Michael Neuhold Homepage
Startseite > Geschichte > Texte zum Schlaraffenland

Texte zum Schlaraffenland


Es fing ganz harmlos an: ich wollte wissen, woher der Mythos um El Dorado stammt. Die deutschsprachige Wikipedia nennt im Artikel  Eldorado (Stand 1.10.2010) wie so oft keine Primärtexte. Als ich diese dann fand, musste ich feststellen, dass diese spanisch waren (in buchstäblichem und übertragenem Sinn) und es im Netz keine Übersetzungen gibt.

Dann folgte ich einigen Verweisen und landete schließlich beim Garten Eden und beim Schlaraffenland. Bei letzterem stellte ich fest, dass zwar dauernd dieselben Texte genannt werden, aber ich konnte nirgends deutsche Übersetzungen finden.

Schließlich beschloss ich, die Texte, so gut ich es vermochte, selbst zu übersetzen. Während ich des Griech. noch hinreichend mächtig bin, ist es beim Altfranz., Mittelengl. und Span. nicht so gut bestellt. Mit Fehlern ist zu rechnen und wer es besser kann, möge mich auf diese hinweisen.

Die Auswahl der Texte ist keinesfalls erschöpfend, sondern exemplarisch.


Pieter Bruegel der Ältere, Het Luilekkerland, 1567 (Alte Pinakothek, München).- Quelle:  Vorschaubild bei Wikipedia.
Hinweise auf verschiedene Texte verdanke ich:
 Wright, Thomas: St. Patrick's Purgatory. An essay on the legends of purgatory, hell, and paradise, current during the middle ages.- London 1844. Kap. 2 (PDF bei Cimmay)
Alle relevanten Fragmente der alten Komödie zu diesem Thema in italien. Übersetzung bietet:
 Pellegrino, Matteo: Antiche immagini di ‘mondi alla rovescia’. bei GriseldaOnline

Das Land, in dem Nahrung im Überfluss vorhanden ist (die Tiere laufen und fliegen bereits in gebratenem Zustand umher, Brot wächst auf den Bäumen, die Brunnen geben Wein u.ä.) und sozialen Rollen umgekehrt sind (Faulheit ist eine Tugend und wird belohnt, für Dummheit bekommt man einen Doktortitel usw.) ist ein altes, meist satirisch verwendetes Motiv, das bereits für die Antike bezeugt ist. Es hat in den verschiedenen Ländern Europas je eigene literarische Ausgestaltung erfahren.

Aristophanes, Ekklesiazusen

Schon die Alte Komödie der Athener spielte gerne mit Utopien, nicht selten, um auch ihre Schattenseiten zu zeigen und daraus komische Effekte zu gewinnen. So etwa wenn bei Aristophanes die Frauen in der Volksversammlung (Ekklesiazusen) sich selbst die Herrschaft übertragen und anschließend eine neue Verfassung ausrufen mit allgemeinem Wohlstand, Güter- und Sexualpartnergemeinschaft. Am Schluß wird zu einem Festmahl geladen, bei dem es

λοπαδο|­τεμαχο|­σελαχο|­γαλεο|­κρανιο|­λειψανο|­δριμυ|­ποτριμματο|­σιλφιο|­τυρο|­μελιτο|­κατακεχυμενο|­κιχλ|­επι|­κοσσυφο|­φαττο|­περιστερ|­αλεκτρυον|­οπτ|­εκεφαλλιο|­κιγκλο|­πελειο|­λαγῳο|­σιραιο|­βαφη|­τραγανο|­πτερυγών

gibt - ein Wortungetüm, das die Donau­dampf­schiff­fahrts­gesellschafts­kapitäns­mütze noch um Längen abhängt (ich habe die Wortbestandteile durch Längsstriche abgetrennt). Es bezeichnet eine Speise, die ungefähr aus folgenden Bestandteilen besteht:

Text nach:

Napfschnecken sind in Zubereitung und Geschmack den Muscheln ähnlich.
Wacholderdrosseln und Amseln (eine Drosselart) galten als Delikatesse. Ebenso die verschiedenen Taubenarten.
Silphion ist bis heute nicht eindeutig identifiziert, wurde möglicherweise schon in der Antike ausgerottet. Vermutl. war es mit dem Stinkasant (auch Teufelsdreck genannt) nahe verwandt.

Bekannter ist vermutlich das Wolkenkuckucksheim in Aristophanes' Vögel. Zwei Athener wandern - des ewigen Prozessierens überdrüssig - aus, ziehen zu den Vögeln und gründen mit ihnen eine Stadt in den Lüften. Dank dieser Position zwischen Himmel und Erde kann Wolkenkuckucksheim sowohl Göttern als auch Menschen Bedingungen diktieren - zum allgemeinen Vorteil aller ( Dt. Übers. z.B. bei Gutenberg.de).

Was aßen die antiken Griechen?

In der griech. Antike war nur der Transport über Wasser wohlfeil, Transport über Land war aufwendig und teuer. Importierte Lebensmittel gab es also wohl nur in den Küstenstädten, im Landesinneren konnten sich das nur die Reichen leisten. Dort musste man also von dem leben, was vor Ort verfügbar war. Das betrifft vor allem den Weizen, der zum größeren Teil aus der Schwarzmeerregion eingeführt wurde.

Es gab noch keine Kühlhaltung. Tierische Produkte mussten also konsumiert werden, wenn sie anfielen, oder sie mussten rasch weiterverarbeitet werden: Milch musste zu Käse verarbeitet werden, Fleisch und Fisch mussten eingepökelt werden. Frisches Fleisch gab es daher hauptsächlich an Festtagen, wenn geschlachtet wurde, Fisch und Meeresfrüchte im wesentlichen an der Küste. An Fleisch aß man hauptsächlich Schaf-, Ziegen- und Schweinefleisch. Rinderhaltung war in der gebirgigen Landschaft und trockenen Vegetation nur wenig verbreitet. Geflügelzucht spielte vor dem Hellenismus anscheinend keine nennenswerte Rolle. An Fisch aß man Barbe, Schwertfisch, Hering, Sardine, Thunfisch, Rochen, Aal, Oktopus, Kalmar u.a. Gejagt wurden Hasen und verschiedene Vogelarten.

