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Gendern


Das Thema ist inzwischen ja reichlich abgelutscht. Und ich habe lange gezögert, ob ich mich als alter weißer Mann outen soll. Aber da ich Gendern mit der Brechstange nach wie vor mühsam und entbehrlich finde („BürgerInmeisterInassistentInstellvertreterIn“, egal ob mit Sternchen oder Binnen-I) und da ich eine aus ideologischen Gründen erfolgte Bevormundung nicht ausstehen kann, stelle ich diese nicht mehr ganz taufrische Hervorbringung etwas verspätet online.

Sternchen, Binnen-I, Partizip

Jedem geht es auf die Nerven, aber jeder macht es, weil sonst die Sprachpolizei kommt: gendern. Es soll Universitätsinstitute geben, wo man durchfällt, wenn Seminar- oder Diplomarbeit nicht nach allen Regeln der Kunst durchgegendert sind. Dabei ist das stereotype -e und -innen ebenso nervtötend wie Sternchen, Doppelpunkt oder groß geschriebenes I mitten im Wort (sog. Binnen-I). Ganz zu schweigen von dem Stimmritzenverschlusslaut, den ORF-Moderatoren jederlei Geschlechts eine Zeit lang machen zu müssen meinten: „Politikerˀinnen“, „Unternehmerˀinnen“ (immer mit Glottisschlag vor dem -innen). Wer hat ORF-Mitarbeiter eigentlich zu Vollziehern des feministischen Neusprech ernannt? (Seit kurzem [2023] gibt es neue ORF-interne Empfehlungen, wieder mit -e und -innen zu gendern. Das ist immerhin eine Verbesserung.)

Häufig sinnwidrig ist auch die Verwendung des Präsenspartizips anstelle des herkömmlichen Substantivs: Mitarbeitende statt Mitarbeiter, Studierende statt Studenten usw. Aber ein Mitarbeitender ist jemand, der gerade mitarbeitet, ein Mitarbeiter ist jemand, der regelmäßig mitarbeitet, auch wenn er jetzt gerade etwas anderes tut; ein Student ist jemand, der an einer Uni inskribiert ist, ein Studierender ist jemand, der etwas studiert, dazu muss er nicht inskribiert sein.

Im Juni 2023 hat es in Österreich ein Anti-Gendern-Volksbegehren gegeben, mit dem Ziel, dass Gendern nicht verpflichtend sein soll und dass jenen Personen, die nicht gendern, daraus kein Nachteil erwachsen darf.[1] (Man(n) sollte ja meinen, so etwas in einem freien, pluralistischen Land selbstverständlich ist.) Das Volksbegehren wurde von etwas mehr als 154.000 Personen (2,43 % der Stimmberechtigten) unterschrieben. Damit liegt es im Vergleich zu anderen Volksbegehen im mittleren Drittel. Für die Politik ist das ein Furz im Wald: ein kurzes Geräusch, und das war's. Zugegeben: das Thema brennt nicht allzuvielen Österreichern (den weiblichen vermutlich noch weniger als den männlichen) unter den Nägeln. Erst wenn es um Tempolimits geht, kocht die Volksseele im Autofetischistenland hoch.

Ideologie

Die Ideologie hinter den Sprachregelungen kommt sehr schön zum Ausdruck in einem Leitartikel von Marian Smetana[2] in den SN, worin die üblichen küchenphilosophischen Worthülsen zum Thema geschlechtergerechte Sprache abgesondert werden.

„Sprache bildet Realität ab“. Das erklärt nichts und ist in dieser Kürze wohl auch nicht richtig. Warum haben manche Sprachen Tempora, andere nicht? Warum haben einige Sprachen ein Aspektsystem ausgebildet, viele andere aber nicht? Warum haben einige Sprachen eigene Formen für die Zweizahl (Dual), viele Spachen subsumieren diese aber unter dem Plural? Warum haben manche Sprachen zwei grammatikalische Geschlechter, andere drei, das Tschechische gar vier? Offenbar wird hier nicht einfach die Realität abgebildet, sondern es wird eher die subjektive Wahrnehmung von Realität „irgendwie“ versprachlicht. (Wobei wir im Grunde nicht wissen, wie dieses Irgendwie zustande kommt.)

