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Das Heilige Land (2018)
Dieses Jahr machten wir Urlaub in – Palästina? Israel? Kanaan? Man glaube nicht, dass das egal ist. Unser jüdischer Reiseleiter wies mehrmals darauf hin, dass es Kaiser Hadrian war, der, um die Juden für den Bar-Kochba-Aufstand zu strafen, die Provinz Iudaea in (Syria) Palaestina umbenannte. Und obwohl im Laufe der Jahrhunderte Palästina zu einem geographischen Begriff geworden ist, mögen die jüdischen Israeli diesen Begriff nicht. Denn er könnte implizieren, dass man damit die politischen Ansprüche der Palästinenser anerkennt.
Israel andererseits ist heute die Bezeichnung für den 1948 auf dem Boden Palästinas gegründeten jüdischen Staat. Doch liegen Jericho, Hebron oder Bethlehem in Israel? Ein Palästinenser würde das wahrscheinlich verneinen. Wie sagt man also, wenn man die Region westlich des Jordan zwischen dem Libanon-Gebirge und dem Südende des Toten Meeres (oder bis zum Roten Meer) meint? Heiliges Land? Einer meiner Arbeitskollegen versteht darunter das Land Tirol.
Darf man in Israel Altes Testament sagen? Unser jüdischer Reiseleiter hat so gesagt, und daher gebrauche auch ich weiter diesen Begriff.
Die Knesset verabschiedet Mitte Juli ein neues Nationalitätengesetz: der jüdische Kalender mit den jüdischen Feiertagen wird als Staatskalender festgeschrieben, nur noch Hebräisch ist Amtssprache. Die Diskriminierung nicht-jüdischer Minderheiten wird in den Verfassungsrang gehoben. Araber, Drusen, aber auch der Lateinische Patriarchat von Jerusalem protestieren.
Eine Woche vor unserer Abreise Zoff am Tempelberg: Jugendliche werfen am Freitag Steine vom Berg und verbarrikadieren sich anschließend in der al-Aqsa-Moschee. Israelische Polizisten werfen in der Moschee Blendgranaten – Wasser auf die Mühlen radikaler Palästinenser.
Tags darauf Chaos am Flughafen München: eine Frau schlüpft an der Kontrolle vorbei in den Sicherheitsbereich und verschwindet dann. Terminal 2 wird gesperrt und geräumt. 330 Flüge werden abgesagt, 2000 Passagiere müssen am Flughafen übernachten (so die tz).
In Israel wird der Steckdosentyp H verwendet, den es sonst nirgends auf der Welt gibt. Dieser war ursprünglich für flache rechteckige Stifte gedacht, wurde aber schon vor etlichen Jahren dahingehend erweitert, dass er auch runde Stifte ermöglicht. Die Steckdosen, die ich gesehen habe, nehmen allesamt Flachstecker und Konturenstecker auf. Lediglich für Geräte mit Schukostecker (Typ F mit Erdung) muss man sich einen Reiseadapter zulegen. So etwas gibt es in der Provinzhauptstadt Salzburg nicht. Saturn, Conrad und Co. führen alle möglichen Adapter, aber keine für den israelischen Typ H. Das Elektrofachgeschäft am Mirabellplatz gab mir dann den Tip, es in Israel zu versuchen. Und tatsächlich habe ich dort solche Adapterstecker gesehen, aber dann zum Glück nicht gebraucht.
Obwohl Israel ein Mekka der Kommunikationstechnologie ist, gehört es bei meinem Mobilfunkanbieter zur teuersten Roamingzone: 4 €/min für abgehende und 2,40 €/min für ankommende Gespräche, 1,99 €/100 KB für Daten, 0,84 € pro versandter SMS. Da bleibt nur WhatsApp. Denn freies WLAN ist in den Hotels längst Standard.
Israels Währung ist der Neue Israelische Schekel (NIS, hebr. Kürzel ₪). Verwirrend ist: es gibt zwei Serien von Geldscheinen. Auf den alten Hundertern z.B. (Serie B) ist Jizchak Ben Zwi abgebildet (Staatspräsident, Nachfolger von Chaim Weizmann), auf den neuen (Serie C) Lea Goldberg (Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin). Die Bank in Salzburg hat natürlich nicht einfach ein paar tausend Schekel herumliegen. Die muss man bestellen, Wartezeit zwei bis drei Tage.
Allerdings bekommt man in Israel einen wesentlich besseren Wechselkurs. Unsere Bank hat uns für einen Euro 3,775 ₪ gegeben und auch noch 1,5 % Kommission kassiert. In Israel bekommt man zum Zeitpunkt unserer Reise mindestens 4 ₪, meist etwas mehr (bis 4,2 ₪). Außerdem kann man in Touristengebieten praktisch überall mit Euro (zum Kurs von 4 ₪ pro Euro) oder Kreditkarte bezahlen (auch in Bethlehem). Von einer guten Bank hätte ich mir erwartet, dass sie das weiß und mich darauf hinweist, statt mich abzuzocken.
Wenn man mit der israelischen Fluggesellschaft El Al (hebr. אֶל עַל „nach oben“, Hos 11,7) nach Israel fliegt, bedeutet das zweierlei. Erstens: von Streiks und Flugausfällen wie bei Ryanair, Lufthansa und Co. hört man bei El Al nie. Zweitens: Sicherheit wird bei El Al ganz groß geschrieben. Das beginnt damit, dass der Check-in am Flughafen München in der Halle F des Terminals 1 erfolgt. Diese Halle liegt weitab vom Schuss und, um dorthin zu gelangen, muss man seine Koffer durch hunderte Meter lange einsame Gänge schieben. Das ist gruselig und kafkaesk.
Die Halle selbst hat eine Galerie, auf der mehrere Sicherheitsleute stehen und die Halle beobachten. Der Passagier muss eine umfangreiche Befragung (auf Englisch) über sich ergehen lassen: Was wollen sie in Israel? Ist das ihr erster Aufenthalt in Israel? Kennen Sie jemanden in Israel? Wie lange werden sie bleiben? Wo genau werden sie hinfahren? Waren sie schon in einem anderen Land des Nahen Ostens? Wann war das? Haben Sie Ihre Koffer selbst gepackt? War ihr Gepäck immer beaufsichtigt? Hat Ihnen jemand etwas mitgegeben? Haben Sie irgendwelche Elektrogeräte im Koffer? (Die Koffer müssen übrigens unverschlossen bleiben.) Schließlich bekomme ich eine vorbedruckte Haftnotiz (vulgo Post-it) in den Pass geklebt, auf dem die Einstufung „H“ (harmless?) eingekreist ist.
Bei der Rückreise haben wir das Glück, dass uns eine Mitarbeiterin des israelischen Reiseanbieters am Flughafen Tel Aviv durch den Check-in begleitet. Die Befragung ist eher pro forma und ganz kurz. Man klebt mir einen Barcode-Aufkleber auf die Rückseite des Passes. Angeblich bezeichnet die erste Ziffer der Nummer die Risikoeinstufung (bei mir „2“). Ich weiß gar nicht mehr, wie oft der Pass kontrolliert und gescannt wurde, bis wir endlich angekommen sind.
Wenn der Flieger dann nach dem Boarding zum Flugfeld rollt bzw. nach der Landung zur Ausstiegsstelle, wird er von zwei gepanzerten Fahrzeugen der Polizei mit Blaulicht begleitet.
