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Wieviele Geschlechter gibt es?
Ich bin kein Genderaktivist, aber auch keiner rechter Kämpfer gegen die „LGBTIQ-Agenda“. Ich bin auf YouTube auf etliche Clips zum Thema Transgender gestoßen, und zwar meist genderkritische. Vermutlich hat der YouTube-Algorithmus mitbekommen, dass ich mich für die Bibel interessiere, und mich daher in die genderkritische Blase einsortiert. Ich habe also versucht, mich zu dem Thema ein bisschen kundig zu machen und diese Informationen in mein ethisch eher konservatives Weltbild einzusortieren. Ich bin, wie meine Tochter es formuliert hat, „ein alter weißer Mann“. Shitstorms und Morddrohungen werden meine Ansicht nicht ändern, gute Argumente vielleicht schon.
In Österreich gab es auf den Formularen für die Anmeldung zur Coronaimpfung auch eine Rubrik zum Ankreuzen des Geschlechts. Neben weiblich und männlich standen da plötzlich divers, inter, offen und kein Eintrag. Wieviele Geschlechter gibt es denn eigentlich?
Biologisch betrachtet braucht man bekanntlich zwei Geschlechter, damit die menschliche Art nicht ausstirbt: den männlichen Genträger, der im Regelfall ein X- und ein Y-Chromosom hat, Penis und Hoden, das Sexualhormon Testosteron; und den weiblichen Genträger, der zwei X-Chromosomen hat, Vagina, Uterus und Ovarien, die Sexualhormone Östrogen und Gestagen. Rund 99 % der Menschen können mehr oder weniger klar einem der beiden Geschlechter zugeordnet werden.
Aber da in der materiellen Welt nichts perfekt ist, gibt es Menschen, bei denen in der genetischen oder hormonellen Entwicklung etwas schief gelaufen ist. Die bekanntesten Abweichungen vom 99-%-Fall sind das Klinefelter-Syndrom (Männer mit XXY, seltener auch drei oder vier X), das Turner-Syndrom (zumeist Frauen mit nur einem X), XY-Frauen, XX-Männer u.a. Föten mit dieser genetischen Disposition sterben häufig schon im Mutterleib. Werden sie geboren, leiden sie unter mehr oder weniger auffälligen Symptomen, die unterschiedlich gut behandelbar sind. Die meisten dieser Menschen sind aber unfruchtbar, weshalb aus biologischer Sicht von einer Fehlentwicklung gesprochen werden muss. Das sagt natürlich nichts über den Wert der Menschen aus.
Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, für Menschen, bei denen eine eindeutige Zuordnung nicht möglich oder auch sinnvoll ist – medizinisch spricht man von Intersexualität[1] – eine dritte Möglichkeit für das Personenstandsregister vorzusehen. Dies ist offenbar die Bedeutung der Option divers. Dass man in solchen Fällen das Geschlecht bei Neugeborenen noch offen lassen kann, bis die Entwicklung des Kindes klarer sehen lässt, wohin die Reise geht, ist auch nachvollziehbar. Bei Erwachsenen ist diese Option aber wohl nicht sonderlich sinnvoll. Die Option inter dürfte synonym zu divers sein, sie existiert, weil ein Oberösterreicher sie für sich vor Gericht erstritten hat.[2] Es ist leider wieder einmal der österreichische Amtsschimmel, der am lautesten wiehert. In Deutschland kommt man mit drei Optionen aus: männlich, weiblich, divers. (Aus biologischer Sicht begründet Intersexualität kein drittes Geschlecht, denn Intersexualität ist biologisch funktionslos. Sie ist von der Natur nicht vorgesehen, sondern „passiert“, wie ein Unfall.)
Die oft gehörte Behauptung, es gebe nicht zwei Geschlechter, sondern ein
Kontinuum zwischen zwei Polen, ist ideologisch motiviertes Wording.
Ich persönlich würde bei einer Verteilung mit einem rund 1-%igen „Graubereich“
(problematisches Wort, es geht um Menschen) nicht von einem Kontinuum sprechen:
Die biologischen Symbole für männlich (♂) bzw. weiblich (♀)
sind ursprl. astrologische Symbole für die Planeten Mars bzw. Venus. In der
Alchemie wurden sie zu Symbolen für Eisen bzw. Kupfer. Die Kombination daraus
(⚥) wäre ein mögliches Symbol für divers. Ein anderes ist
angeblich[3]
ein altes Symbol für die Erde (🜨), die zwischen Mars und Venus liegt, in der
Alchemie Symbol für Grünspan (Kupferacetat).
