfen ließen und dann doch wieder mit in den Lockdown mussten, wurde wieder abgeschafft – während die Zahl der täglichen Neuerkrankungen auf über 10.000 gestiegen ist und die 7-Tage-Inzidenz auf den vierstelligen Bereich zugeht.

Wundert sich da noch jemand, dass viele Menschen kein Vertrauen in unsere Politiker haben? Was soll ich von einem Verkehrsminister halten, der die Winterreifenpflicht just in dem Moment abschafft, in dem die Schneefälle zunehmen und die Meteorologen einen eisigen Winter prognostizieren? (Weil der Druck der Autoindustrie und der KFZ-Reparaturbetriebe schon erheblich ist.) Und sie erst wieder einführen will, wenn die Zahl der täglichen Verkehrsunfälle so stark zugenommen hat, dass die Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenze stoßen? Aber zum Glück hat Mobilitätsministerin Leonore Gewessler bisher keine Ambitionen zum Politprofi gezeigt. Deshalb wird sie auch von türkisen Politikern regelmäßig mit Dreck beworfen.

9. Juni 2022: Lange Nacht der Kirchen

Zweimal ist sie coronabedingt ausgefallen: die Lange Nacht der Kirchen. Zugegeben, voriges Jahr fand sie online statt. Aber im Wohnzimmer vor der Glotze zu hocken ist doch nicht dasselbe wie sich in eine Kirche zu setzen. Heuer gibt es sie wieder fast wie vor Corona. – Aber nicht in Salzburg! Das macht leider eine schöpferische Pause. Ich kann's niemand verdenken, Vorbereitung und Durchführung sind ein Haufen Arbeit. Aber schade finde ich es doch.

24. April 2022: Kommt mir bekannt vor

Ich bin in der Karwoche auf Bildungsreise auf Kreta gewesen. Griechenland hat mit Anfang März die verpflichtende Online-Anmeldung (Passenger Locator Form) abgeschafft. Unsere kretische Reiseleiterin meinte ironisch, Griechenland habe mit Beginn der Tourismus­saison die Corona­beschränkungen abgeschafft, aber sobald der letzte Tourist am Ende des Sommers abgereist sei, würden sie wieder in Kraft gesetzt. Ja, das kommt mir bekannt vor. Seit die 7-Tage-Inzidenz wieder dreistellig geworden ist, tun bei uns alle so, als ob die Epidemie vorüber sei. Wenn im Herbst die Pi-, Rho- oder Sigma-Welle rollt, müssen wir wieder alle in den Lockdown, weil unsere Regierung bis zum letzten Moment auf ein Wunder gehofft haben wird, das das vorweihnachtliche Geschäft und den Start der Schisaison rettet. Die chinesische Regierung hingegen tut stur weiter so, als müsse sie die Ausbreitung von Cholera, Pest und Ebola gleichzeitig bekämpfen. Hoffentlich kommt bald eine Impfung, die diesen Zirkus nachhaltig beendet.

9. März 2022: Das war ja klar!

Obwohl die Infektionszahlen auf extrem hohem Niveau waren, wurden die meisten Coronamaßnahmen abgeschafft. Jetzt haben wir bald 50.000 Neuinfizierte pro Tag, aber die Regierung legt die Impfpflicht auf Eis, bevor sie richtig in Kraft getreten ist. Was eigentlich von Anfang an klar war. Im Herbst, wenn dann wieder der Hut brennt, müssen auch wir Geimpfte wieder in den Lockdown. Diese Regierung verarscht uns nach Strich und Faden. Nur keine Wähler am rechten Rand verprellen, das ist schon ein paar hundert vermeidbare Tote wert.


Diogenes auf der Suche nach einem Menschen, Öl auf Holz, 1780er-Jahre, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829) zugeschrieben.– Quelle: Wikiquote.– Urheber: Nagel Auktionen, 2005.– Lizenz: Laut Wikiquote gemeinfrei.– Bearbeitung: verkleinert, aufgehellt.

1. März 2022: Sprachlos

Angesichts des derzeitigen Weltgeschehens fehlen sogar mir die Worte. Wenn ein Krieg sinnlos ist, dann der Putins gegen die Ukraine. Eingesponnen in ein Paralleluniversum schlägt der russische Präsident verbissen um sich und geht sogar so weit, mit der nuklearen Keule zu drohen (wem eigentlich?). Und Geld, das die EU für den Umweltschutz und soziale Aufgaben nie hatte, steht jetzt für Rüstungsausgaben plötzlich zur Verfügung. Und österreichische Politiker wie Sobotka oder Kickl haben am Anfang die Situation noch genutzt, um auf dem Rücken der Opfer dieses Krieges ihre politsche Agenda zu betreiben. Aber bekanntlich hat schon Diogenes vergeblich nach Menschen gesucht (Diog. Laert. 6,32; 6,41). Positiv anzumerken bleibt, dass sich die EU endlich einmal zu Sanktionen durchgerungen hat, die auch ihr selbst weh tun. Und dass internationale Sportverbände endlich einsehen, dass man nicht ständig die Augen vor der politischen Situation verschließen darf.