Israel hat UTC +2 und im Sommer Sommerzeit. Man muss also die Uhr eine Stunde vorstellen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass Israel näher am Äquator liegt und daher die Tageslängenunterschiede zwischen Sommer und Winter viel geringer sind als bei uns. Anders gesagt: die Tage sind im Sommer kürzer als bei uns und die Sonne geht um mehr als eine Stunde früher unter.
Die minimale und die maximale Tageslänge im Jahr 2018 für einige Orte, von Nord nach Süd (Daten von der Seite sunrise-and-sunset):
Ort | Min. | Max. |
---|---|---|
Hamburg | 07:26 | 17:00 |
Salzburg | 08:22 | 15:58 |
Athen | 09:30 | 14:45 |
Tel Aviv | 10:01 | 14:12 |
Ich hatte befürchtet, Anfang August in Israel vor Hitze umzukommen. Aber es war mit 30° in Tel Aviv und Jerusalem, und etwas über 35° in Galiläa weniger heiß als mancherorts im von einer Hitzewelle geplagten Mittel- und Südeuropa. Nur am Toten Meer war es mit 42° sehr heiß. Dort und in Jerusalem ist es aber trocken. In der Scharon-Ebene und in Galiläa hingegen ist es feucht und schwül. Am Toten Meer bleibt das Thermometer auch nachts über 30°. In Jerusalem hingegen kühlt es abends ein wenig ab. Dort ist für europäische Begriffe das Klima am angenehmsten. Mein Sitznachbar im Flugzeug sagte mir, im Süden Israels und in Eilat am Roten Meer sei es am heißesten, dort müsse man mit 45° und mehr rechnen.
Israel ist nicht billig. Insbesondere Bier ist sagenhaft teuer. Ein kleines Bier schlug im Hotel in Jerusalem mit 18 ₪ (also etwa 4,50 €) zu Buche, in En Bokek gar mit 24 ₪ (6 €), in Tel Aviv mit 25 ₪. Neben den einheimischen Marken Gold Star (גולד סטאר, dunkel, leicht malzig) und Makabi (מכבי, hell) kriegt man auch Importbiere wie Heineken (היניקן).
Die israelische Küche ist ein Mix aus orientalischen und (ost-)europäischen Einflüssen. Typisch sind Hummus (Brei aus Kichererbsen und Sesam mit verschiedenen Gewürzen) und Falafel (frittierte Bällchen aus pürierten Kichererbsen). Beides darf ich aus gesundheitlichen Gründen nicht essen. Die Salat- und Gemüsesorten sind zahlreich, aber Dressing ist eher unbekannt. (Ein Schuss Olivenöl könnte Wunder wirken, aber Wunder gibt es im Heiligen Land offenbar auch so schon genug.) Am besten geschmeckt hat mir die gehackte Petersilie, die mit Mandelstückchen und Moosbeeren (Cranberries) vermischt war.
Überhaupt ist Essen in Israel keine Geschmacksexplosion. Einmal hatten wir den berühmten Petersfisch. Der war offensichtlich einfach in Öl frittiert worden, daher sehr fett und ansonsten geschmacksarm. An Fleisch gibt es Rind (besonders beim Faschierten), Lamm und sehr viel Huhn.
Einmal waren wir in einem Lokal der Kette Café Café (ivr. קפה קפה), die italienisch angehauchtes Essen servieren. Annehmbar, aber nicht wirklich italienisch.
Auf der positiven Seite ist zu vermerken, dass es beim Brot eine größere Bandbreite gibt als in vielen südeuropäischen Ländern, die nur Weißbrot kennen. Die Kaffeekultur ist eine Mischung aus der orientalischen (mit Kardamom gewürzt und häufig mit dem Kaffeesatz im Becher) und der amerikanischen (Filterkaffee).
Essen in Israel ist zumeist koscher (ivr. כָּשֵׁר kašer „tauglich, passend, geeignet“, Subst. dazu כַּשְׁרוּת kašrut „Tauglichkeit, Eignung“), d.h. es folgt den jüdischen Speisegeboten. Dazu s. unten.
Die hervorstechendste Eigenschaft der Israelis ist Chutzpe (ivr. חֻצְפָּה „Frechheit“), eine Mischung aus Unverschämtheit und Rücksichtslosigkeit. Das Motto lautet: „Jetzt bin ich hier und ihr könnt mich alle mal.“ Es ist nicht so, dass Israelis nicht auch hilfsbereit wären. Aber zuallererst sind sie gewohnt, ihre Ellenbogen einzusetzen. Höfliche Zurückhaltung oder Rücksichtnahme ist kein Ideal in Israel. Sich ausgiebig Zeit zu lassen, obwohl hinter einem schon eine Schlange wartet (z.B. am Fahrscheinautomaten der Jerusalemer Straßenbahn), gilt offenbar als normal. Das ist für mich sehr gewöhnungsbedürftig.
Beim Rückflug saßen wir in der vorletzten Reihe, stiegen als letzte aus und defilierten durch den ganzen Gang. Und waren erschüttert, in welchem Ausmaß die Bagage den Flieger in dreieinhalb Stunden zugemüllt hatte. Das Empfinden für Sauberkeit und Ordnung ist eher orientalisch. Wie in Griechenland benutzen auch in Israel viele den „großen Mülleimer“ (d.h. sie lassen ihren Mist fallen, wo sie gerade stehen).
Es ist offensichtlich auch völlig normal, Lebensmittel mit seinen räudigen Pratzen ausgiebig anzufassen, um zu prüfen, ob sie warm genug, weich genug oder sonstwie haptisch annehmbar sind (z.B. das Brot beim Frühstücksbuffet im Hotel oder Waren am Mahane-Yehuda-Markt). Chutzpe eben. Mir graust's da.
Hier sei auch noch eine kleine Episode erzählt. Der Hochsommer ist für viele Geschäfte in der Altstadt Jerusalems offenbar umsatzschwache Sauregurkenzeit. Manche Händler werben daher relativ aggressiv um Kunden. So erklärte mir ein Teppichverkäufer auf der Via dolorosa: „Come in, my friend. I need to sell something.“ Als ich mich am Spätnachmittag an der bereits geschlossenen Zitadelle nach den Öffnungszeiten umsah, sprach mich ein Herr um die fünfzig an und bot mir nach kurzem Gespräch an, mich nur wenige Meter von hier zu einem hervorragenden Aussichtspunkt zu führen. Leichtgläubig, wie ich war, folgte ich ihm die Straße entlang. Dann bogen wir scharf links ab und standen in einem Juweliergeschäft. Er erklärte mir, dies sei sein Laden, und stellte mir seinen Sohn (Anfang/Mitte zwanzig) vor. Dann fragte er, was ich trinken möchte, Tee oder Kaffee. Ich wollte eigentlich nichts, aber er bestand darauf, das sei Jerusalemer Gastfreundschaft; also entschied ich mich für Tee. An diesem Punkt hätte ich eigentlich umdrehen und weggehen sollen. Aber ich hoffte noch immer, dass das mit dem Aussichtspunkt nicht reiner Beschiss war. Während der Vater verschwand, den Tee zuzubereiten, verwickelte mich der Sohn in ein intensives Verkaufsgespräch, fragte, ob ich eine Frau oder eine Tochter habe, zeigte mir silberne Geschmeide und ging, da ich nichts kaufen wollte, immer weiter mit dem Preis herunter, sodass ich mich schon fragte, ob das Zeug überhaupt etwas wert sei. Dann kam der Vater mit dem Tee, und sie bearbeiteten mich zu zweit. Doch ich wollte partout nichts kaufen, weshalb der Vater mir erklärte, sie seien Armenier, das Geschäft laufe momentan sehr schleppend; und er bat mich, dann etwas zu spenden. Damit war jedoch der Sohn nicht einverstanden. Er wollte offenbar kein Almosenempfänger sein, sondern das Gefühl haben, für das Geld etwas geleistet zu haben. Der Vater sah das pragmatischer, pecunia non olet. (Oder war das die Good-cop-bad-cop-Taktik?) Jedenfalls drückte ich dem Vater einen Fünzig-Schekel-Schein in die Hand, bedankte mich für den Tee und ging. Ich bin zwar nur ein dämlicher Tourist. Aber der Schmäh mit der Gastfreundschaft ärgert mich, denn er desavouiert diejenigen, die echte Gastfreundschaft üben.
