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Das römische Haus


1. Die Domus

a. Das Atriumhaus

Wurde vom 3. Jh. v. Chr. an zur vorherrschenden Hausform in Italien. Es hatte eine langgestreckte Form mit schmaler Eingangsfront und in die Tiefe gestaffelter symmetrischer Raumanordnung: Eingangskorridor, Impluvium und Tablinum lagen auf einer Achse.

1faucesKorridor
2tabernaeLäden
3atriumWohnraum
4impluviumWasserbecken
5tablinumWohnraum
6hortusGarten
7tricliniumEßzimmer
8alaeNebenräume
9cubiculumSchlafzimmer
Das traditionelle Atriumhaus
faucēs Schlund, Hals
Korridor
taberna Laden, Werkstatt
Räume links und rechts des Korridors, häufig als Werkstätten oder Verkaufsläden vermietet und dann zur Straße hin offen.
ātrium (v. āter schwarz?)
Wohnraum, ursprl. Aufenthaltsraum und Eßzimmer (hier stand der Herd, sodaß die Wände rauchgeschwärzt waren), später Empfangsraum. Im Atrium standen der Altar für die Hausgötter (Larēs), denen der Hausherr täglich opferte, und die Wachsbüsten der Vorfahren.
impluvium (v. impluō hineinregnen)
in den Boden eingelassenes rechteckiges Becken in der Mitte des Atriums, in dem das von einer darüberliegenden rechteckigen Öffnung im Dach (compluvium) fließende Regenwasser gesammelt wurde, um von dort in eine unterirdische Zisterne geleitet zu werden.
tab(u)līnum
Wohnraum hinter dem Atrium; Archiv für Dokumente (tabulae), Empfangsraum für die Klienten, Wohnzimmer.
hortus Garten
Garten, hinter dem Tablinum.
triclīnium Speisesofa, -zimmer
Eßzimmer, seitlich vom Tablinum; in ihm standen drei (tri-) Liegen (griech. klinai), da die Römer bei Tisch lagen.
āla Flügel
Nebenräume, Seitenflügel des Atriums.
cubiculum (v. cubō liegen, schlafen)
Schlafzimmer, seitlich des Atriums; meist kleine, fensterlose Räume.

Keinen festgelegten Platz hatte die Küche (culīna), sie befand sich oft in einem Raum seitlich des Tablinums, mit ihr verbunden war meist noch eine Toilette (lātrīna).

b. Das Atriumhaus mit Peristyl

Unter dem Einfluß der griech. Kultur wurde seit dem 2. Jh. v. Chr. das altröm. Atriumhaus um das Peristylium erweitert: ein offener Hof mit Säulenhallen ringsum. In den Säulenhallen konnte man sich, vor Sonne und Regen geschützt, im Freien aufhalten. Der Innenhof war meist ein Ziergarten mit Büschen, Bäumen, Säulchen, Plastiken, Brunnen, Fischteichen, etc. Die Räume um das Peristyl folgten keiner bestimmten Anordnung; häufig befanden sich Sommertriclinium, Küche und Schlafräume in diesem Bereich.

Da dieser Teil des Hauses leichter dem persönlichen Geschmack entsprechend gestaltet werden konnte als der Atriumsteil mit seiner vorgegebenen Raumanordnung, widmeten die Römer diesem größere Aufmerksamkeit. Diese Art des Wohnens blieb allerdings sehr reichen Römern vorbehalten.

1faucesKorridor
2tabernaeLäden
3atriumWohnraum
4impluviumWasserbecken
5tablinumWohnraum
6tricliniumEßzimmer
7andronGang
8alaeNebenräume
9cubiculumSchlafzimmer
10culinaKüche
11posticumHintertür
12exedraGartenzimmer
13hortusGarten
14peristyliumSäulenhalle
Das Atriumhaus mit Peristyl

2. Die Insula

Zwar konnte auch das Atriumhaus ein Obergeschoß haben, meist als Galerie über dem Atrium, doch entwickelte sich auf Grund der Raumnot in den Großstädten ein eigener mehrstöckiger Haustyp: die Insula (Mietskaserne). Im Erdgeschoß waren zumeist Läden, die Obergeschosse enthielten Mietwohnungen unterschiedlicher Größe mit freier Raumanordnung. Vor allem die "Wohnungen" der obersten Stockwerke waren kleine zellenartige Räume zu beiden Seiten eines Korridors, in denen das Stadtproletariat wohnte.

3. Die Villa

Die Villa rustica, der Gutshof, verband als ländliche Residenz des Großgrundbesitzers die Elemente der Domus mit den Räumlichkeiten und Anlagen, die der Landwirtschaft dienten (Schuppen, Ställe, Weinkeller usw.), und hatte nicht selten festungsartigen Charakter. Seit dem 2. Jh. v. Chr. errichteten einflußreiche und wohlhabende Römer ihre Landhäuser aber ohne Bezug zur Landwirtschaft als überaus große und komfortable Domus, um hier fernab vom Getriebe der Großstadt ihrer Muße pflegen zu können.

Quellen: Blanck, Horst: Einf. i. d. Privatleben der Griechen u. Römer.- Darmstadt: Wiss. Buchges., 1976. S. 30-44
Steinmeyer-Schareika, Angela: Römisches Wohnen. Teil II: In d. Villa.- Stuttgart: Klett. (Diareihen Röm. Antike)


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Änderung: 25. Dez. 2016