15. Feb. 2022: Olympische Schande - schon wieder

Schon wieder Olympische Spiele in China. Was ich vom IOC halte, habe ich ja schon an anderer Stelle nicht gesagt. Über die Behauptung, da gehe es um Sport, nicht um Politik, lachen sich die chinesischen Machthaber krumm. Unsere Gier macht uns blind und dumm.

5. Feb. 2022: Die Impfpflicht, die keine ist

Seit gestern ist sie in Kraft, die Impfpflicht. Aber es gibt vorerst keine Kontrollen und keine Strafen. Sie ist also nicht mehr als ein Appell des Gesundheitsministers. Ab 16. März soll es dann erste stichprobenartige Kontrollen geben. Ab wann wirklich alle Ungeimpften eine Aufforderung zur Impfung erhalten werden, steht noch gar nicht fest. Und es wird nur passieren, wenn es dann noch epidemiologisch notwendig ist. Da bin ich aber gespannt, welcher der Entscheidungsträger nach dem Abebben der Omikronwelle noch den Mumm haben wird, eine epidemiologische Notwendigkeit zu konstatieren. Der nächste Herbst ist dann ja noch weit weg. Derweil sind in Salzburg die Krankenhäuser dicht. Musste vorgestern abend ins Landeskrankenhaus und wurde mit dem Hinweis empfangen, dass kein einziges Bett mehr frei sei. Aber alle rufen schon nach Lockerung der Regeln, und die Regierenden beugen sich. Italien hat da mehr Mut bewiesen: dort wurden beinhart über 2000 ungeimpfte Ärzte entlassen. Ärzte, die die Erkenntnisse und Empfehlungen der medizinischen Wissenschaft ignorieren oder ihnen misstrauen, sind keine Ärzte, sondern Medizinmänner, und haben in einem modernen Gesundheitssystem nichts verloren. Jeder darf glauben, was er will. Aber er darf nicht tun und lassen, was er will.

31. Dez. 2021: „Der Raureif legt sich vor mein Fenster…“

Ein Jahr ist zu Ende, das neuerlich von Corona geprägt war, aber auch von klimabedingten Extremereignissen, z.B. der Hitzewelle in Griechenland oder der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, bei der mehr als 160 Menschen ums Leben kamen. Da war die Überflutung der Halleiner Altstadt nur ein Randereignis.

Der Wirtschaftsmotor hat 2021 wieder kräftig gebrummt. Das hat aber die Energiekosten in die Höhe getrieben und zusammen mit manchen Lieferengpässen bei vielen Produkten zu einer Preissteigerung geführt (ein Effekt, der von den meisten Inflation genannt wird, aber ich bin nicht sicher, ob das ganz dasselbe ist).

Sebastian Kurz ist weg. Der Karrierist, der sich als junger dynamischer Neuerer präsentierte, hatte m.E. kein politisches Konzept und nur ein erkennbares Ziel: Macht. Er hat die Nahtstellen politischer Macht türkis eingefärbt, der Sozialpartnerschaft und der Kirche in den Hintern getreten und aus der einst christlich-sozialen ÖVP eine ideologie- und wertefreie konservative Partei gemacht, die sich für mein Gefühl verdammt weit rechts der Mitte positioniert hat: im Grunde genauso ausländerfeindlich wie die FPÖ und ähnlich EU-kritisch (Österreich ist auffällig oft auf der Seite der Blockierer). Es wird an Kurz' Nachfolger Nehammer liegen, aus der ÖVP wieder eine Partei zu machen, die auch für Wähler mit Restgewissen wählbar ist.

Die Deltawelle ist abgeebbt und Omikron beginnt heranzurollen. Was die angekündigte Impfpflicht betrifft, so hat die Bundesministerin für EU und Verfassung (sorry, aber das klingt schwer nach einem ad hoc erfundenen Spitzenposten für jemanden, den man für Loyalität belohnen musste) schon begonnen zurückzurudern. Das lässt Schlimmes erahnen, der nächste Lockdown dräut.

15. Dez. 2021: Demokratie – wie lange noch?

Letzten Sonntag große Anti-Coronamaßnahmen-Demo in der Stadt Salzburg. Nur: warum kommen so viele der Demonstranten in Autos mit Braunauer Kennzeichen? Offenbar ist die ganze Innviertler rechte Szene zum Demonstrieren in Salzburg. Und sie schreien „Freiheit“ – aber sie meinen die Freiheit von der Einhaltung demokratischer Spielregeln und der Befolgung von Gesetzen. Und weil es die in einer Demokratie nicht geben kann, bedeutet das die Forderung nach Abschaffung der Demokratie. (Denn das Wesen der Demokratie liegt darin, dass das Mehrheitsvotum zählt. Und die Coronaverharmloser und Impfverweigerer sind in der Minderheit. Darum mögen sie die Demokratie nicht.) Das ist die faschistische Taktik, einen positiv besetzten Begriff zu kapern und ihm einen neuen Inhalt zu unterlegen, der letztlich das genaue Gegenteil bedeutet. (Erinnert sich noch jemand an die FPÖ-„Nächstenliebe“ = Fremdenhass?)