Abgesehen von Klassikern wie Hevenu shalom alejchem, Hava nagila, Hinne ma tov oder der Nationalhymne, die in christlichen Kreisen mit einem anderen Text (Zünde an dein Feuer) gesungen wird, dringt selten Hörenswertes zu uns. Zwar hat Israel 2018 den Eurovision Song Contest gewonnen, aber man muss kein Ultraorthodoxer sein, um das siegreiche Musikstück (Netta, Toy) für belangloses Gezwitscher zu halten (oder wie meine Schwester sagen würde: schön muss man nicht sein, nur selten). Der (allerdings langweilige) Titel, mit dem Israel 1998 gewonnen hatte (Dana International, Diva) war wenigstens noch teilweise auf hebräisch gesungen.
Eine Ausnahme stellt die großartige, jung gestorbene Ofra Haza (1957-2000) dar. Beim Song Contest 1983 errang sie den zweiten Platz. In den folgenden Jahren war sie mit ihren jemenitischen Liedern wie Im nin'alu oder Galbi auch bei uns sehr erfolgreich.
Nicht als Israeli wahrgenommen wird Oren Lavie (geb. 1976 in Tel Aviv), dessen ruhige melodiöse Lieder ich sehr mag (während meine Frau findet, er kann nicht singen – de gustibus non disputandum).
Wer sich nicht in unmittelbare Nähe des Gazastreifens begibt oder nicht dauernd zwischen Westbank und Israel hin- und herfährt, spürt vom Nahostkonflikt derzeit nicht viel. Man sieht in Jerusalem hin und wieder Soldaten, aber viel weniger, als ich erwartet hatte. Als wir vom Berg Bental (im Golan) auf Syrien hinunterschauen, ist es völlig ruhig. Unserer Führer erzählt uns, dass er es auch schon erlebt hat, dass man auf syrischer Seite Explosionen gehört und Rauch gesehen hat.
Als wir von Bethlehem zurück nach Jerusalem fahren, stehen wir 30 bis 40 Minuten im Stau. Denn israelische Soldaten kontrollieren jedes Auto, öffnen die Tür zum Fonds, öffnen den Kofferraum. Unser kleiner Reisebus wird dagegen durchgewunken. Geht es hier wirklich um Sicherheit? Oder ist das eine Schikane, damit man es sich zweimal überlegt, ob man die Grenze passieren will? Hier sehen wir auch die meterhohe Betonmauer, die Teil der sog. West Bank barrier ist (auch Schutzwall, Sperranlage, hebr. meist גדר ההפרדה géder ha-hafradá „Trennungszaun“).
Unser Führer in Bethlehem ist ein netter, junger, in Deutschland geborener, muslimischer Palästinenser. Nach der Führung durch die Geburtskirche erzählt er uns völlig unaufgeregt, wie kompliziert und teuer es für ihn ist, seinen Bruder in Deutschland zu besuchen. Denn als Palästinenser kann er nicht von Tel Aviv oder Eilat aus fliegen, sondern muss es von Amman aus tun. Und wie schwierig es für ihn ist, eine Genehmigung zum Besuch Jersualems (das von Bethlehem aus zu sehen ist) zu erhalten.
Am letzten Abend treffen wir eine in Deutschland aufgewachsene Jüdin, die nach dem Abitur nach Israel emigriert ist und die über ihre Erfahrungen und ihr Leben im Heiligen Land erzählt. Sie bringt die Situation so auf den Punkt: es gibt keine Lösung, denn beide Seiten sind im Recht. Zur „Mauer“ (oder wie immer man es nennt) sagt sie: als im Zuge der Zweiten Intifada die Zahl der Selbstmordattentate sprunghaft anstieg, habe sie ernsthaft erwogen, für einige Zeit nach Deutschland zurückzukehren, weil die dauernde Angst mit der Zeit immer unerträglicher wurde. Die Sperranlagen haben die Zahl der Selbstmordattentate deutlich reduziert, sind aus israelischer Sicht also ein Erfolg. Dass die Anlagen nicht genau entlang der sog. Grünen Linie gebaut, sondern häufig auf palästinensisches Gebiet gesetzt wurden, hängt damit zusammen, dass die israelischen Politiker verhindern wollten, dass der Verlauf als Anerkennung der Grünen Linie interpretiert werden kann.
Die Einhaltung der jüdischen Speisegebote bedeutet, dass es kein Fleisch von Schwein, Pferd, Esel, Hase usw. gibt und keine Schalentiere wie Muscheln, Hummer, Krebs.
Sie bedeutet auch, dass (wegen Ex 23,19b; 34,26b; Dtn 14,21b) zur selben Mahlzeit nicht Fleisch- und Milchprodukte verzehrt werden dürfen (und dass zur Zubereitung nicht dieselben Gefäße und Geräte verwendet werden dürfen). Dies bedeutet auch: ein Wurstbrot mit Butter, (Puten-)Schinken-Käse-Toast, Spaghetti Bolognese mit Parmesan oder ein Auflauf mit Faschiertem und Sauce Béchamel (Lasagne, Mousaka) sind in der koscheren Küche völlig unmöglich. Daher bieten die meisten koscheren Restaurants (neben Neutralem, wie Obst, Gemüse, Getreide, Nudeln, Eier, mit gewissen Einschränkungen auch Fisch) entweder nur Fleisch- oder nur Milchspeisen an. Daher gibt es in Hotels, im Flugzeug usw. anstelle von Milch meist Ersatzprodukte aus pflanzlichen Fetten. Stadt Butter verwendet man Margerine. Die Kaffeesahne im Flugzeug ist ein non-diary creamer aus Kokosfett und Sojaöl. Der Schokoüberzug auf der Haselnusswaffel enthält ebenfalls nur vegetable oil, keine Milch.
