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Deutschland, Germany, Alemania


Die Selbstbezeichnung der Deutschen (d.h. die Wörter „Deutscher“, „deutsch“, „Deutschland“) geht (wie im  Kauderwelsch der Walachen von Wales erklärt) zurück auf das afränk. Þeodisk „Volks-“. D.h. die Deutschen sind diejenigen im Frankenreich, die die (ursprüngliche) Sprache des (fränk.) Volkes sprechen, im Gegensatz zu den welsch sprechenden Nachbarn im Westen und Süden und den Latein redenden Gelehrten und Führungseliten. Diese Bezeichnung wurde von den meisten germ. Sprachen übernommen (Niederl., Dän., Norw., Schwed.), nicht jedoch vom Engl., wo Dutch die Niederländer bezeichnet. Sie steckt auch im it. Adj. tedesco „deutsch“, substantiviert „Deutscher“, das auf der latinisierten Version theodiscus beruht.

Die Italiener benennen Deutschland mit jenem Wort, das im Lat. seit alters die Völker bezeichnete, die zu Cäsars Zeiten jenseits des Rheines wohnten und später in den Donau- und Alpenraum drangen: lat. Germani - it. Germania. (Zum it. Adj. für „deutsch“ s. den vorigen Absatz.) Diese Bezeichnung wurde vom Engl. (German/ Germany), Griech. (Γερμανός/ γερμανικός/ Γερμανία), Hebr., Rumän., nur für das Land auch vom Russ. (Германия) und Bulgar. übernommen.

Die Franzosen hingegen verwenden den Namen jenes Germanenstammes, der zur Zeit der Entstehung des Frankenreiches (5./6. Jh.) der unmittelbare östl. Nachbar der Galloromanen war: der Alemannen. Daher frz. allemand/ Allemagne. Dieses Wort wurde von anderen roman. Sprachen (Span., Katalan., Port., Galic.) übernommen, wohl vom Span. aus vom Arab. (ألمانيا Almānyā), von da (?) vom Türk. (Almanya).

Andere Sprachen haben Bezeichnungen anderer germ. Stämme generalisiert: Estn. und Finn. (zwei finnougr. Sprachen) die Sachsen (finn. Saksa), Niedersorb. (eine im östl. Brandenburg an der Grenze zu Polen gesprochene slaw. Sprache) lt. Wikipedia die Bayern (bawerski/ bawery).

Das Wort, das in den meisten slaw. Sprachen verwendet wird, geht nach der standardmäßigen Deutung zurück auf die Wurzel něm- „stumm, dumm“ (kroat. nijem, tschech. němý, russ. немой). Die Deutschen waren demnach die Nachbarn im Westen, die nicht sprechen konnten (nämlich nicht slaw. und sich daher mit den Slawen nicht verständigen konnten). Einer anderen Deutung zufolge geht es zurück auf den germ. Stamm der Nemetes (Hauptort das heutige Speyer, ihr Gebiet im 5. Jh. von den Alemannen besetzt). Dieses Wort wird verwendet im Poln., Tschech. (Němec/ německý / Německo), Slowak., Serbokroat. (kroat. Nijemac/ njemački/ Njemačka), Slowen., Ukrain., Ung. (finnougr. Sprache), nur für das Volk bzw. das zugehörige Adj. auch im Russ. (Немец/ немецкий), Bulgar. und Rumän. (roman. Sprache).

Während also die meisten Sprachen Volk und Land naheliegenderweise mit dem gleichen Wortstamm bezeichnen, verwenden das It., das Russ. und das Bulgar. zwei verschiedene Stämme (beim Rumän. ist mir die Situation unklar).

Weitere Details s. den  Wikipedia-Artikel Deutsch in anderen Sprachen.

Nachtrag: Ein spannendes Kapitel sind die abwertenden Bezeichnungen, mit denen die Deutschen belegt werden. Eine Aufzählung von geradezu beleidigender Ausführlichkeit ist der  Wikipedia-Artikel List of terms used for Germans.

österr. Piefke
Piefke dürfte als ein typisch preußischer Name empfunden worden sein und wurde so zur Bezeichnung des (für österr. Empfinden) zackigen, ungehobelten, besserwisserischen Deutschen. Ob hier wirklich der preußische Militärmusiker Johann Gottfried Piefke (1815-1884) Pate stand, ist fraglich.
engl. Kraut, österr. Marmeladinger
Kraut kennzeichnet die Deutschen als Sauerkrautesser. Sauerkraut gilt den anglophonen Völkern als typisch dt. Speise (von geringem kulinarischem Raffinement); vielleicht auch deshalb, weil auf dt. Schiffen Sauerkraut zur Skorbutvermeidung mitgeführt wurde, während die Engländer Zitronen- und Limettensaft verwendeten.
Der in Österreich gebräuchliche Ausdruck Marmeladinger soll darauf zurückgehen, dass dt. Soldaten des 1. Weltkriegs nur billige Marmelade als Brotaufstrich bekamen.
(Übertragung von typischer Speise auf Volk liegt auch vor bei: Makkaroni für Italiener, Froschfresser für Franzose, Käskopp für Niederländer.)
frz. boche
Angeblich von la boche „Holzkugel“ (habe ich aber nirgends gefunden), ein boche wäre demnach ein Holzkopf. Vielleicht liegt auch ein Anklang an caboche „Birne, Quadratschädel“ (d.h. großer Kopf) vor. Nach anderen ist es verkürzt aus Alboche, einer Argotform von Allemand „Deutscher“ (-boche ist angeblich ein Diminutivsuffix).
frz., engl., russ. Fritz
Ein typisch dt. Vorname.
(Ähnlich Iwan für Russe, Tommy für Brite. Das von den Briten im 2. Weltkrieg gebrauchte Jerry für Deutscher dürfte eine Verballhornung von German sein.)

Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 3. Jan. 2017