Und die Schafe mit dem Aluhut und die (Ver-)Querdenker trotten hinterher. Die größte Gefahr für die Demokratie sind die Wähler. Man kann die Demokratie zwar auf demokratischem Wege abschaffen. Aber man kriegt sie nicht mehr so schnell zurück, siehe Russland, siehe Türkei, bald auch: siehe Ungarn. Und wenn es bei uns so weitergeht, auch: siehe Österreich. Unsere Vorfahren haben vor 90 Jahren die Demokratie an die Wand gefahren. Und unsere Generation ist gerade dabei, es wieder zu tun. Aber ich gebe zu bedenken: wenn die Demokratie weg ist, dann ist auch Schluss mit den Afterjuristen, die bei jedem Gesetzes­vorhaben, das die Nichtgeimpften und Maskenmuffel benachteiligen könnte, verfassungs­rechtliche Bedenken äußern.

Dabei ist der ganze Zirkus um die geplante Impfpflicht nur Zinnober. Denn diese Impfpflicht (sollte sie tatsächlich kommen), ist ein zahnloser Papiertiger. Es soll 200 € im Monat kosten, sich nicht impfen zu lassen. Aber da es keine ersatzweisen Haftstrafen geben wird, kann ich mir nicht vorstellen, dass viel passieren wird, wenn man einfach nicht zahlt. Die Regierung betreibt weiterhin Als-ob-Politik (so wie beim letzten „Lockdown“ der Schulen), sie scheint nicht willens, wirklich wirksame Maßnahmen zu ergreifen.

21. Nov. 2021: Die Eindrittelgesellschaft

„Ab heute ist Österreich eine Diktatur“, so polterte Kickl, als der Lockdown für die vierte Coronawelle verkündet wurde – jawohl, aber eine Diktatur der Impfverweigerer, die es geschafft haben, mit ihrem egoistischen Radikalindividualismus eine ganze Nation in Geiselhaft zu nehmen. Für ihre Freiheit müssen auch alle anderen den Preis mitbezahlen. Um den Ärger der Geimpften, denen doch versprochen worden war, die Impfung werde für sie die Rückkehr zur Normalität und das Ende der meisten Einschränkungen sein, etwas hintan zu halten, wurde die Einführung einer Impfpflicht in Aussicht gestellt. Irgendwann im nächsten Jahr. Aber sobald die vierte Welle abgeebbt ist oder die Durchimpfungsrate 70 % erreicht hat, wird sich wahrscheinlich keiner mehr daran erinnern wollen. Die fünfte Welle kommt bestimmt.

Dabei hat es unfassbar lange gedauert, bis sich die Regierung endlich zum Handeln entschlossen hat, obwohl die Infektionszahlen seit Wochen durch den Plafond gehen, obwohl die 7-Tage-Inzidenz kurz davor war, vierstellig zu werden, obwohl die Salzburger Krankenanstalten einen Hilfeschrei losgelassen haben, dass sie kurz vor dem Kollaps stehen. Ein paar Tage hat man es noch mit einem schwammigen Lockdown nur für Ungeimpfte probiert – <sarcasm>der sicher ganz intensiv kontrolliert wurde</sarcasm>: bei einer Anti-Coronamaßnahmen-Demo vor einem Grazer Krankenhaus in dieser Zeit sah die Polizei keinen Grund zum Eingreifen. Und als die Regierung eingesehen hat, dass das nicht ausreicht, wurde noch um die Schulen gerangelt: der Unterricht findet zwar in Präsenz statt, aber die Schüler sollen möglichst zu Hause bleiben. (Die Bürger von Schilda hätten ihre Freude an dieser Lösung.)

31. Okt. 2021: Ein Alptraum und kein Ende

Warum kann ich nicht einfach aufwachen und feststellen, dass alles nur ein böser Traum war! Kanzler Kurz musste „zur Seite treten“, weil der begründete Verdacht besteht, dass er frisierte Umfragen veröffentlichen ließ und diese dann auch noch dem Finanzministerium in Rechnung gestellt wurden. Die ÖVP hat, so der Vorwurf, offenbar jahrelang die öffentliche Meinung zu manipulieren versucht, und das (zumindest teilweise) auf Kosten des Steuerzahlers. Den Preis für die Demontage Mitterlehners zahlen wir alle bis heute: kein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung. Aber der eigentliche Skandal besteht für mich darin, dass abgesehen von Günther Platter kein hochrangiger ÖVP-Politiker sich dazu durchringen konnte, dieses System zu kritisieren. Alle faseln sie wie besoffen von der Unschuldsvermutung. Von politischer Verantwortung haben sie offenbar noch nie gehört. Und statt sich von ihrem Meister zu distanzieren, attackieren Kurzens Lakaien (zu denen seinen ersten Äußerungen zufolge auch Neokanzler Schallenberg gehört) immer unverhohlener die Justiz. Unter den Türkisen ist die ÖVP zur einem ethikfreien Machtklüngel verkommen, für den der Zweck absolut jedes Mittel rechtfertigt. L'etat, c'est moi.