Die Regeln der Kašrut unterscheiden Speisen mit/aus Fleisch (ivr. בְּשָׂרִי besari, jidd. פֿליישיק fleišik), solche mit/aus Milch (ivr. חֲלָבִי halawi, jidd. מילכיק milḵik) und Neutrales (ivr. פרווה parwe < jidd. פּאַרעווע párewe). Die Etymologie des letztgenannten Wortes ist unklar. Am häufigsten werden als möglicher Ursprung genannt tschech. párový „paarig, Paar-“ und das im Talmud genannte בֵּית הַפַּרְוָה bêt hap-Parwâ, ein Raum im Tempel, der nach seinem persischen Erbauer Parwa benannt sein soll (und der zum Teil im Bereich der Priester und zum Teil im Bereich der Israeliten gelegen sein soll). Der Sinn der atl. Bestimmung ist übrigens ziemlich unklar. Vielleicht handelt es sich um das Verbot eines Fruchtbarkeitszaubers.
Viele Lokale haben ein Koscher-Zertfikat eines anerkannten Rabbiners. Denn die Überwachung der Produktionskette in der industriellen Nahrungsmittelherstellung ist eine Wissenschaft. Manche haben sogar mehrere Zertifikate verschiedener Rabbiner. Auch dem Essen im Flugzeug liegt eine Bescheinigung bei, dass das Essen frei ist von Tevel (טבל, unverzehntete Produkte), Orla (ערלה, Früchte, die in den ersten drei Jahren nach Pflanzen eines Baumes wachsen) und Shvi'it (שביעית, Früchte, die in einem Sabbatjahr wachsen). Die Hotels und Lokale machen das, um die observanten Juden nicht als Kunden zu verlieren. Den säkularen Juden stößt daran sauer auf, dass auf diese Weise die orthodoxen Regeln allen übrigen Juden aufgezwungen werden.
Ex 35,3 verbietet es, am Sabbat Feuer anzuzünden. (Wohl nicht, weil es so schwere Arbeit ist, sondern weil Feuer die Voraussetzung für Frauenarbeiten wie Essen kochen und Wäsche waschen ist.) Die orthodoxe Auslegung dieses Gebotes führt zum Verbot von Autofahren (Verbrennungsmotoren fahren gewissermaßen mit Feuer) und der Inbetriebnahme von elektrischen Geräten (Strom ist ein moderner Ersatz für Feuer).
Gerade das Verbot, Elektrogeräte einzuschalten, ja auch nur Licht zu machen, führte und führt zu Umgehungen. Juden in der Diaspora hielten sich, wenn sie es sich leisten konnten, einen Schabbesgoj, einen Nichtjuden, der gegen Bezahlung die Tätigkeiten im Haushalt ausführt, die Juden am Sabbat untersagt sind.
Im Hotel in En-Boqeq fiel mir auf, dass einer der beiden Aufzüge als Sabbatlift ausgewiesen war. Ich forschte nach und fand heraus, dass Aufzüge in Israel einen Sabbatmodus haben. In diesem Modus fährt der Lift den lieben langen Tag Stockwork für Stockwerk rauf und runter. So kann man Aufzug fahren, ohne einen Knopf drücken zu müssen. In einem Hotel mit 20 Stockwerken ist so etwas eine Notwendigkeit. Aber warum erlaubt man für diesen Fall nicht einfach das Drücken der Liftknöpfe? Oder warum stellt man die Gleichsetzung Strom = Feuer nicht in Frage?
Eine andere uns Gojim abstrus erscheinende Umgehungsregel ist der Eruv. Zu den Tätigkeiten, die am Sabbat nach rabbinischer Auslegung verboten sind, gehört das Tragen von Gegenständen außerhalb des Hauses bzw. Haushalts. Daher verbindet man die Häuser eines Häuserblocks oder eines ganzen Stadtviertels durch eine Mauer oder einen Zaun zu einem ideellen Haushalt. Dieser Zaun darf auch nur symbolisch sein, z.B. ein in mehreren Metern Höhe gespannter Draht.
Ich will mich über die jüdische Frömmigkeit nicht lustig machen. Vermutlich kann man, da man den Sinn vieler atl. Vorschriften nicht mehr kennt, diese Gebote nur ihrem Buchstaben nach, nicht mehr ihrem Geist nach, erfüllen. Und genau das tut das Judentum: es erfüllt den Buchstaben, auch wenn das in der Praxis viele Umgehungsregeln nötig macht.
In Jerusalem sind sie allgegenwärtig, die Männer in den schwarzen Anzügen, mit den Schläfenlocken und Hüten. In Tel Aviv wird man ihrer hingegen eher selten ansichtig. Dabei bilden die Orthodoxen keine erratische Gruppe, sondern gliedern sich in viele Untergruppen auf, deren nähere Kenntnis eine Wissenschaft ist. Und nur ein Teil von ihnen ist an der Kleidung so klar zu erkennen. Da gibt es die Nationalreligiösen, wie jene, die 2015 einen Brandanschlag auf die Brotvermehrungskirche am See Genezareth oder 2014 auf die Dormitio-Abtei in Jerusalem verübt haben. Da gibt es die Charedim, von denen viele den Staat Israel ablehnen (obwohl sie oft von seiner Sozialhilfe leben) und die (sehr zum Ärgernis der Säkularen) nicht zum Militär müssen; und die am Sabbat die Straßen sperren, weil nach ihrem Toraverständnis Autofahren am Sabbat verboten ist (wie übrigens auch Fotografieren oder sich eine Zigarette anzuzünden). Als Tourist tut man vermutlich gut daran, sich von ihren Vierteln (wie Me’a She’arim) fernzuhalten. Nicht verwechseln sollte man die Charedim mit den Chassidim, obwohl mir der Unterschied auch nicht ganz klar ist.
Zum Thema nach Israel fliegen ist oben einiges gesagt. Nach dreieinhalben Stunden Flug kommen wir am späten Nachmittag am Flughafen Tel Aviv an. Wieder müssen wir durch lange Gänge marschieren. Wieder müssen wir dieselben Fragen beantworten wie schon in München. Was wollen wir hier? Wie lange? Wo genau? usw. Man bekommt hier keinen Stempel mehr in den Reisepass, sondern einen kleinen blauen Zettel, den man tunlichst bis zur Abreise nicht verlieren sollte.
Der Ben-Gurion-Airport ist 12 km Luftlinie vom Zentrum Tel Avivs entfernt. Aber die Fahrt dahin dauert annähernd eine Stunde. Unser Taxi wühlt sich langsam durch dichten Abendverkehr. Unser Hotel ist das eher kleine Prima City (פְּרִימָה סִיטִי) in der Mapu-Straße (מָאפּוּ), ganz in der Nähe der Strandpromenade. In Tel Aviv ist es wolkig und schwül und es hat 30°.
Wir spazieren die Strandpromenade entlang. Tel Aviv ist eine normale mediterrane Großstadt. Junge Leute baden, spielen Ball, joggen, flitzen mit Elektrorollern oder E-Bikes dahin. Man hört viel Französisch reden. Später erfahren wir den Grund dafür. Momentan läuft gerade eine Welle der Immigration aus Frankreich. Der immer stärker werdende Antisemitismus in der Grande Nation treibt die Juden nach Israel.
Aber plötzlich treffen wir auf einen Strandabschnitt mit einem hohen Bretterverschlag bis weit ins Meer hinein: das Strandbad für die Orthodoxen. Die haben getrennte Badezeiten für Männer und Frauen. Momentan sind offenbar die Frauen dran, denn nur sie sieht man beim Eingang hineingehen oder herauskommen.
