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Land und Leute


Flagge

     

Die Farben der ital. Trikolore sind seit 2006 für Polyesterstoffe mit den folgenden Pantone-Nummern definiert: 17-6153 TCX (Fern Green), 11-0601 TCX (Bright White), 18-1662 TCX (Flame Scarlet). Das Seitenverhältnis beträgt 2:3. Ähnlichkeiten bestehen zur Flagge von: Mexiko (aber etwas dunklere Farben, Wappen im Mittelbalken, Seitenverhältnis von 4:7), Irland (orange statt rot), Ungarn (rot-weiß-grün, aber horizontal).

Pantone ist ein amerikan. Farbenhersteller, dessen System zur eindeutigen Bezeichnung von Sonderfarben (Pantone Matching System) heute in der Druckindustrie Standard ist. Sonderfarben werden beim Vierfarbdruck als weitere Farben zugedruckt, um diese Farbtöne ganz exakt wiedergeben zu können.

Die Flagge ist eine Variante der französischen blau-weiß-roten Trikolore, bei der das Blau durch Grün ersetzt ist. Sie wurde erstmals 1797 von der Transpadanischen Republik verwendet, einer von Napoleon auf dem Boden des Herzogtums Mailand eingerichteten franz. Tochterrepublik. 1861 wurde sie dann (mit dem Wappen des Hauses Savoyen im Mittelbalken) die Flagge des Königreichs Italien, 1946 (ohne das Wappen) der Republik Italien.

Über die Bedeutung der Farben gibt es unterschiedlichen Ansichten. Rot-weiß war die Flagge Mailands, grün war die Farbe der Uniformen der Bürgermiliz. Heute erklärt man meist: Grün symbolisiert die Vegetation, Weiß die schneebedeckten Alpengipfel, Rot das Blut der Freiheitskämpfer. Oder: Grün für die Hoffnung, Weiß für den Glauben, Rot für die Liebe. (In diesem Sinne finden sich die drei Farben zweimal in Dantes Purgatorio: 29,121-126: drei Frauen als Allegorien der geistlichen Tugenden; 30,28-33: die Kleidung Beatrices.)

Quellen: die Wikipedia-Art. Flag of Italy und sein ital. Gegenstück, Flaggenstreit: Die exakte Farbgebung der Flagge Italiens
Flags of the World: Italy
arte-tv: Die französische Flagge

Nationalhymne

Die ital. Nationalhymne entstammt der Zeit des Risorgimento, des Befreiungskampfes und der Einigung der Königreiche und Herzogtümer auf ital. Boden zu einem Nationalstaat Mitte des 19. Jh. Entsprechend nationalistisch und heute unzeitgemäß ist sie. Wie lange wird man noch die sorelle ignorieren können, wenn wir Österreicher inzwischen explizit von Töchtern und Söhnen (1. Strophe, 4. Zeile) singen müssen?

Der Text wurde 1847 von dem Studenten Goffredo Mameli in Genua gedichtet (weshalb die Hymne meist inno di Mameli „Mamelis Hymne“ genannt wird) und von einem anderen Genuesen vertont. Das Lied wurde im Risorgimento schnell populär. Nach der Vereinigung Italiens 1861 wurde aber die Hymne des Hauses Savoyen, die Marcia reale, zur ital. Nationalhymne. Doch für die Weltausstellung in London 1862 wählte Verdi den inno di Mameli als musikal. Repräsentation Italiens. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde er, zunächst provisorisch, 2005 per Gesetz, zur Nationalhymne. Seine offizielle Bezeichnung ist il Canto degli Italiani „Das Lied der Italiener“.

Bei offiziellen Anlässen wird die erste Strophe zweimal (mit unterschiedl. Melodie) gesungen, dann der Refrain und man endet mit einem lauten Sì! „Ja!“.

1. Fratelli d'Italia, 1. Brüder Italiens,
l'Italia s'è desta, Italien ist erwacht,
dell'elmo di Scipio mit dem Helm Scipios
s'è cinta la testa. hat es sich den Kopf umgeben.
Dov'è la Vittoria? Wo ist die Siegesgöttin?
Le porga la chioma, Sie reiche ihm (d.h. Italien) das Haar,
ché schiava di Roma denn als Sklavin Roms
Iddio la creò. hat Gott sie erschaffen.
desta ~ destata?
Scipio: Beiname eines Zweiges der röm. Familie der Cornelii, die viele namhafte Politiker und Feldherren hervorbrachte, insbes. P. Cornelius Scipio, den Sieger über Hannibal.
„sich den Kopf umgeben“: d.h. sich aufgesetzt
„reiche das Haar“: entweder geschraubte Umschreibung für „neige das Haupt“ oder Anspielung auf die antike Sitte, Sklaven das Haar kurz zu schneiden.
 
Ref. Stringiàmci a coorte, Ref. Drängen wir uns zusammen zu einer Kohorte,
siam pronti alla morte. wir sind bereit zum Tod.
Siam pronti alla morte, Wir sind bereit zum Tod,
l'Italia chiamò. Italien hat gerufen.
Stringiàmci a coorte, Drängen wir uns zusammen zu einer Kohorte,
siam pronti alla morte. wir sind bereit zum Tod.
Siam pronti alla morte, Wir sind bereit zum Tod,
l'Italia chiamò! Italien hat gerufen!
coorte: zehnter Teil einer röm. Legion
siam: oder Konj. „seien wir“
 
2. Noi fummo da secoli 2. Wir wurden seit Jahrhunderten
calpesti, derisi, niedergetreten, verlacht,
perché non siam popolo, weil wir kein Volk sind,
perché siam divisi. weil wir geteilt sind.
Raccolgaci un'unica Es sammle uns eine einzige
bandiera, una speme: Fahne, eine Hoffnung:
di fonderci insieme zusammen zu verschmelzen
già l'ora suonò. hat schon die Stunde geschlagen.
calpesto ~ calpestato?
 
3. Uniamoci, amiamoci, 3. Vereinigen wir uns, lieben wir uns,
l'unione e l'amore die Einigung und die Liebe
rivelano ai popoli offenbaren den Völkern
le vie del Signore. die Wege des Herrn.
Giuriamo far libero Schwören wir, zu befreien
il suolo natio: den heimatlichen Boden:
uniti, per Dio, vereinigt, bei Gott,
chi vincer ci può? wer kann uns besiegen?
 
4. Dall'Alpi a Sicilia 4. Von den Alpen bis Sizilien
dovunque è Legnano, ist überall Legnano,
ogn'uom di Ferruccio jeder Mann hat Ferruccios
ha il core, ha la mano, Herz, hat die Hand,
i bimbi d'Italia die Kinder Italiens
si chiaman Balilla, heißen Balilla,
il suon d'ogni squilla der Klang jedes Trompetenstoßes
i Vespri suonò. ließ die Versper ertönen.
Legnano: Ort in der Lombardei, wo 1176 ein Heer lombard. Städte Kaiser Friedrich Barbarossa besiegt hat.
Ferruccio: Francesco Ferrucci(o) (1489-1530), ital. Heerführer, der in einer aussichtslosen Schlacht gegen kaiserl. Truppen unterlag.
Balilla: Giovan Battista Perasso (1735-1781), soll 1746 als Zwölfjähriger durch Steinewerfen den Volksaufstand in Genua ausgelöst haben.
squilla ~ squillo?
Vespri: Vespri siciliani, die sog. Sizilian. Vesper 1282, bei der die Sizilianer ein Blutbad unter den herrschenden Franzosen anrichteten.
 