Die Griechen der Antike kannten viele der für die neuzeitliche griech. Küche typischen Gemüsesorten noch nicht: keine Tomaten, Paprika, Kartoffeln, Stangenbohnen (Grüne Bohnen, Fisolen) oder Mais (nach der Entdeckung Amerikas in Europa eingeführt), auch keinen Roggen (wurde bis zum Mittelalter nur nördl. der Alpen angebaut).

Reis wurde durch Alexander d. Gr. bekannt, sein Anbau wurde aber erst von den Mauren in Europa eingeführt (wie übrigens lt. Wikipedia auch der der Aubergine). Hafer galt als Unkraut und wurde bestenfalls als Tierfutter verwendet (während bei den Germanen Hafer ein Hauptnahrungsmittel war). Das wichtigste Getreide war Gerste, das daraus gebackene Brot (μᾶζα) waren harte, bröselige Fladen, weil ungesäuert.

In der Antike gab es keinen Zucker. Zum Süßen verwendete man Honig oder durch Kochen zum Sirup eingedickten Fruchtsaft, insbes. Traubensirup.

Nudeln wurden nach verbreiteter Auffassung von Marco Polo aus China mitgebracht. Für die bei Wikipedia (z.B. im Artikel  Nudeln) geäußerte Behauptung, schon die Griechen hätten Nudeln gekannt, habe ich bisher keinen Beleg gefunden.

Der Speiseplan war bestimmt von Getreide (Gerste, Weizen, Hirse), Hülsenfrüchten (Erbsen, Kichererbsen, Linsen, Saubohnen), Lauchgewächsen (Zwiebeln, Porree, Knoblauch), Kürbisgewächsen (Gurken, Melonen, der Gartenkürbis stammt aber aus Südamerika), Rettich, Sellerie, Kohl usw., Oliven und Olivenöl, Ziegenkäse, Wein, Weintrauben, Feigen, Kastanien u.ä.

Detailliertere Informationen dazu findet man im englischsprachigen Wikipedia-Artikel  Ancient Greek cuisine.

Telekleides, Amphiktyones

Ganz deutliche Elemente des Schlaraffenlandes findet man in einigen Komödienfragmenten. Eines stammt aus den Amphiktyones des Telekleides (um 440 v.Chr., frg. 1 Kock). Es spricht nach Kock vermutlich Amphiktyon, der mythische Gründer der delphischen Amphiktyonie (ein religiöser und politischer Stammesverband).

Text nach den beiden Ausgaben:

Λέξω τοίνυν βίον ἐξ ἀρχῆς ὃν ἐγὼ θνητοῖσι παρεῖχον. Ich werde nun das Leben erzählen, das ich den Sterblichen ursprünglich gewährte.
εἰρήνη μὲν πρῶτον ἁπάντων ἦν ὥσπερ ὕδωρ κατὰ χειρός. Friede aller war anfangs wie Wasser die Hand hinab. Wasser die Hand hinab (oder: herab) war angeblich eine Redewendung, die etwas ganz Leichtes bezeichnete.
ἡ γῆ δ’ ἔφερ’ οὐ δέος οὐδὲ νόσους, ἀλλ’ αὐτόματ’ ἦν τὰ δέοντα· Die Erde trug nicht Furcht noch Krankheiten, sondern von selbst war das Nötige da:
οἴνῳ γὰρ ἅπασ’ ἔρρει χαράδρα, μᾶζαι δ’ ἄρτοις ἐμάχοντο von Wein floss jedes Bachbett, die Brote kämpften mit den Semmeln wörtl.: die Gerstenbrote kämpften mit den Weizenbroten
5 περὶ τοῖς στόμασιν τῶν ἀνθρώπων ἱκετεύουσαι καταπίνειν, um die Münder der Menschen und flehten darum, (sie) zu verschlingen,
εἴ τι φιλοῖεν τὰς λευκοτάτας. οἱ δ’ ἰχθύες οἴκαδ’ ἰόντες wenn sie etwa die weißesten liebten. Die Fische aber, nach Hause schwimmend, nach Hause: nach dem Zuhause der Menschen
ἐξοπτῶντες σφᾶς αὐτοὺς ἂν παρέκειντ’ επὶ ταῖσι τραπέζαις. sich selber bratend, lagen wohl gelegentlich auf den Tischen bereit. ἄν + Imperf. vermutl. Potentialis der Vgh. mit iterativem Nebensinn
ζωμοῦ δ’ ἔρρει παρὰ τὰς κλίνας ποταμὸς κρέα θερμὰ κυλίνδων, Ein Strom von Suppe floss an den Speisesofas entlang und wälzte warmes Fleisch heran,
ὑποτριμματίων δ’ ὀχετοὶ τούτων τοῖς βουλομένοισι παρῆσαν, Kanäle von diesem Gulaschchen waren für die, die davon wollten, vorhanden, Gulasch: das griech. Wort bezeichnet laut Pape "eine herbe od. scharfe Brühe von allerlei zusammengeriebenen Kräutern u. Gewürzen"; davon: erg. φαγεῖν "essen" o.ä.
10 ὥστ’ ἀφθονία τὴν ἔνθεσιν ἦν ἄρδονθ’ ἁπαλὴν καταπίνειν. sodass Überfluss herrschte, den Bissen tränkend weich zu verschlingen. d.h. den Bissen einzutauchen und so weich zu machen und ihn zu verschlingen.
λεκανίσκαισιν δ’ ἀνάπαιστα παρῆν ἡδυσματίοις κατάπαστα. Für die Schüsselchen waren Spottgedichte mit Gewürzchen bestreut vorhanden. Soll man annehmen, dass "Spott(gedicht)" der Name einer Speise war (wie unser Schmarren)? Oder ist hier eine metrische Anmerkung in den Text gerutscht?
ὀπταὶ δὲ κίχλαι μετ’ ἀμητίσκων εἰς τὸν φάρυγ’ εἰσεπέτοντο· Gebratene Drosseln mit Milchküchlein flogen in den Schlund;
τῶν δὲ πλακούντων ὠστιζομένων περὶ τὴν γνάθον ἦν ἀλαλητός. von den Kuchen, die sich um die Kinnlade drängten, war ein Geschrei.
μήτρας δὲ τόμοις καὶ χναυματίοις οἱ παῖδες ἂν ἠστραγάλιζον. Die Knaben würfelten wohl hie und da mit Schnitten und Stücken der Gebärmutter. Gebärmutter: des Schweins, eine Delikatesse
15 οἱ δ’ ἄνθρωποι πίονες ἦσαν τότε καὶ μέγα χρῆμα Γιγάντων. Die Menschen waren damals fett und ein großes Exemplar von Giganten Exemplar von Giganten: d.h. so groß wie die myth. Riesen