Richtig ist, dass die Abweichung vom binären „Normalfall“ unterschiedlich
stark ausfallen kann. Und noch einmal: wir sprechen hier von Menschen, die
sich ihre biologische Disposition nicht ausgesucht haben. Es ist sicher ein
Fortschritt, dass sie sich jetzt nicht mehr künstlich zwischer blauer und
rosa Schublade entscheiden müssen (aber können). Auch der Umstand, dass es
Menschen gibt, die ohne Arme oder mit stark verkürzen Armen geboren werden,
begründet ja nicht die Behauptung, es gebe hinsichtlich der Anzahl der Arme
ein Kontinuum.
Von Intersexualität zu unterscheiden sind Transgender[4]. Das sind vereinfacht gesagt Menschen, deren subjektiv empfundene Geschlechtsidentität nicht mit dem ihnen spätestens bei der Geburt zuerkannten Geschlecht übereinstimmt (und bei denen dieses Geschlecht biologisch meist zweifelsfrei feststeht). Wenn sie unter dieser Inkongruenz leiden, spricht man von Geschlechtsdysphorie[5]. (Transgenderaktivisten tun manchmal so, als würde das Geschlecht bei der Geburt nach Gutdünken festgelegt. Aber tatsächlich haben Babies ein Geschlecht, und es wird von den Ärzten, meist schon im Mutterleib, erkannt.[6])
Wenn transgeschlechtliche Personen danach trachten, dass sich das empfundene Geschlecht auch in ihrem Äußeren wiederspiegelt, und sie dabei bis zur operativen Geschlechtsumwandlung gehen, spricht man oft von Transsexualität[7]. (Andere wiederum gebrauchen transgender und transsexuell synonym.) Davon betroffen ist etwa ein halbes Prozent der Bevölkerung. Transsexualität ändert allerdings an der Zahl der Geschlechter nichts. Und ich frage mich, ob Skalpell und Chemie die richtige Antwort auf das Problem sind. Aber mit dem Verbot der Konversionstherapie wird es vermutlich auch immer schwieriger, Therapien anzubieten, die die Betroffenen mit ihrem biologischen Geschlecht aussöhnen könnten.[8]
Und dann gibt es Menschen, die betonen, dass sie nicht in das binäre Männlich-Weiblich-Schema passen, sondern irgendwas dazwischen sind oder ganz anders oder auch wechselnd (genderfluid). Man spricht von nichtbinärer Geschlechtsidentität[9]. Diese hat verschiedene Ausformungen. Worum es hier genau geht, kann ich nicht nachvollziehen, da ich keine nichtbinäre Personen kenne.
Muss eine Gesellschaft überhaupt entscheiden, welchem Geschlecht ein Mensch angehört? Zumindest in den Fällen, wo mit der Zugehörigkeit zu einem Geschlecht bestimmte Rechte (vom Geschlecht abhängiges Pensionsantrittsalter) oder auch Pflichten (Militärdienst) einhergehen bzw. wo aus nachvollziehbaren Gründen Geschlechtertrennung herrscht (sportliche Wettkämpfe, Strafvollzugsanstalten), wohl schon. Und es sollte auf der Hand liegen, dass man sich seine Geschlechtszugehörigkeit nicht nach Belieben aussuchen kann. Man stelle sich einen männlichen Sexualstraftäter vor, der sich plötzlich als Frau definiert und in ein Frauengefängnis gesperrt wird. Daher ist kein Eintrag in einem Personenstandsregister sinnlos. (Muss so jemand zum Militär oder nicht?) Das kann nur zulässig sein auf einem Formular, dessen Daten statistisch ausgewertet werden, bei dem das Geschlecht aber medizinisch wie rechtlich irrelevant ist.
Im Englischen gibt es auch noch die Sache mit den Pronomina. Menschen können verlangen, dass über sie mit bestimmten Pronouns (he/him, she/her, they/them oder auch eine Mischung) gesprochen wird. Dabei ist they/them mit Bezug auf nur eine Person grammatikalisch so falsch wie im Dt. das Gendersternchen bzw. seine phonetische Repräsentation durch einen Stimmritzenverschlusslaut. In Kanada wurde sogar diskutiert, ob man für die Nichtbeachtung der Wunschpronomina wegen hate speach ins Gefängnis kommen kann.[10]. Das war zumindest die Befürchtung von Jordan Peterson[11], der mit genderkritischen Video-Clips recht prominent auf YouTube vertreten ist.