5. Son giunchi che piegano 5. Binsen, die sich biegen, sind
le spade vendute: die gekauften Schwerter:
già l'Aquila d'Austria schon hat der Adler Österreichs
le penne ha perdute. die Federn verloren.
Il sangue d'Italia, Das Blut Italiens,
il sangue Polacco, das polnische Blut
bevé, col cosacco, hat er (d.h. der Adler) getrunken mit dem Kosaken,
ma il cor le bruciò. aber es hat ihm das Herz verbrannt.
spade vendute: das Heer des habsburg. Vielvölkerstaates, das im Ggs. zu den Italienern nicht für die Heimat kämpfte.
l'Aquila d'Austria: das österr. Kaiserreich
Polacco: Anspielung auf die Aufteilung Polens zwischen Russland und Österreich.
cosacco: gemeint ist das russische Zarenreich

Text nach: Wikipedia-Art. Il Canto degli Italiani

Im Jahreskreis

Zu den Namen der Wochentage s. meine Seite Die Namen der Wochentage. Die Monatsnamen sind dieselben wie im Dt.

1
Gennaio

Der Neujahrstag heißt auf Ital. capodanno (od. capo d'anno) „Jahreshaupt“ und wird gefeiert wie überall in der westl. Hemisphäre: mit Alkohol, Feuerwerk und allerlei abergläubischem Brimborium. Na denn: Prosit! (lat. „es möge nützen“), Alla salute! „auf die Gesundheit“ und Cincin! (od. Cin cin!, von kantones. 請, simplif. 请, [tsʰɪŋ] „bitte“).

Quellen: die Wikipedia-Art. Capodanno und Prosit
Treccani.it s.v. Cincin


6
Gennaio

La Befana (immer mit Art.) ist eine Art gütiger Hexe, die in der Nacht vom 5. zum 6. Jänner (also zum Epiphaniasfest, ital. Epifania) auf einem Besen durch die Lüfte fliegt und die Kinder besucht. Braven Kindern legt sie Süßigkeiten und kleine Geschenke in die zu diesem Behuf aufgehängten Strümpfe, schlimmen ein Stück Kohle (heute meist in Form von schwarzgefärbtem Kandis o.ä.). Um die Befana wohlwollend zu stimmen, stellt man ihr häufig ein Gläschen Wein und etwas zu essen (z.B. ein Stück Hering) auf den Tisch.

Zwar gibt es auch lokales Brauchtum zu den Re Magi (den heiligen drei Königen), aber das Befana-Brauchtum ist in ganz Italien verbreitet. Der Name der Befana ist wahrscheinlich eine Verballhornung von Epiphanias „(Fest) der Erscheinung“ (näml. Christi). Die Ursprünge der Gestalt und des damit verbundenen Brauchtums mögen auf heidnisch-röm. Zeit zurückgehen, etwa auf den röm. Brauch der strena (Neujahrsgeschenk) und die Neujahrsgöttin Strenia.

Es gibt vierzeilige Kinderreime zur Befana, die alle beginnen mit:

La Befana vien di notte Die Befana kommt des Nachts
con le scarpe tutte rotte mit ganz kaputten Schuhen

Eine der zahlreichen Weiterführungen lautet:

con le toppe alla sottana mit Flicken auf dem Rock
viva, viva La Befana! es lebe, es lebe die Befana!

Quellen: Wikipedia-Art. Befana und sein ital. Gegenstück


29
Gennaio

Leuzistisches Amselmännchen (Turdus merula).
Urheber: Armin März. Quelle: Wikipedia. Lizenz: Cc-by-2.0-de bzw. CC BY 2.5. Bearbeitung: beschnitten, verkleinert, geschärft.

Giorni della merla „Amseltage“ heißen vor allem in Norditalien die letzten Januartage (meist die letzten drei). Sie gelten als die kältesten Tage des Jahres (so wie die Hundstage als die heißesten gelten). Als Namenserklärung wird meist folgende Legende erzählt: Die Amseln sind ursprünglich weiß gewesen. Als sich Ende Jänner schon frühlingshafte Tage abzeichneten, spottete eine Amsel, im Glauben, der Winter sei vorüber, über den Jänner. Doch dieser machte daraufhin drei so klirrend kalte Tage, dass die Amsel Zuflucht in einem Schornstein suchen musste. Als es wieder wärmer wurde, kam sie heraus, war aber vom Ruß ganz schwarz. Seither sind die Amseln schwarz.

Nicht umsonst heißt die Amsel auf Engl. blackbird. Ganz schwarz sind allerdings nur die Männchen, die Weibchen sind meist braun oder grau. Es gibt aber auch ganz oder teilweise weiße Amseln (sog. Leuzismus).
Das ital. Wort merla kommt vom lat. merula (< *mesula, viell. ist ahd. amsala damit verwandt).

Diese Legende kennt offenbar auch Dante, wenn er im Purgatorio 13,120-123 Sapia aus Siena sagen lässt:

letizia presi a tutte altre dispari, Anders als alle anderen freute ich mich,
tanto ch’io volsi in sù l’ardita faccia, so sehr, dass ich das dreiste Gesicht nach oben wandte,
gridando a Dio: "Omai più non ti temo!", wobei ich zu Gott schrie: "Jetzt fürchte ich dich nicht mehr!",
come fé ’l merlo per poca bonaccia. wie die Amsel tat wegen ein bisschen Stille.

Andere Erklärungen haben meist mit dem Überqueren des zugefrorenen Po (oder eines Zuflusses, wie der Adda) zu tun, was nur auf dem Höhepunkt der winterlichen Kälteperiode gelegentlich möglich war, aber auch dann misslingen konnte. Und das, was da in diesen Tagen über den Fluss gebracht wurde (oder einbrach und unterging), trug den Namen Merla: eine schwere Kanone, eine Eselin, eine Braut.

Quellen: Wikipedia-Art. Giorni della merla
Mazza, Attilio: "Le leggende della Merla" (in: Corriere della Sera, 30. Jänner 2004, S. 59)
Divina Commedia/Purgatorio/Canto XIII bei Wikisource


20
Febbraio

Daten, die vom Ostertermin abhängen, sind hier symbolisch zu verstehen.

Auch die Italiener feiern Fasching, il carnevale genannt. (Die Herkunft des Wortes ist letztlich unklar. Die häufig genannte Ableitung von carne levare „Fleisch entfernen“, wohl für den Verzehr der nicht fastenzeittauglichen Speisen, klingt verdächtig nach Volksetymologie.) Der Faschingsdienstag heißt martedì grasso „fetter Dienstag“ (vgl. franz. mardi gras), der Aschermittwoch mercoledì delle céneri oder kurz le céneri „Aschen“.

Die 40-tägige vorösterliche Fastenzeit heißt ital. la quarésima (< lat. quadragesima [dies] „vierzigster [Tag]“, scil. vor Ostern]). Da die Sonntage vom Fasten ausgenommen sind, beginnt die Fastenzeit am 46. Tag vor Ostersonntag, dem Aschermittwoch. Faschingsdienstag ist somit der Dienstag vor dem Sonntag Invocavit. Die ältere Zählung rechnet die Sonntage mit, die Fastenzeit beginnt dort erst am Dienstag nach Invocavit. In der Diözese Mailand geht der Fasching daher bis Samstag vor Invocavit.

Am bekanntesten ist bei uns der Karneval von Venedig, dessen Wiederbelebung Ende der 1970er Jahre einem Film von Federico Fellini verdankt wird. Eine typische Süßspeise der Karnevalszeit (wie in Österreich die Faschingskrapfen) sind le chiàcchiere „Plauderei, Geschwätz“, in heißem Fett herausgebackene Teigstreifen. Sie sind auch unter anderen Bezeichnungen bekannt, wie bugìe (la bugìa „Lüge“), frappe (la frappa „Besatz, Fransen“), sfrappole, crostoli (la crosta „Kruste“) u.a.m.