Der paradiesische Zustand ist hier in die primordiale Zeit des Anfangs zurückverlegt. Einen Anklang an diesen Text bietet das nur zweieinhalb Verse lange frg. 165 aus den Plutoi des Kratinos. Athenaios zitiert es mit den Worten: "Die Dichter der alten Komödie erzählen, wenn sie über das das Leben im Altertum reden, dass damals kein Bedarf an Sklaven bestand." Es geht also ebenfalls um einen besseren Zustand in der Vergangenheit.

Pherekrates, Metalleis

Ein zweites Fragment stammt aus den Bergmännern des Pherekrates (erfolgreich ab 435, frg. 108 Kock). Wie aus dem Text nach und nach klar wird, berichtet eine aus der Unterwelt zurückgekehrte Frau über den Überfluß, der bei den Toten herrscht.

Ich habe versucht, in meiner Übertragung die Versgrenzen des griech. Textes zu wahren, wodurch sie reichlich hölzern klingt. Überdies ist der Text an einigen Stellen verderbt.

Πλούτῳ δ’ ἐκεῖν’ ἦν πάντα συμπεφυρμένα, Mit Reichtum war jenes alles vermischt,
ἐν πᾶσιν ἀγαθοῖς πάντα τρόπον εἰργασμένα· in allem Guten auf jede Weise gearbeitet: Kock sagt: Vers 2 scheint verfälscht, er stimmt sicher nicht mit der attischen Redeweise überein
ποταμοὶ μὲν ἀθάρης καὶ μέλανος ζωμοῦ πλέῳ Flüsse voll von Mehlbrei und schwarzer Suppe Schwarze Suppe: die berühmte Blutsuppe der Spartaner aus Schweineblut, -fleisch, Essig und Salz
διὰ τῶν στενωπῶν τονθολυγοῦντες ἔρρεον flossen murmelnd durch Engpässe Kock hat πομφολυγοῦντες "brodelnd, sprudelnd"
5 αὐταῖσι μυστίλαισι, καὶ ναστῶν τρύφη, mit Löffelbroten selbst, und Üppigkeit von Opferkuchen, V. 5-9 dürfte der Text etwas in Unordnung geraten sein; Löffelbrot: Brot in Löffelform, um damit Suppe oder Sauce zu löffeln
ὥστ’ εὐμαρῆ γε καὐτομάτην τὴν ἔνθεσιν sodass der Bissen leicht und von selbst
χωρεῖν λιπαρὰν κατὰ τοῦ λάρυγγος τοῖς νεκροῖς. fett den Toten die Speiseröhre hinunterging.
φύσκαι δὲ καὶ ζέοντες ἀλλάντων τόμοι Darmwürste und kochende Wurststücke
παρὰ τοῖς ποταμοῖς σίζοντ’ ἐκέχυτ’ ἀντ’ ὀστράκων. ergoss sich zischend bei den Flüssen an Stelle von Schalen. Meineke liest ἐκέχυντ’ "ergossen sich", aber auch so kann σίζοντ’ syntaktisch nicht untergebracht werden
10 καὶ μὴν παρῆν τεμάχη μὲν ἐξωπτημένα aber es gab auch Stücke von gebratenem Stockfisch,
καταχυσματίοισι παντοδαποῖσιν εὐπρεπῆ, allerlei Saußen geziemend,
τεύτλοισί τ’ ἐγχέλεια συγκεκαλυμμένα. und mit Mangold umhülltes Aalfleisch.
σχελίδες δ’ ὁλόκνημοι πλησίον τακερώταται Rippenstücke mit dem ganzen Bein, nahe am zartesten,
ἐπὶ πινακίσκοις, καὶ δίεφθ’ ἀκροκώλια auf Tellerchen, und gutgekochte Schweinsfüße, ἀκροκώλια sind alle abstehenden Körperteile: Schnauze, Ohren, Klauen (Schweineohren sind im Dt. ein Blätterteiggebäck)
15 ἥδιστον ἀτμίζοντα, καὶ χόλικες βοός, aufs angenehmste dampfend, und Rinderdärme, Kock: ἀπατμίζοντα "verdampfend" (?)
καὶ πλευρὰ δελφάκει’ ἐπεξανθισμένα und überbräunte Ferkelrippen,
χναυρότατα παρέκειτ’ ἐπ’ ἀμύλοις καθήμενα. leckerste, lagen daneben auf feinen Kuchen sitzend.
παρῆν δὲ χόνδρος γάλατι κατανενιμμένος Es gab Graupen, mit Milch abgewaschen
ἐν καταχύτλοις λεκάναισι καὶ πυοῦ τόμοι. in Gießkannenschüsseln, und Schnitten von Biestmilch(käse). Meineke: πύου (doch scheint das WB von Liddell/Scott 8.Aufl. die anfangsbetonten Formen für falsch zu halten); Biestmilch ist die Vormilch (Kolostrum) der Kuh
20 Β. Οἴμ’ ὡς ἀπολεῖς μ’ ἐνταῦθα διατρίβουσ’ ἔτι, B. Wehe mir, wie wirst du mich umbringen, wenn du hier noch weiter verweilst, du... verweilst: im Griech. Part. Fem., was zeigt, dass die Angesprochene eine Frau ist
παρὸν κολυμβᾶν ὡς ἔχετ’ εἰς τὸν Τάρταρον. obwohl es doch freisteht, wie ihr seid, in den Tartaros zu tauchen. wie ihr seid: d.h. ohne Vorbereitung, auf der Stelle (vgl. Hdt 1,114,5, Thuc 1,134,3); Tartaros ist der Strafort der griech. Unterwelt
Α. Τί δῆτα λέξεις τἀπίλοιπ’ ἤνπερ πύθῃ; A. Was wird du denn sagen, wenn du auch den Rest erfährst?
ὀπταὶ κίχλαι γὰρ εἰς ἀνάβραστ’ ἠρτυμέναι Denn gebratene Drosseln zu Gesottenem zubereitet γὰρ εἰς] Meineke δ’ ἐπὶ τοῖσδ’; ich verstehe weder Meinekes noch Kocks Text.
περὶ τὸ στόμ’ ἐπέτοντ’ ἀντιβολοῦσαι καταπιεῖν, flogen um den Mund herum, darum bittend, (sie) zu verschlingen,
25 ὑπὸ μυρρίναισι κἀνεμώναις κεχυμέναι. unter Myrten und Anemonen ausgebreitet. ausgebreitet: soll sich wohl auf die in V. 21 angesprochenen Frauen beziehen, aber der Nom. würde syntaktisch zu den Drosseln gehören, weshalb Kock κεχυμένας (Akk.Pl. wohl abhängig von ἀντιβολοῦσαι) konjiziert.
τὰ δὲ μῆλ’ ἐκρέματο τὰ καλὰ τῶν καλῶν ἰδεῖν Die Äpfel, die Schönen der Schönen zu sehen, hingen die Schönen usw.: soll vermutl. heißen: die schönsten, die es zu sehen gibt. Kock konjiziert "wunderschöne (Äpfel) der kydonischen" (was m.E. auch nicht mehr Sinn ergibt)
ὑπὲρ κεφαλῆς, ἐξ οὐδενὸς πεφυκότα. über dem Kopf, aus nichts gewachsen.
κόραι δ’ ἐν ἀμπεχόναις τριχάπτοις ἀρτίως Mädchen in durchsichtigen Gewändern, gerade erst durchsichtigen: wörtl. "aus aus Haar geflochtenen", aber härenes (d.h. aus Ziegenhaar) Gewand ist auf bloßer Haut kratzig und wurde daher als Büßer- oder Mönchsgewand verwendet, hier ist vermutlich etwas Durchscheinendes gemeint.
ἡβυλλιῶσαι καὶ τὰ ῥόδα κεκαρμέναι mannbar geworden und die Rosen rasiert: καὶ τὰ ῥόδα κεκαρμέναι] Kock τὰ ῥόδα καὶ κεκαρμέναι; Rosen rasiert: griech. Frauen entfernten (dem damaligen Schönheitsideal entsprechend) ihr Schamhaar
30 πλήρεις κύλικας οἴνου μέλανος ἀνθοσμίου volle Becher schwarzen duftenden Weines
ἤντλουν διὰ χώνης τοῖσι βουλομένοις πιεῖν. schöpften sie durch einen Trichter denen, die trinken wollten.
καὶ τῶνδ’ ἑκάστοτ’ εἰ φάγοι τις ἢ πίοι, und jedesmal wenn von diesen einer aß oder trank, ἑκάστοτ’] Meineke ἕπαστος (=ἕκαστος?)
διπλάσι’ ἐγίγνετ’ εὐθὺς ἐξ ἀρχῆς πάλιν. gab es ein Doppeltes rasch von Anfang wieder.