Und der grüne Gesundheitsminister Mückstein beharrt angesichts einer bei etwas über 60% stagnierenden Impfquote und einer 7-Tage-Inzidenz von inzwischen über 300, Tendenz rasch steigend, weiterhin darauf, dass die Impfung jedermanns persönliche Entscheidung sei, die man zu respektieren habe. Warum muss ich das respektieren? Wenn fast 30% der impfbaren Menschen in diesem Land die Impfung verweigern, dann hat das gravierende Auswirkungen auf die übrige Bevölkerung. Es sind unser aller Intensivbetten, die die ungeimpften CoViD-Patienten belegen. Ich kann nicht verstehen, warum man die Impfgegner und Maskenmuffel so billig aus ihrer Mitverantwortung für die Gesellschaft entlässt. Mückstein gehört ganz offensichtlich zu jenen Grünen, die einen radikalen Individualismus vertreten. Davon, dass die Grünen es nicht geschafft haben, der Regierung einen grünen Stempel aufzudrücken, ganz zu schweigen. 30 € für die Tonne CO2? Weniger hätten es selbst mit einem Vizekanzler Kickl kaum werden können. Ein österreichweites Öffi-Ticket? Nettes Gimick, das werden aber hauptsächlich diejenigen nutzen, die auch jetzt schon mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Wer will, dass sich in Sachen Klimaschutz etwas bewegt, muss eine neue Partei gründen. Mit diesen Grünen, denen es anscheinend genügt, dass sie endlich einmal in der Regierung sind, wird das nichts mehr.

19. Sep. 2021: Herbst = Corona

Die nächste (ich glaube, es ist die vierte) Coronawelle ist voll über uns hereingebrochen, weiterhin also Homeoffice (wohl dem, der diese Möglichkeit hat). Und wieder dieselben sinnlosen Diskussionen. Für manche Menschen (oder sind es nicht doch eher Klingonen?) ist allein die Forderung, in Geschäften eine Maske zu tragen, eine völlig unannehmbare Zumutung. Davon, sich impfen zu lassen, ganz zu schweigen. (Ich möchte nicht wissen, wieviele der Leute, die auf ihre körperliche Unversehrtheit pochen, sich tätowieren haben lassen.) Und niemand will die Einhaltung der Maskenpflicht kontrollieren: die Handelsangestellten nicht (nachvollziehbar), die Polizei nicht (unverständlich, macht es mehr Spaß, demonstrierende Abschiebungsgegner zu verhaften?). Aber dem Handel sei gesagt: ich bin auch Kunde. Und in einem Geschäft, das auf die Einhaltung der Maskenpflicht keinen gesteigerten Wert legt, will ich nicht einkaufen.

15. Aug. 2021: Der Sommer geht, Corona kommt

Abgesehen von einer heißen Woche im Juni waren Juni, Juli und noch die erste Woche im August, zumindest am Alpennordrand, nass und unsommerlich. Da hat uns die Urlaubswoche in Griechenland gezeigt, was eine Harke ist: auf 45° C kletterte die Quecksilbersäule in der Argolis. Ich hätte gerne ein wenig österreichischen Regen gegen ein bisschen griechische Hitze getauscht. Denn angesichts der Waldbrände hätten die Hellenen etwas Regen gut gebrauchen können. Aber wie alle Dinge auf dieser Welt sind auch Regen und Hitze schlecht verteilt.

Inzwischen wurde oder wird bei uns das Getreide geerntet, der Kukuruz ist auch bald soweit. Die Tage werden merklich kürzer, der Sommer neigt sich seinem Ende zu. Und leider steigt auch die Zahl der an CoViD Erkrankten wieder. Die nächste Coronawelle beginnt zu rollen. Das war vorherzusehen, denn auch wenn die Hälfte der Bevölkerung geimpft ist, so grassiert jetzt die viel infektiösere indische Variante („Delta“, aber man muss ja wohl sagen dürfen, woher diese Mutation eines ursprünglich aus China stammenden Virus kommt – und das in Europa nicht zuletzt vom tirolerischen Ischgl aus verbreitet wurde, worauf hinzuweisen unsere Nachbarn lange nicht müde wurden). Der nächste unlustige Herbst dräut.

Man sagt ja auch Spanische Grippe, obwohl selbige mit Spanien soviel zu tun hat wie ein Frankfurter Würstel mit der Stadt am Main (dieselbe Wurst heißt in Frankfurt bekanntlich Wiener Würstchen). Die Hongkong-Grippe hingegen brach offiziell wirklich in Hongkong aus (obwohl sie wahrscheinlich letztlich auch aus China kommt). Und Corona-Varianten werden plötzlich mit griechischen Buchstaben benannt? Als Klassischer Philologe möchte ich mich dagegen verwehren. Der Buchstabe Delta hat überhaupt nichts mit der Virusvariante zu tun. Benennt die Mutationen doch wie Tiefdruckgebiete! Oder benennt sie nach beliebten Staatsmännern wie Putin, Johnson, Assad oder Bolsonaro.

29. Mai 2021: Wo bleibt der Frühling?

Das war der kälteste und nasseste Mai in Österreich seit Jahrzehnten. Und das trotz Klimaerwärmung. Ein Arbeitskollege sieht allerdings erste Anzeichen für ein Ende des Winters: der Maronibrater ist nur noch vormittags da. Aber wenn das Wetter nicht rasch besser wird, ist's mit der Erdbeersaison heuer Essig.