Beim Abendessen ist es unfassbar kalt, die Israeli sind große Fans der Klimaanlage. Die Speisekarte ist leider auch auf Englisch völlig unverständlich. Das Essen für das wir uns entscheiden (Hähnchen mit Reis und Fadennudeln, grüner Salat) ist aber schmackhaft, das Bier leider unverschämt teuer.
Wir treffen unsere Reisegruppe (deren Großteil in einem anderen Hotel genächtigt hat) und unseren Reiseleiter Miki Saar, einen säkularen Juden, der, wenn man seine verstreuten biographischen Angaben zusammenrechnet, an die 70 Jahre alt sein muss. Wir sind zwölf Teilnehmer, das kann kein Zufall sein!
Wir fahren nach Jaffa, das jetzt ein südlicher Stadtteil von Tel Aviv ist, und spazieren durch den renaturierten Teil der Altstadt, der jetzt ein Künstlerviertel ist. Vorbei am kanaanitischen Löwentempel kommen wir zum Strand und besichtigen kurz die Petruskirche. (Nach Apg 9,43 hat Petrus lange Zeit in Jaffa im Hause des Gerbers Simon gelebt.)
Wir fahren zurück durch Tel Aviv, durch den Rothschild-Boulevard. Wer schnell schauen kann, sieht ein paar der berühmten Bauhaus-Häuser aus den 30er Jahren. Fotografieren kann man aus dem fahrenden Bus nicht.
Wir fahren das Meer entlang durch die Scharonebene nach Cäsarea. Hier besichtigen wir das antike Theater und die vom Meer überspülten Fundamente des herodianischen Palastes und sehen das erst von einigen Jahren ausgegrabene Hippodrom am Meer. In einem wieder äußerst kalten Kinosaal schauen wir uns eine Multimediadarbietung über die Geschichte Cäsareas an. Dann zurück zum Bus, weiterfahren, kurz aussteigen beim Aquädukt, und weiter geht's.
In Haifa quält sich der Bus den Karmel hoch. Oberhalb der Bahai-Gärten steigen wir aus. Wieder kurze Zeit zum Fotografieren, dann fahren wir hinunter und durch Haifa durch, vorbei an den Häusern der sog. Deutschen Kolonie. Wieder heißt es da schnell schauen.
In Akko besichtigen wir die Bauten aus der Kreuzritterzeit (Johanniterburg mit dem berühmten Refektorium) und gehen durch einen arabischen Suk und durch den unterirdischen Kreuzfahrertunnel zum Hafen. Dazwischen essen wir in einem (arabischen?) Restaurant zu Mittag.
Dann fahren wir nach Osten, nach Galiläa zum Südufer des Sees Genezareth, zum Kibbuz Degania Beit ('דְּגַנְיָה ב, Beit ist hier der zweite Buchstabe des hebräischen Alphabets, es gibt nämlich zwei Kibbuzim namens Degania). Wie viele Kibbuzim verdient sich auch dieser ein Zubrot durch die Beherbergung von Touristen. Das Zimmer ist nicht luxuriös, aber zweckmäßig. Das Abendessen findet im Speisesaal bei den Kibbuzniks statt. Obwohl es hier wie in einer Werkskantine zugeht, schmeckt mir das Essen sehr.
Vor dem Nachbarkibbuz Degania Alef steht noch ein Panzer vom Angriff der Syrer im Mai 1948. Nachtleben gibt es in einem Kibbuz natürlich nicht. Der nächste geeignete Ort dafür ist Tiberias, fast 15 km entfernt. Um hier zu leben, muss man vermutlich Idealist sein. Oder keine andere Wahl haben.
Der See Genezareth ist Teil des Jordangrabens und liegt bereits über 200 m unter dem Meeresspiegel. Auch hier ist es schwül, aber heißer als am Mittelmeer.
Unser Reiseleiter ist säkularer Jude, er arbeitet auch am Sabbat. Unser Busfahrer ist Araber, er kann vermutlich nicht wählerisch sein. Sonst hätte er gestern Ruhetag gehabt. So machen wir eine Rundfahrt durch den (vermutlich nicht-religiösen) Kibbuz.
Wir besuchen die Taufstätte Yardenit am Jordan, nur wenige hundert Meter von der Stelle entfernt, wo der Jordan aus dem See Genezareth entspringt. Wer unbedingt in Jordanwasser getauft sein möchte, kann sich hier taufen lassen. Oder er kann das Wasser kaufen und mitnehmen. Und um das Ereignis zünftig zu feiern, kann er im Devotionaliensupermarkt eine Flasche Rotwein Marke Cana first miracle erwerben. (Offenbar sind bei der Hochzeit zu Kana ein paar Flaschen übriggeblieben, die werden hier – zu einem angemessenen Preis – abgestoßen.)
Wir fahren an der Westseite des Sees Genezareth entlang, durch Tiberias durch, zum Berg der Seligpreisungen oberhalb von Tabgha. Hier steht eine nette, aber letztlich verzichtbare katholische Kirche, mit der der Bergpredigt im allgemeinen und der Seligpreisungen im besonderen gedacht wird. Wo Jesus die Seligpreisungen wirklich gesprochen hat, weiß ja in Wahrheit kein Mensch.
Weiter geht es zum Kibbuz Ginnossar (גינוסר), wo das sog. Jesusboot ausgestellt ist, ein 1986 im Schlamm des Sees entdecktes Fischerboot aus dem 1. Jh. n.Chr. Dort ist auch die Anlegestelle am See, wo wir in ein in die Jahre gekommenes Schiff steigen und damit ein gute halbe Stunde auf dem See herumfahren. Da eine Gruppe Chinesen an Bord ist, wird die chinesische Flagge gehisst, und die Chinesen machen davor – was sonst? – Selfies. Unser Reiseleiter greift zum Mikrophon und singt Karaoke. Wie surreal kann es noch werden?
Wieder an Land fahren wir zum Mittagessen. Unser kleiner Reisebus verlässt die Straße und kurvt durch geschotterte Areale, vorbei an Schrottplätzen oder aufgelassenen Lagerhäusern für Metallwaren oder was immer. Wo sind wir hier? Schließlich landen wir aber bei einem großen (vermutlich arabischen, denn heute ist ja Sabbat) Gasthaus. Dort essen wir den oben beschriebenen Petersfisch mit je fünf handgeschnitzten Pommes frites. Zusammen mit den Vorspeisen kostet das schlappe 80 ₪.
So gestärkt geht es zur Brotvermehrungskirche in Tabgha. Wo Jesus wirklich die fünftausend mit fünf Broten und zwei Fischen gespeist hat, ist natürlich auch nicht zu erweisen (so man denn überhaupt daran glaubt). Aber in der Kirche findet man schöne byzantinische Mosaike.
Nächste Station ist Kapernaum mit seiner gut erhaltenen spätantiken Synagoge. Und mit der auf Stelzen stehenden katholischen Kirche, die an eine fliegende Untertasse erinnert. Diese wurde über den Resten einer oktogonalen byzantinischen Kirche errichtet, in die der Überlieferung nach das Haus des Petrus integriert worden war. Man kann die Mauerreste des byzantinischen Baus durch einen Glasboden in der Kirche betrachten. Dass hier tatsächlich einmal das Haus des Petrus gestanden hat, das zunächst in eine Hauskirche verwandelt und später zu einer größeren Kirche erweitert wurde, dürfte gar nicht so unplausibel sein.
