Michael Neuhold
Startseite > DVD-Video > DVD-Grundlagenwissen > Probleme, Bugs
[ Vorige | Nächste ]

Probleme, Bugs


Absichtlich erzeugte Schwierigkeiten

Eine große Gruppe von Problemen führen die Hersteller mit Absicht herbei, um ihre Lizenzrechte und Vertriebswege zu schützen.

Das beginnt beim region code: Da hat man endlich den bei uns nicht erhältlichen Lieblingsfilm als Region-1-DVD ergattert. Doch damit, daß der DVD-Player code-free ist, ist noch nichts gewonnen. Denn Region-1-DVDs enthalten den Film in der Regel im NTSC-Format. Dazu braucht man entweder einen DVD-Player, der NTSC nach PAL konvertieren kann oder einen NTSC-fähigen Fernseher. Nur wenn man sich den Film am Computer ansehen möchte, wird man kaum Probleme haben.

Nun könnte man sagen, für die Unterschiede der Fernsehnormen können die Hersteller nichts. Doch warum sieht der Video-DVD-Standard überhaupt vor, die Filme in einer Fernsehnorm zu verkodieren? Warum verwendet man kein von PAL / NTSC unabhängiges Format, das erst vom DVD-Player in die entsprechende TV-Norm verwandelt wird. Ich bezweifle, daß Aspekte der Bildqualität (optimale Ausnutzung der jeweiligen Auflösung ohne Interpolation) der Hauptgrund waren.

Da man einen Fernseher hat, der mit Anschlüssen geizt, hängt man den DVD-Player an den Videorecorder. Doch dank Macrovision ist das Bild Schrott. Also muß entweder ein Bildstabilisator oder gleich ein anschlußfreudigerer Fernseher her.

Das DVD-Laufwerk muß in die Reparatur. Also kopiert man Töchterchens Lieblingsfilm auf die große Festplatte. Doch wenn er (wie praktisch alle Filme) mit CSS verschlüsselt ist, kann man ihn nicht von der Festplatte abspielen. Bei manchen Softwareplayern für den Computer läßt sich die Screenshotfunktion nicht aktivieren, wenn der Film mit CSS verschlüsselt ist. So wird man in die Arme von DeCSS, VobDec, SmartRipper & Co. getrieben.

Bei manchen Filmen wird man bei der originalsprachlichen (d.h. zumeist englischen) Tonspur mit deutschen Zwangsuntertiteln (die sich nicht abschalten lassen) beglückt. Fragt sich, was damit bezweckt werden soll. Daß ich mir den Film auch im Original als Region-1-DVD kaufe? Genau das soll doch der region code verhinden. Irgendwer hat hier zuwenig nachgedacht.

Auch sonst bauen die Filmfirmen allerlei Behinderungen (user prohibitions) ein: so kann man oft die animierten Logos am Beginn der DVD nicht überspringen. Disney setzt generell eine Handvoll Trailer vor das Menü (die man meist einzeln überspringen muß).

Probleme mit der Wiedergabeeinheit

Einige DVD-Player haben Fehler in der Firmware, für die die Hersteller Upgrades anbieten. Der DVD-Standard regelt auch nicht alle Details, manche Punkte sind für Auslegung offen. So haben manche DVD-Hersteller Features entwickelt, die nicht unbedingt absehbar waren. Die Symptome: die Wiedergabe ruckelt oder bleibt irgendwo unrettbar hängen, die DVD wird vom Laufwerk gar nicht erkannt und wieder ausgeworfen, manche Features lassen sich nicht aktivieren usw.

Am heimischen Computer ist die Systemperformance der kritische Punkt. Wenn die Rechenleistung für die aufwendige Dekodierarbeit nicht reicht, ruckelt die Wiedergabe und stottert der Ton. Abhilfe: Hintergrundprozesse stoppen, DMA aktivieren, anderen Softwareplayer ausprobieren, MPEG-Decoderkarte oder Graphikkarte mit Hardware-iDCT und -Motion-Compensation einbauen, Prozessorupgrade - ein schnelleres DVD-Laufwerk bringt für Video-DVD nichts.

Probleme mit dem Medium

Bei Authoring (Erstellung der Datei- und Menüstruktur auf der DVD) und Mastering (Herstellung der Preßmatrizen) können sich Fehler einschleichen. Manche DVDs haben vom Hersteller offen eingestandene Authoring-Fehler (z.B. die ersten Versionen von "Alien"). Hier kann man nur versuchen, die DVD zurückzugeben oder umzutauschen, falls eine fehlerbereinigte Version gepreßt wurde.

Vermutlich am Mastering dürfte es auch liegen, daß bei manchen DVDs der Layerwechsel mehrere Sekunden dauert.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch der Zustand der Datenträgeroberfläche (Schmutz, Kratzer). Ein fettiger Fingerabdruck mit einem winzigen Chipsbrösel auf einer "Mission Impossible" brachte meinen Player vollständig zum Stillstand. Hier hilft reinigen (nie in kreisförmigen Bewegungen, immer radial von innen nach außen!!) bzw. die Kratzer auspolieren.

Ärgerlich ist es auch, wenn nicht drin ist, was draufsteht. Manchmal können die spanische Tonspur oder die schwedischen Untertitel deshalb nicht aktiviert werden, weil sie entgegen den Angaben auf der Verpackung nicht auf der DVD vorhanden sind.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 26. Aug. 2002