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Streiflichter auf Salzburgs Baugeschichte
Angefangen hat es mit dem Makartsteg. Wurde der nicht umbenannt? Ja, wurde er (Marko-Feingold-Steg), aber warum? Seit wann gibt es ihn eigentlich? Beim Nachforschen bin ich dann auf die Geschichte benachbarter Areale (Hanuschplatz, AVA-Gebäude, Staatsbrücke u.a.) aufmerksam geworden. Ich fasse hier die Ergebnisse meiner Recherchen kurz zusammen.
Quelle: | Wikimedia |
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Urheber: | WolfD59, 2013 |
Lizenz: | gemeinfrei |
Bearb.: | perspektivisch entzerrt, beschnitten, Weißabgleich, skaliert, geschärft |
Schon in römischer Zeit hat es eine Brücke über die Salzach gegeben. Ob sie aus Holz oder bereits aus Stein war, wissen wir nicht. Sie lag wohl auf Höhe Alter Markt / Klampferergasse.[1] Hier führte sehr wahrscheinlich auch die mittelalterliche Stadtbrücke auf das andere Salzachufer zur Steingasse.[2] Hochwässer zerstörten immer wieder diese hölzerne Brücke, sodass sie ausgebessert oder neu gebaut werden musste. Wie Abbildungen des 15. und 16. Jh. zeigen, befanden sich auf der Brücke Verkaufsbuden, vor allem Metzgereien (zur bequemen Entsorgung von Schlachtabfällen).
Nachdem wieder einmal ein Hochwasser die Brücke zerstört hatte, ließ Erzbischof Wolf Dietrich 1599 eine neue Brücke vom Rathausbogen zum Platzl errichten, also an der Stelle, an der sich auch die heutige Staatsbrücke befindet. Diese hatte keine Buden mehr, die Metzgereien wurden ans Gries abgesiedelt, also in die Gegend des heutigen Ferdinand-Hanusch-Platzes.
Diese Brücke erwies sich als Fehlkonstruktion und musste bald ersetzt werden. Wolf Dietrich begann daher 1608 mit dem Bau einer steinernen Brücke, die vom Löchlbogen in die Gegend des Lederertores führen sollte. Doch der Bau machte nur schleppend Fortschritte und kam durch den Krieg mit Bayern zum Stillstand. Erzbischof Markus Sittikus ließ 1612 die bereits fertiggestellten Pfeiler wieder abreißen und am alten Standort eine neue Holzbrücke bauen, die 1620 unter Erzbischof Paris Lodron fertiggestellt wurde. Diese Brücke war überdacht. Bei der Wiederherstellung der Brücke nach einem Hochwasser wurde 1788 das Dach entfernt.
Das Nepomukdenkmal, das sich im 18. und 19. Jh. am Brückenkopf auf der Altstadtseite befand, ist heute an der Gartenmauer der Barmherzigen Schwestern angebracht (am Franz-Josef-Kai, 30 m nach der Einmündung des Salzachgässchens).
1877 wurde eine neue Brücke aus Eisen errichtet, und zwar aus staatlichen Mitteln, daher der Name Staatsbrücke. Doch erwies sich die Brücke bald als veraltet und als dem Verkehrsaufkommen immer schlechter gewachsen. (Vielleicht war das mit ein Grund dafür, dass Anfang des 20. Jh. gleich zwei Fußgängerstege unweit der Stadtbrücke gebaut wurden, nämlich Mozartsteg und Makartsteg.)
Die Nationalsozialisten begannen 1941 mit dem Bau einer neuen Brücke, an der auch viele Zwangsarbeiter mitarbeiten mussten. Sie wurde 1949 fertig. Die beiden Löwen aus Untersberger Marmor, die eigentlich die Brückenköpfe zieren sollten, wurden aber vor dem Hauptbahnhof in Linz aufgestellt (wo sie viele Jahre an der breiten Treppe vor dem alten Bahnhofsgebäude standen).