Auch sonst tobt ein bizarrer Streit um geschlechtsneutrale, gender-aware Bezeichnungen. Bekannt ist z.B. dass die Harry-Potter-Autorin Joanne Rowling 2020 ein Shitstorm getroffen hat, nachdem sie gegen Bezeichnungen wie „menstruierende Menschen“ (an Stelle von „Frauen“) ablehnend getwittert hatte.[12] Rowling hat nach eigenem Bekunden auch zahlreiche Morddrohungen erhalten. Genderaktivisten waren und sind offenbar nicht zimperlich, wenn es darum geht, Widerspruch mundtot zu machen. Dabei bezeichnet dieser Ausdruck Menschen, die gerade die Regel haben – das war aber sicher nicht gemeint.
Gemeint war wohl das, was Linus Giese als „Menschen mit Uterus“ bezeichnet – „all diejenigen, die einen Uterus haben, aber keine Frauen sind: zum Beispiel trans Männer oder nicht-binäre Menschen“.[13] Menschen, die einen Uterus haben, aber keine Frauen sind? Das ist eine contradictio in adjecto, denn „Frau“ bedeutet doch u.a. genau dies: mit den Anlagen zum Kindergebären geborene Person. Es gibt vielleicht Menschen, die zwar biologisch Frauen sind, sich aber beim Wort „Frau“ nicht angesprochen fühlen wollen. Aber es geht nicht an, dass wir jedes Mal, wenn irgendeine verschwindend kleine Minderheit sich nicht mitgemeint fühlen will, einen Ersatzbegriff schaffen müssen. Und ja: eine (biologische) Frau, die sich als Mann fühlt und so gesehen werden will, ist ein Trans-Mann, aber immer noch eine Frau im herkömmlichen Sinn des Wortes. Nicht zuletzt verweist Vojin Vukadinović darauf, dass eine solche Ausdruckweise Frauen auf ihren Körper reduziert und entmenschlicht.[14]
Ich habe stark den Eindruck, hier geht es nicht um Inklusion. Hier gibt es darum, die Sprache zum Operationsfeld der Machtausübung zu machen. Wer anderen seine Sprachregelungen oktroyieren kann, bestimmt offenbar auch den politischen Diskurs. Und treibt Otto-Normal-Verbraucher, die den linken Gendersprech nicht mitmachen wollen, in die Arme von FPÖ, AfD, Rassemblement National, Fratelli d'Italia usw.
Hier ist so etwas wie eine Genderideologie entstanden: Man bestreitet, dass Geschlechtsidentität weitgehend binär ist (s.o. „Kontinuum“). Man behauptet, Geschlecht sei reine Festlegung, d.h. dass man sich sein Geschlecht aussuchen kann. Sprich: wenn ich (trotz Penis, Hoden, XY usw.) sage: „ich bin eine Frau, meine Pronomina sind she/her“, dann darf ich erwarten, dass die Gesellschaft das achtet und ernst nimmt. Diese Ideologie gibt auch neue Sprachregelungen aus (s.o. „menstruierende Menschen“). Dabei wird ein bisschen übersehen, dass es für durchschnittliche Cis-Menschen (Cis ist das Gegenteil von Trans) nicht einzusehen ist, warum sie einen Penisträger als Frau betrachten sollen, nur weil „sie“ das so will. Und das Argument, dass ich mich ja auch nicht als Helikopter identifizieren kann, nur weil ich das will, ist nicht „faschistisch“, es trifft den Kern des Problems: Ich bin, was ich bin, nicht als was ich mich empfinde oder als was ich gesehen werden möchte. Die Biologie ist ein so wesentlicher Bestandteil der Geschlechtsidentität, dass man Menschen nicht einfach per Verordnung oder Gesellschaftsvertrag zwingen kann, von ihr (der Biologie) abzusehen. Selbst eine Geschlechtsumwandlung kann das ursprüngliche biologische Geschlecht nicht so einfach ungeschehen machen – was (geborene) Frauen im Sport schmerzlich zu spüren bekommen, weil sie gegen ehemalige Männer mitunter im Nachteil sind.[15]
Es gibt Situationen, in denen zählt einfach nur der biologische Sachverhalt. Wenn eine Trans-Frau mit Unterleibsschmerzen zum Arzt kommt, ist klar: egal, wie sehr sich dieser biologische Mann als Frau fühlt, er kann keine Eierstockentzündung haben. Beim Arzt spielt (im Interesse des Patienten) allein die Biologie eine Rolle. Ähnlich ist es im Sport: eine Trans-Frau ist biologisch ein Mann und damit physiologisch meist (Körpergröße, Muskelmasse, Knochenstruktur) im Vorteil. Da kann man sich die empfundene Geschlechtsidentität noch so schön reden: es ist gegenüber biologischen Frauen unfair. Und deshalb verzichten die geschlagenen Frauen manchmal darauf, sich neben „die Siegerin“ mit aufs Podest zu stellen.[16]
Widerstand kommt daher (nicht ganz überraschend) auch vom Feminismus. Viele Feministinnen befürchten, dass das, was sie in jahrzehntelangem Kampf an Schutzräumen und Rechten für Frauen erkämpft haben, durch die Transgenderideologie wieder ausgehöhlt wird. Weil sich Penisträger mir nichts dir nichts zur Frau erklären und so diese Rechte für sich in Anspruch nehmen können. Aber wer garantiert, dass das Frausein dieser Trans-Frauen nicht ein Etikettenschwindel ist? Diese Feministinnen werden von Genderaktivisten als TERF[17] (Trans-Exclusionary Radical Feminism) beschimpft (der Begriff gilt als abwertend).
