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Kalenderkunde
Um es gleich vorwegzunehmen: ich bin kein Kalenderfachmann,
sondern nur ein interessierter Laie. Die folgende Darstellung erhebt keinen
Anspruch auf Richtigkeit. Meine Quellen waren verschiedene Bücher,
Lexika und Webseiten. Wie wohl bei den meisten meiner Quellen auch handelt es
sich bei der folgenden Darstellung um eine Zusammenfassung oder Wiederholung
von Gelesenem, so gut ich es eben verstanden habe. Weder habe ich eigene
astronomische Beobachtungen angestellt noch das historische Quellenmaterial
studiert.
Wer sich weiter vertiefen will, findet auf den Seiten von
computus.de einige Artikel und eine
recht umfangreiche Sammlung von Links. Auch die englischsprachigen Artikel
von Wikipedia bieten z.T. sehr
detaillierte Information.
Die Abbildungen auf dieser Seite sind schematisch, die Formen, Winkel und
Größenverhältnisse astronomischer Objekte entsprechen nicht
der Wirklichkeit. Der erste, der meint, mich darauf hinweisen zu müssen,
daß die Umlaufbahnen nicht kreisförmig sind oder daß die
Sonne viel größer ist als die Erde, erhält von mir die Goldene
Zitrone verliehen.
Die Menschen der Antike hatten folgende Orientierungspunkte, um längere Zeiträume einzuteilen:
Aus praktischen Gründen versucht man immer, Monat und Jahr im Kalender in Anzahl ganzer Tage zu definieren.
Die Erde braucht ca. 23 Std. 56 Min., um sich einmal um ihre Achse zu drehen, das ist der sog. siderische Tag [1]. Damit aber ein Beobacher auf der Erde wieder die gleiche Relation zur Sonne hat (=gleiche Tageszeit), muß sie sich noch einmal nicht ganz 4 Min. weiterdrehen, das ist der Sonnentag von 24 Std.
Die Rotation der Erde erfolgt in derselben Richtung wie der Umlauf um die Sonne. Die violette Linie zeigt die Erde nach jeweils einer Umdrehung. Damit wieder die gleiche Tag-Nacht-Grenze erreicht wird, muß sich die Erde immer noch ein Stückchen weiterdrehen. Pro Tag sind das ca. 24/365 Std. = 4 Min., um die der Sonnentag länger ist als der Sterntag. In einem Jahr macht das genau eine zusätzliche Umdrehung. Anders gesagt: in einem Jahr dreht sich die Erde 366mal um ihre Achse!
Die Tagesgrenze ist eine willkürliche Festlegung. Daß in unserem Kalender der neue Tag um Mitternacht beginnt, hat rein praktische Gründe. Im jüdischen Kalender beginnt der neue Tag um 18:00 Uhr, der Sabbat dauert also von Freitag abend bis Samstag abend.
Der Mond braucht ca. 27,3 Tage, um einmal die Erde zu umrunden, das ist der sog. siderische Monat. Da sich in dieser Zeit die Erde auf ihrem Lauf um die Sonne weiterbewegt hat, muß der Mond noch einmal mehr als 2 Tage zurücklegen, damit ihn ein Beobachter auf der Erde wieder unter demselben Winkel (=Mondstand) sieht, wie zu Beginn der Beobachtung. Das ist der synodische Monat [2], auch Lunation [3] genannt.
Linke Hälfte: Erde und Mond bei Vollmond. Rechte
Hälfte: der Mond nach einem Umlauf um die Erde und wieder bei Vollmond.
Die Lunation dauert länger als ein Umlauf um die Erde.
Als Bezugspunkt für die Beobachtung des Mondzyklus wurden meist nicht
Neu- oder Vollmond herangezogen, sondern das sog. Neulicht: das erste
Sichtbarwerden der Mondsichel nach dem Neumond.
