Michael Neuhold Homepage
Startseite >
Altgriechische Grammatik >
Alphabet
Etwa um 800 v. Chr. entwickelten die Griechen ihr Alphabet aus dem phönikischen. Dabei entwickelten sich in den einzelnen Stadtstaaten regional unterschiedliche Ausprägungen dieses Alphabets, die sich voneinander durch Anzahl, Form und Lautwert der Buchstaben unterschieden.
Im Lauf des 5. Jh. v. Chr. begann sich das ostgriechische Alphabet der ionischen Stadt Milet in Griechenland allgemein durchzusetzen. Mit dem Alexanderreich wurde dieses zu dem griechischen Alphabet. In diesem sind die erhaltenen Handschriften der griechischen Autoren geschrieben, in diesem werden heute ihre Texte gedruckt und dieses ist es, das heute im Neugriechischen verwendet wird.
Als das Altgriechische Bestandteil des westlichen Bildungskanons wurde, entbrannte unter den Gelehrten ein Streit darüber, wie man es aussprechen sollte. So wie die modernen Griechen selber, also neugriechisch (s. Neugriech. Grammatik: Schrift)? Prominenter Fürsprecher dafür war Johannes Reuchlin (1455-1522); dann hätten aber die Schafe bei Kratinos [vi vi] blöken müssen statt [bæ bæ] (griech. βῆ βῆ). Oder antikisierend (d.h. in der Praxis an der Aussprache griech. Fremdwörter orientiert, z.B. dt. Demo-kratie [demo], nicht [ðimɔ])? Dafür machte sich Erasmus von Rotterdam (ca. 1465-1536) stark – und setzte sich durch (außer in Griechenland).
Buchstabe | Name | Lautwert | andere Formen in Inschriften | |
---|---|---|---|---|
Α | α | alpha | a | |
Β | β | beta | b | |
Γ | γ | gamma | g, vor γ, κ χ und ξ ng (wie in Klang) | |
Δ | δ | delta | d | |
Ε | ε | e psilon | geschlossenes e, kurz oder lang, später nur kurz | |
Ζ | ζ | zeta | ts oder ds, in manchen Dialekten viell. auch sd | |
Η | η | eta | westgriech. h, ostgriech. langes offenes e (wie in Käse) | |
Θ | θ | theta | th | |
Ι | ι | iota | i | |
Κ | κ | kappa | k | |
Λ | λ | lambda | l | |
Μ | μ | my | m | |
Ν | ν | ny | n | |
Ξ | ξ | xi | im Westgriech. nicht verwendet, ostgriech. ks | |
Ο | ο | o mikron | geschlossenes o, kurz oder lang, später nur kurz | |
Π | π | pi | p | |
Ρ | ρ | rho | r | |
Σ | σ, am Wort- ende ς |
sigma | s | |
Τ | τ | tau | t | |
Υ | υ | y psilon | u, im Att. ü | |
Φ | φ | phi | ph, wir sprechen heute f | |
Χ | χ | chi | westgriech. ks, ostgriech. kh, wir sprechen heute wie dt. ch | |
Ψ | ψ | psi | westgriech. kh, ostgriech. ps | |
Ω | ω | o mega | langes offenes o |
Die Namen der Buchstaben sind Verballhornungen der phönikischen Buchstabennamen: alf „Rind“, bet „Haus“, giml „Kamel“, dalt „Tür“ usw.
Einige Alphabete hatten kein Φ und kein Χ, sie schrieben stattdessen ΠΗ bzw. ΚΗ (Η war in diesen Alphabeten natürlich h). Andere hatten kein Ψ und kein Ξ, sie schrieben stattdessen ΦΣ (oder ΠΣ) bzw. ΧΣ (oder ΚΣ).
Einige Buchstaben, die man auf Inschriften oder als Zahlzeichen findet, die es aber im milesischen Alphabet nicht gibt, sind:
Buchstabe | Name | Lautwert | andere Formen in Inschriften | |
---|---|---|---|---|
Ϝ | ϝ | wau, digamma | w wie in engl. water, klass. als Zahlzeichen für 6 | |
Ϙ, Ϟ | ϙ, ϟ | qoppa | k vor υ und ο, klass. als Zahlzeichen für 90 | |
Ϻ | ϻ | san | s (Alphabete mit San haben i.A. kein Sigma) | |
Ͳ, Ϡ | ͳ, ϡ | sampi | vermutl. ss oder ts, klass. als Zahlzeichen für 900 | |
Ϛ | ϛ | stigma | byzantin. Ligatur aus στ, wegen der Ähnlichkeit mit kursivem ϝ an seiner Stelle als Zahlzeichen für 6 |
Sprachen, die das griech. Alphabet übernommen haben, haben ihm Zusatzzeichen für Laute, die es im Griech. nicht gab, hinzugefügt. Z.B. das Baktrische den Buchstaben Ϸ ϸ (genannt Scho, antiker Name unbekannt, Lautwert wie dt. sch). Gleich 6 bis 7 (je nach Dialekt) Buchstaben hat das Koptische Alphabet angefügt.
Diphthong | Lautwert |
---|---|
αι | ai |
αυ | au |
ει | ursprl. e-i, später langes geschlossenes e (wie in Esel), wir sprechen heute wieder e-i (manche auch ai) |
ευ | e-u, wir sprechen o-i (wie in heute) |
οι | oi |
ου | ursprl. o-u, später langes geschlossenes o (wie in Ofen), zuletzt langes u |
Die Diphthonge ᾱι, ηι, ωι wurden früh monophthongiert, d.h. das i ist in der Aussprache geschwunden. In der Schrift wird dies dadurch angedeutet, daß das Iota etwas kleiner unter den Vokal gesetzt wird (Iota subscriptum): ᾳ ῃ ῳ. Bei großem Anfangsbuchstaben wird das Iota meist neben den Vokal gesetzt (Iota adscriptum), die Stellung des Spiritus zeigt aber, daß es sich um keinen Diphthong handelt: Ἅιδης [hades]. Iota sub-/adscriptum wird bei der alphabetischen Einordnung im Wörterbuch ignoriert.
Für den Laut h gab es im milesischen Alphabet kein Zeichen, da der
Laut in diesem Dialekt nicht vorkam. Um in der Schrift andeuten zu können,
daß ein vokalischer Anlaut behaucht ist (d.h. mit h davor zu sprechen),
wurde ein (aus der linken Hälfte des Η) entwickeltes
Zeichen verwendet, der sog. spiritus asper (rauher Hauch). Er wird bei
Großbuchstaben vor, bei Kleinbuchstaben über
das Zeichen geschrieben. Bei Diphthongen wird er über den zweiten Vokal
gesetzt. Wörter, die mit Rho beginnen, tragen immer einen spiritus asper.
ὁ / Ὁ [ho] -
οἱ / Οἱ [hoi] -
ῥ [rh]
Das spiegelverkehrte Zeichen, der spiritus lenis (sanfter Hauch), wird
verwendet, um einen unbehauchten Anlaut zu kennzeichnen.
ὀ / Ὀ [o] -
οἰ / Οἰ [oi]
Das Altgriechische hatte einen musikalischen Akzent, d.h. dass der Ton anstieg oder absank. Es gibt drei Akzentzeichen, die wir heute aber unterschiedslos einfach als Druckakzent aussprechen:
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Änderung: 3. Juni 2024