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Salzburger Streiflichter
„Glücksorte in Salzburg“, so hat die Fremdenführerin Monika Bruckmoser ihr Buch über die Mozartstadt betitelt. Ich stelle hier ein paar Orte vor, die man zwar nicht gesehen haben muss, aber die mir gefallen oder die ich aus irgendeinem Grund bemerkenswert finde.
Zwischen Schloss Leopoldskron und dem Krautwächterhäusl liegen am Wolfgang-Schaffler-Weg (der parallel zur Leopoldskronstraße verläuft) ein paar kleine Weiher, die St.-Peter-Weiher genannt. Sie sind durch Torfabbau entstanden, erhalten ihr Wasser aus dem Almkanal und dienten anfangs als Fischteiche für das Stift St. Peter. In einem dieser Gewässer lebt eine Flamingokolonie. Die Vögel sind Teil eines privaten Tierparks (Schweine, Ziegen, seltene Kuhrassen), der dem Bauern und Tierliebhaber Robert Scheck gehört.
Die Flamingos sind immer wieder nett anzusehen, ein Hauch von Exotik am Rand Alpen.
Die Abgusssammlung des Archäologischen Instituts enthält eine Ansammlung hochrangiger antiker Plastiken, wie sie praktisch kein Museum der Welt bieten kann. Zwar nur in Abgüssen, aber in qualitativ hochwertigen und keineswegs wohlfeilen. Leider ist die Abgusssammlung nur einmal im Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich: anlässlich der Langen Nacht der Museen.
Die geballte künstlerische Kraft der Antike ist für den, der dafür empfänglich ist, überwältigend und bietet dem, der schon einige archäologische Museen besucht hat, nette Déjà-vus.
Am Rande des Residenzplatzes neben den Dombögen befindet sich ein Treppenabgang, der unter den Domplatz führt. Hier kann man Mauern der Vorgängerbauten des heutigen barocken Domes und Mauerreste und Mosaiken römischer Häuser sehen. (Das Straßenniveau lag also ursprünglich 2 bis 3 m unter dem heutigen.) Diese wurden nach dem 2. Weltkrieg im Zuge der Restaurierungsarbeiten für den zerbombten Dom ausgegraben. Leider ist das Domgrabungsmuseum nur in den Monaten Juli, August und in der Langen Nacht der Museen geöffnet.
Der Abstieg in den Untergrund fühlt sich an wie eine Mischung aus Zeitreise und Höhlenexpedition.
Wenn die Getreidegasse das Schaufenster von Salzburg ist, dann ist die Steingasse die Werkstatt. Hier waren keine glanzvollen Geschäfte, sondern Handwerksbetriebe von Gerbern, Hafnern und Leinenwebern. Denn diese Straße war vor allem ein alter Fahrweg, der schon zur Römerzeit aus der Stadt in den Süden führte, nach Kuchl, über die Tauern nach Kärnten und weiter an die Adria.
Hier sind nur wenige Menschen unterwegs, und man fühlt sich ein bisschen wie aus der Zeit gefallen.
Ein Weg, der von der Akademiestraße im Nonntal zwischen Wiesen und Feldern hindurch, an einem großen, ziemlich schräg stehenden Baum vorbei einerseits zur Nawi (Naturwissenschaftlichen Fakultät) führt, und andererseits an Schloss Freisaal vorbei in die Hellbrunner Allee mündet. Gleichzeitig bietet sich ein schöner Blick auf den Nonnberg und die Festung.
Man muss diesen Weg an einem Sommernachmittag gehen, wenn kaum Schüler und Studenten unterwegs sind und der Weg daher manchmal einsam und verlassen daliegt, wenn die Grillen zirpen und das reife Getreide im warmen Luftzug wogt.
Im südlichen der vier Fischbecken im Schlosspark Hellbrunn schwimmen vier große schwarze Störe. Am Ost- und am Westende bläst je ein im Wasser stehender Triton Wasser in die Luft. An der südlichen Längsseite steht eine Flora-Statue.
Der Hellbrunner Schlosspark ist sowas wie das miniaturisierte Salzburger Gegenstück zum Boboli-Garten in Florenz, ein Hauch von Italien für die Daheimgebliebenen, Urlaubsmelancholie im September für die Heimgekehrten.
Wenn man von der Franziskanergasse aus durch die Bögen auf den Domplatz tritt und auf die Marienstatue in der Mitte des Platzes zugeht, hat man den Eindruck, zwei Engel senken langsam eine Krone auf das Haupt Mariens herab. Diese zwei Engel befinden sich an der Fassade des Doms. Diesem optischen Spiel zuliebe wendet Maria dem Dom den Rücken zu.
Barocker visueller Scherz mit gegenreformatorischem Impetus.
Vom Friedhof St. Peter führt eine schmale Treppe im Inneren des Felsens hinauf zu kleinen Gewölben. Dies sind die sog. Katakomben. Der Name ist allerdings irreführend: die in den Mönchsberg gehauenen Höhlen, Gänge und Treppen dienten nicht als Begräbnisstätte, sondern waren vielleicht ursprünglich Stollen, mit denen Wasser, das aus dem Berg kam, kanalisiert und gespeichert werden sollte. Lange Zeit wurden sie dann als Einsiedelei des Klosters St. Peter genutzt. In den Katakomben befinden sich zwei kleine Höhlenkapellen.
Während der Langen Nacht der Kirchen ist der Eintritt kostenlos, und in der Gertraudenkapelle finden dann Lesungen und/oder musikalische Darbietungen statt. In der Maximuskapelle findet sich eine lat. Inschriftentafel mit einer abenteuerlichen Geschichte über diese Kapelle (Text und Übersetzung auf meiner Seite Einige lateinische Inschriften in der Stadt Salzburg, Nr. 32).
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 25. Aug. 2024