Die Ebene des Umlaufs der Erde um die Sonne wird Ekliptik [4] genannt. Anders gesagt: die Ekliptik ist die scheinbare Bahn der Sonne am Himmel. Das siderische Jahr ist die Dauer eines Umlaufs der Erde um die Sonne (die Zeit zwischen zwei Durchläufen der Sonne durch einen Punkt der Ekliptik) und dauert 365,256366 Tage.
Die Erdachse steht nicht senkrecht zur Ekliptik, sondern ist um 23,5° geneigt. Diese Neigung ist die Ursache für die Jahreszeiten.
Linke Seite: Sommer auf der Nordhalbkugel. Die Sonnenstrahlen
treffen unter einem steilen Winkel auf und und haben einen kürzeren Weg
durch die Erdatmosphäre, die Sonnenscheindauer ist länger; Folge:
stärkere Erwärmung.
Rechte Seite: Winter auf der Nordhalbkugel. Die Sonnenstrahlen treffen unter
einem flachen Winkel auf und haben daher auch einen längeren Weg durch
die Atmosphäre zurückzulegen, die Sonnenscheindauer ist kürzer;
Folge: geringere Erwärmung.
Auf der Südhalbkugel ist es jeweils genau umgekehrt. Daher ist in
Australien im Jänner Sommer und im Juli Winter.
Die Schnittpunkte der Ekliptik mit der Ebene des Erdäquators (dem sog. Himmelsäquator) heißen Äquinoktialpunkte [5]. Wenn die Erde diese Punkte durchläuft, sind Tag und Nacht gleich lang. Das tropische Jahr [6] ist die Zeit zwischen zwei Durchläufen durch den Frühlingsäquinoktialpunkt. Infolge der Präzession (Kreiselbewegung der Erdachse) kreiselt der Himmelsäquator und die Äquinoktialpunkte verschieben sich langsam aber stetig entgegen der Umlaufrichtung der Erde. Ein tropisches Jahr ist daher um 20 Minuten kürzer als ein siderisches und dauert 365,242199 Tage. Für die Jahreszeiten ist das tropische Jahr entscheidend.
Die Ekliptik (gelbe Scheibe) und ihre (roten) Schnittpunkte mit dem Himmelsäquator. Der Himmelsäquator bewegt sich langsam wie der Rand eines Kreisels, und zwar mit einer Periode von 25800 Jahren (ein sog. Platonisches Jahr).
Die Jahresgrenze ist eine willkürliche Festlegung. Neben Solstitien (Sonnwende) oder Äquinoktien markierten vor allem religiöse Feste den Beginn eines Kalenderjahres. Letzteres war im Julianischen Kalender des MA vor allem bei Datierung von Dokumenten in Gebrauch. Hier ein paar Beispiele:
Die Epoche ist jenes Ereignis, von dem an die Jahre gezählt werden.
Die Woche ist eine kulturelle Errungenschaft. Ihr Ursprung mag vielleicht in einer Viertelung des Mondmonats gelegen haben, vielleicht auch in der Zuordnung von Tagen zu den Planetengottheiten (zu denen auch Sonne und Mond gerechnet wurden). Doch ist beides ungewiss.
Andere Unterteilungen des Monats, z.B. in 10 Tage im Kalender der Franz. Revolution, oder in 5 Tage im Kalender der Sowjetunion haben sich nicht dauerhaft durchsetzen können.
Bei den Römern gab es einen 8tägigen Rhythmus, die sog. Nundinae. Die Tage wurden im Kalender mit den Buchstaben A-H bezeichnet.
Die Länge eines Mondmonats ist einfach zu messen: mehrere Mondzyklen beobachten und die Anzahl der Tage durch die Anzahl der Zyklen dividieren. Das Ergebnis: 29 1/2 Tage. In einem Mondkalender läßt man also meist Monate von abwechselnd 29 und 30 Tagen aufeinander folgen.
Die Araber faßten 12 solcher Mondmonate zu einem Jahr von 354 Tagen zusammen. Da ein solches Jahr 11 Tage kürzer ist als ein Sonnenjahr, läuft der Jahresbeginn (und mit ihm alle kalendergebundenen Feste wie z.B. der Ramadan) in 33 Kalenderjahren (365/11 ~ 33) durch alle Jahreszeiten. In dieser Zeit vergehen nämlich nur 32 Sonnenjahre.