„Sprache verändert sich“. Zweifellos. Aber hier geht es darum, dass versucht wird, die Sprache von oben durch Genderleitfäden u.ä. zu ändern. Um es an einem Extrembeispiel zu veranschaulichen: Wenn man in Russland nicht mehr „Krieg gegen die Ukraine“ sagen darf, sondern „militärische Spezialoperation“ zu sagen hat, dann ändert sich die Sprache nicht, sondern das Orwellsche Wahrheitsministerium dekretiert den aktuellen Newspeak. Und plötzlich pfeifen die ach so Liberalen auf den Pluralismus und gießen (wie Smetana) Häme über diejenigen, die sich am verordneten Gendersprech stören. Spott und Beleidigungen statt Argumente.

„Sprache bildet Realität nicht nur ab, sie schafft sie gleichzeitig auch.“ Das ist das Credo der Sprachpolizei, in Russland wie in Österreich; um es in Orwells Diktion zu sagen: Wer die Sprache kontrolliert, kontrolliert die Realität. Wenn es mehr „Gleichberechtigung in der Sprache“ (was genau soll das sein?) gibt, dann gibt es mehr „Gleichberechtigung in Job und Familie“ (wer definiert, wie die aussieht?). Eine gerechtere Gesellschaft herbeiführen durch Gendersternchen und Binnen-I – wie kann man an so etwas glauben? Richtig wäre, einfach die Gesellschaft gerechter zu machen, dann würde die Sprache (wenn sie wirklich Realität abbildet) von selbst folgen. Aber das würde die Daseinsberechtigung der Sprachpolizei in Frage stellen. Darum wird es nicht passieren.

Was diese Ideologie gerne übersieht: Sprache dient in erster Linie der Kommunikation. Gendern kann dort sinnvoll sein, wo es um der Klarheit willen gemacht wird (z.B. in Stellenanzeigen, um klarzustellen, dass Bewerber nicht männlich sein müssen) oder wo es dem Beziehungs- oder Appellaspekt der Mitteilung dient (z.B. in der direkten Anrede, „liebe Österreicherinnen und Österreicher“). Es ist aber abzulehnen, wo es die Mitteilung nur schwerfällig macht, ohne relevante Information hinzuzufügen. Ein Beispiel: in einem Buch, das ich kürzlich gelesen habe, heißt es zum arabisch-israelischen Konflikt: „[…] einer der meistdiskutierten Konflikte der Welt, der unter Juden und Arabern, Christen und Muslimen, Historikern, Akademikern, Politikern und Diplomaten sehr starke Emotionen hervorruft […]“.[3] Man stelle sich diesen Satz gegendert vor! Deshalb heißt es in einer Fußnote der Übersetzer: „Hier wie im Folgenden wird aufgrund besserer Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet.“

Die ideologische Engführung der Diskussion zeigt sich u.a. an einem kleinen Büchlein zweier Frauen, worin (angeblich) das Für und Wider zum Thema diskutiert wird.[4] Doch das Statement der einen (Wizorek) ist ein feministisches Pamphlet, das die immer gleichen Gemeinplätze von der Unterdrückung und Benachteiligung der Frauen (mittelmäßige Männer werden befördert, hochbegabte Frauen bleiben auf der Strecke) kolportiert, ideologiegetrieben und faktenbefreit. Betroffenheit statt Argumente. Die angebliche Kontrastimme (Lühmann) ist kein Gegner des Genderns. Sie bezweifelt allerdings, dass Sprache gerecht sein müsse oder überhaupt könne. Wizorek ist für Gendern mit der Brechstange, Lühmann für Gendern mit Augenmaß. Aber warum durfte hier kein Mann zu Wort kommen? Kein wirklicher Gegner des Genderns? Das ist „Geschlechtergerechtigkeit“ nach feministischem Geschmack.

Generisches Maskulinum

Als ich noch zur Schule ging, galt: Nomina agentis auf -er (und verwandte Personenbezeichnungen wie Koch, Arzt, Student, Installateur, Spion, Moderator u.ä.) sind grammatikalisch maskulin, semantisch aber geschlechtsneutral, können also männliche und weibliche Personen bezeichnen. Eine maskuline Konnotation haben sie allerdings dadurch bekommen, dass Berufe wie Schweißer, Schlosser oder Tischler einst praktisch nur von Männern ausgeübt wurden. Für die Geschlechtsneutralität dieser Bildungsweise spricht, dass sie auch auf Geräte wie Rechner, Drucker, Bohrer, Mixer, Vergaser, Staubsauger, Hosenträger, Barhocker, Salzstreuer, Laubbläser u.a.m. angewendet wird, und sogar auf Substantive, die keine Täternomina sind, wie Lutscher, Lacher („das kostet mich einen Lacher“), Kracher (im Sinne von „lauter Knall“) u.ä. Man konnte also sagen: „Birgit ist Koch, Karin ist Arzt (und zwar ein guter), Grete ist Lehrer.“ (Ob man es tatsächlich tat, kann ich allerdings nicht belegen. Aber ich weiß noch, dass „Frau Lehrerin“ von meiner Lehrerin korrigiert wurde: es musste „Frau Lehrer“ heißen.)