Kapernaum (griech. Καπερναούμ) ist die Namensform des Textus receptus, die bei uns vor allem durch Luthers Bibelübersetzung Verbreitung gefunden hat. Bessere Handschriften haben Kafarnaum (Καφαρναούμ). Der Name ist hebr. כְּפַר נַחוּם kep̱ar naḥûm „Dorf Nahums“.
Letztes Besichtigungsziel für heute ist der Golan. Auf dem 1170 m hohen Berg Bental (הר בנטל) sind noch die Schützengräben und Bunker aus dem Sechstagekrieg. Man sieht nach Syrien hinunter, bis Khan Arnabeh. Zu Hause stelle ich beim Nachrecherchieren der Reiseroute auf der Landkarte fest, dass vor uns, nur wenige Kilometer entfernt, Quneitra gelegen hat, jene verlassene Stadt, von der die Syrer behaupten, die israelische Armee hätte sie 1974 vor der Übergabe an die UN-Friedenstruppen zerstört. Hat Miki deshalb nichts dazu gesagt? Das Hermongebirge kann man mehr erahnen als wirklich sehen.
Zurück geht es entlang der Ostküste des See Genezareth. Wir verbringen eine weitere Nacht im Kibbuz.
Wir brechen unsere Zelte am See Genezareth ab und fahren nach Nazareth. Dort ist die katholische Verkündigungsbasilika, die größte Kirche im Nahen Osten, über jener Höhle, in der der katholischen Überlieferung zufolge der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria erschienen ist, um ihr die jungfräuliche Empfängnis anzukündigen. (Die Orthodoxen verorten das Geschehen hingegen am einige hundert Meter entfernten Marienbrunnen, den wir aber nicht besichtigen.) Die Kirche ist eine witzige Mischung aus hellen Steinen und viel Sichtbeton. Die von vielen verschiedenen Ländern gestifteten Madonnendarstellungen in der Kirche und im Wandelgang südlich der Kirche (die österreichische ist ganz aus farbigem Glas) mögen kunstgeschichtlich interessant sein, für mich als Protestanten sind sie befremdlich.
Wir fahren weiter nach Beit Alfa. Acht Kilometer vor unserem Ziel stellt der Fahrer allerdings einen Reifenschaden fest. Wir müssen dringend einen Reifen wechseln und zu diesem Behuf eine Werkstatt suchen. Ohne dass wir aussteigen, wird schließlich ein neuer Reifen aufgezogen. Das kostet uns allerdings etwa eine Stunde. Schließlich kommen wir nach Beit Alfa, wo wir die Mosaiken einer Synagoge aus dem 6. Jh. besichtigen. Diese sind deshalb so interessant, weil die Darstellung des Tierkreises (die ja eigentlich in in einer Synagoge nichts verloren hat) vermuten lässt, dass hier ein Mosaik „aus dem Katalog“ bestellt wurde. Und weil die künstlerisch unbeholfene Darstellung die rührende Anmutung von Kinderzeichnungen hat.
Wir essen in einem Café Café zu Mittag. Meine Pasta Napoletana kostet 49 ₪, ein Cola 26 ₪, ein Espresso 27 ₪. Israel ist, wie gesagt nicht eben billig.
Dann geht es im Jordantal nach Süden. Nach einer etwas längeren Fahrt zweigen wir kurz hinter Jericho zum Jordan hin ab. Wir besuchen die Taufstelle Qasr al-Yahud. Die Umgebung ist eine trostlose, mit Stacheldraht abgesperrte (und vermutlich noch immer nicht entminte) Wüste. Der Jordan ist hier ein nur wenige Meter breites Flüsschen, das Wasser eine unappetitliche grün-braune Brühe. Dennoch wird auch hier unverdrossen getauft. Auf der direkt gegenüberliegenden Taufstelle der jordanischen Seite herrscht weniger Betrieb. Ich frage mich, was passieren würde, wenn man versuchte hinüberzuwaten.
Wir fahren weiter. Das Tote Meer kommt in Sicht. Sein Wasserspiegel ist in den letzten Jahrzehnten weit zurückgegangen. In der Mitte ist eine Landbrücke entstanden. Das Tote Meer wird austrocknen. Miki erzählt, es gab gemeinsame Pläne der Israeli und Jordanier, es mit Wasser aus dem Roten Meer aufzufüllen. Aber Israel habe sich aus dem Projekt wieder zurückgezogen. Wir fahren etliche Kilometer das Meer entlang, hier ist nur fast vegetationslose Wüste. Am südlichen Becken liegt unser Ziel En Boqeq (עֵין בּוֺקֵק). Das ist kein Ort, sondern ein „Ferienressort“, d.h. eine Ansammlung von Hotels. Unseres heißt Prima Spa Dead Sea.
Das Tote Meer liegt in der Wüste. Um sechs Uhr abends hat es immer noch 40°. Auch nachts kühlt es im Sommer nie unter 30° ab. Wir gehen ins Wasser, das sicher an die 30° hat und überhaupt keine Abkühlung bietet. Schwimmen kann man nicht, weil der hohe Salzgehalt einen so starken Auftrieb erzeugt, dass man die Füße kaum unter Wasser halten kann. Ich gehe nur so weit ins Wasser, wie ich stehen kann. Denn ich habe gelesen, dass jedes Jahr Menschen im Toten Meer ertrinken. Mir ist auch rasch klar, warum. Ich bekomme Wasser in die Augen. Das brennt höllisch, und mehr oder weniger blind verlasse ich das Wasser und versuche, zu den Duschen zu gelangen. Wenn man das Meerwasser verschluckt, ist Feuer am Dach. Der extreme Salzgehalt kann den Stoffwechsel so heftig aus dem Tritt bringen, dass man u.U. rasch ärztliche Hilfe braucht.
Das Hotel Spa Dead Sea ist mit dem etwas günstigeren Nachbarhotel Oasis durch eine gemeinsame Rezeption verbunden. Der Name Spa weist schon darauf hin, dass es hier auch einen Wellnessbereich gibt. Aber dafür habe ich mir keine Zeit genommen. Der elektronische Türöffner des Hotelzimmers funktioniert nicht mehr richtig. Es gelingt immer erst nach einem halben Dutzend Versuche, ins Zimmer zu gelangen. Die Klimaanlage im Zimmer ist auf die kälteste Stufe, ihr Gebläse auf die stärkste Stufe gestellt. Und das lässt sich leider auch nicht ändern. Das Bedienpanel reagiert nicht auf Knopfdruck. Ich heble es aus der Wand und sehe, dass der Pfostenstecker des Panels nicht in der dahinterliegenden Platine steckt. Einstecken, und die Klimaanlage lässt sich herunterregeln. Übrigens war die Nacht in En Boqeq die einzige, in der wir die Klimaanlage nachts laufen gelassen haben.
Als wir um sieben Uhr abends essen gehen wollen, ist der Speisesaal voll und es hat sich bereits eine Schlange von Gästen gebildet, die darauf warten, einen Platz zu bekommen. Also gehen wir hinüber in den Speisesaal des Oasis. Dort gibt es Platz und das Essen ist auch nicht schlecht.