Quellen: Wikipedia-Art. Karneval, Fastnacht und Fasching und sein ital. Gegenstück
Dolci carnevaleschi
Wikipedia-Art. Karneval in Venedig und sein engl. Gegenstück


31
Marzo

Zum Flair einer Italienreise gehörte für mich in den späten 60er und frühen 70er Jahren auch das Vorstellen der Uhr um eine Stunde. Denn Italien hatte 1966 die Sommerzeit, ital. ora legale „gesetzliche Uhrzeit/Stunde“, wieder eingeführt. Inzwischen ist sie EU-weit dergestalt geregelt, dass am letzten Sonntag im März um 2:00 Uhr MEZ die Uhren auf 3:00 vorgestellt werden.


7
Aprile
8
Aprile

Daten, die vom Ostertermin abhängen, sind hier symbolisch zu verstehen.

Das ital. Wort für Ostern ist Pasqua (zu seiner Herkunft s. Etymologica Selecta: Ostern). Zu Ostern isst man traditionellerweise Lamm und Hefekuchen in Taubenform (la colomba). Buona Pasqua! „Frohe Ostern!“

Der Ostermontag heißt il lunedì dell'Angelo „Montag des Engels“ (den die Frauen im Grab Jesu antrafen bzw. der nach dem Matthäusevangelium den Stein vom Grab weggewälzt hat) oder auch la Pasquetta „Österlein“ (?).

Quellen: Wikipedia-Art. Lunedì dell'Angelo


25
Aprile

Anniversario (od. festa) della liberazione d'Italia „Jahrestag der Befreiung Italiens“ ist der Gedenktag der Befreiung von Nazideutschland 1945 (am 15. April 1945 wurden Mailand und Turin befreit, andere Städte schon einige Tage früher oder auch später). Der Feiertag wird zu Umzügen und polit. Kundgebungen genutzt. Der Partisanenkampf wird verherrlicht und die Linken kritisieren den westl. Imperialismus der NATO.

Quellen: Wikipedia-Art. Anniversario della liberazione d'Italia


1
Maggio

Festa del Lavoro „Fest der Arbeit“ erinnert an die hart erkämpften Errungenschaften der Arbeiterbewegung. Erstmals wurde dieser Tag 1890 weltweit mit Kundgebungen und Streiks begangen, in Erinnerung an den Haymarket Riot, einen am 1. Mai 1886 in Chicago begonnenen mehrtägigen Generalstreik zur Reduzierung der täglichen Arbeitszeit von 12 auf 8 Stunden.

Seit 1990 veranstalten die drei großen ital. Gewerkschaftsverbände zusammen mit der Gemeinde Rom am 1. Mai ein großes Konzert auf der Piazza di Porta San Giovanni (bei der Lateransbasilika), bei dem gelegentlich auch international bekannte Interpreten auftreten. Diese drei Gewerkschaften sind:

CGIL
Confederazione Generale Italiana del Lavoro „Allgemeiner Italienischer Bund der Arbeit“
Sozialisten, Kommunisten, Christdemokraten, gegr. 1944
CISL
Confederazione Italiana Sindacati Lavoratori „Italienischer Bund Arbeitergewerkschaften“
christlich, hauptsächl. öffentlicher Sektor., gegr. 1948
UIL
Unione Italiana del Lavoro „Italienische Vereinigung der Arbeit“
sozialdemokratisch, gegr. 1950

Quellen: Wikipedia-Art. Concerto del Primo Maggio, Confederazione Generale Italiana del Lavoro, Confederazione Italiana Sindacati Lavoratori, Unione Italiana del Lavoro


26
Maggio

Daten, die vom Ostertermin abhängen, sind hier symbolisch zu verstehen.

Pentecoste „Pfingsten“ (sowohl das dt. als auch das ital. Wort stammen von griech. πεντηκοστή „fünfzigster“, scil. Tag nach dem Passahfest) ist das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes und damit der Geburtsstunde der Kirche. Für die große Masse der Christen ist es sicher das abstrakteste der großen Feste. Der Pfingstmontag ist in Italien, mit Ausnahme von Südtirol, kein gesetzlicher Feiertag mehr.


2
Giugno

Festa della Repubblica „Fest der Republik“ ist der Gedenktag der Volksabstimmung vom 2. Juni 1946, bei dem die Mehrheit der Italiener für die Abschaffung der Monarchie und die Einführung einer Republik gestimmt hat. An diesem Tag gibt es eine Militärparade in Rom mit Kranzniederlegung am Altar des Vaterlandes (am Denkmal für Viktor Emanuel II, jener neoklassizist. Monstrosität zwischen Kapitol und Piazza Venezia). Und die Frecce Tricolori „dreifarbige Pfeile“, die Kunstflugstaffel der ital. Luftwaffe, ziehen ihre Rauchschwaden in den ital. Nationalfarben hinter sich her.

Quellen: Wikipedia-Art. Festa della Repubblica Italiana


10
Agosto

In den Tagen vor und um den 12. Aug. erreicht ein alljährliches Schauspiel seinen Höhepunkt, die Perseiden (auch Laurentiustränen genannt wegen der zeitlichen Nähe zum Gedenktag des Hl. Laurenz), ein Meteorschauer, der uns in der Nacht bis zu 100 Sternschnuppen in der Stunde sehen lässt. In Italien begeht man vielerorts am 10. Aug. die Notte di San Lorenzo „St.-Laurentius-Nacht“. Da viele Italiener um diese Zeit Urlaub haben, picknicken sie am Strand oder in den Bergen, um sich die stelle cadenti „Sternschnuppen“ (wörtl. „fallende Sterne“) anzusehen. Vielerorts finden auch Veranstaltungen statt wie Konzerte, Verkostungen, nächtliche Museumsführungen, bis hin zu Parties und Feuerwerken. Auch in Italien gibt es den Volksglauben, dass man sich etwas wünschen darf, wenn man eine Sternschnuppe sieht (und dass dieser Wunsch auch in Erfüllung geht).

Quellen: Wikipedia-Art. San Lorenzo: Le stelle cadenti, „La Notte di San Lorenzo“ – die Nacht der Wünsche, La notte di San Lorenzo


15
Agosto

Der 15. Aug. heißt in Italien Ferragosto. Dieser Begriff wird zurückgeführt auf lat. Feriae Augusti „Feiertag(e) des Augustus“. Kaiser Augustus feierte am 13.-15. Aug. 29 v.Chr. seinen Triumph anlässlich seines Sieges über Mark Anton und Kleopatra. 18 v.Chr. erklärte Augustus den 15. Aug. als Jahrestag dieses Ereignisses zum Feiertag. Gleichzeitig verlängerte er damit die durch andere Feste wie Vinalia rustica oder Consualia gebildete Ruhezeit nach den Mühen der sommerlichen Erntearbeit.

– So kann man es auf zahllosen Webseiten, einschließlich den einschlägigen Wikipedia-Artikeln nachlesen. Einen Quellenbeleg dafür konnte ich beim besten Willen nicht finden.

Die Kirche legte das Fest der Entschlafung Marias bzw. ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel auf diesen Tag. Auf Ital. heißt das Fest Assunzione di Maria „Aufnahme Marias“ (dt. Mariä Himmelfahrt, Mariae ist lat. Gen.). Der Glaube ist alt, wurde aber erst 1950 von Papst Pius XII. in den Rang eines Dogmas erhoben.

Fünf Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges einen aus den neutestamentlichen Quellen so schlecht begründbaren und theologisch so irrelevanten Glauben zum verpflichtenden katholischen Glaubenssatz zu erheben, zeugt m.E. von Abgehobenheit und Realitätsferne. Mir scheint, Rolf Hochhuths Kritik an diesem Papst ist im Kern nur allzu berechtigt.

Für die heutigen Italiener bezeichnet Ferragosto den Höhepunkt der sommerlichen Hitzeperiode. Viele Italiener nehmen um diesen Tag herum ihren Urlaub (manchen Quellen zufolge zumindest früher fast den ganzen Aug.) und fahren ans Meer oder in die Berge. Viele Geschäfte, Ämter und Fabriken sind in dieser Zeit geschlossen, die Strände sind überfüllt.