Da weibliche Ärzte, Schaffner u.ä. die Ausnahme waren, gab es ein zusätzliches Bildungssuffix (-in, Mz. -innen, sog. Movierung) zur Hervorhebung des weiblichen Geschlechts der Täter (geschlechtsneutral!), wo notwendig: Ärztinnen, Schaffnerinnen usw. Es ist (auch für mich) ganz normal, diese Formen zu verwenden und Sätze zu sagen wie: „Meryl Streep ist eine hervorragende Schauspielerin; das hat mir eine nette Kollegin erklärt; morgen Vormittag habe ich einen Termin bei meiner Urologin.“ Doch vermutlich weil der Feminismus darauf beharrt, dass Frauen immer explizit sprachlich sichtbar gemacht werden müssen, hat die Sprachpolizei bestimmt, dass grammatikalisch maskuline Wortformen nicht geschlechtsneutral verwendet werden sollen. Der Duden, der sich jahrelang die bloß deskriptive Darstellung auf die Fahnen geheftet hat, wird plötzlich wieder normativ: beim Stichwort Arzt liest man jetzt (2023): „männliche Person, die […] die staatliche Zulassung (Approbation) erhalten hat, Kranke zu behandeln“.[5] Laut Duden gibt es also angeblich keinen weiblichen Arzt mehr. Und da „Ärztinnen und Ärzte“, „Politikerinnen und Politiker“ usw. auf Dauer ziemlich unhandlich ist (besonders in Zusammensetzungen wie Ärztinnen-und-Ärzte-Kongress), gibt es verschiedene graphische (Gendersternchen) und phonetische (Glottisschlag) Abkürzungsverfahren.

Das ganze ist ein Rückkoppelungsprozess: Weil früher viele Berufe nur von Männern ausgeübt wurden, sind viele maskuline Formen überwiegend männlich konnotiert. Da man inzwischen die Frauen explizit namhaft machen muss, bleibt die maskuline Form jetzt um so mehr auf das männliche Signifikat beschränkt. Anders gesagt: heute denkt bei „Schauspieler“ erst recht niemand an eine Frau, denn dann hätte man ja „Schauspielerin“ sagen müssen. Der Gendersprech führt also gleichzeitig zur Abschaffung des generischen Maskulinums. Und das ist vermutlich auch sein Ziel.

Wohl nicht ganz ernst zu nehmen ist das sog. Entgendern nach Phettberg, bei dem statt -er ein -y (Mz. -ys) angehängt wird und das Substantiv sächlich ist: das Lehry, die Lehrys; das Arzty, die Artzys; das Bürgymeistygehilfy. Ein idiotysichere Idee von Thomas Kronschlägy.[6]

Generisches Femininum

Der Gendersprech ist meines Erachtens ein Etikettenschwindel. „Ärztinnen und Ärzte“ ist angeblich nicht inklusiv genug, weil Diverse und Transgender nicht ausdrücklich genannt sind. „Ärzt*innen“ bezeichnet aber in Wahrheit überhaupt nur weibliche Ärzte. Das Sternchen (bzw. der Glottisschlag) bezeichnet nämlich gar nichts. Wenn wir uns aber darauf einigen können, dass „*“ für das Inkludieren aller Geschlechter steht, dann könnten wir uns ja auch darauf einigen, dass „Ärzte“ alle Geschlechter miteinschließt. Seltsam: genau diese Situation hatten wir ja schon einmal. Warum hat man es nicht dabei belassen? Weil Feministen, in Sonderheit weibliche, nicht damit einverstanden sind. Der Feminismus ist eine sexistische Ideologie. Seine Forderung nach Änderung der Sprache halte ich für unbillig und in der derzeitigen Form für einen Schwindel. „Lehrerinnen und Lehrer“ ist okay, wenn es gilt, nachdrücklich darauf abzuheben, dass von Lehrern beiderlei (oder jederlei) Geschlechts die Rede ist. „Lehrer*innen“ ist ein feministischer Schwindel, es ist wohl der Versuch, ein generisches Femininum einzuführen.