Die Absurdität des Anspruchs, dass Männer Frauen sein können, haben schon Monty Python geradezu prophetisch in Life of Brian dargestellt, wo Stan in Zukunft Loretta genannt werden möchte, weil er Babys haben will. Es wird daher der Vorschlag gemacht, für Stans Recht, Babys zu haben, zu kämpfen (auch wenn er keine Babys haben kann, weil er keinen Uterus hat). „It is symbolic of our struggle against oppression.“ – (halblaut:) „Symbolic of his struggle against reality.“[18] Das ist zwar eine karikierende Überzeichnung, trifft aber den Kern der Sache: Transgenderismus ist letztlich der Kampf gegen die biologische Realität; und der ist faktisch kaum zu gewinnen.[19] Bei aller Sympathie für die Stans dieser Welt: hilft ihnen die Genderideologie wirklich, sie selbst zu sein – was immer das ist?
Echter Genderaktivismus ist das eine: Menschen, denen die Probleme intersexueller, transsexueller und nichtbinärer Personen ein echtes Anliegen sind. Das Mitschwimmen auf einer Modewelle, um neue Kundenschichten zu erschließen, das andere. Das kann aber auch ins Auge gehen, wie unlängst der amerikanische Braukonzern Anheuser-Busch schmerzlich feststellen musste. Die Firma hat Trans-Frau Dylan Mulvaney in den sozialen Medien für ihre bekannteste Marke Bud Light werben lassen[20] – und mind. fünf Milliarden Dollar an Börsenwert verloren. Die verantwortliche Marketing-Vizepräsidentin Alissa Heinerscheid hatte schon ein paar Tage vor Mulvaneys desaströsem Clip ihre Werbestrategie erklärt und dabei erkennen lassen, dass ihr die aktuelle Kundschaft zu wenig inklusiv, zu unmodern („fratty, out of touch humor“) ist.[21] Die bisherigen Kunden, hauptsächlich (weiße) Cis-Männer der Arbeiterklasse, fühlten sich durch diesen Werbespot, gelinde gesagt, verarscht und beschlossen, in Hinkunft halt eine andere Marke zu kaufen („it's Miller time“). Dramatische Umsatzeinbrüche waren die Folge.
Auch Nike hat besagten Dylan Mulvaney als Werbeträger benutzt: für einen Sport-BH. Ein biologischer Mann mit null Busen wirbt für einen Sport-BH. Welche Frau kommt sich da nicht verkohlt vor?[22] Auch andere Firmen haben schon mit woken Werbespots ihre Kunden verprellt und damit massive Umsatzverluste hinnehmen müssen, z.B. Gilette mit einem Spot, der im Zuge der #Metoo-Debatte Männlichkeit als toxisch darstellt.[23] (Wie doof kann man eigentlich sein?)
Meine Kirche hat sich zum Genderthema noch nicht sehr deutlich zu Wort gemeldet. Aber von einem Mitsurfen auf der Welle (wie sie es beim Thema Homosexualität gemacht hat[24]), würde ich abraten. Angehörige der LGBTIQ-Community gehen nur selten in die Kirche. Die „Kunden“ der Kirche sind eher konservative ältere Leute. Wenn es gelingt, die auch noch aus der Kirche zu vergraulen, dann muss sich der eine oder andere evangelische Pfarrer einen neuen Job suchen. Was soll die Kirche also tun? Von Anheuser-Busch lernen: Verkaufe Bier, nicht Transgender-Wokeness! Das Bier der Kirche ist das Evangelium, die Botschaft von der Erlösung durch Jesus.