Quellen: Wikipedia-Art. Ferragosto in der dt., engl., ital. Wikipedia, Wikipedia-Art. Mariä Aufnahme in den Himmel


1
Novembre

Ognissanti oder Tutti i Santi „alle Heiligen“ (dt. Allerheiligen) ist der Gedenktag aller Heiligen, d.h. auch der nicht heiliggesprochenen. (Im deutschsprachigen Raum wird allerdings de facto der Verstorbenen gedacht, was laut Festkalender erst für den folgenden Tag – Allerseelen – vorgesehen ist, vermutlich weil die Gräbersegnung für Allerseelen häufig bereits am Nachmittag des Allerheiligentages stattfindet.)

Ich vermute, dass sich auch in Italien das am Vorabend von Allerheiligen gefeierte Halloween ausbreitet. „Trick or treat“ heißt auf Ital. dolcetto o scherzetto „Süßigkeit oder Späßchen / Schabernack“.

Quellen: die Wikipedia-Art. Allerheiligen, Halloween


11
Novembre

Estate di San Martino „Sommer des heiligen Martin“ nennt man das auch nördl. der Alpen bekannte Phänomen, dass kurz vor Mitte Nov. (also um den St.-Martinstag) nach den ersten Frostnächten noch einmal eine etwas mildere Schönwetterperiode folgt. In vielen Quellen wird dieser Martinssommer auch Altweibersommer genannt. Doch bezeichnet letzteres heute und hierzulande meist die stabile spätsommerliche Hochdruckphase im September. Südl. der Alpen reicht der Sommer ohnehin weit in den Sept. hinein.

Im bäuerlichen Italien endeten das Arbeitsjahr und damit die Pacht- und Arbeitsverträge Anfang Nov. Um diese Zeit mussten also die Verträge entweder erneuert werden oder die Pächter und Arbeiter mussten sich nach einer neuen Arbeit umsehen. Damit verbunden war dann ein Umzug, der auch aus meteorologischen Gründen in dieser Zeit passierte und fare San Martino „St. Martin machen“ hieß.

Der in deutschen Landen weit verbreitete Brauch, dass zu Martini die Kinder mit ihren (häufig selbst gebastelten) Papierlaternen einen Umzug machen und dabei singen („Ich zieh mit meiner Laterne...“), ist anscheinend nur in Südtirol bekannt.

Quellen: die Wikipedia-Art Martini-Sommer, Estate di San Martino, Fare San Martino


8
Dicembre

Immacolata Concezione „Unbefleckte Empfängnis“ (dt. Mariä Empfängnis) bezeichnet den Glauben, dass Maria auf wunderbare Weise ohne Erbsünde empfangen wurde. Dieser Glaube wurde von Papst Pius IX. 1854 zum Dogma erhoben. Als Erbsünde bezeichnet man den infolge des Sündenfalls bestehenden Zustand der Trennung des Menschen von Gott, der gleichsam immer weiter vererbt wird.

Dass der Mensch seit dem Sündenfall prinzipiell von Gott getrennt ist und Erlösung braucht, sagt schon Paulus (Röm 5,12ff). Dass es zur Erlösung allerdings einer erbsündenfreien „Gottesgebärerin“ bedarf, hat im NT keinen Anhalt. Der theolog. Argumentationsgang ist für einen Nicht-Katholiken schlicht nicht nachvollziehbar. Ich halte das für mittelalterliche Folklore. Nichtsdestoweniger weiß ich einen freien Tag im ansonsten stressigen Advent zu schätzen.

Quellen: Kathpedia-Art. Unbefleckte Empfängnis


24
Dicembre
25
Dicembre
26
Dicembre

Weihnachten heißt auf Ital. Natale (von lat. (diem) natalem „Geburtstag“). In Italien bringt der Weihnachtsmann, Babbo Natale („Weihnachtspapa“), die Geschenke. Das Christkind, Gesù bambino, als Gabenbringer ist am ehesten in Südtirol bekannt. Der Heilige Abend heißt vigília di Natale, der erste Weihnachtsfeiertag (dt. Christtag) Natale (wie das ganze Fest selbst), der zweite Tag (dt. Stephanitag) Santo Stefano (Gedenktag des Hl. Stephanus, des ersten Märtyrers). Weihnachten wird traditionell im Familienkreis gefeiert, weshalb man sagt: Natale con i tuio, Pasqua con chi vuoi. „Weihnachten (sollst du feiern) mit den Deinen (d.h. den Familienangehörigen), Ostern (darfst du feiern) mit wem du willst (d.h. den Freunden).“ Buon Natale! („Frohe Weihnachten!“).

Lat. vigilia heißt eigentlich „Wachen, Nachtwache“, im christl. Lat. (und so auch im Ital.) auch „Vorabend, Vortag“, nämlich der hohen Kirchenfeste, an dem man idealerweise wachte und betete. Später trat an die Stelle des Wachens der Verzicht auf (bestimmte) Speisen, weshalb im Ital. noch die Bedeutung „Fasten“ hinzukommt (so die Erklärung bei Pianigiani).


31
Dicembre

Silvester heißt (Notte di) San Silvestro (nach Papst Silvester I., dessen Todestag sich am 31. Dez. jährt) oder ultimo dell'anno „letzter des Jahres“. Der Präsident hält eine Fernsehansprache. Man genießt ein ausgiebiges Abendessen, ein typisches Gericht dabei sind Linsen. Ansonsten s. Capodanno.

Quellen: Wikipedia-Art. Notte di San Silvestro


Geographie

Berge

Apenninenhalbinsel - so ist die Seite mit der Karte Italiens in meinem Schulatlas überschrieben. Denn der 1500 km lange Gebirgszug der Apenninen (gli Appennini, Doppel-p!) prägt zum größten Teil die Geographie der stiefelförmigen Halbinsel (höchste Erhebung Gran Sasso, 2.912 m). Dazu kommen im Norden die Alpen (le Alpi) mit den Schigebieten der Dolomiten, wie Cortina d'Ampezzo, Alta Badia, Grödnertal (Val Gardena) (Weltcupabfahrtslauf auf der Saslong).

Die höchste Erhebung der Alpen ist der Mont Blanc mit 4810 m. Der Grenzverlauf ist hier aber umstritten. Aus ital. Sicht verläuft die Grenze genau über dem Gipfel, wodurch der Mont Blanc der höchste Berg sowohl Frankreichs als auch Italiens wäre. Aus franz. Sicht macht der Grenzverlauf hier aber eine Aussparung, sodass der Gipfel zur Gänze auf franz. Boden liegt. Dann wäre der Mont Blanc de Courmayeur mit 4748 m der höchste Berg Italiens. S. Wikipedia-Art. Mont Blanc, Grenzverlauf auf dem Mont Blanc.

Italien hat mehrere Vulkane. Die bekanntesten sind der Vesuv (Vesuvio) bei Neapel (letzter Ausbruch 1944), der alle paar Jahre spuckende Ätna (Etna) auf Sizilien und der ständig aktive Stromboli auf der gleichnamigen Insel 70 km nördl. von Messina. S. Wikipedia-Art. Liste von Vulkanen in Italien.

Flüsse und Seen

Zwischen Alpen und Apennin liegt die Ebene des Po mit seinen Zuflüssen, deren längster die Etsch (Àdige) ist. An Flüssen sind noch Arno (fließt durch Florenz) und Tiber (Tèvere, fließt durch Rom) in Mittelitalien zu erwähnen. In Norditalien gibt es einige große Seen: Gardasee (Lago di Garda), Lago Maggiore, Comersee (Lago di Como). Aus der Geschichte bekannt ist der Trasimenische See (Lago Trasimeno) in Umbrien: Hannibal schlug hier 217 v.Chr. die Römer vernichtend.