Die Abfolge 30- und 29tägiger Monate im islamischen Kalender (unterer Streifen) und das Auseinanderlaufen von Sonnenjahr (oberer Streifen) und Mondjahr. Die Pfeilchen markieren den Jahresbeginn. Erkennbar sind auch die Monate mit Schalttag nach dem islamischen Kalender.
12 synodische Monate sind 354,3672 Tage lang. Daher muß etwa alle drei Jahre ein Schalttag eingefügt werden, damit der Kalender mit dem Mondlauf synchron bleibt. Im Islamischen Kalender hat der letzte Monat eines Jahres im Schaltjahr 30 statt sonst 29 Tage. Ein Schaltjahr ist jedes 2., 5., 7., 10., 13., 16., 18., 21., 24., 26. und 29. Jahr eines 30jährigen Zyklus (also in 30 Jahren 11 Schaltjahre mit 355 Tagen).
Epoche des islamischen Kalenders ist die Hedschra (Auswanderung Mohammeds nach Medina, 622 n.Chr.).
Für nicht-seßhafte Völker mag ein solcher Kalender genügen. Ackerbauern brauchen jedoch einen Kalender, der sich an der Sonne und den Jahreszeiten orientiert. Auch für religiöse Feste, bei denen z.B. bestimmte Früchte zu opfern sind, benötigt man einen Sonnenkalender.
Der Himmelsausschnitt, den man nachts beobachten kann, ist abhängig von der Jahreszeit.
Im Winter steht die Erde auf der anderen Seite der Sonne. Da es immer auf der der Sonne abgewandten Seite der Erde Nacht ist, blickt man in einer Winternacht in eine ganz andere Richtung als in einer Sommernacht (symbolisiert durch den Baum).
Die Ägypter beobachteten, daß der hellste Stern des Nachthimmels, Sirius im Sternbild großer Hund (nach dem auch die Hundstage benannt sind und den die Ägypter Sothis nannten) eine Zeitlang nicht zu sehen ist. Erst an einem bestimmten Tag im Jahr (am 19. Juli) kann man ihn in der Morgendämmerung zum ersten Mal wieder aufgehen sehen (sog. heliakischer Aufgang [7]). Die Ägypter zählten die Tage zwischen zwei solchen Frühaufgängen und kamen so zu einem Jahr von 365 Tagen. (Damit bestimmten sie genau genommen die Länge eines siderischen Jahres.)
Die fünf hellsten Sterne des Sternbilds Großer Hund (Canis Major). Den hellsten, Alpha Canis Majoris, nannten die Griechen Seirios.
Viele Historiker nehmen an, daß es die jährlich auftretende Nilüberschwemmung (die sog. Nilschwelle) war, an der die Ägypter die Jahreslänge ablasen.
Dieses Jahr teilten sie in 12 Monate zu 30 Tagen (=360 Tage) plus 5 Zusatztage (die sog. Epagomenen [8]).
Wahrscheinlich ließen die Ägypter das Jahr an so einem Sothisfrühaufgang beginnen. Sie bemerkten jedoch, daß nach vier Jahren der Sothisfrühaufgang erst am zweiten Tag des neuen Jahres stattfand, nach weiteren vier Jahren erst am dritten Tag usw. Zugleich mußten sie feststellen, daß der Beginn des Kalenderjahres langsam aber stetig durch die Jahreszeiten wanderte. Nach 365 x 4 = 1460 Sonnenjahren (das sind 1461 Kalenderjahre), einer sog. Sothisperiode, fiel der Beginn der Kalenderjahres wieder genau auf den Sothisfrühaufgang. Dieser Zusammenfall wird Apokatastasis [9] genannt.
Im Dekret von Kanopus (238 v.Chr.) wurde daher angeordnet, alle vier Jahre an die Epagomenen einen zusätzlichen Tag anzuhängen: der Schalttag war erfunden, setzte sich aber (vermutlich wegen des Widerstands der Priesterschaft) anscheinend nicht durch.