Offenbar wird in satirischer Weise das Totenreich, das im griech. Jenseitsglauben sonst als Reich kraft- und erinnerungsloser Schatten erscheint, als Schlaraffenland beschrieben, in das die Minenarbeiter (daher der Titel) vorgedrungen sind.

Pherekrates, Persai

In den Persern desselben Pherekrates (frg. 130 Kock), erwidert nach Franz Ritter ein Verehrer des Plutos (Personifikation des Reichtums) diese Worte der Penia (der Personifikation der Armut) oder jemandem, der diese gerade gepriesen hat, dass durch sie Pflüger, Gespannmacher, Schmiede usw. zur Arbeit veranlasst würden. (Vgl. das Streitgespräch mit Penia in Aristophanes' Plutos 411-613, inbes. 506-512.)

Τίς δ’ ἔσθ ἡμῖν τῶν σῶν ἀροτῶν ἢ ζυγοποιῶν ἔτι χρεία, Welchen Bedarf an deinen Pflügern oder Gespannmachern haben wir noch,
ἢ δρεπανουργῶν ἢ χαλκοτύπων ἢ σπέρματος ἢ χαρακισμοῦ; oder an Sichelschmieden oder Kupferschmieden oder Samen oder Umzäunungen?
αὐτόματοι γὰρ διὰ τῶν τριόδων ποταμοὶ λιπαροῖς ἐπιπάστοις Von selbst nämlich über die Kreuzwege werden Flüsse schwarzer Suppe,
ζωμοῦ μέλανος καὶ Ἀχιλλείοις μάζαις κοχυδοῦντες ἐπιβλύξ von fetten Streuselkuchen und achilleischen Broten reichlich strömend, im Überfluss achilleischen: eine besondere Gerstensorte?
5 ἀπὸ τῶν πηγῶν τῶν τοῦ Πλούτου ῥεύσονται, σφῶν ἀρύτεσθαι. von den Quellen des Plutos fließen, sich davon zu schöpfen.
ὁ Ζεὺς δ’ ὕων οἴνῳ καπνίᾳ κατὰ τοῦ κεράμου βαλανεύσει, Zeus aber, der regnen lässt Rauchwein auf das Dach hinab, wird Bademeister sein, Rauchwein: vermutl. eine Traubensorte; Bademeister: weil es so reichlich regnen wird
ἀπὸ τῶν δὲ τεγῶν ὀχετοὶ βοτρύων μετὰ ναστίσκων πολυτύρων von den Dächern werden Kanäle von Weintrauben mit Küchlein mit viel Käse
ὀχετεύσονται θερμῷ σὺν ἔτνει καὶ λειριοπολφανεμώναις. geleitet werden mit warmem Püree und Lilienanemonenschmarren. Lilienanemonenschmarren: LSJ s.v. πολφός: "a sort of farinaceous food"; Lilien und Anemonen sind hier vielleicht Mehlsorten.
τὰ δὲ δὴ δένδρη τἀν τοῖς ὄρεσιν χορδαῖς ὀπταῖς ἐριφείοις Die Bäume gar auf den Bergen werden mit gebratenen Ziegenbockwürsten
10 φυλλοροήσει, καὶ τευθιδίοις ἁπαλοῖς κίχλαις τ’ ἀναβράστοις. lauben und mit zarten Tintenfischchen und gesottenen Wachteln. lauben: die Blätter abwerfen; ἁπαλοῖς] Kock ἁπαλοῖσι