Bis in die 1850er Jahre war (wie auch das Sattler-Panorama zeigt) die Stadtbrücke weit und breit der einzige Übergang über die Salzach. An einigen Stellen gab es allerdings eine Überfuhr mit Fährboot. Doch dann wurden in 50 Jahren nicht weniger als sieben Brücken resp. Fußgängerstege errichtet. (Man vergleiche dazu die Stadtansicht von Franz Kulstrunk, die Salzburg im Jahr 1916 zeigt.[3]) Eine nicht unwesentliche Rolle dürfte dabei die Regulierung der Salzach im Stadtgebiet gespielt haben, die in den 1860er und 1870er Jahren durchgeführt wurde.[4] Neben der Staatsbrücke gibt es im Stadtgebiet noch folgende Salzachbrücken:
Quelle: | Wikimedia |
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Urheber: | Anidaat, 1974 |
Lizenz: | CC BY-SA 4.0 |
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Auf Google Maps ist er im Aug. 2024 immer noch mit „Makartsteg“ beschriftet, obwohl er am 27. Mai 2021 in einem Festakt in Marko-Feingold-Steg umbenannt wurde. Die Rede ist von dem Fußgängersteg, der nur 200 m von der Staatsbrücke entfernt über die Salzach führt und den Franz-Josef-Kai (auf Höhe des Hanuschplatzes) mit dem Giselakai (auf Höhe der Josef-Friedrich-Hummel-Straße, die in den Makartplatz mündet) verbindet.[1]
Der Grund, warum der Makartsteg 2021 amtlicherseits umbenannt wurde, war nicht etwa, dass der bisherige Namensgeber, der aus Salzburg gebürtige Maler Hans Makart (1840-1884)[2] ein Rassist, ein Nazi oder unsensibel zu Frauen war, sondern offenbar der, dass man den 2019 verstorbenen Marko Feingold (1913-2019)[3], den langjährigen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, unbedingt irgendwie posthum ehren wollte. Warum dafür gerade der Makartsteg dran glauben musste, werden wir wohl nie erfahren. Hätte es dafür nicht auch der Pioniersteg oder der Überfuhrsteg getan? Ein Argument war: es gibt eh bereits einen Makartplatz. Das gilt allerdings auch für Mozartsteg / Mozartplatz. Aber vielleicht wird ja bei der nächsten Ehrungsaktion auch der Name Mozartsteg kassiert.
Der Steg wurde 1904/05 vom Makartstegverein errichtet und am 18. Juni 1905 eröffnet. Für seine Benutzung musste man eine Mautgebühr entrichten. Dafür gab es am Franz-Josef-Kai anscheinend ein Mauthäuschen. Der Steg hatte zwei Brückenpfeiler und die Anmutung einer Hängebrücke mit zwei Pylonen. 1922 wurde die Maut aufgehoben, der Steg ging in das Eigentum der Stadt über. Gleichzeitig wurde seine Umbenennung in Museumssteg beschlossen.[4]
1967 wurde der Steg abgerissen und noch im selben Jahr durch einen neuen ersetzt. Der Steg hatte jetzt eine leichte Wölbung, ein einfaches Geländer ohne Pylone, nach wie vor zwei Pfeiler und eine Besonderheit: man konnte beim Überqueren die Vibrationen oder Schwingungen des Brückenkörpers spüren.
Dieser Steg musste im Jahr 2000 abgerissen werden und wurde 2001 durch einen Neubau ersetzt. Dieser hat nur noch einen Brückenpfeiler und zusätzlich zur vertikalen Wölbung auch noch eine deutliche „Kurve“. Seit mit dem Ende der 2000er Jahre das Anbringen von Vorhängeschlössern an Brückengeländern in Mode gekommen ist, hängen auch am Maschenzaun des Geländers des Feingoldstegs etliche tausend dieser Schlösser. (Die im Schnitt vermutlich wesentlich länger leben als die Liebesbeziehungen, die mit ihnen besiegelt werden sollen.)
Quelle: | SalzburgWiki (Deutsche Fotothek) |
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Urheber: | Baldi & Würthle, vor 1881 (vermutl. vor 1862) |
Lizenz: | gemeinfrei |
Bearb.: | beschnitten, in Graustufen umgewandelt, automat. Abgleich, geschärft |
Für O-Busbenutzer ist er ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Für die anderen ist er vor allem eine große unansehnliche Asphaltfläche. Die Rede ist vom Ferdinand-Hanusch-Platz. Ursprünglich bildete er den südöstlichen Abschluss des Grieses. Das Gries war das flache sandige Ufer der Salzach zwischen Griesgasse und Franz-Josef-Kai.
Fürsterzbischof Wolf Dietrich ließ hier am Gries das Griesstöckl (heute Griesgasse 19) errichten. Hier wurden 1608 die Metzgereien, die sich zuvor auf der Stadtbrücke befunden hatten, angesiedelt. Darauf weist noch die Tafel mit der Inschrift Macellum Civitatis Salisburg[ensis] MDCVIII „Fleischmarkt der Stadt Salzburg 1608“.[1]
1949 wurde in diesem Haus ein Nonstop-Kino eingrichtet. (Wer das nicht mehr erlebt hat: hier wird 12 bis 16 Stunden am Tag ohne Unterbrechung immer wieder dasselbe Programm aus Werbung, Tagesschau[2], und kurzen Filmen wiederholt. Man kauft sich eine Karte und setzt sich rein, bis man genug hat.) Daraus wurde später das Artis-Kino, das zunächst Neuerscheinungskino war (hier habe ich Mephisto mit Klaus Maria Brandauer gesehen). Später wurde es ein Pornokino, dann verschwand es. (VHS killed Cinema?)
Die städtischen Fleischbänke verschwanden mit dem Bau des großen Schlachthofes 1878 (oder 1884/85) am rechten Salzachufer zwischen Eisenbahnbrücke und Lehener Brücke.[3] Dieser war bis 1968 in Betrieb.