Der Kalender der Französischen Revolution (1793 - 1805 in Kraft) war übrigens genauso aufgebaut. Das Jahr begann mit der Tag- und Nachtgleiche im September. Die Epagomenen hießen Sansculottiden [10].
Wie andere Völker auch versuchten die Griechen, den Mondzyklus mit dem Sonnenjahr kalendermäßig zu synchronisieren. Meist wurde zu diesem Zweck hin und wieder ein Schaltmonat eingefügt, d.h. es gab Jahre mit 13 Monaten (=384 Tage). Man spricht dann von einem gebundenen Mondjahr oder einem Lunisolarjahr.
In Griechenland gab es um 500 v.Chr. die sog. Oktaëteris, einen achtjährigen Zyklus, bei dem 5 Jahre 12 Monate hatten und 3 Jahre 13 Monate (5*354 + 3*384 = 2922; 365,25*8 = 2922 Tage).
Meton von Athen erfand 432 v.Chr. den nach ihm benannten Metonischen Zyklus von 19 Jahren, der aus 12 Jahren mit 12 Monaten und 7 Jahren mit 13 Monaten (nämlich das 3., 5., 8., 11., 13., 16. und 19. Jahr) besteht, wobei 125 Monate 30tägig („voll“) und 110 29tägig („hohl“) sind. Der Zyklus umfasst 6940 Tage. Nach 19 Jahren fallen die Neumonde wieder auf dieselben Kalendertage. Das Jahr dauert im Metonischen Zyklus durchschnittlich 365,263 Jahre und ist damit in etwa 48 Jahren um einen Tag gegenüber dem tropischen Jahr zu lang. Der Metonische Zyklus spielt heute noch eine Rolle bei der Berechnung des Ostertermins.
Der 19 Jahre umfassende Zyklus des Meton. Die Jahresanfänge stimmen zwar selten mit dem tropischen Jahr zusammen, aber insgesamt ist eine brauchbare Übereinstimmung mit dem Sonnenlauf erzielt. Über die Verteilung der vollen und hohlen Monate habe ich nichts finden können.
Kallippos von Kyzikos kombinierte um 330 v.Chr. vier Metonische Zyklen (aber insgesamt um einen Tag verkürzt) zum 76 Jahre langen Kallippischen Zyklus. Hipparchus von Nikaia wiederum faßte Mitte des 2.Jh. v.Chr. vier Kallippische Zyklen (wieder insgesamt um einen Tag verkürzt) zum 304 Jahre langen Hipparchischen Zyklus zusammen.
Die Griechen bezeichneten die Jahre nach den obersten Beamten, die in einem Jahr amtierten (in Athen die Archonten, in Sparta die Ephoren). Daneben gab es eine Datierung nach Olympiaden, wobei die ersten der alle vier Jahre abgehaltenen Olympischen Spiele 776 v.Chr. stattfanden.
Auch die Juden haben ein gebundenes Mondjahr mit einem 19jährigen Zyklus: in jedem 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr wird ein 13. Monat eingefügt. Der jüdische Kalender unterscheidet mangelhafte (Verkürzung des Monats Kislew auf 29 Tage), reguläre und überzählige (Verlängerung des Monats Marcheschwan auf 30 Tage) Jahre (mit 353, 354 bzw. 355 Tagen in Gemeinjahren und 383, 384 bzw. 385 Tagen in Schaltjahren). Welches jeweils zur Anwendung kommt, wird auf Grund komplizierter Verschiebungsregeln (der sog. Dechijot) bestimmt.
Epoche des jüdischen Kalenders ist die Erschaffung der Welt (3761 v.Chr).
C. Julius Caesar hat den ursprünglich am Mondzyklus orientierten römischen Kalender in einen Sonnenkalender umgewandelt und dabei die Schaltjahresregelung der Ägypter übernommen. Die von ihm eingeführten Monatslängen und der Februar als Schaltmonat sind in unserem Kalender bis heute gültig.