Das Schlaraffenland wird hier in die Zukunft projiziert und zwar, wie der Titel viele vermuten lässt, ins ferne Persien.

Übersetzungen von Bezeichnungen für Speisen sind ein Problem für sich. Viele der griech. Speisen können nur näherungsweise bestimmt werden. Blickt man in den LSJ (Greek-English Lexicon von Liddell/Scott/Jones), kommt noch das Problem der Übersetzung aus dem Engl. dazu. Was meint LSJ 8. Aufl., wenn zu πολφός gesagt wird "like macaroni"? Macaroni sind im Engl. hörnchenförmige Nudeln, ist das hier wirklich gemeint? Bei λειριοπολφανεμώνη steht "omelet made with lilies, etc.". Ein omelet wird aus Eiern gemacht, ohne Mehl, ein πολφός aber ist "farinaceous food". Bei μᾶζα ist die erste Übersetzung "barley-cake". Unter cake verstehe ich süßes Backwerk, μᾶζα ist aber meines Wissens normalerweise Gerstenbrot (im Ggs. zum hochwertigeren ἄρτος "Weizenbrot").

Lukian, Vera historia

Die Wahren Geschichten des Lukian von Samosata (2. Jh.), eine Parodie auf allzu dick aufgetragene Münchhausiaden in antiken Abenteurromanen, enthält ebenfalls einige der für Schlaraffenland typischen Elemente: neben dem Weinfluss (1,7) und der Insel aus Käse in einem Milchmeer (2,3) ist es vor allem die Beschreibung der Insel der Seligen im 2. Buch:

Der griech. Text ist online verfügbar bei
 Sacred-texts (Text der Loeb-Ausgabe, der inzwischen gemeinfrei ist, offenbar identisch mit dem Text der Oxford-Ausgabe von M. D. MacLeod)
In Form gescannter Bücher:
 Lucianus. Hrsg. v. Julius Sommerbrodt.- Bd. 2, Teil 1.- Berlin: Weidmann, 1893. S. 27ff (schlecht lesbarer Scan, S. 27 fehlt)
 Luciani Samosatensis Opera. Hrsg. v. Wilhelm Dindorf.- Bd. 2.- Leipzig: Tauchnitz, 1858. S. 25ff
Dt. Übersetzungen:
 Lucian's Werke. Dt. v. Theodor Fischer.- Bd. 2.- Stuttgart: Hoffmann, 1866. S. 88ff
 Lucian's Werke. Übers. v. August Pauly.- Bd. 6.- Stuttgart: Metzler, 1827. S. 684ff
11 αὐτὴ μὲν οὖν ἡ πόλις πᾶσα χρυσῆ, τὸ δὲ τεῖχος περίκειται σμαράγδινον· πύλαι δέ εἰσιν ἑπτά, πᾶσαι μονόξυλοι κινναμώμινοι· τὸ μέντοι ἔδαφος τῆς πόλεως καὶ ἡ ἐντὸς τοῦ τείχους γῆ ἐλεφαντίνη· ναοὶ δὲ πάντων θεῶν βηρύλλου λίθου ᾠκοδομημένοι, καὶ βωμοὶ ἐν αὐτοῖς μέγιστοι μονόλιθοι ἀμεθύστινοι, ἐφ’ ὧν ποιοῦσι τὰς ἑκατόμβας. περὶ δὲ τὴν πόλιν ῥεῖ ποταμὸς μύρου τοῦ καλλίστου, τὸ πλάτος πήχεων ἑκατὸν βασιλικῶν, βάθος δὲ 〈πέντε〉, ὥστε νεῖν εὐμαρῶς. λουτρὰ δέ ἐστιν αὐτοῖς οἶκοι μεγάλοι ὑάλινοι, τῷ κινναμώμῳ ἐγκαιόμενοι· ἀντὶ μέντοι ὕδατος ἐν ταῖς πυέλοις δρόσος θερμὴ ἔστιν. Die Stadt selbst nun ist ganz aus Gold, die Mauer umgibt sie aus Smaragd; die Tore sind sieben, alle aus einem Stück Zimtholz; der Boden der Stadt hingegen und das Land innerhalb der Mauer aus Elfenbein; die Tempel aller Götter sind aus Beryllstein erbaut, und in ihnen sind sehr große Altäre aus einem Amethyst, auf denen sie die Hundertopfer darbringen. Um die Stadt fließt ein Fluss aus schönstem Öl, die Breite hundert königliche Ellen, die Tiefe fünf, sodass man leicht schwimmen kann. Ihre Bäder sind große gläserne Häuser, mit Zimtholz beheizt. Anstelle von Wasser indes ist in den Badewannen warmer Tau.
12 ἐσθῆτι δὲ χρῶνται ἀραχνίοις λεπτοῖς, πορφυροῖς. αὐτοὶ δὲ σώματα μὲν οὐκ ἔχουσιν, ἀλλ’ ἀναφεῖς καὶ ἄσαρκοί εἰσι, μορφὴν δὲ καὶ ἰδέαν μόνην ἐμφαίνουσι, καὶ ἀσώματοι ὄντες ὅμως συνεστᾶσι καὶ κινοῦνται καὶ φρονοῦσι καὶ φωνὴν ἀφιᾶσι, καὶ ὅλως ἔοικε γυμνή τις ἡ ψυχὴ αὐτῶν περιπολεῖν τὴν τοῦ σώματος ὁμοιότητα περικειμένη· εἰ γοῦν μὴ ἅψαιτό τις, οὐκ ἂν ἐξελέγξειε μὴ εἶναι σῶμα τὸ ὁρώμενον· εἰσὶ γὰρ ὥσπερ σκιαὶ ὀρθαί, οὐ μέλαιναι. γηράσκει δὲ οὐδείς, ἀλλ’ ἐφ’ ἧς ἂν ἡλικίας ἔλθῃ παραμένει. οὐ μὴν οὐδὲ νὺξ παρ’ αὐτοῖς γίνεται, οὐδὲ ἡμέρα πάνυ λαμπρά· καθάπερ δὲ τὸ λυκαυγὲς ἤδη πρὸς ἕω, μηδέπω ἀνατείλαντος ἡλίου, τοιοῦτο φῶς ἐπέχει τὴν γῆν. καὶ μέντοι καὶ ὥραν μίαν ἴσασι τοῦ ἔτους· αἰεὶ γὰρ παρ’ αὐτοῖς ἔαρ ἐστὶ καὶ εἷς ἄνεμος παρ’ αὐτοῖς πνεῖ ὁ ζέφυρος. Als Kleidung verwenden sie feine purpurne Spinngewebe. Sie selber haben keinen Körper, sondern sie sind unberührbar und fleischlos, sie zeigen nur Form und Gestalt, und obwohl sie körperlos sind, stehen sie zusammen, bewegen sich, haben Bewusstsein und lassen ihre Stimme ertönen, und überhaupt scheint ihre gewissermaßen nackte Seele sich, (nur) mit der Ähnlichkeit des Körpers bekleidet, herumzubewegen; wenn man (sie) nicht wenigstens berühren konnte, hätte man keinen Beweis, dass das, was man sieht, Körper ist; sie sind nämlich wie aufrechte Schatten, nicht schwarze. Niemand altert, sondern in welchem Alter man kommt, bleibt man. Es wird bei ihnen weder Nacht, noch ganz heller Tag. Wie das Dämmerlicht schon gegen Tagesanbruch, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist, ein solches Licht erstreckt sich über das Land. Und freilich kennen sie nur eine Jahreszeit; denn immer ist es bei ihnen Frühling und als einziger Wind weht bei ihnen der sanfte Westwind.
13 ἡ δὲ χώρα πᾶσι μὲν ἄνθεσι, πᾶσι δὲ φυτοῖς ἡμέροις τε καὶ σκιεροῖς τέθηλεν· αἱ μὲν γὰρ ἄμπελοι δωδεκάφοροί εἰσι καὶ κατὰ μῆνα ἕκαστον καρποφοροῦσι· τὰς δὲ ῥοιὰς καὶ τὰς μηλέας καὶ τὴν ἄλλην ὀπώραν ἔλεγον εἶναι τρισκαιδεκάφορον· ἑνὸς γὰρ μηνὸς τοῦ παρ’ αὐτοῖς Μινῴου δὶς καρποφορεῖν· ἀντὶ δὲ πυροῦ οἱ στάχυες ἄρτον ἕτοιμον ἐπ’ ἄκρων φύουσιν ὥσπερ μύκητας. πηγαὶ δὲ περὶ τὴν πόλιν ὕδατος μὲν πέντε καὶ ἑξήκοντα καὶ τριακόσιαι, μέλιτος δὲ ἄλλαι τοσαῦται, μύρου δὲ πεντακόσιαι, μικρότεραι μέντοι αὗται, καὶ ποταμοὶ γάλακτος ἑπτὰ καὶ οἴνου ὀκτώ. Das Land steht in Blüte von allen Blumen, allen zahmen und schattigen Pflanzen. Denn die Weinstöcke tragen zwölfmal (im Jahr) und bringen jedes Monat Frucht. Von den Granatapfelbäumen und den Apfelbäumen und dem übrigen Obst sagen sie, dass sie dreizehnmal im Jahr tragen; denn in dem einen Monat, der bei ihnen Minoisch heißt, trügen sie zweimal. Anstelle des Weizens bringen die Ähren oben fertiges Brot wie Pilze hervor. Um die Stadt herum sind dreihundertfünfundsechzig Wasserquellen, ebensoviel Honigquellen, Ölquellen fünfhundert, diese sind allerdings kleiner, und sieben Milch- und acht Weinflüsse.