9. Mai 2021: Leben nach dem Erststich

Heilige Corona, schau oba! (Die gibt's übrigens wirklich.) Ich habe meine erste Teilimpfung mit AstraZeneca erhalten.

2. Apr. 2021: Kein Licht am Ende des Tunnels

Nachdem die erste Märzhälfte schon ein paar frühlingshafte Tage brachte, brach Mitte März der Winter aus: neun Tage lang anhaltende Schneefälle, auch in der Stadt. Zum Glück war der Boden schon so warm, dass der Schnee nie lange liegengeblieben ist. Ende März dann plötzlich fast frühsommerlich warme Tage. Anfang April steht schon wieder Schnee ins Haus. Das Wetter ist so wechselhaft warm-kalt wie die Coronapolitik in Europa.

Als die letzten Lockerungen verkündet wurden, war von Haus aus klar, dass spätestens nach ein paar Wochen die Infektionszahlen wieder nach oben schnellen würden. Und die aggressive britische Mutation tut ein übriges, um die Intensivstationen zu füllen. Im Osten Österreichs gibt es ausgerechnet über die Osterfeiertage einen Lockdown; hier in Salzburg, trotz seit Wochen anhaltend hoher Inzidenzwerte, nicht.

Im Herbst hatte ich mich für die heurige Karwoche zu einer Studienreise nach Kreta angemeldet. Aber Ende Februar hat der Anbieter die Reise abgesagt. Denn das Virus grassiert wie eh und je, und das Impfen kommt nicht in die Gänge. Innerhalb von über drei Monaten wurden bei uns nur 1,6 Mio Impfdosen verabreicht, da sind auch die Zweitschüsse schon mitgezählt. In diesem Tempo wird es mehr als eineinhalb Jahre dauern, bis die Impfwilligen geimpft sind. Ja, ich gebe zu, ich werde langsam etwas ungeduldig.

7. Jan. 2021: Neues Jahr

Zum abgelaufenen Jahr fehlen selbst mir die Worte. Obwohl ich mich persönlich nicht beklagen kann: ich bin bisher gesund geblieben und habe immer noch einen Job. Was mich am meisten schmerzt, ist, dass sowohl die Lange Nacht der Kirchen als auch die Lange Nacht der Museen ausgefallen sind. Aber verglichen mit anderen ist das Jammern auf hohem Niveau. Hoffen wir, dass 2021 besser wird, vor allem für die, die 2020 ihren Job, ihr Engagement, ihre Auftrittsmöglichkeiten eingebüßt haben.

Der beste US-Präsident der Geschichte ist abgewählt worden, das lässt hoffen. Allerdings hat die gestrige Besetzung des Kapitols gezeigt, dass es mit dem Demokratieverständis mancher Amerikaner nicht weit her ist. Und ich fürchte, dass es hierzulande nicht viel besser ist. Der soziale Zusammenhalt ist längst passé, und die Invidualisten halten sich selbst für den Nabel der Welt.

18. Dez. 2020: Und täglich grüßt das Murmeltier

Lockerung der Beschränkungen, Teil-Lockdown, voller Lockdown, Lockerung zu Weihnachten, dann gleich wieder Lockdown. Das kommt davon, wenn man auf die Verantwortung des einzelnen setzt. Genauso gut kann man den Hund auf die Wurst aufpassen lassen. Das humanistische Menschenbild greift zu kurz.

27. Sep. 2020: Es wird Herbst

Der Sommer ist vorbei – zumindest am Alpennordrand. Ein erster Kälteeinbruch hat tw. ergiebige Schneefälle bis unter 800 m gebracht. Und wie jedes Jahr haben Berggeher und Autofahrer alle Wettervorhersagen ignoriert, und die Rettungskräfte mussten zigmal ausrücken. Gibt es wirklich intelligentes Leben auf der Erde?

Corona ist nicht vorbei. Wie uns die Experten seit Monaten prophezeit haben, beginnen mit dem Ende der warmen Jahreszeit die Infektionszahlen wieder zu steigen. Aber eigentlich haben sie schon zu steigen begonnen, als es noch warm war. Die eigentliche Ursache ist wohl: viele, vor allem junge Leute scheißen sich nichts mehr. No risk, no fun. Und was manche für haarsträubende Argumente haben, um den Mund-Nasen-Schutz nicht tragen zu müssen, ist mir unbegreiflich. Realitätsverweigerung allerorten.

Die jährliche Almabkehr ist zu Ende. Heuer wurde ausgiebiger Baumschnitt an der Uferböschung zwischen Pflegerbrücke und Obuskehre durchgeführt.

23. Aug. 2020: Ein Sommer voller Corona

Der Urlaub ist kaum vorbei und schon liegt ein Hauch von Herbst in der Luft: der Wind fegt die ersten welken Blätter durch die Gassen, kurz nach acht beginnt es zu dämmern.

13. Juni 2020: Sommer?

Nach einem eher nassen Mai und einem kühlen ersten Monatsdrittel im Juni hatten wir gestern und heute die ersten zwei Sommertage in diesem Jahr. Apropos Sommer: vielleicht findet mein Kretaurlaub (einst gebucht im Prä-CoViD-ium) doch noch statt.