Strittig ist die Frage, ob nicht erst durch Kaiser Augustus der nach ihm benannte Monat August 31 Tage bekam (der dann dem Februar weggenommen worden wäre). Unstrittig ist, daß die Schaltjahresregelung Cäsars zunächst falsch angewendet wurde (Schaltjahr alle drei Jahre) und Augustus diesen Fehler korrigieren ließ.
Schalttag war im Mittelalter der Tag nach dem 23. Februar, zu Caesars Zeiten vielleicht der Tag nach dem 24. Februar (das ist umstritten).
Die Römer hatten wie die Griechen ursprünglich keine Epoche, sondern bezeichneten die Jahre nach den Konsuln, die in jenem Jahr amtierten. Später zählten sie von der Gründung Roms an (ab urbe condita, 753 v.Chr., sog. Varronische Ära) bzw. nach den Regierungsjahren der Kaiser, in der Spätantike nach dem Amtsantritt des Kaisers Diokletian (284 n.Chr.), eines Christenverfolgers, daher Märtyrerära genannt. Auf den dakischen Mönch und Abt Dionysius Exiguus (ca. 470 - 540) geht die heute gebräuchliche Zählung seit Christi Geburt (Christliche Ära) zurück.
Das jüdische Passahfest wird am 14./15. Nisan gefeiert. Nach den synoptischen Evangelien fand die Auferstehung Jesu am Morgen des 17. Nisan statt. Schon bald bürgerte sich bei Heidenchristen, die mehrheitlich den Julianischen Kalender benutzten, der Brauch ein, das Osterfest am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond (dieser ist ungefähr equivalent mit dem 15. Nisan) zu feiern.
Im Konzil von Nizäa (325) dürfte diese Vorgangsweise für die Christen verbindlich gemacht worden sein. Spätestens im 6. Jh. wurde der 21. März als Frühlingsbeginn festgelegt. Weiters gab es (allerdings mehrfach geänderte) Regeln für den spätestmöglichen Ostertermin, und es wurde festgelegt, daß innerhalb eines Metonischen Zyklus Ostern nicht mehrfach auf dasselbe Datum fallen dürfe.
Zur Berechnung des Frühlingsvollmondes wurden vor allem zwei Maßzahlen verwendet: die Differenz zwischen Mond- und Sonnenjahr von 11 Tagen, die sog. Epakten [11], und die Goldene Zahl. Die Epakten werden solange summiert, bis 30 erreicht oder überschritten ist, dann wird ein Schaltmonat eingefügt und 30 von der Epaktenzahl abgezogen. Da 11 * 19 = 209, aber 209 Modulo 30 (Modulo bedeutet Rest der Division) = 29, muß man am Ende des Zyklus noch 1 addieren (sog. saltus lunae, dt. Mondsprung). Dadurch ergeben sich die Jahre 3, 6, 9, 11, 14, 17, 19 als Jahre mit 13 Monaten. Die Goldene Zahl ist die Nummer des Jahres im Metonischen Zyklus und errechnet sich aus (Jahreszahl Modulo 19) + 1, z.B. 2004 / 19 = 105, Rest 10, Goldene Zahl daher 11.
Bei der Berechnung des Ostertermins stellten die päpstlichen Astronomen eine Abweichung des Julianischen Kalenderjahres vom tropischen Sonnenjahr fest. Papst Gregor XIII. führte 1582 den Gregorianischen Kalender ein, der folgende zusätzliche Schaltjahrregelung enthält:
D.h. kein Schaltjahr sind die Jahre 1700, 1800, 1900, 2100 usw., Schaltjahre jedoch sind die Jahre 1600, 2000, 2400 usw. Anders ausgedrückt: innerhalb von 400 Jahren entfallen 3 Schalttage. Das Julianische Jahr ist 356,25 Tage lang, das Gregorianische Jahr 365,2425 Tage. Bei der Einführung ließ man auf den 4. Okt. 1582 den 15. Okt. folgen (d.h. es entfielen 10 Kalendertage), damit die Frühlingstag- und Nachtgleiche wieder ungefähr auf den 21. März fällt.