Im Nov. 2024 ist YouTube plötzlich voll von Persiflagen auf einen Werbeclip der britischen Automarke Jaguar[25]. Männer in knallbunten Frauenfummel, dazu hochtrabendes Wortgeklingel („create exuberant“, „delete ordinary“ usw.). Auto kommt keines ins Blickfeld. Wäre Jaguar nicht so bekannt, würde man meinen, es ginge um ein Modelabel für Transgender und Schwule. Mit dem Rebranding für den Umstieg von Verbrenner auf Elektro ist das nicht zu erklären. Kann es sein, dass hier ein schwuler Marketingchef seinen nonkonformistischen Lebensstil feiert? Wer soll denn die Zielgruppe dieser Werbung sein? Ich fürchte, Transvestiten fahren selten Jaguar. Irgendwie erinnert mich das auch an die dadaistischen Werbespots der österreichischen Schuhfirma Humanic in den 70er Jahren („Franz!“). Aber das Lebensgefühl, das ein Jaguar vermittelt, ist doch mit dem eines Schuhs von Humanic nicht zu vergleichen. Ich bin gespannt, wie das weitergeht.
Der Versuch, die Normalität abzuschaffen und die Gesellschaft im Sinne der Genderideologie umzuerziehen, führt nur zu immer stärkerer Polarisierung der Gesellschaft, bei der es letztlich keine Gewinner gibt. Ein in meinen Augen akzeptabler Konsens wäre folgender: die Cis-Gesellschaft akzeptiert, dass es Menschen gibt, die sich nicht so kleiden und verhalten, wie man es aufgrund ihres biologischen Geschlechtes erwarten würde. Die Transgender und Nichtbinären akzeptieren, dass die konservative Reichshälfte sie entsprechend ihrem biologischen Geschlecht sieht und benennt. Konkret gesprochen: Dylan Mulvaney darf sich schminken und als Girlie kleiden, und niemand darf ihm sagen, er solle sich wie ein richtiger Kerl benehmen. Herr Mulvaney erwartet im Gegenzug nicht, dass Cis-Menschen über ihn mit „she/her“ sprechen und ihn als echte Frau betrachten – das ist er nämlich nicht. (Ich bin mit einer echten Frau verheiratet und kenne den Unterschied.)
In einem YouTube-Clip behauptet eine Transgenderaktivistin: „There is evidence of people who where transgender in ancient Greece, Rome. Judaism is an example of a religion that acknowledges six or seven genders.“[26] Mir wäre nicht bekannt, dass die alten Griechen oder Römer mehr als zwei Geschlechter kannten. Und soweit es das Judentum betrifft, ist diese Aussage eindeutig bullshit.
Der Schöpfungsbericht sagt Gen 1,27:
וַיִּבְרָא אֱלֹהִים אֶת־הָאָדָם בְּצַלְמֹו Und Gott schuf den Menschen (Adam) in seinem Bild. בְּצֶלֶם אֱלֹהִים בָּרָא אֹתֹו Im Bild Gottes hat er ihn geschaffen. זָכָר וּנְקֵבָה בָּרָא אֹתָם Männlich und weiblich [oder: als Mann und Frau] hat er sie geschaffen.
Die Gottebenbildlichkeit des Menschen wird in der Binarität von Mann und Frau realisiert. Tertium non datur. Diese Ansicht kann man kritisieren, aber es lässt sich nicht leugnen, dass sie biblisch ist.
Auch Transvestitismus (cross-dressing) ist im AT streng verboten, Dtn 22,5:
לֹא־יִהְיֶה כְלִי־גֶבֶר עַל־אִשָּׁה Nicht sei Männergewand auf einer Frau, וְלֹא־יִלְבַּשׁ גֶּבֶר שִׂמְלַת אִשָּׁה und nicht ziehe ein Mann Frauenkleidung an. כִּי תֹועֲבַת יְהוָה אֱלֹהֶיךָ כָּל־עֹשֵׂה אֵלֶּה Denn ein Greuel JHWHs, deines Gottes (ist) jeder, der diese (Dinge) tut.
Man mag über die Gründe für dieses strenge Verbot spekulieren, aber man wird in Me'a Sche'arim kaum Frauen finden, die Hosen tragen. Und LGBTIQ waren und sind im orthodoxen Judentum gelinde gesagt nicht gut gelitten. Das frühe Christentum hatte dem nichts hinzuzufügen. Was neu und anders war: auch Verschnittene (Eunuchen) konnten Mitglied der christlichen Gemeinde werden (vgl. Apg 8,26-39), was im orthodoxen Judentum nicht möglich war (Dtn 23,2).
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 29. Nov. 2024