21. Mai 2020: Im Irrenhaus

Die Infektionszahlen sinken, die Beschränkungen werden gelockert. Mancherorts gibt es lautstarke Demonstrationen gegen diese Beschränkungen (an die sich ohnehin immer weniger halten). Leider von den falschen Leuten: von rechten Populisten, Bullshittern und Aluhutträgern. Menschen, die wahlberechtigt sind, faseln Schwachsinn über eine Verschwörung, hinter der Angela Merkel oder Bill Gates (oder ganz originell: die Juden) stehen. Die Impfverweigerer wissen jetzt schon, dass für sie, wenn es denn dereinst einen Corona-Impfstoff gibt, Solidarität (denn darum geht es bei der Durchimpfung der Bevölkerung) nicht in Frage kommt. Ich frage mich immer öfter, warum so viele Menschen in diesem Irrenhaus noch immer nicht teilentmündigt sind.

18. April 2020: Corona und kein Ende

Ende März, Anfang April gab es zwar schon kräftige Tageserwärmung aber noch einige frostige Nächte. Zwei Frostnächte haben gereicht, um der Magnolienblüte den Garaus zu machen.

CoViD-19 hält die Welt weiter im Würgegriff. Das eigentlich Gruselige: bürgerliche Grundrechte und Freiheiten sind plötzlich aufgehoben, ohne dass es jemanden kratzt. Versammlungsfreiheit, Demonstrationsrecht, freie Religionsausübung – alles sistiert. Das polnische Parlament nutzt die Situation, um ein paar Gesetze durchzupeitschen, gegen die es voriges Jahr noch lautstarke Protestdemos gegeben hat. (Was ja jetzt praktischerweise verboten ist.) Das ungarische Parlament hat gar Viktor Orban auf unbestimmte Zeit zum Dikator ernannt. Ich hatte gehofft, diesen Rückfall in die 1930er Jahre nicht mehr miterleben zu müssen. Und ich wage nicht daran zu denken, was bei uns passieren wird, wenn die ÖVP die absolute Mehrheit bekommt.

23. März 2020: Corona

Ist das das Ende der Welt, wie wir sie kennen? Wohl kaum. Nach dem Ersten Weltkrieg und den vielen Millionen Opfern der Spanischen Grippe ging es auch weiter. Ich werde vielleicht etwas früher als geplant über den Jordan gehen, aber meine Kinder werden weiterleben und -wurschteln wie tausende Generationen vor ihnen. Aber lustig ist das nicht, zu Hause bleiben zu müssen, während draußen die Magnolien gerade aufblühen und die Bäume ausschlagen. Ein verpasster Frühling, das tut weh.

1. Jan. 2020: Ein gutes neues

Das nunmehr vergangene Jahr hat wieder einige Katastrophen gebracht. Die Kathedrale Notre Dame de Paris brannte. Der brasilianische Dschungel brennt. Der australische Busch brennt. Die Markusbasilika in Venedig stand hüfthoch unter Wasser.

Die Türkisen haben neuerlich die Nationalratswahlen gewonnen. Eine Koalition mit den Grünen steht bevor. (Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie das funktionieren soll.) Die Tories haben die Wahlen in Großbritannien gewonnen: noch ein Clown als Regierungschef.

Die Liste der Prominenten, die von uns gegangen sind, ist wieder lang: ehemalige Sportgrößen wie Niki Lauda und Matti Nykänen; Schauspieler der ersten Riege wie Rutger Hauer, Peter Fonda, Doris Day, Albert Finney, Bruno Ganz, Hannelore Elsner; aber auch weniger bekannte wie Rip Torn (Men in Black), Ron Leibman (Kaz & Co), Peter Mayhew (Darsteller des Chewbacca); Vertreter der leichten Muse wie Costa Cordalis, Karel Gott, Marie Fredriksson (Roxette), aber auch solche der E-Musik wie André Previn oder Jessye Norman; der einstige Regierungschef und dann Staatspräsident Jacques Chirac, Zeichner Guillermo Mordillo, Modedesigner Karl Lagerfeld, Schriftstellerin Rosamunde Pilcher, Unternehmer Ferdinand Piëch, Kabarettist Werner Schneyder; u.v.a.m.

„The devil never sleeps“, pflegte unser Englischlehrer Karl Plasser (angesichts unserer Fehler) zu sagen. „Gott, unser Beschützer, schläft nicht“, sagt Psalm 121. Seine Hilfe werden wir 2020 mehr denn je brauchen. Ich wünsche allen meinen Lesern ein gutes neues Jahr.

6. Okt. 2019: Überraschung

Unverhofft kommt oft: die Grünen sind wieder drin, die Rechtspopulisten deutlich zurückgefallen; und die Sozialdemokraten haben (für mich unverständlich) ihr schlechtestes Ergebnis ever eingefahren. Die Rede ist natürlich von den Nationalratswahlen 2019 in der Alpenrepublik. Das Kuriose dabei: ich kenne niemanden, der Sebastian Kurz gewählt hat (und es auch zugibt). Ich lebe offenbar in einer ÖVP-/FPÖ-freien Blase. Hilft mir aber nichts: Kurz wird trotzdem wieder Bundeskanzler werden und uns kleinen Leute mit seiner unternehmerfreundlichen Politik weiter plattwalzen. Warum das deutlich mehr als ein Drittel der Wähler für wünschenswert hält, ist mir schleierhaft.