Der Rubikon, den Julius Cäsar 49 v.Chr. überschritt, war ein Flüsschen, das die Grenze zwischen der Privinz Gallia Cisalpina und Italien markierte. Ihn mit einem Heer in Waffen zu überqueren war einem Prokonsul streng verboten und bedeutete eine Kriegserklärung an den Senat in Rom. Die Kenntnis um seine genaue Lage ging verloren. Der heutige Rubicone in der Emilia-Romagna heißt erst seit 1933 so (vorher Fiumicino). Er ist aber der wahrscheinlichste Kandidat: Auf der Tabula Peutingeriana ist der Rubikon auf der Küstenstraße von Ravenna her 12 Meilen von Ariminum (=Rimini) entfernt und auf der Via Aemilia ist der am Rubikon gelegene Ort Ad Confluentes (=San Giovanni in Compito?) ebenfalls 12 Meilen von Ariminum entfernt. S. Wikipedia-Art. Rubicon. Karte von ROMIT Projekt.

Meer und Inseln

Was die Geographie Italiens fast noch mehr prägt, ist das Meer. Italien hat 7600 km Küste, im Westen das Tyrrhenische, im Osten das Adriatische Meer. Zum Staat Italien gehören auch zwei große Inseln, Sizilien (Sicilia) und Sardinien (Sardegna), sowie etliche kleinere, z.B. Capri, Elba, Pantelleria, Phlegräische Inseln (Isole Flegree, die bekannteste ist Ischia), Liparische oder Äolische Inseln (Isole Lipari oder Eolie), Ägadische Inseln (Isole Egadi), Pelagische Inseln (Isole Pelagie, die bekannteste ist Lampedusa) u.a.

Die namhaftesten Meerengen sind die Straße von Otranto zwischen dem apulischen Otranto (am unteren Ende des Stiefelabsatzes) und dem südalban. Vlora. Das Meer ist hier nicht viel breiter als 70 km; die Meerenge verbindet die Adria mit dem Ionischen Meer. Und die Straße von Messina zwischen Kalabrien (der Zehenspitze) und Sizilien. Sie ist an der schmalsten Stelle nur 3 km breit und verbindet das Ionische mit dem Tyrrhenischen Meer. Schon die Römer haben in dieser wegen ihrer Strömungsverhältnisse gefährlichen Meerenge die homerischen Ungeheuer Skylla und Charybdis verortet.

Straßen


Wichtige Verkehrsachsen in Italien. Quelle: SVG-Dateien auf Wikipedia zu A1, A3, A4 und A14.- Urheber: ColdShine.- Lizenz: CC BY-SA 2.5.- Bearbeitung: Zusammengeführt und einige Ortsnamen weggelassen.

Die Strada del Sole „Straße der Sonne“ ist die Verkehrsachse von Mailand über Bologna, Florenz, Rom, Neapel nach Reggio di Calabria. Sie besteht heute aus den Autobahnen A1 (Mailand - Neapel) und A3. Andere wichtige Achsen sind die Autostrada Adriatica A14 von Bologna über Ancona, Pescara, Bari bis Tarent (also an der Adriaküste entlang) und die Autostrada Serenissima A4 von Turin über Mailand, Verona, Venedig nach Sistiana (also durch die Poebene). Wichtige „Querverbindungen“ durch den Appenin sind die A24 von Rom nach Teramo mit dem 10 km langen Gran-Sasso-Tunnel oder die A16 von Neapel nach Canosa di Puglia.

Die antike Via Appia verlief von Rom südostwärts über Tarracina (Terracina), Capua, Benevent (Benevento), Venusia (Venosa), Tarent (Taranto) nach Brundisium (Brindisi); die Via Aurelia in die Gegenrichtung nach Pisae (Pisa). Die Via Flaminia ging nordwärts durch den Appenin über Pisaurum (Pesaro) nach Ariminum (Rimini); von dort verlief die Via Aemilia nach Placentia (Piacenza), ungefähr parallel zu den heutigen Autobahnen A14 bzw. (ab Bologna) A1.

Quellen: Wikipedia-Art. Autostrada A1 (Italien), Autostrada A3 (Italien), Autostrada A4 (Italien), Autostrada A14, Autostrada A16, Autostrada A24, Via Appia, Via Aurelia, Via Flaminia, Via Aemilia.

Regionen


Regionen Italiens. Zugrunde liegt die Karte: Datei:Aosta Valley in Italy.svg der Wikimedia Commons. Urheber: TUBS. Lizenz: GNU FDL, CC BY-SA 3.0.

Italien ist in 20 Regionen (la regione „Gebiet, Gegend“) unterteilt (Bundesländern vergleichbar). Die Regionen sind in Provinzen (la provincia „Provinz, Land(kreis)“) unterteilt (Bezirken vergleichbar). S. Wikipedia-Art. Italienische Regionen. Fünf der Regionen sind autonom (unten blau). Die Regionen sind (von N nach S und von W nach O):

Region Hauptstadt Anmerkungen Weitere wichtige Städte
Aostatal (Valle d’Aosta) Aosta/Aoste Keine Provinzen, stattdessen Berggemeinschaften. Die Gemeinden haben alle franz. Namen und Franz. ist zweite Amtssprache.
Piemont (Piemonte) Turin (Torino) Der Name bedeutet „(Gebiet am) Fuß der Berge“.
Lombardei (Lombardia) Mailand (Milano) Lombardia < Langobardia, d.h. Kerngebiet der Langobarden Bergamo, Brescia, Como, Cremona, Mantua (Mantova), Monza
Trentino-Südtirol (Trentino-Alto Adige) Trient (Trento) Besteht aus den zwei autonomen Provinzen Trient (Trento) und Bozen (Bolzano). Alto Adige bedeutet „Obere Etsch“.
Venetien (Veneto) Venedig (Venezia) Padua (Padova), Verona, Vicenza
Friaul-Julisch Venetien (Friuli-Venezia Giulia) Triest (Trieste)
Ligurien (Liguria) Genua
Emilia-Romagna Bologna Romagna < Romania, weil oström. (d.h. byzantin.) Gebiet i.Ggs. zur Langobardia Modena, Parma, Ravenna, Rimini, Ferrara, Piacenza
Toscana Florenz (Firenze) Arezzo, Livorno, Lucca, Pisa, Siena
Umbrien (Umbria) Perugia
Marken (Marche) Ancona Der Name von ahd. marcha „Grenze, Grenzland“, lat. margo „Rand, Grenze“.
Latium (Lazio) Rom (Roma)
Abruzzen (Abruzzo) L'Aquila
Molise Campobasso
Kampanien (Campania) Neapel (Napoli)
Apulien (Puglia) Bari Brindisi
Basilicata Potenza
Kalabrien (Calabria) Catanzaro Reggio di Calabria
Sizilien (Sicilia) Palermo Catania, Messina (Messana), Syrakus (Siracusa)
Sardinien (Sardegna) Cagliari

Auf der Apenninenhalbinsel gibt es noch zwei weitere Staaten (auf der Karte in Rot): die Republik San Marino zwischen Emilia-Romagna und Marken, nahe Rimini; und den Vatikan (Stato della Città del Vaticano) auf dem Stadtgebiet von Rom.

Autos

Italien ist ein Land mit reicher automobiler Tradition. Heute haben im Autobau wohl nur Fiat und Ferrari einige Bedeutung. Aber in meiner Kindheit waren auch andere Marken von Bedeutung. Mein Vater fuhr als Jungunternehmer einen Alfa Romeo. In den Autoquartetten, die wir Kinder damals spielten, waren Wagen wie Ferrari 365 GTB/4, Lamborghini Miura, Iso Grifo, Maserati Ghibli oder De Tomaso Pantera Objekt der Begierde. Überhaupt waren die 60er und frühen 70er Jahre eine Hoch-Zeit der ital. Sportwagen.


Lancia Delta (III) 1.4 TurboJet Oro, wahlweise 120 od. 150 PS, 2008-2011 (seit 2011 sind die Rippen am Kühlergrill waagrecht).

