Michael Neuhold
Startseite > DVD-Video > DVD-Grundlagenwissen > DVD am PC
[ Vorige | Nächste ]

DVD am PC


Deinterlacing

Wie schon gesagt, arbeitet Fernsehen interlaced, während heutige PC-Graphikkarten normalerweise ganze Bilder erzeugen. Die DVD-Bilddaten müssen, wenn sie interlaced kodiert sind, (genauso wie die Bilder, die eine TV-Karte im PC erzeugt) zur Wiedergabe am PC einem Deinterlacing unterzogen werden. Stammen die Daten von einem Film, ist das in PAL kein Problem, weil die beiden Halbbilder immer ein ganzes Bild ergeben. Stammen sie allerdings von einer Videoaufnahme, wurden die Halbbilder zeitlich nacheinander aufgenommen. Das Zusammensetzen zu Vollbildern ist hier komplizierter. Es gibt mehrere Verfahren dazu, die am häufigsten verwendeten sind:

Weave
Jeweils zwei aufeinanderfolgende Halbbilder werden zu einem ganzen Bild verwoben. Bei Videomaterial können diese beiden Halbbilder bei raschen horizontalen Bewegungen aber horizontal gegeneinander verschoben sein, es entstehen kammartige Muster. Da zwei Halbbilder zu einem Vollbild zusammengesetzt werden, beträgt die Bildrate in PAL 25 Bilder/s.
Ausgangsbild MPEG-Fields Fernseher Monitor (Weave)
Film
Die beiden Halbbilder wurden durch Zerlegung eines Vollbildes gewonnen, beim Weave entsteht wieder das ursprüngliche Bild.
Video
Die Halbbilder wurde nacheinander aufgenommen. Beim Zusammenweben zu einem Vollbild sind gerade und ungerade Bildzeilen durch die Bewegung des Objekts horizontal gegeneinander verschoben.
Bob (Line Doubling)
Die jeweils fehlenden Bildzeilen werden durch Verdoppelung der vorhandenen oder durch Interpolation aus den benachbarten erzeugt. Das Bild verliert an Schärfe und es entsteht bei ruhigen Passagen ein vertikales Zittern. (Ich vermute, dieser Effekt ist auch die Ursache für das Zittern, das man oft bei Videostandbildern sieht.) Da jedes Halbbild als eigenes Frame ausgegeben wird, beträgt die Bildrate in PAL 50 Bilder/s.
Vollbild durch Verdoppelung der ungeraden Bildzeilen (bob)
Vollbild durch Verdoppelung der geraden Bildzeilen
Differenz der durch Verdoppelung von Bildzeilen erzeugten Bilder
Bob-Zittern durch ein animiertes GIF simuliert
Average
Bei zwei aufeinanderfolgenden Halbbildern werden die fehlenden Bildzeilen durch Interpolation ergänzt, dann werden diese Halbbilder zusammengemischt. Das Ergebnis sind ruhigere, aber auch unschärfer wirkende Bilder als bei Bob. Da zwei Halbbilder zu einem Frame zusammengesetzt werden, beträgt die Bildrate in PAL 25 Bilder/s.
Vollbild durch Bob-en (hier: Verdoppelung) der geraden Bildzeilen
Vollbild durch Bob-en der ungeraden Bildzeilen
Durchschnitt der beiden Bob-Vollbilder
adaptives Deinterlacing
Durch Vergleich aufeinanderfolgender Halbbilder wird ermittelt, ob es sich um ruhige oder bewegte Passagen handelt. Erstere werden durch Weave, letztere durch Bob deinterlaced. Die Bildrate beträgt in PAL 50 Bilder/s (in ge-weave-ten Passagen wird vermutlich jedes Frame doppelt wiedergegeben).

Overlay

Der Videodatenstrom wird per Video-Overlay in die Graphikdaten der Graphikkarte eingestanzt, üblicherweise in der Form, daß alle Pixel der Graphikkarte mit einer bestimmten Farbe (colorkey) durch die Pixel des Videos ersetzt werden. Mit den Bordmitteln des Betriebssystems ist es daher in der Regel nicht möglich, Screenshots von einem Film anzufertigen: die Graphikkarte weiß nichts von den Daten des Overlays, man erhält nur das Rechteck in der als Colorkey definierten Farbe. Wenn das Playerprogramm über keine Screenshotfunktion verfügt, kann man spezielle Screenshotprogramme verwenden, die auch die Overlaydaten auslesen können (unter Windows z.B. HyperSnapX).

1. 2. 3.
  1. So ist's im Speicher der Graphikkarte: ein Fenster mit einem Rechteck in der Schlüsselfarbe (hier z.B. Magenta).
  2. Das ist der Videodatenstrom, der mittels Overlay in das Bild hineinkopiert wird (hier: Rocky und Ginger aus "Chicken Run").
  3. Das sieht der Benutzer am Bildschirm.

Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 26. Aug. 2002