Als wir nach dem Abendessen noch eine Runde spazierengehen, erlebe ich zwei Überraschungen. Erstens: Es ist halb neun Uhr abends, und während in Salzburg um diese Zeit die Sonne noch gar nicht untergegangen ist, ist es hier bereits stockdunkel (Grund: s.o. Zeitzone). Zweitens: Obwohl es bereits stockdunkel ist, hat es noch immer 37°, dazu ist noch Wind aufgekommen.
Heute fahren wir erst am späten Vormittag weiter, damit wir noch die Spa-Anlage nützen können. (Worauf ich gerne verzichten würde, denn heute steht Massada auf dem Programm; und auf judäische Wüste in der Mittagshitze würde ich auch gerne verzichten.) Ich gehe stattdessen durch den „Ort“, um noch ein wenig zu fotografieren.
Massada (hebr. מְצָדָה metzada „Burg, Bergfestung“) muss man nicht zu Fuß erklimmen, man fährt mit der Seilbahn hinauf. Wir sehen von der großen Anlage nur einen Teil, denn unser Führer geht offenbar nicht gerne weit. An der Talstation gibt es auch ein kleines Museum und ein großes Restaurant. Wir nehmen beides in Anspruch.
Dann fahren wir zurück zur Nordspitze des Toten Meeres (das bekanntlich mehr als 400 m unter dem Meeresspiegel liegt) und von dort steil bergauf nach Westen. Denn Jerusalem liegt 750 m über dem Meeresspiegel. Mitten auf dem Weg durchs Gebirge steht eine Tafel mit dem Hinweis „Sea level“.
Wir erreichen Jerusalem von Osten, halten auf dem Ölberg an der Straßenkehre unterhalb des Hotels Seven Arches und blicken auf den großen jüdischen Friedhof am Hang des Ölbergs zu unseren Füßen, auf das Kidrontal, auf den Tempelberg mit der goldenen Kuppel des Felsendoms, auf die dahinterliegende Altstadt und auf die umliegenden Viertel Jerusalems, soweit sie von hier aus zu sehen sind.
Dann fahren wir hinunter in den Talgrund und gehen in den Garten Gethsemane. Ob der wirklich identisch ist mit dem Garten, in den Jesus am letzten Abend seines Lebens zum Beten gegangen ist, ist, wie viele Lokalisierungen im Heiligen Land, mehr als fraglich. Doch einige der knorrigen Olivenbäume, die hier stehen, sind an die tausend Jahre alt. Neben dem Garten ist die Kirche der Nationen. Eine moderne (1920-24 erbaut), aber durchaus sehenswerte Kirche, an einer Stelle, wo schon im 4. Jahrhundert eine byzantinische Basilika stand.
Wir fahren weiter, um die Altstadt herum, und kommen schließlich zu unserem Hotel, dem Crown Plaza. Das ist ein 21 Stockwerke hoher Turm. Unser Zimmer im 19. Stockwerk ist geräumig und hat sogar ein großzügiges Vorzimmer. Von dem winzigen Balkon blicken wir auf Calatravas Harfenbrücke und auf das benachbarte International Convention Center. Das Essen kann, wie ich finde, mit den Sternen des Hotels nicht ganz mithalten.
Miki bietet eine nächtliche Tour durch Jerusalem an, die jedoch extra zu bezahlen ist und nur stattfindet, wenn alle mitmachen. (Verdient sich hier unser Reiseleiter ein kleines Zubrot?) Alle machen mit. Und so spazieren wir durch die Mamilla Mall, eine noble Einkaufsstraße, deren Bauten mediterranes Flair verbreiten, und gelangen zur Altstadt. Wir gehen durchs Jaffator zum ehemaligen österreichischen kaiserlichen Postamt. Wir steigen wieder in den Bus und fahren durchs armenische Viertel zur Klagemauer. Obwohl es schon halb zehn Uhr ist, herrscht hier noch reges Treiben. Wir gehen und fahren nach Mishkenot Sha’ananim, dem ersten jüdischen Viertel des heutigen Jerusalem, das außerhalb der Mauern der Altstadt errichtet wurde. Zuletzt fahren wir noch durch Me’a She’arim, das Viertel der Ultraorthodoxen. Aber hier gibt es nachts ohnehin nichts zu sehen.
Erste Station ist der jüdische Lebensmittelmarkt von Mahane Yehuda. Hier haben wir auch Gelegenheit etwas zu kaufen. Aber es ist ein Lebensmittelmarkt, und ich habe gerade gefrühstückt.
Dann fahren wir zum Süden der Altstadt, zum Zionstor. Von dort gehen wir an der Dormitio-Kirche vorbei zum sog. Abendmahlssaal. Ein Raum im ersten Stock mit gotischem Kreuzrippengewölbe und einem Mihrab (einer Nische, die anzeigt, in welcher Richtung Mekka liegt). Hier stand vielleicht einmal das Haus, in dem Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert haben könnte. Im Keller ist das Grab Davids, in Wahrheit eine Apsis mit einem Kenotaph, in deren Vorraum immer noch Juden beten und den Talmud studieren. (Immer noch, weil dies das wichtigste jüdische Heiligtum des neuen Staates Israel war, bevor 1967 die Klagemauer in israelische Hand fiel.)
Wir gehen zurück, durchs Zionstor ins jüdische Viertel der Altstadt. Hier sehen wir die ausgegrabenen und restaurierten Säulen des Cardo, der in byzantinischer Zeit zu einer breiten Einkaufsstraße ausgebauten Nord-Süd-Achse der damaligen Stadt. Vorbei an den Läden des jüdischen Viertels kommen wir zum Rand des muslimischen Viertels. Dann geht es durch die Überreste der Deutschen Marienkirche zur Klagemauer, wo Geschlechtertrennung herrscht: links die Männer, rechts die Frauen (nach der Regel women are always right). Miki gibt uns den Auftrag, die Klagemauer zu berühren, vorher dürfe niemand heimfahren. (Wer keine Kopfbedeckung dabei hat: am Eingang gibt es Kippas zu leihen.)
Als wir das geschafft haben, marschieren wir auf der al-Wad-Straße Richtung Damaskustor und stoßen schließlich auf die fünfte Kreuzwegstation (Simon von Kyrene) der Via dolorosa. Wir gehen die Via dolorosa weiter (hier sind links und rechts ein Haufen Läden, Besinnlichkeit kommt da keine auf) und kommen so zur Grabeskirche. Dies ist eine große und komplizierte Anlage auf zwei Stockwerken. Aber die Lokalisierung des Golgotha-Felsens dürfte historisch korrekt sein, auch wenn man dank der Kirche nur noch ein kleines Stück davon hinter Glas sieht.
Der Nachmittag ist frei. Die meisten fahren mit dem Bus zum Hotel zurück. Ich gehe die Via dolorosa zurück und suche die Stationen auf, an denen wir nicht vorbeigekommen sind. Dann gehe ich zurück zur Klagemauer und daran vorbei zum Dungtor. Dort ist der Eingang zum Jerusalem Archaeological Park. Fast eineinhalb Stunden wandere ich durch das Ausgrabungsgelände an der Südwestecke und an der Südseite des Tempelberges. Dann gehe ich an der Innenseite der Altstadtmauer, durchs armenische Viertel, zum Jaffator, an der Außenseite der Altstadt zum Tzahal-Platz und in die Jaffa-Straße. Dort nehme ich die Straßenbahn (oder Stadtbahn) bis zur Central Station (eine Fahrkarte kostet 5,90 ₪). Von dort sind es keine zehn Minuten Fußweg zum Hotel.