Alfa Romeo 159 1.9 JTDM (Direkteinspritzer-Turbodiesel), wahlweise 120 od. 150 PS, gebaut 2005-2010.

Ferrarisichtung: Ferrari F430, 490 PS aus 8 Zylindern (4,3 l), gebaut 2004-2009.

Grande Punto Abarth esseesse (ital. für SS = Super Sport), seit ca. 2008, 180 PS.

Lamborghini Gallardo Spyder, gebaut seit 2006, 520 PS aus „nur“ 10 Zylindern (1:18-Modell von Bburago)
Fiat
1899 u.a. von Giovanni Agnelli senior unter dem Namen Fabbrica Italiana Automobili Torino Italienisches Automobilwerk Turin gegründetes Unternehmen. Fiat war bis in die 1920er Jahre auch im Rennsport sehr erfolgreich, zog sich dann aber daraus zurück und konzentrierte sich auf die Massenproduktion. Damit war Fiat über Jahrzehnte überaus erfolgreich, Fiat kaufte andere ital. Automarken (Lancia, Alfa Romeo) auf, 2011 übernahm es sogar die Mehrheit am amerikan. Automobilhersteller Chrysler. Fiatmodelle wurden in anderen Ländern in Lizenz gebaut (Zastava in Jugoslawien, Tofaş in der Türkei, Lada in der Sowjetunion, Seat in Spanien).
Das Logo ist einfach eine Plakette mit dem Schriftzug „FIAT“, eine Zeit lang auch vier schräge Kacheln mit den Buchstaben in Kursivschrift und daraus abgeleitet fünf Schrägstriche.
Quellen: Wikipedia-Art. Fiat (Marke)
Bianchi, Autobianchi
1885 von Edoardo Bianchi in Mailand gegründetes Unternehmen, das ursprl. und bis heute Fahrräder herstellte, seit 1900 (andere Angabe 1905) auch Autos und Motorräder. Die Automobilsparte wurde 1955 durch Kooperation mit Fiat und Pirelli in die Firma Autobianchi übergeführt. Diese wurde 1975 Lancia unterstellt und 1995 eingestellt. Bianchi gehört seit 1980 Piaggio, seit 1997 der schwed. Cycleurope (Grimaldi Industri).
Das Autobianchi-Logo ist ein ein stilisiertes A, ein gleichseitiges Dreieck mit einer Teilung parallel zur rechten Dreiecksseite.
Quellen: Wikipedia-Art. Bianchi (Unternehmen), Autobianchi
Lancia
1906 von Vincenzo Lancia und Claudio Fogolin in Turin gegründetes Automobilunternehmen, das über Jahrzehnte technisch innovative, aber teure Autos baute, die auch im Rennsport erfolgreich waren. 1969 wurde Lancia von Fiat übernommen, 2011 mit Chrysler zusammengelegt.
Das Logo war ursprl. eine dreieckige, auf der Spitze stehende Plakette mit einem runden Schild (oder ein Rad?) mit vier Speichen und einer Flagge an einer Lanze (ital. lancia), auf der in der Schriftart Bodoni „LANCIA“ steht. Später wurden Flagge, Lanze und zwei Speichen weggelassen, der Schriftzug steht jetzt direkt auf dem Schild.
Quellen: Wikipedia-Art. Lancia
Bugatti
Von Ettore Bugatti 1909 in Molsheim im Elsass (seit 1918 französisch) gegründete Automobilfabrik. Die Autos von Bugatti waren in den 1920er und 30er Jahren sehr erfolgreich im Rennsport. Nach dem 2. Weltkrieg konnte Bugatti weder technisch noch designmäßig an die früheren Erfolge anschließen und fusionierte 1963 mit Hispano-Suiza.
1987 kaufte der ital. Unternehmer Romano Artioli die Markenrechte und ließ einige neue Sportwagenmodelle fertigen.
1998 übernahm Volkswagen die Markenrechte.
Das Logo war und ist eine Ligatur aus spiegelverkehrtem E und B (ƎB) und der Name "BUGATTI" in weißer Schrift auf rotem Grund.
Quellen: Wikipedia-Art. Bugatti, Bugatti Automobili, Bugatti Automobiles
Alfa Roméo
1910 in Mailand unter dem Namen Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili Aktiengesellschaft Lombardisches Automobilwerk, abgek. A.L.F.A., gegründete Firma. Diese ging bereits 1915 (1. Weltkrieg) bankrott und wurde vom Rüstungsunternehmen des Neapolitaners Nicola Romeo übernommen. Nach dem Krieg stellte die 1920 in Alfa Romeo umbenannte Firma wieder zivile Autos her und war damit im Autosport etliche Jahre sehr erfolgreich. In den 50er und 60er Jahren reüssierte Alfa Romeo als Produzent technisch hochwertiger sportlicher Limousinen (Giulietta, Giulia), in den 70er und 80er Jahren aber ließ der Erfolg stark nach und 1986 wurde die Firma von Fiat übernommen. Der Firmensitz ist heute in Turin.
Das Logo besteht aus einem roten Kreuz auf weißem Grund, dem Wappen der Stadt Mailand, und der einen Menschen ausspuckenden Schlange mit gekröntem Drachenkopf des Hauses Visconti, die sich im Wappen des Herzogtums Mailand findet. Das ganze in einer runden Plakette, die vom Schriftzug „ALFA ROMEO“ umrandet wird.
Quellen: Wikipedia-Art. Alfa Romeo
Maserati
1914 von den fünf Maserati-Brüdern in Bologna gegründete Firma, die zunächst nur Rennautos baute, die vor allem in den 1950er-Jahren Erfolg hatten. Nach dem 2. Weltkrieg begann Maserati mit der Fertigung von Straßenfahrzeugen. In dern 60er und 70er Jahren wurden die meisten Modelle nach Winden benannt. 1968 wurde Citroën Besitzer der Aktienmehrheit, 1975 De Tomaso, 1993 Fiat. Fiat fasste Maserati und Ferrari eine Zeitlang zu einer Gruppe zusammen. Der Firmensitz ist heute in Modena.
Das Markenzeichen ist ein Dreizack (tridente), der dem Neptunbrunnen von Bologna entnommen sein soll.
Quellen: Wikipedia-Art. Maserati
Ferrari
Enzo Ferrari begann 1920 als Werksfahrer für Alfa Romeo und gründete 1929 den Rennstall Scuderia Ferrari mit Sitz in Modena. Die Fahrer der Scuderia starteten mit Autos von Alfa Romeo. Nach der Bombardierung 1943 zog die Scuderia nach Maranello um. 1947 gründete Ferrari dann eine Firma zum Bau von Autos für den Rennsport, daneben auch von Straßenautos. 1969 übernahm Fiat die Hälfte der Firmenanteile, heute hält Fiat 90%.
Das Logo ist ein sich nach links aufbäumendes schwarzes Pferd auf gelbem Grund (cavallino rampante).
Quellen: Wikipedia-Art. Ferrari, Scuderia Ferrari
Iso
Als Kühlgerätehersteller unter dem Namen Isothermos 1939 in Genua (von Renzo Rivolta?) gegründet, 1942 nach Bresso (Provinz Mailand) übersiedelt. 1948 begann die Firma mit der Herstellung von Motorrädern und -rollern und wurde 1953 in Iso Autoveicoli umbenannt. In diesem Jahr kam der ursprl. dreirädrige Kleinstwagen Isetta auf den Markt, der u.a. auch von BMW in Lizenz gebaut wurde. Ab den 60er Jahren baute Iso Sportwagen mit starken Achtzylindermotoren von Chevrolet (später von Ford). Die Firma wurde 1973 an den ital. Geschäftsmann Ivo Pera verkauft und ging 1974 in Konkurs.
Das Logo ist ein Greif vor der ital. Tricolore mit dem Namenszug „Iso“ darüber.
Quellen: Wikipedia-Art. Iso Rivolta
Abarth
1949 von dem Österreicher Karl Abarth und Armando Scagliarini in Bologna gegründete Firma zum Bau und Tuning von Autos. Der Firmensitz wurde später nach Turin verlegt. Bekannter als für seine selbstgebauten Sportwagen mit niedrigem Hubraum wurde Abarth in den 50er und 60er Jahren durch das Frisieren von Autos von Fiat, Simca, Alfa Romeo oder Autobianchi. 1971 wurde die Firma an Fiat verkauft. Fiat nutzt den Namen heute für sportliche Versionen seiner Modelle.
Das Emblem ist ein Skorpion in einem gelb-roten Wappenschild.
Quellen: Wikipedia-Art. Abarth (Automarke)
Lamborghini
1948 von Ferruccio Lamborghini in Cento (Ferrara) als Traktorenwerk gegründet. 1963 kam Automobili Lamborghini mit Sitz in Sant'Agata Bolognese als Firma zur Herstellung von Sportwagen, die in Preis und Leistung Ferrari Konkurrenz machten, hinzu. 1972 kam die Firma in große wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Sportwagensparte wechselte mehrmals den Eigentümer (u.a. 1987–1994 Chrysler), seit 1998 gehört sie Audi.
Das Logo ist ein Stier mit gesenkten Hörnern, die meisten Modelle tragen Namen aus dem Bereich des Stierkampfes (meist von Stieren oder Stierrassen).
Quellen: Wikipedia-Art. Lamborghini
De Tomaso
1959 von dem Argentinier Alejandro de Tomaso in Modena gegründete Automarke. De Tomaso baute vor allem Straßensportwagen und Limousinen mit großvolumigen amerikanischen Achtzylindermotoren. 2003 starb der Firmengründer, im Jahr darauf ging die Firma in Insolvenz.
Das Logo ist ein stilisiertes T und sieht ein bisschen wie ein japan. Hiragana-Schriftzeichen aus.
Quellen: Wikipedia-Art. De Tomaso
Bizzarrini
1962 (nach anderen Angaben 1964) von Giotto Bizzarrini in Livorno (Hafenstadt am Tyrrhenischen Meer) gegründetes Unternehmen zur Herstellung von Sport- und Rennwagen. Bizzarrini hatte seine Karriere 1954 bei Alfa Romeo begonnen und war 1957 zu Ferrari gewechselt. Seine eigene Firma entwickelte Motoren (z.B. für Lamborghini) und Chassis (z.B. für Iso) und baute für Iso eine Rennversion des Grifo. Nach einem Streit mit Iso wurde das Auto ohne größere Veränderung als Bizzarrini GT 5300 verkauft. Doch weder im Rennsport noch bei den Verkaufszahlen konnte Bizzarrini Erfolge verbuchen. Nach weiteren erfolglosen Modellen wurde das Unternehmen 1969 geschlossen. Danach entstanden noch einige Prototypen, entweder auf Basis von Bizzarrini-Modellen oder unter Bizzarrinis Mitarbeit.
Das Logo ist ein stark stilisierter Adler in einer Kette von Haizähnen (?) und dem Schriftzug „BIZZARRINI LIVORNO“.
Quellen: Wikipedia-Art. Bizzarrini
Bburago
Von den drei Brüdern Besana in Burago di Molgora (Provinz Monza und Brianza) gegründeter Hersteller von druckgegossenen Modellautos, seit 1974 unter dem Namen Martoys, seit 1976 unter dem Namen Bburago (mit Doppel-B). Ende der 90er Jahre drängten immer mehr Firmen auf den Modellautomarkt, die in Fernost viel billiger produzieren konnten als Bburago in Italien. Als es Mattel gelang, sich die exklusiven Rechte für Ferrarimodelle zu sichern, war das Ende nicht mehr fern. 2005 wurde die Firma vom Konkurrenten Maisto (der zur Hongkonger May Cheong Group gehört) gekauft und 2007 wieder eingeführt. Doch jetzt werden auch Bburago-Modelle in Fernost erzeugt.
Quellen: Wikipedia-Art. Bburago