8. Sep. 2019: Urlaub vorbei

Der August war in Salzburg eher herbstlich. Es gab zwar vereinzelt sonnige, heiße Tage, aber es überwogen doch Wolken und Regen. Und jetzt im September ist es unverkennbar, dass die Tage kürzer werden, die Schule wieder begonnen hat und wir immer noch dieselben liebenswerten Politiker haben wie vor Ibiza.

Vermutlich werden wir zu Weihnachten die gleiche rechtsgerichtete Regierung haben wir letzte Weihnachten (vielleicht ohne Herbert Kickl, aber wer weiß). Großbritannien wird immer noch nicht aus der EU ausgetreten sein. Italiens Regierung wird die nächste Koalitionskrise haben. Die neue Kommissionspräsidentin wird meine Sympathie für die EU nicht gerade verstärkt haben. Der US-Präsident wird einen neuen Rekord für das Verhältnis von Nonsens je 140 Zeichen aufgestellt haben. ­– Ich muss endlich aufhören, Nachrichten zu hören.

22. Juli 2019: Urlaub

Der Juni bescherte uns heuer die heißesten Tage, seit es Juni gibt. Dann war es die erste Julihälfte allerdings eher ziemlich kühl und unsommerlich. Jetzt scheint der Sommer zurückgekehrt. Warum alle von einer Hitzewelle reden, sobald sich die Quecksilbersäule der 30°-Marke nähert, verstehe ich nicht. Ich nehme an, es ist vom Wetter in Wien die Rede, wo es ja oft ein paar Grad mehr hat.

19. Mai 2019: Grüße aus Ibiza

Wer gehofft hatte, auf einen harten Winter würde ein milder Frühling folgen, sah sich getäuscht: das erste Maiwochenende bescherte uns dermaßen nasskaltes Wetter, dass es selbst in der Stadt mehrmals kurze Schneegestöber gab. Und sogar am 14. Mai fiel in Anif noch einmal für ein paar Minuten etwas Schnee.

Vizekanzler Strache musste zurücktreten. Ich habe nicht recht verstanden, warum. Auch vor dem Ibiza-Video war doch allen bekannt, wes Geistes Kind der Mann ist. Das Erschreckende daran ist ja, dass Strache kein besonderer Bösewicht ist, sondern ein durchschnittlicher Österreicher. Er hält uns doch nur den Spiegel vor. Nicht wenige Österreicher sind bereit, auf demokratische Freiheiten und soziale Errungenschaften zu verzichten, wenn dafür ordentlich auf die Ausländer gehaut wird. Auch Kanzler Kurz ist keinen Deut besser, war er doch bereit, sich mit diesem Mann politisch ins Bett zu legen, um nur ja Bundeskanzler zu werden. Und er hat zu fast allem geschwiegen, solange es irgendwie ging. Wolfi Schüssel lässt grüßen. Hat wirklich jemand geglaubt, dass sich der Herr Karl in den letzten Jahrzehnten geändert hat? Neuwahlen im Herbst. Was soll sich ändern? Wir Österreicher müssten bessere Menschen werden, dann bekämen wir vielleicht auch bessere Politiker. Oder um es in den Worten von Maurizio de Giovanni zu sagen: „Was ihn betraf, […] so interessierte Politik ihn nicht im Geringsten. Er war der Ansicht, dass die Wurzel allen Übels letztendlich die menschliche Natur war, und dagegen gab es kein Heilmittel.“ (Die Gabe des Commissario Ricciardi, Berlin: Insel-Verl., 2012, S. 74.)

15. Feb. 2019: Winter

Dieser Winter war für uns Radfahrer hart: Mit Beginn des Januar sind im Verlauf mehrerer Wochen am Alpennordrand einige Meter Schnee gefallen. Dabei hatten wir in der Stadt noch das Glück, dass uns ein Teil dieser Niederschläge als Regen ereilt hat. Inzwischen überwiegt in der Stadt wieder das Grün bzw. Braun. Doch schon ein paar Kilometer außerhalb sind die Wiesen und Felder mit bis zu einem halben Meter Schnee bedeckt.

Silvester 2018

Ich bin auf diese ORF-Seite mit den Verstorbenen des heurigen Jahres gestoßen. Hier ein kleines Florilegium von Persönlichkeiten, die nicht mehr unter uns weilen: France Gall (Poupee de cire, poupee de son), Charles Aznavour, Montserrat Caballe, Aretha Franklin, Stefan Weber (Drahdiwaberl), Heinz Petters, Burt Reynolds, Milos Forman (Hair, Amadeus), Bernardo Bertolucci (Der letzte Tango in Paris), Tom Wolfe (Fegefeuer der Eitelkeiten), Amos Oz, Christine Nöstlinger, Stephen Hawking, Gerhard Jagschitz, Billy Graham, Kofi Annan, Eva Twaroch (österr. Journalistin) u.v.a.m.

Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, auch zu sehen, wer heuer geboren wurde und später einmal ein bedeutender Künstler, Wissenschaftler oder Politiker werden wird. (Ich hab's ja leider verbockt.) Vielleicht wäre ich dann mit diesem Jahr versöhnter.