Seit dem 1. März 1900 ist der von der orthodoxen Kirche zur Bestimmung des Ostertermins noch immer verwendete Julianische Kalender gegenüber dem Gregorianischen um 13 Tage im Rückstand (=10 Tage bei Einführung des Gregorian. Kalenders + die Schalttage der Jahre 1700, 1800 und 1900).
Außerdem wurde durch den Gregorianischen Kalender der Circumcisionsstil (d.h. Jahresbeginn am 1. Jänner) festgeschrieben und als Schalttag der 29. Februar bestimmt.
Der französische Gelehrte Joseph Justus Scaliger (1540-1609) hat 1583 als Gegenentwurf zur Kalenderreform Papst Gregors, die er ablehnte, einen Kalender vorgeschlagen, der einfach die Tage, die seit dem 1.1.4713 v.Chr. 12:00 Uhr (nach dem Julianischen Kalender gerechnet) vergangen sind, zählt. Dieser Kalender wird in verschiedenen Variationen in der Astronomie und in der Informatik verwendet und heißt Julianischer Tag (wegen seiner Bezugnahme auf den Julianischen Kalender, wie Scaliger selbst schreibt, oder nach seinem Vater Julius Cäsar Scaliger, wie vielfach behauptet wird).
Ein großes Ärgernis in unserem heutigen Kalender ist die Asynchronität von Wochen- und Jahresrhythmus. Praktisch gesprochen: der 24. Dezember fällt jedes Jahr auf einen anderen Wochentag, der Beginn des Schuljahres fällt jedes Jahr auf einen anderen Kalendertag. Es wäre doch praktisch, wenn man wüße, das Schuljahr beginnt immer am (z.B.) 12. Sept., der Heilige Abend ist immer ein (z.B.) Dienstag. Außerdem wäre damit die Frage, ob der Neujahrstag zur 1. Woche des neuen Jahres oder zur 53. Woche des alten Jahres (wenn nämlich Neujahr auf Freitag, Samstag oder Sonntag fällt), erledigt.
Als Lösung wurde vorgeschlagen, das Jahr aus regulären 52 Wochen plus 1 Tag (in Schaltjahren 2 Tagen), der zu keiner Woche gehört, bestehen zu lassen. Dagegen laufen jedoch religiösen Gruppen Sturm, für die die Einhaltung des Wochenrhythmus eine religiöse Vorschrift ist (Juden und manche christliche Gruppen).
Ein anderes Ärgernis ist die komplexe Regelung zur Bestimmung von Ostern, die nur von Spezialisten bewerkstelligt werden kann. Hier gibt es Vorschläge, den Ostersonntag etwa immer auf den ersten Sonntag im April (o.ä.) fallen zu lassen.
Kirchen und religiöse Gemeinschaften teilen das Jahr in Festkreise ein. Die christlichen Kirchen etwa haben drei große Festkreise:
Das Kirchenjahr beginnt mit dem ersten Adventsonntag. Jedem Sonntag werden ein bestimmtes Motiv, ein Eingangspsalm (Introitus) und Bibeltexte für die Lesungen (Evangelium und Epistel) und die Predigt (Perikope) zugeordnet. Vielfach heißen die Sonntage nach dem lateinischen Beginn des Introituspsalms: Estomihi (sei mir, Ps 31,3), Oculi (Augen, Ps 25,15), Judica (richte, Ps 43,1), Jubilate (jauchzt, Ps 66,1) usw. Einen guten Überblick über den liturgischen Kalender der evang. Kirche bietet die Homepage der Nordelbischen Kirche. Ziemlich detailliert dagegen ist der liturgische Kalender der röm.-kath. Kirche auf der Homepage der Don-Bosco-Salesianer. Siehe auch meine eigene kurze Darstellung des evangelischen Kirchenjahres.
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Änderung: 18. Jan. 2024