Michael Neuhold
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Video-DVD


Video-DVD-Standard

Auch für die Video-DVD gibt es einen Standard. Er sieht vor, daß zu einem Film bis zu 8 Tonspuren (s. Kapitel Ton) und bis zu 32 Untertitel vorhanden sein können. Die Untertitel sind als lauflängenkomprimierte Bilder abgespeichert, sie müssen also nicht notwendigerweise nur Text enthalten.

Im Unterschied dazu sind closed captions Text, der in der vertikalen Austastlücke des NTSC-Fernsehsignals untergebracht ist und dessen Anzeige über den Fernseher eingeschaltet wird, wenn er über einen entsprechenden Decoder verfügt. Auch closed captions sind dem Vernehmen nach auf DVD möglich, PAL-Teletext jedoch nicht.

Ein besonderes Feature ist die Möglichkeit, ein Geschehen gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln aufzunehmen, zwischen denen der Betrachter hin- und herschalten kann (Multi-Angle). Für Freunde der Unterleibsgymnastik ein echter Lustgewinn.

Als seamless branching bezeichnet man die Fähigkeit, Szenen direkt anzuspringen, Szenen zu überspringen, zu alternativen Szenen zu verzweigen. So können verschiedene Versionen desselben Films (z.B. die Kinoversion neben dem director's cut oder Fassungen für verschiedene Altersstufen) miteinander verschränkt auf der DVD untergebracht werden.


verschiedene Szenenfolgen per seamless branching

Seit kurzem gibt es auch die Audio-DVD, die mit Abtastraten von bis zu 192 kHz, mit bis zu 24 Bit pro Sample und bis zu 6 Kanälen die CD mit "nur" 44 kHz und 16 Bit aus zwei Kanälen akustisch weit hinter sich läßt - so verspricht es zumindest die Musikindustrie. (Ich glaube kaum, daß ich den Unterschied noch hören kann.)

Da DVD-Brenner noch recht teuer sind, versucht man (anscheinend vor allem in Asien) Video-DVD-Inhalte (mit reduziertem Datenaufkommen) auf CD zu brennen. Die Produkte heißen:

Die VCD sollten alle DVD-Player wiedergeben können, bei der SVCD muß das nicht unbedingt der Fall sein.

Dateisystem der Video-DVD

Als Dateisystem für Video-DVDs wird meist UDF-Bridge verwendet, eine Mischung aus UDF (Universal Disk Format, können DVD-Player lesen) und ISO-9660 (Dateisystem für CD-ROMs, können praktisch alle Computerbetriebssysteme lesen).

Die Videodaten liegen in Dateien mit der Endung VOB (Video OBject), von denen keine größer als 1 GB ist. Der Grund für diese Größenbeschränkung (die meines Wissens dem ISO-9660-Dateisystem entstammt) dürfte sein, daß Computerbetriebssysteme unterschiedliche maximale Dateigrößen zulassen. Mit 1-GB-Dateien sollten die meisten Systeme zurechtkommen.

Die IFO-Dateien (InFOrmation?) enthalten Steuerinformation (Einspringpunkte für die Kapitelanwahl o.ä.?), die BUP-Dateien sind BackUPs (Sicherungsdateien) der IFO-Dateien.

Die folgenden Informationen sind zum größten Teil der Zeitschrift c't, Ausg. 11/2002, S. 108f. entnommen.

Dateistruktur

In den VOB-Dateien sind Bilddaten, Tonspuren und Untertitel zusammengemischt (gemultiplext). Zur Wiedergabe muß das Abspielgerät diese Daten wieder auseinanderklauben (demuxen). Wären Videodaten, Tonspuren und Untertitel in getrennten Dateien, müßte das Abspielprogramm ständig abwechselnd aus diesen Dateien lesen, der Lesekopf des DVD-Laufwerks müßte dazu dauernd hin- und herfahren.

Intern besteht eine VOB-Datei aus Interleaved Video Units (ILVU), diese bestehen jeweils aus einem oder mehreren Video Object Units (VOBU), diese wiederum aus einem Navigation Pack (NV_PCK), das Sprungmarken und Timing-Information enthält, und einem oder mehreren Group of Pictures (GOP), diese wiederum aus Video Packs (V_PCK), Audio Packs (A_PCK) und Subtitle Packs (SP_PCK), also den eigentlichen Bild-, Ton- und Untertiteldaten.

Die ILVUs werden benötigt für den Wechsel des Aufnahmewinkels bei der Multi-Angle-Funktion. Ein VOBU ist die kleinste Einheit, die vom DVD-Wiedergabegerät angesteuert werden kann. Die GOPs enthalten die zu dekomprimierenden Daten. Eine GOP beginnt mit einem I-Frame und endet vor dem nächsten I-Frame (s. dazu den Abschnitt über Motion compensation).


Die bunte Wurst ist eine VOB-Datei, die rote Box der Demuxer, der die Datenscheiben auseinandersortiert und an die entsprechenden Programmroutinen weiterreicht.

Navigationsstruktur

Zur Navigation wird eine zusätzliche logische Struktur verwendet. Dabei werden Program Chains (PGC) über PRE- und POST-Kommandos miteinander verknüpft. PGCs bestehen aus bis zu 99 Programs (PG), diese wiederum aus Cells. In den Cells werden VOBUs referenziert.

Die Kapitelsprungtasten des DVD-Players wechseln zwischen PGs. Beim schnellen Vor- und Rücklauf wird zwischen VOBUs gewechselt.


Zur Navigation wird in einer dreistufigen Hierarchie letztlich auf VOBUs zugegriffen.

Titelstruktur

Für die bequeme Benutzung wird eine weitere Struktur darübergelegt. Die Dateien VIDEO_TS.VOB und VIDEO_TS.IFO enthalten den Video Manager (VMGM). Der VMGM enthält u.a. die Information darüber, wo der DVD-Player mit der Wiedergabe beginnen soll.

Die Videodateien heißen immer VTS_nn_m.VOB. Alle VOB-Dateien mit gleichem nn bilden ein Video Object Set (VOBS). Die Datei mit m gleich 0 und die zugehörige IFO-Datei (also VTS_nn_0.VOB und VTS_nn_0.VOB) enthalten die Informationen und das Menü für einen sog. Titel (TT). Eine DVD kann bis zu 99 Titel enthalten. Jedes Video Title Set (VTS) kann bis zu 999 PGCs umfassen.

Zur Kapitelauswahl wird die DVD in Parts of Titel (PTT) unterteilt, wobei ein PTT meist einem PG entspricht. PTTs werden zu Video Title Set Titles (VTS_TT) zusammengefaßt.


Über Titles und Parts of Title werden letztlich Programs referenziert.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 15. Sep. 2002