Heute fahren wir zum Israel-Museum. Dort besichtigen wir das berühmte Holyland-Modell des antiken Jerusalem vor Ausbruch des Jüdischen Krieges. Dann gehen wir in den Schrein des Buches, wo Kopien der Schriftrollen von Qumran ausgestellt sind (die Originale liegen hoffentlich in einem klimatisierten Tresor).
Wir fahren weiter zur Knesset (Parlament) und sehen uns die berühmte, von Benno Elkan geschaffene, bronzene Menora an. Weiter geht es nach Yad Vashem (יָד וָשֵׁם „Hand und Name“, nach Jes 56,5). Die fünf Viertelstunden, die wir für das Holocaust-Museum haben, sind bei weitem zu wenig. Hier ist übrigens Fotografieren verboten. Das Gesehene macht sprachlos und bestärkt zumindest einen aus der Reisegruppe, an der Existenz Gottes zu zweifeln.
Wir fahren weiter nach Bethlehem. Miki steigt vor dem Checkpoint aus, denn Bethlehem ist Zone-A-Gebiet, und die israelischen Gesetze erlauben es Juden nicht, diese Gebiete zu betreten. Der Busfahrer ist Araber, er darf hinein. Hinter dem Checkpoint steigt der palästinensische Führer zu. Wir fahren zuerst zu einem Restaurant, um zu Mittag zu essen. Dann bringt uns unser Führer zu einem großen Souvenirladen, der vor allem Devotionalien aus Olivenholz verkauft. Angeblich sind wir hier, weil wir sonst vor der Geburtskirche lange anstehen müssten. Ich hege aber den leisen Verdacht, das ist Selbstzweck. Die Leute hier müssen schließlich auch von etwas leben. Es sei.
Dann endlich die Geburtskirche. Die Lokalisierung der Geburt Jesu in der (heute unterirdisch gelegenen) Felshöhle ist natürlich wieder höchst fraglich. Und bibelkritische Theologen halten die Geburtsgeschichte sowieso für eine fromme Legende. Bethlehem ist heute die viertgrößte palästinensische Stadt. Es gebricht mir an Phantasie mir vorzustellen, wie es hier zur Zeit König Davids oder zur Zeit der Geburt Jesu ausgesehen haben könnte. Bei der Rückfahrt müssen wir durch die israelisch kontrollierte Seite des Checkpoints. Und hier heißt es warten. Hier sehen wir auch die meterhohe Betonmauer, die Bethlehem von Jerusalem trennt, mit ihren Graffiti.
Letzter Teil des offiziellen Reiseprogramms ist ein Treffen mit einer aus Köln stammenden Jüdin, die seit 30 Jahren in Israel lebt, und das Leben und den Nahostkonflikt aus ihrer jüdischen Sicht beschreibt. Sie ist ziemlich fair und anerkennt das Daseinsrecht der Palästinenser. Aber trotzdem ist das natürlich eine einseitige Sache, denn kein Palästinenser ist hier, um seine Erfahrungen mitzuteilen. Der israelische Reiseveranstalter (Amiel Tours) hat offenbar die Agenda, Touristen für die jüdische Seite einzunehmen.
Nach einem letzten Frühstück im Crown Plaza deponieren wir unsere Koffer beim Concierge und gehen zur Central Station, um mit der Straßenbahn zur Altstadt zu fahren. Dort besichtigen wir die Zitadelle am Jaffator (Eintritt 40 ₪). Diese beherbergt auch ein interessantes kleines Museum zur Geschichte Jerusalems von der Bronzezeit bis zum Ende des Osmanischen Reiches. Wir fahren mit der Straßenbahn zurück, zunächst zum Markt von Mahane Yehuda, um Mitbringsel einzukaufen. (Da das hauptsächlich ein Lebensmittelmarkt ist, kaufen wir vor allem Verzehrbares.)
Zuletzt fahren wir mit der Straßenbahn zurück zum Hotel und warten auf das Taxi zum Flughafen. Und wir kommen ins Schwitzen: das Taxi kommt nicht. Als es fast eine halbe Stunde überfällig ist, wende ich mich an den Concierge. Der beginnt zu telefonieren. Während der Concierge auf den Rückruf des Reiseveranstalters wartet, kommt das Taxi mit einem Pärchen unserer Reisegruppe, das nach Berlin zurückfliegt (aber in einem anderen Hotel logiert hat). Die erzählen uns dann, was passiert ist: Weil auf der Liste mit den Rückflugzeiten für einen Flug die Uhrzeit eine Stunde zu früh angegeben war (und dadurch auch der Transfer), hat Miki den Transfer um eine Stunde nach hinten verschieben lassen. Irrtümlicherweise nicht nur den besagten, sondern auch den des Pärchens aus Berlin und unseren. Sie hatten sich glücklicherweise die Nummer des Taxiunternehmers abgeschrieben und den dann angerufen. Und so kommen wir, obwohl es von Jerusalem zum Flughafen viel weiter ist als von Tel Aviv, noch einigermaßen pünktlich zu unserem Terminal.
Mein Interesse an Israel resultiert in erster Linie aus meinem Interesse an der Bibel. Doch diese Reise hat mein Verständnis für die Bibel nicht vertieft. Viele Lokalisierungen entstammen einer Tradition, deren historischer Wert nicht mehr festgestellt werden kann. Die Orte der Bibel haben sich in zwei- bis dreitausend Jahren so verändert, dass man heute keine Vorstellung mehr gewinnen kann, wie es einmal ausgesehen hat: Nazareth, Bethlehem, Jerusalem sind moderne Städte. Die heutige Altstadt von Jerusalem geht vor allem auf die Zeit der Mamluken und Osmanen zurück.
Die Kirchen laden zur Besinnung ein – wenn man Zeit dazu hat. Gesehen haben muss man aber nur wenige. Auch ein spirituelles Ereignis war die Reise daher nicht. Und das Jerusalemsyndrom hat mich schon gar nicht ergriffen.
Dennoch war die Reise interessant: die unterschiedlichen Landschaften (das grüne Galiläa hier, die judäische Wüste dort), die klimatischen Unterschiede, die Ausgrabungen von Cäsarea, Kapernaum, Massada und Jerusalem, das jüdische Leben heute (eher säkular in Tel Aviv, ziemlich religiös in Jerusalem), die Erfahrungen eines palästinensischen Touristenführers. Und vor allem die Normalität des Alltags. Denn die Medien vermitteln manchmal den Eindruck, Israel sei ein Kriegsgebiet. Aber die Gefahr, einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen, ist in London oder Paris größer als in Tel Aviv.
Natürlich reicht eine Woche bei weitem nicht, um all das, was archäologisch interessant wäre, zu sehen: die Ausgrabungen von Jericho, Beth Sche’an, Samaria, Megiddo, Lachisch, Hazor, Sepphoris, Gezer, Arad, Qumran u.a., das Herodion, in Jerusalem der Hiskia-Tunnel, der Teich Siloah und der Teich Bethesda, die Kupferminen von Timna. Dazu die Oase En Gedi, die Kalkfelsen von Rosh haNiqra, der Canyon von En Awdat u.v.a.m. Es gibt also noch genug „Besichtigungsstoff“ für weitere Israelreisen.
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 2. Mai 2024