Auch bei zweirädrigen Kraftfahrzeugen hat Italien illustre Markennamen aufzuweisen wie Vespa, Aprilia, Ducati, Gilera, Laverda, Moto Guzzi.

Schattenseiten

Lo facevano tutti „alle haben es gemacht“ soll Bettino Craxis Rechtfertigung gewesen sein, nachdem er zugab, dass seine Partei Schmiergelder genommen hatte. Ich glaube, das ist bezeichnend für die italienische Seele: da alle es machen, wäre man doch schön blöd, wenn man es selbst nicht macht. Niemand möchte der Depp sein, der darauf verzichtet hat, sich zu bereichern, es sich zu richten, den Lauf der Dinge in seinem Sinne zu beeinflussen, um so abstrakter Werte willen wie Ehrlichkeit, Fairness, Gesetzeskonformität. Vettern- und Günstlingswirtschaft sind selbstverständlich, weil die eigene Familie einem Italiener immer näher steht als das Wohlergehen der Kommune, des Staates. Dabei sind Italiener im persönlichen Kontakt ehrliche und faire Geschäftsleute.

Mani pulite

Als Tangentopoli „Schmiergeldstadt“ (von la tangente „Tangente, Schmiergeld“) bezeichneten die ital. Zeitungen zunächst Mailand wegen des Systems von Korruption und illegaler Parteienfinanzierung, das der Mailänder Staatsanwalt Antonio Di Pietro Anfang der 90er Jahre dort aufdeckte. Rasch stellte sich heraus, dass die großen polit. Parteien landesweit darin verstrickt waren, die konservative Democrazia Cristiana (DC) ebenso wie der Partito Socialista Italiano (PSI) unter Bettino Craxi (1934-2000). Die Bezeichnung Tangentopoli wurde auf das System selbst übertragen. Die weitere Aufdeckung wurde Mani pulite „saubere Hände“ genannt und führte zum Zerbröseln der ital. Parteienlandschaft.

Nutznießer waren junge oder neue Parteien wie Umberto Bossis rechtspopulist. Lega Nord, Silvio Berlusconis konservative, wirtschaftsliberale Forza Italia oder das von der DC abgespaltene Centro Cristiano Democratico (CCD), das inzwischen in der Unione dei Democratici Cristiani e Democratici di Centro (UDC) aufgegangen ist. Craxi flüchtete 1994 nach Tunesien, wo er auch starb. Er wurde in Abwesenheit zu über 28 Jahren Haftstrafe verurteilt.

Quellen: Wikipedia-Art. Tangentopoli, Mani pulite, Bettino Craxi

Parmalat

Die von Calisto Tanzi (1938-2022) im Jahr 1961 in Collecchio (Provinz Parma) gegründete Molkerei entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einem großen Nahrungsmittelkonzern. Seit 1968 heißt das Unternehmen Parmalat und ist Formel-1-Fans als Sponsor und als Schriftzug auf Niki Laudas unvermeidlicher roter Kappe bekannt.

2003 wurde erstmals ruchbar, dass der Konzern sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Die angebliche Liquidität von 4,5 Mia. Euro stellte sich als Summe fiktiver Bilanzposten heraus. Parmalat ging in Insolvenz, Tanzi wurde wegen Finanzbetrugs verhaftet. Offensichtlich hatten Parmalat-Manager seit 15 Jahren die Bilanzen frisiert. Der Staatsanwalt begann auch gegen einige der beteiligten Banken zu ermitteln. Tanzi wurde 2008 zu einer 10jährigen Haftstrafe verurteilt. 2009 gelang es den Behörden, Kunstwerke im Wert von 100 Mio Euro zu beschlagnahmen. 2010 wurde Tanzi in einem weiteren Verfahren wegen Insolvenzbetrugs zu 18 Jahren Haft verurteilt. Doch wegen seines Gesundheitszustandes wurde er 2013 in den Hausarrest entlassen.

