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Zakynthos: vom Winde verweht (2001)
Wieso wir uns für diese Insel im Ionischen Meer entschieden haben, weiß ich nicht mehr. Eine Rolle mag gespielt haben, dass der Flug von Linz-Hörsching aus erfolgt (und nicht etwa von München oder Wien). Eine andere, dass der Zielort Plános/Tsiliví mit einem Sandstrand wirbt. Und da ich mit meiner zehnjährigen Tochter unterwegs bin, ist beides nicht unwichtig.
Wir logieren im Hotel Alexandra Beach direkt oberhalb des Ostrandes des Bouka Beach, 200 m vom venezianischen Wachturm entfernt. Der Hotelkomplex besteht aus einem großen Hauptgebäude, einem kleineren Restaurant (wo wir zu Abend essen) und einigen Bungalows. Der Kern des langgestreckten, gesichtslosen Ortes Plános/Tsiliví liegt ca. 1,5 km vom Hotel entfernt. (Offenbar sind beide Namen - Planos und Tsilivi – gebräuchlich, ich weiß nicht, welcher der offizielle ist.)
Zakynthos ist, zumindest an der touristisch erschlossenen Ostseite mit ihren schönen Sandstränden, eine sehr grüne Insel. Die Westseite hingegen ist von Steilküsten mit pittoresk verwitterten Felsformationen geprägt. Bekannt ist Zakynthos im Wesentlichen für drei Dinge: die Unechten Karettschildkröten in der Bucht von Laganás, Shipwreck Beach / Bay (ein kleiner Strand mit dem Wrack eines in den späten 70ern dort gestrandeten Schmugglerschiffes) und die Blauen Grotten. Ich habe nichts davon gesehen. Was es hingegen praktisch nicht gibt: Hinterlassenschaften der antiken Griechen. Und auch mit jüngeren architektonischen Sehenswürdigkeiten ist die Insel nicht eben reich gesegnet.
Der Hauptort der Insel, der wie die Insel Zakynthos heißt, liegt etwa 5 km Luftlinie von Planos entfernt. An einem Tag marschiere ich zu Fuß dorthin. Aber ich finde hier nicht allzuviel zum Anschauen. Ähnlich wie in Korfu waren es auch hier die Venezianer, die der Insel ihren Stempel aufgedrückt haben, nicht die Osmanen. Allerdings wurde bei dem schweren Erdbeben 1953 die alte Bausubstanz fast vollständig vernichtet. Was man heute sieht, sind Neubauten im alten Stil. Wenn die Stadt Charme hat, dann bin ich in meiner augenblicklichen Verfassung nicht empfänglich dafür. Ein Stück weit bin ich auch das Opfer schlechter Planung geworden. Denn wäre ich nicht auf gut Glück in die Hauptstadt spaziert, hätte die Besichtigung der wichtigsten Kirchen und des venezianischen Kastells die aufgewendete Zeit vermutlich durchaus gerechtfertigt.
Zakynthos ist die südlichste der größeren Ionischen Inseln, es liegt gegenüber der Peloponnes, auf Höhe von Kyllíni, Amaliáda, Pýrgos. Unsere Reiseleiterin bietet einen Tagesausflug zum antiken Olympia an. Ich buche begeistert. Doch in den folgenden Tagen wehen die Etesien so stark, dass der Fährverkehr zur gegenüberliegenden Peloponnesküste eingestellt wird. Der Ausflug kann nicht stattfinden – vom Winde verweht. (Ich habe mich nicht danach erkundigt: aber vermutlich sind auch die Bootsausflüge zu den Schildkröten, den Blauen Grotten und der Shipwreck Bay ein Opfer der Winde geworden.)
Vom Winde verweht wird aber auch das Baden. Denn durch den anhaltenden Wind kühlt das Wasser im Pool und im Meer deutlich ab. Und ohnehin ist es im Schatten so kühl, dass einem nicht nach Baden zumute ist. Wohl dem, der zumindest spannende Lektüre eingepackt hat.
Warum habe ich nach 20 Jahren eine Seite über diese Reise gemacht? Das ist doch Schnee von gestern.– Beim Überlegen, welche Destination wir als nächstes wählen sollen, habe ich auch meine alten Dias von Zakynthos durchgesehen und Reiseführer über die Insel gewälzt. Und ich habe beschlossen, meine Erfahrungen von damals kurz zusammenzufassen: Zakynthos hat seine landschaftlichen Reize. Es eignet sich wohl gut für einen Badeurlaub. (Das mit dem Wind war vermutlich einfach Pech.) Aber es ist keine Destination für einen Sightseeingurlaub. Schon gar nicht für jemand, der so antikeverliebt ist wie ich.
Ähnliches gilt vermutlich auch für Lesbos. Ich war zwar noch nie dort, aber die Reiseführer zeigen, dass die Sehenswürdigkeiten, die es gibt, nur zu einem geringen Teil der Antike angehören und überdies so weit auseinanderliegen, dass man ohne Auto keine Chance hat, in größerem Umfang Sightseeing zu betreiben.
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 31. März 2021