Ein generisches Femininum wäre zwar eine theoretische Möglichkeit, allein: es existiert noch nicht. Die movierte Form (-in/-innen) bezeichnet ausdrücklich ausschließlich weibliche Personen. Das ist ihr intendierter Verwendungszweck. Und man kann eine Änderung in Richtung auf eine geschlechterneutrale Bedeutung nicht per Gesetz verordnen. Sie kann nur durch jahre- und jahrzehntelange geübte Sprachpraxis eines Großteils der Deutschsprechenden entstehen. Und das wäre auch keine gerechtere Sprache, es wäre Ungerechtigkeit mit einem anderen Vorzeichen. (Man sieht hier sehr schön, dass der Feminismus mit Gerechtigkeit so viel zu tun hat wie die Olympischen Spiele mit Frieden und Völkerverständigung. Benachteiligung von Männern geht dem Feminismus nicht nur am Podex vorbei, sie ist sogar sein erklärtes Ziel.)

In meiner Firma wird häufig auf Englisch gemailt, wo es das Gendersprachproblem in dieser Form nicht gibt. Denn das Englische hat einen geschlechtsneutralen Artikel und kennt keine Movierung (von einer Handvoll Ausnahmen wie goddess, actress, lioness abgesehen). Ich habe in deutschen Mails schon Dinge gesehen wie „Mitarbeiter (m/w/d)“, das wäre eine Fortschreibung des generischen Maskulinums.

Jüngerinnen und Jünger

Der Gendertrend macht leider auch vor der Kirche nicht halt. Es gibt Pfarrer (m/w/d), die in der Abendmahlsliturgie von „Jüngerinnen und Jüngern Jesu“ beim letzten Abendmahl reden. Aber welche Jüngerinnen waren beim letzten Abendmahl zugegen? Den Evangelien zufolge hat Jesus dieses Mahl mit dem Zwölferkreis gefeiert (Mt 26,20; Mk 14,17). Der bestand aber bekanntlich nur aus Männern.

Die Lutherrevision 2017 macht aus den griech. ἀδελφοί adelphoí „Brüder, Geschwister“ fast immer „Brüder und Schwestern“, obwohl keineswegs immer sicher ist, ob da auch Frauen mitgemeint sind. Hier wird um der Genderideologie willen sogar eine mögliche Verfälschung des Bibeltextes in Kauf genommen (s. meine Seite Luther 2017 und Rudolf Ebertshäusers Kritik#Brüder und Schwestern). Es gibt Spinner, die die Bibel komplett umschreiben wollen. Und eigentlich ist genau das schon passiert: es nennt sich Bibel in gerechter Sprache[7].

Heimat bist du großer Töchter

In Österreich wurde auch die Bundeshymne umgegendert: Bis zum Ende des Jahres 2011 hieß es „Heimat bist du großer Söhne“ (der Text stammt von der Lyrikerin Paula Preradović); seit 2012 singen wir „Heimat großer Töchter und Söhne“.[8] (Damit ist der Trochäus hin; Maria Rauch-Kallat hatte immerhin noch „Heimat großer Töchter, Söhne“ vorgeschlagen, aber wie singt man einen Beistrich?) Überdies wurde „Bruderchören“ in „Jubelchören“ geändert, was aber rhythmisch nicht weiter auffällt. Dass man mit den „Söhnen“ unzufrieden war, verstehe ich. (Glücklich, wer keine anderen Sorgen hat.) Aber warum hat man nicht gleich die ganze Hymne (deren Melodie so spritzig wie ein Schlaflied ist) entsorgt und sich eine mit zeitgemäßerem Text und modernerer Melodie gesucht? Weil es in Wahrheit darum ging, durch das Ändern der bestehenden Hymne (und den rhythmischen Stolperer) besser sichtbar machen zu können, dass sich einmal mehr der Feminismus durchgesetzt hat?

Ein Wunder, dass Italien noch immer nicht im Patriarchat untergegangen ist, obwohl deren Hymne mit „fratelli d'Italia“ beginnt. Aber auf dem Schlachtfeld zu sterben („stringiàmci a coorte, siam pronti alla morte“), das überlässt man lieber den Männern. Auch in Österreich. Mich würde brennend interessieren, ob man im Ernstfall die Soldatinnen, deren es momentan (2023) nicht ganz 650 im österreichischen Heer gibt, wirklich zum Sterben an die Front schicken würde. Oder ob diese fragwürdige Ehre nicht dann doch den „Söhnen“ vorbehalten bleibt.