Quellen: Wikipedia-Art. Parmalat, Calisto Tanzi
Betrug: Gericht verurteilt Ex-Chef von Parmalat zu 18 Jahren Haft. Spiegel Online, 09.12.2010

Bunga Bunga

Als die aus Marokko stammende, 17jährige Karima el-Mahroug im Mai 2010 in Mailand festgenommen wird, weil ihr eine Frau vorwirft, Geld und Uhren gestohlen zu haben, stellt die Polizei fest, dass das junge Mädchen (das sich selbst Ruby nennt) bereits wegen anderer Eigentumsdelikte gesucht wird. Doch Ministerpräsident Silvio Berlusconi (1936-2023) ruft bei der Polizei an und behauptet, die Delinquentin sei die Nichte des ägypt. Präsidenten Husni Mubarak. Am Tag nach ihrer Festnahme wird el-Mahroug von Nicole Minetti, frischgebackene Abgeordnete im Regionalparlament der Lombardei, vom Polizeipräsidium abgeholt.

Der eigentliche Skandal liegt aber nicht darin, dass der Staatschef die Polizei frech angelogen hat oder dass er in einer Strafsache interveniert hat, sondern in der Antwort auf die Frage, woher er die minderjährige Diebin kennt. Und da sagt Ruby, dass sie seit Februar 2010 mehrmals an Partys in Berlusconis Villa in Arcore teilgenommen habe. Partys, bei denen es nach dem Essen in Séparées zu sexuellen Ausschweifungen gekommen sein soll, die Berlusconi selber als Bunga Bunga bezeichnet habe. Ruby will von Berlusconi Geld- und Sachwerte im Wert von weit über 100.000 Euro erhalten haben. Wofür? Denn Sex mit Berlusconi will sie nicht gehabt haben.

Ende 2010 beginnt die Mailänder Staatsanwaltschaft gegen Berlusconi wegen concussione „Amtsmissbrauch“ und prostituzione minorile „Kinderprostitution“ zu ermitteln. Berlusconi versucht, das Mailänder Gericht für nicht zuständig erklären zu lassen und den Prozess durch Nichterscheinen hinauszuzögern, bevor er im Oktober 2012 endlich vor Gericht erscheint: war alles nur ein Scherz, war alles ganz harmlos, er sei von Ruby belogen worden. Was Bunga Bunga eigentlich heißt, weiß kein Mensch.

Nicole Minetti, die aus Rimini stammende gelernte Zahnhygienikerin ist zu der Zeit, als sie auf Berlusconis Geheiß Ruby von der Polizei abholt, 25 Jahre alt. Sie hat zunächst als spärlich bekleidetes Showgirl bei Berlusconis Fernsehsender begonnen. Sie lernt Berlusconi im Dezember 2009 im Krankenhaus kennen, als sich dieser dort wegen zweier beschädigter Zähne behandeln lässt. (Ein psychisch Gestörter hatte Berlusconi nach einer Parteiveranstaltung in Mailand eine Statue des Mailänder Doms ins Gesicht geschlagen.) Im Februar 2010 ist sie bereits Kandidatin für das Regionalparlament, im April wird sie Abgeordnete. Anscheinend wird sie dafür zuständig, geeignete Damen für Bunga Bunga zu finden und zu den Partys zu bringen. Deshalb wurde sie im Juli 2013 in erster Instanz zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Am 18. Juli 2014 wurde Berlusconi in zweiter Instanz freigesprochen: weder habe der Cavaliere seinen Einfluss genutzt, um Rubys Freilassung aus dem Polizeigewahrsam zu bewirken, noch seien ihm strafbare sexuelle Handlungen mit Ruby nachzuweisen.

Quellen: Wikipedia-Art. Bunga Bunga, Ruby-Affäre, Nicole Minetti
Pisa, Nick: Running for Parliament, the Italian showgirl who made Silvio Berlusconi smile again. Mail Online, 19. Februar 2010
Randacio, Emilio: Berlusconi indagato per il caso Ruby. la Repubblica.it, 14. Jänner 2011
Reinbold, Fabian: Skandalpolitikerin Nicole Minetti: Berlusconis Amüsierchefin muss gehen. Spiegel Online, 20. Juli 2012
"Ruby"-Affäre: Berlusconi-Vertraute zu Gefängnisstrafen verurteilt. Spiegel Online, 19. Juli 2013
Berlusconi im Ruby-Prozess freigesprochen. derStandard.at, 18. Juli 2014 (Druckausg. vom 19.07.)

Die sieben Hügel Roms



Urheber: Burny, basierend auf einem Werk von Renata3. Quelle: Wikimedia. Lizenz: GFDL, CC-BY-SA. Bearbeitung: Beschriftungen geändert.

Das Kapitol (lat. Capitolium, clivus/mons Capitolinus, ital. il Campidoglio) hatte zwei Kuppen. Auf der südlichen (wenn man von der Piazza Venezia kommend die Cordonata hochgeht, der rechten) befand sich der Tempel der Kapitolinischen Trias, d.h. der drei Götter Iuppiter Optimus Maximus, Iuno und Minerva; die Reste der Tempelfundamente sind heute im sog. Konservatorenpalast zu besichtigen. Nur dieser Teil hieß in der Antike Capitolium. Die nördliche Kuppe trug die Burg (und hieß daher lat. arx), seit dem 4. Jh. den Tempel der Iuno Moneta; heute steht hier die Kirche Santa Maria in Aracoeli. Dazwischen lag eine Senke, das asylum. Heute ist die Senke aufgeschüttet und es befindet sich hier die von Michelangelo entworfene Piazza mit dem sternförmigen Muster und den umliegenden Palazzi (Palazzo Senatorio, Palazzo Nuovo, Palazzo dei Conservatori). Am östlichen Ende des Kapitols liegt das Forum Romanum.

Der Palatin (lat. Palatium, collis/mons Palatinus, ital. il Palatino) ist der Ort, an dem der Sage nach Romulus die erste Ansiedlung gründetet. In der späten Republik war er ein Wohnviertel der Reichen. Hier errichteten die röm. Kaiser ihre Paläste (die Wörter Palast, palazzo kommen von lat. Palatium). In der frühen Neuzeit wurden die Farnesinischen Gärten angelegt. Heute ist das Areal ein archäolog. Park. Im Norden grenzt der Palatin an das Forum Romanum, im Süden liegt das Areal des Circus Maximus.

Der Aventin (lat. (mons) Aventinus, ital. l'Aventino) erhebt sich auf der anderen Seiten des Circus Maximus, er war ein Wohnviertel der ärmeren Bevölkerung.

Der Caelius (lat. Caelius mons, ital. Celio) war in der Antike eine Wohngegend für Wohlhabende. Hier liegen die Caracallathermen.

Der Esquilin (lat. Esquiliae, mons Esquilinus, ital. Esquilino) hat drei Kuppen: Oppius (ital. l'Oppio) im Süden, Cispius (ital. il Cispio) im Norden, Fagutal (ital. il Fagutale) im Westen; letzterer wird aber oft nur als Teil des Oppius angesehen. Auf dem Oppius stand Neros Residenz (die sog. domus aurea), auf dem Cispius befindet sich die Basilika Santa Maria Maggiore.

Auf dem Viminal (lat. Viminalis collis, ital. il Viminale) ist heute der Palazzo del Viminale (welcher das Innenministerium beherbergt). Hier waren die Diokletiansthermen.

Auf dem Quirinal (lat. collis Quirinalis, ital. il Quirinale) steht heute der Quirinalspalast (Palazzo del Quirinale, heute Amtssitz des Staatspräsidenten) mit dem Dioskurenbrunnen davor. Die momentalen Statuen der Dioskuren mit ihren Pferden gaben dem Hügel den mittelalterl. Namen monte cavallo. Hier befanden sich die Konstantinsthermen.

Im heutigen Rom gibt es noch weitere Hügel, die aber in der Antike außerhalb der Stadt lagen:


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 3. Aug. 2024