28. Dez. 2018: Es wird ruhiger

Mit einem Zitat eines deutschen Komikers (dessen Erben schon viele, die Zitate desselben im Internet verwendeten, wegen Urheberrechtsverletzung abmahnen ließen) hat unser Pfarrer in der Predigt am Heiligen Abend des Umstandes Erwähnung getan, dass für die meisten Menschen die sog. stille Zeit eigentlich eine ziemlich stressige ist und sie froh sind, wenn sie vorbei ist und das Leben wieder seinen gewohnten Gang nehmen kann. (In wenigen Tagen wird die in Deutschland gültige Schutzfrist von 70 Jahren – in Worten: siebzig! – für den Großteil der Werke besagten Komikers ausgelaufen sein. Dann darf man ihn hoffentlich zitieren, ohne teure Post vom Anwalt zu bekommen.)

16. Dez. 2018: Klimatisches

Die UN-Klimakonferenz in Katowice ist zu Ende. Ein Haufen Delegierter (wie viele eigentlich?) ist nach Polen geflogen, um einen Minimalkonsens zu beschließen, an den sich kaum ein Land halten wird (allen voran Österreich). Es hätte für das Klima mehr gebracht, wenn die Delegierten zu Hause geblieben wären. Während von der österreichischen Nachhaltigkeitsministerin (das heißt wirklich so!) Köstinger Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz kommen, unternimmt Doch-nicht-Bundespräsident Verkehrsminister Hofer Anstrengungen, dass man auf Österreichs Autobahnen schneller fahren darf. (Wenn man weniger lange unterwegs ist, ist das sicher auch besser fürs Klima.) Und Heimatrapper Vizekanzler HC-Man (Strache) bezweifelt, ob der Mensch an der derzeitigen Klimaerwärmung schuld ist. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis der erste Regierungspolitiker behaupten wird, die Erde sei flach. Manchmal fühle ich mich wie in einem Roman von Franz Kafka.

23. Sep. 2018: Astronomischer Herbstbeginn

Es ist noch einmal spätsommerlich geworden. Pünktlich zum astronomischen Herbstbeginn kommt jetzt ein Kälteeinbruch. Das letzte Freibad in Salzburg schließt heute seine Pforten.

8. Sep. 2018: Herbst

Der August hat uns dann doch mit einer längeren hochsommerlichen Schönwetterphase beglückt. Doch mit dem Wochenende 25./26. Aug. war sie schlagartig wieder vorbei: teils ergiebige Schneefälle bis in mittlere Tallagen, 10 cm Schnee etwa in Bad Gastein. Aber nächste Woche soll es noch einmal sommerlich werden. Mal sehen…

8. Juli 2018: Sommer

Irgendwo war dies sicher der heißeste Juni seit Napoleons Russlandfeldzug. Hier in Salzburg aber nicht. Hochsommerliche Temperaturen haben wir bisher nicht gehabt. Das Schuljahr ist zu Ende, meine Lieben genießen ihre (natürlich wohlverdienten) Ferien. Ich habe noch drei Wochen zu roboten.

1. Mai 2018: Frühling

Schien es im März noch so, als wolle der Winter gar kein Ende nehmen, brach im April der Frühsommer mit Wucht über uns herein: Mitte April 30° in Freisaal (in der Stadt Salzburg). Innerhalb einer Woche blühten die Magnolien auf und verblühten wieder, und die Bäume und Sträucher schossen ins Grün. Sogar der Flieder begann zu blühen und war Ende April schon wieder am Verblühen. Ein erschreckend kurzer Frühling!

2. Apr. 2018: Winter ohne Ende /2.

Die letzte Februarwoche brachte die tiefsten Temperaturen, die bei uns jemals im Februar gemessen wurden, bis unter -25° in Ortschaften. Im letzten Märzdrittel dann noch einmal tagelang Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt. Und immer wieder Schneefall. Der bereits entfernte Split musste wieder auf die Radwege ausgebracht werden. Zum Heulen.

18. Feb. 2018: Winter ohne Ende

Dieser Winter hat früh begonnen: bereits in der ersten Septemberhälfte hat es mehrmals bis in Mittelgebirgslagen heruntergeschneit. Nach ein paar wärmeren Tagen im Oktober hat uns der Winter seit November mit zwar nicht extremen, aber konstanten Temperaturen im Griff (nicht einmal der gewohnte vorweihnachtliche Wärmeeinbruch hat stattgefunden). Und was in diesem Winter schon an Schnee gefallen ist, ist für uns Radfahrer echt nicht mehr lustig. Ein Dank an die Gemeindeväter von Elsbethen und Puch, die den Geh- und Radweg entlang der Salzach jetzt räumen lassen.

Darüber habe ich sogar vergessen, Rückschau zu halten auf das abgelaufene Jahr. In Österreich gab es Nationalratswahlen, bei denen die Bevölkerung für eine starken Rechtsruck votiert hat. Jetzt kommen wir doch noch in den Genuss dessen, was uns Norbert Hofer, nunmehr Infrastrukturminister, bei seiner Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten angedroht hat.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 24. Aug. 2024