Auf Grund der Bedrohungslage des Dreißigjährigen Krieges stellte Fürsterzbischof Paris Lodron ein Heer auf und ließ 1631 dafür eine Kaserne errichten, die später Alte Thürnitz genannt wurde.[4] Das ca. 150 m lange Gebäude erstreckte sich ungefähr von der nordöstlichen Gebäudefront des AVA-Hofes bis zum Fisch-Krieg. Zwischen Kaserne und Griesgasse war ein Platz, auf dem der Wilde-Mann-Brunnen aufgestellt wurde. Dieser war ein Fischmarktbrunnen mit Kaltern für die Lebendaufbewahrung der Fische. Er befand sich wohl ungefähr im Bereich der Ostspitze des AVA-Hofes. Dank dieses Brunnens konnte der Fischmarkt vom heutigen Hagenauerplatz (das ist der Platz zwischen Mozarts Geburtshaus und dem Löchlbogen) 1641 hierher verlegt werden.[5]
Die Kaserne wurde um 1862 im Zuge der Salzachregulierung abgerissen, das Material wurde für die Salzachregulierung verwendet. Mit dem Abriss der Kaserne wurde 1872 der Wilde-Mann-Brunnen vor die Hofreitschule verlegt. Dort befand sich dann 1896-1925 das Fischgeschäft Josef Hübl. 1926 wurde am Ferdinand-Hanusch-Platz das Gebäude des „Fisch-Krieg“ errichtet.[6]
Quelle: | Archive.org |
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Urheber: | Matthäus Merian[1] |
Lizenz: | gemeinfrei |
Bearb.: | beschnitten, Weißabgleich, einzelne Gebäude eingefärbt |
Die Gstättengasse, die sich entlang des Mönchsberges hinzieht, heißt nach der Gstätten, das ist laut Grimm „Ufer, Uferdamm“, aber auch „Platz, Lagerstätte“.[2] Die Gasse lag also ursprünglich in Ufernähe der unregulierten Salzach. Sie wird von zwei Toren begrenzt, im Süden gleich bei der Bürgerspitalkirche vom Gstättentor, im Norden hinter der Markuskirche und dem langen schmalen Ursulinenplatz vom Klausentor. Dieses Viertel, die Gstätten, bildete in Mittelalter und früher Neuzeit eine Vorstadt.
Die sog. „äußere Klause“ (von lat. claudō „ab-, einschließen“, vgl. engl. close) war eine Engstelle zwischen der unregulierten Salzach und dem Mönchsberg, die spätestens im 14. Jh. befestigt wurde. Vor dem Tor lag ein Graben mit Zugbrücke. Im 19. Jh. wurde die Zugbrücke zunächst durch eine Steinbrücke, dann durch einen Damm ersetzt. Seit etwa 1871 wird das Klausentor als Wohngebäude benutzt.[3]
Auf dem Merianschen Kupferstich (s. Abb.) ist das Tor als „Unser Frauen pfort“ bezeichnet. Der Name bezieht sich auf das Kirchlein Unserer Lieben Frau am Bergl, das nahe dem Tor am Ursulinenplatz gestanden hat (den Abbildungen zufolge ungefähr bei Ursulinenplatz 4 oder 5). Die Kirche wurde Anfang des 19. Jh. in ein Wohnhaus umgebaut.
Über dem Klausentor liegt der sog. Klausenkavalier, einstmals eine Geschützplattform zur zusätzlichen Sicherung des nördlichen Stadtzugangs. Heute ist er eine Aussichtsterrasse, Humboldtterrasse genannt.
Hier in der Gstätten ereignete sich auch der katastrophalste Felssturz der Salzburger Stadtgeschichte: am 16. Juli 1669 zwischen 2 und 3 Uhr früh stürzte eine riesige Gesteinsmasse auf die Häuser in der Gstättengasse und begrub die Häuser und ihre schlafenden Bewohner unter sich, zerstörte auch die Markuskirche und das zugehörige Priesterseminar. Als Menschen aus der Nachbarschaft zu Hilfe eilten, kam es zu einem Nachsturz, bei dem noch einmal Menschen verschüttet wurden. Insgesamt kamen 220 Menschen ums Leben. So gewaltig war der Schuttkegel, dass die Beseitigung letztlich 10 Jahre dauerte.[4]
In der Gstätten, unmittelbar hinter dem Gstättentor, befindet sich auch die älteste (bürgerliche) Bäckerei Salzburgs.[5] Die Aufschrift über dem Schaufenster (die seit der Erneuerung in den 2000er Jahren auch den unvermeidlichen Deppenapostroph trägt) nennt als Gründungsjahr 1429. Urkundlich belegt ist das Bäckereigewerbe hier erst seit dem 17. Jh. Seit der Jahrtausendwende standen die Räumlichkeiten 15 Jahre lang leer. Seit 2016 ist hier eine Filiale der Bäckerei Ursprunger. Noch deutlich älter ist allerdings die Stiftsbäckerei von St. Peter, die seit dem 12. Jh. bezeugt ist. Dass deren Brot verkauft wird, dürfte jedoch eine neuzeitliche Erscheinung sein.
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 15. Dez. 2024