14 τὸ δὲ συμπόσιον ἔξω τῆς πόλεως πεποίηται ἐν τῷ Ἠλυσίῳ καλουμένῳ πεδίῳ· λειμὼν δέ ἐστι κάλλιστος καὶ περὶ αὐτὸν ὕλη παντοία πυκνή, ἐπισκιάζουσα τοὺς κατακειμένους. καὶ στρωμνὴ μὲν ἐκ τῶν ἀνθέων ὑποβέβληται, διακονοῦνται δὲ καὶ παραφέρουσιν ἕκαστα οἱ ἄνεμοι πλήν γε τοῦ οἰνοχοεῖν· τούτου γὰρ οὐ δέονται, περὶ δὲ τὸ συμπόσιον ὑάλινά ἐστι μεγάλα δένδρα τῆς διαυγεστάτης ὑάλου, καὶ καρπός ἐστι τῶν δένδρων τούτων ποτήρια παντοῖα καὶ τὰς κατασκευὰς καὶ τὰ μεγέθη. ἐπειδὰν οὖν παρίῃ τις ἐς τὸ συμπόσιον, τρυγήσας ἓν ἢ καὶ δύο τῶν ἐκπωμάτων παρατίθεται, τὰ δὲ αὐτίκα οἴνου πλήρη γίνεται. οὕτω μὲν πίνουσιν, ἀντὶ δὲ τῶν στεφάνων αἱ ἀηδόνες καὶ τὰ ἄλλα μουσικὰ ὄρνεα ἐκ τῶν πλησίον λειμώνων τοῖς στόμασιν ἀνθολογοῦντα κατανίφει αὐτοὺς μετ’ ᾠδῆς ὑπερπετόμενα. καὶ μὴν καὶ μυρίζονται ὧδε· νεφέλαι πυκναὶ ἀνασπάσασαι μύρον ἐκ τῶν πηγῶν καὶ τοῦ ποταμοῦ καὶ ἐπιστᾶσαι ὑπὲρ τὸ συμπόσιον ἠρέμα τῶν ἀνέμων ὑποθλιβόντων ὕουσι λεπτὸν ὥσπερ δρόσον. Das Gastmahl ist außerhalb der Stadt hergerichtet auf dem Elysisch genannten Feld. Es ist eine wunderschöne Wiese, und um sie ein mannigfacher dichter Wald, der die zu Tische Liegenden beschattet. Und eine Decke aus den Blumen ist unten hingelegt, die Winde aber bedienen und und tragen alles auf außer dem Weineinschenken: daran besteht nämlich kein Bedarf, um das Gastmahl aber sind große gläserne Bäume aus durchsichtigstem Kristall, und die Frucht dieser Bäume ist eine Vielfalt an Trinkgefäßen sowohl hinsichtlich der Beschaffenheit als auch der Größe. Wenn nun einer zu dem Gastmahl hingeht, pflückt er einen oder auch zwei dieser Becher und stellt sie vor sich hin, die aber werden sogleich voller Wein. So trinken sie, statt der Kränze sammeln die Nachtigallen und die anderen Singvögel von den nahen Wiesen mit den Schnäbeln Blumen und beschneien sie, mit Gesang darüberfliegend. Aber auch gesalbt werden sie so: dichte Wolken ziehen Öl aus den Quellen und dem Fluss und tröpfeln es über das Gastmahl hin und regnen, während der Wind sanft ein wenig drückt, fein wie Tau.
15 ἐπὶ δὲ τῷ δείπνῳ μουσικῇ τε καὶ ᾠδαῖς σχολάζουσιν· ᾄδεται δὲ αὐτοῖς τὰ τοῦ Ὁμήρου ἔπη μάλιστα· καὶ αὐτὸς δὲ πάρεστι καὶ συνευωχεῖται αὐτοῖς ὑπὲρ τὸν Ὀδυσσέα κατακείμενος. οἱ μὲν οὖν χοροὶ ἐκ παίδων εἰσὶ καὶ παρθένων· ἐξάρχουσι δὲ καὶ συνᾴδουσιν Εὔνομός τε ὁ Λοκρὸς καὶ Ἀρίων ὁ Λέσβιος καὶ Ἀνακρέων καὶ Στησίχορος· καὶ γὰρ τοῦτον παρ’ αὐτοῖς ἐθεασάμην, ἤδη τῆς Ἑλένης αὐτῷ διηλλαγμένης. ἐπειδὰν δὲ οὗτοι παύσωνται ᾄδοντες, δεύτερος χορὸς παρέρχεται ἐκ κύκνων καὶ χελιδόνων καὶ ἀηδόνων. ἐπειδὰν δὲ καὶ οὗτοι ᾄσωσι, τότε ἤδη πᾶσα ἡ ὕλη ἐπαυλεῖ τῶν ἀνέμων καταρχόντων. Während des Mahles aber beschäftigen sie sich mit Musik und Gesängen. Besonders die Epen Homers werden ihnen vorgesungen; und er ist auch selbst anwesend und isst mit ihnen, über dem Odysseus zu Tische liegend. Die Chöre nun bestehen aus Knaben und Mädchen; es stimmen aber an und singen mit: Eunomos der Lokrer, Arion von Lesbos, Anakreon und Stesichoros; denn auch diesen sah ich bei ihnen, da Helena sich bereits mit ihm versöhnt hatte. Sobald diese aber zu singen aufhören, kommt ein zweiter Chor herzu aus Schwänen, Schwalben und Nachtigallen. Wenn aber auch diese singen, dann flötet bereits der ganze Wald, da die Winde aufkommen.
16 μέγιστον δὲ δὴ πρὸς εὐφροσύνην ἐκεῖνο ἔχουσι· πηγαί εἰσι δύο παρὰ τὸ συμπόσιον, ἡ μὲν γέλωτος, ἡ δὲ ἡδονῆς· ἐκ τούτων ἑκατέρας πάντες ἐν ἀρχῇ τῆς εὐωχίας πίνουσι καὶ τὸ λοιπὸν ἡδόμενοι καὶ γελῶντες διάγουσι. Am stärksten dient ihnen folgendes zur Fröhlichkeit: es gibt zwei Quellen neben dem Gastmahl, die eine des Lachens, die andere der Freude. Von einer jeden dieser beiden trinken alle zu Beginn des Schmauses und verbringen die übrige Zeit unter Freude und Lachen.