Fazit

Eine gerechtere Gesellschaft? Gern. Aber nicht einfach vor allen Forderungen des Feminismus einknicken. Der steht nämlich auf dem Standpunkt, dass Frauen alles dürfen sollen, aber nie für etwas Verantwortung tragen brauchen.

Ein typisches Beispiel, das sich im Juni 2023 im Bundesland Salzburg ereignet hat: Die Direktorin (!) einer Flachgauer Mittelschule hatte den Eltern ein Schreiben zukommen lassen mit der Bitte, darauf zu achten, dass ihre Töchter nicht allzu freizügig gekleidet in den Unterricht kommen, auch mit Rücksicht auf die hormonvergifteten männlichen Eleven, die das als Aufforderung missverstehen könnten. Die ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Petra Berger-Ratley sprach daraufhin von einem handfesten Skandal, einer bodenlosen Frechheit, einer Täter-Opfer-Umkehr erster Klasse, hier werde Mädchen suggeriert, dass sie eventuell sogar selbst für unerwünschte sexuelle Handlungen verantwortlich seien, usw. usf.[9] Mit anderen Worten: Egal wie bescheuert oder gewissenlos das ist, was Frauen tun, sie tragen für die Folgen keinerlei Verantwortung, haben nie Schuld; Frauen sind immer Opfer, Männer sind immer (Übel-)Täter. Natürlich ist Bildungsdirektor Rudolf Mair eingeknickt und hat besagte Direktorin zurückgepfiffen. (Wäre dieses Schreiben von einem männlichen Schulleiter gekommen, bekäme er jetzt nicht einmal mehr einen Job als Schulwart.) Mehr Frauen in der Politik? Aber bitte nicht solche wie Frau Berger-Ratley. Wir brauchen Menschen (kann man nicht gendern!) mit Augenmaß und Verantwortungsbereitschaft, frei von ideologischen Scheuklappen.

Ich bin nicht generell gegen das Gendern. Ich bin gegen den Zwang zum stereotypen Gendern. Ich bin dagegen, dass man überall, wo man eine movierte Form bilden kann, ein Gendersignal einbauen muss. Und da es sich bei der Movierung um eine produktive Bildung handelt, ist sie praktisch bei allen Personenbezeichnungen möglich. Aber selbst bei nicht movierbaren Wörten wie Mitglied (sächlich!) u.a. sieht man im Plural Binnen-I. Mein Grundsatz zum Gendern: nur soviel wie nötig. Dass auf einem Ärztekongress auch weibliche Mediziner zu finden sein werden, versteht sich heutzutage von selbst. Gendern ist hier überflüssig.

  1. anti-gendern-Volksbegehren. Bundesministerium Inneres
  2. Smetana, Marian: „Wer fürchtet sich vorm großen I?“, Salzburger Nachrichten, 30.06.2023, Titelseite
  3. Schwartz, Adi; Wilf, Einat: Der Kampf um Rückkehr. A. d. Engl. v. Michael Pietrucha.– Berlin, Leipzig: Hentrich & Hentrich, 2022. S. 9
  4. Wizorek, Anne; Lühmann, Hannah: Gendern?! Gleichberechtigung in der Sprache – Ein Für und ein Wider.– Berlin: Dudenverlag, 2018.
  5. Arzt. Duden; s. Die geschlechts­­über­­greifende Ver­­­wendung mas­ku­liner Formen. Duden
  6. Kronschläger, Thomas: „Entgendern nach Phettberg im Überblick“. 2020; s.a. Neubacher, Alexander: „Leichter gendern mit Phettberg“. Der Spiegel, 12/2021
  7. Hinter dem aus meiner Sicht fragwürdigen Inhalt steht laut Impressum ein Verein namens Bibel in gerechter Sprache e.V., Herausgeber ist das Gütersloher Verlagshaus, das zur Verlagsgruppe Penguin Random House gehört.
  8. Österreichische Bundeshymne. Wikipedia de
  9. Haimerl, Barbara: „Kleiderordnung an Schule regt Eltern auf“, Salzburg Aktuell, 30.06.2023, S. 4.

Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 1. Aug. 2024