Carmina Burana


Eine Partie Puff (Tricktrack, Wurfzabel, eine frühe Form des Backgammon), schon seit der Antike (das Spiel hieß bei den Römern Duodecim scripta oder Tabula) ein beliebtes Brettspiel. Buchmalerei im Codex Buranus (13. Jh.).- Quelle:  Vorschaubild bei Wikipedia. Lizenz: Gemeinfrei.

Auf Franz. heißt das Schlaraffenland Pays de Cocagne, auf Ital. Paese di Cuccagna, auf Engl. Cockaigne oder Cockayne. Die Herkunft des Wortes ist unklar, diskutiert werden u.a. lat. coquere "kochen" (< idg. *pequ-) und engl. cake "Kuchen" (< idg. *kōka-/kaka-, ein Lallwort für "Speise, Brei" wie dt. Hamham). Die Wortwurzel ist erstmals bezeugt in Carmina Burana 222 (13. Jh.).

 Lat. Text z.B. bei Bibliotheca Augustana.

Ego sum abbas Cucaniensis Ich bin der Abt von Cucania,
et consilium meum est cum bibulis und mein Rat ist mit den Zechern,
et in secta Decii voluntas mea est, und in der Partei des Decius ist mein Wille.
et qui mane me quesierit in taberna, Und wer mich morgens im Gasthaus aufsucht,
5 post vesperam nudus egredietur wird nach dem Abendgottesdienst nackt herausgehen
et sic denudatus veste clamabit: und so der Kleidung entblößt schreien:
“wafna, wafna! »Zu Hülf, zu Hülf!
quid fecisti, sors turpissima! Was hast du gemacht, schändlichstes Geschick!
nostre vite gaudia Unseres Lebens Freuden
10 abstulisti omnia.“ hast du alle weggenommen.«

Das Schlaraffenland (Cucania) erscheint hier als Bruderschaft der Zecher und Spieler, als deren Meister sich das redende Ich sieht. Wer sich mit ihm einlässt, wird bis zum Abend sein Gewand verspielt haben und dann sein fehlendes Spielerglück beklagen. (Wafna heißt wohl "(zu den) Waffen" und entspricht so dem altfranz. à l'arme (woraus dt. Alarm). Es ist ein Warn- und Hilferuf.)

Li Fabliaus de Coquaigne

Ebenfalls aus dem 13. Jh. stammt die älteste Beschreibung des Schlaraffenlands in einem franz. Fabliau (eine Schwankerzählung in Versen).

Den Text habe ich aus:
 Fabliaux et contes des poetes françois des 11, 12, 13, 14, et 15e siecles, tirés des meilleurs auteurs. Hrsg. von [Étienne] Barbazan u. [Martin] Méon.- Nouv. éd. Bd. 4.- Paris 1808, S. 175-181 (bei Archive.org)
Unverzichtbar war mir:
 F[rançois] F[rédéric] Roget: An introduction to old French.- 3. Aufl.- London, Edinburgh, Oxford: Williams and Norgate, 1896 (bei Archive.org)
Einige Wortbedeutungen habe ich aus:
Roquefort, Jean-Baptiste-Bonaventure: Glossaire de la langue romane. 2 Bde., Paris 1808
 Bd. 1 [A-H] bei Google Books
 Bd. 2 [I-Z] bei Google Books
Hinweise zum Textverständnis verdanke ich auch:
 Cook, Arthur Bernhard: Zeus: a study in ancient religion (bei Google Books)
Eine italien. Übers. bietet:
 Franco, Hilário: Nel paese di Cuccagna: la società medievale tra il sogno e la vita quotidiana.- Rom 2001 (ist aber seinerseits eine Übers. a. d. Portug., bei Google Books)

Verwirrend war für mich anfangs die Verwendung gleich geschriebener Wörter mit verschiedener Bedeutung: pere = le père / il paraît, voie = la voie / il voit, puis = (de)puis / je peux, chauz = le flan / chauve, maint = maint / lat. manet, voir = la verité (Inf. voir kommt nicht vor) u.ä. Eine Pest ist die Vieldeutigkeit von qu', s', l', en.

C'EST LI FABLIAUS DE COQUAIGNE. DAS IST DER FABLIAU VON COCAGNE
Manuscrits, nos 7218 et 7615. Handschriften Nr. 7218 und 7615.
Or entendez qui estes ci, Nun hört zu, die ihr hier seid,
Tuit devez estre mi ami alle sollt ihr meine Freunde sein tuit Nom.Mask.Pl. v. tout; Dekl.: amis, ami; ami, amis (< amicus, amicu(m); amici, amicos)
Et honorer com vostre pere. und (mich) ehren als euren Vater.
S'est bien droiz et reson que pere Denn es ist sehr wohl Fug und Recht, dass sich zeigt si = ainsi , aussi ; -z = -ts (Nom.Sg./Akk.Pl.); pere: Konj.Präs. v. paroir "(ap)paraître, se montrer"
5 Li granz sens que Diex m'a doné, der große Verstand, den Gott mir gegeben hat. li kann für le, la und les stehen, aber nur im Nom.; granz = grands; -x häufig für ursprl. -l und -us
Mès ainz qu'il vous aie conté, Aber sobald ich es euch erzähle, mes = mais; ainz "avant; mais; jamais", ainz que "aussitôt que"
I porrez-vous tel chose oïr da werdet ihr eine solche Sache hören können, oïr "hören" (< lat. audire)
Qui moult vous fera resjoïr. die euch sehr erfreuen wird. moult (< lat. multum) "viel, sehr"; resjoir = réjouir
Une chose poez savoir Eine Sache könnt ihr wissen, pooir: puis, pues, puet, poons, poez, poent
10 Qu'en grant barbe n'a pas savoir; dass es in einem großen Bart kein Wissen gibt; en = en, dans; on
Se li barbé le sens séussent, wenn die Bärtigen den Verstand hätten, se = si; séussent ist Konj.Impf. v. savoir, hier wohl zu lesen: éussent (vgl. S. Singer, Thes. proverb. medii aevi, Bd. 8, s.v. Bart, S. 345)
Bous et chievres molt en éussent. hätten Böcke und Geißen viel davon.
A la barbe ne baez mie, Auf den Bart achtet nicht. ne...mie "ne...point"; baer "attendre, aspirer à"
Tels l'a grant qui n'a sens demie: Solcher hat einen großen, der nicht (nur) halben Verstand hat:
15 Assez ont de sens li jone home. Genug Verstand haben die jungen Männer.
Entor l'Apostole de Rome Um den Papst von Rom entor = autour (de)
Alai por penitance querre, ging ich, um Buße zu suchen. querre "chercher"
Si m'envoia en une terre So sandte er mich in ein Land,
Là où je vi mainte merveille: wo ich manches Wunder sah. Perf. voir: vi/veiz, veis, v(e)it, veimes, veistes, v(e)irent
20 Or oiez comment s'apareille Nun hört, wie sich versieht apareillier "préparer, ajuster, accommoder"
Li pueples qui où païs maint. das Volk, das in dem Land wohnt. ou = en + best.Art.; païs = pays; maindre/manoir (< lat. manere) "demeurer"
Je cuit que Diex et tuit si saint Ich glaube, dass Gott und alle seine Heiligen cuidier "penser, croire"; si Nom.Mask.Pl. v. son
L'ont miex benéie et sacrée es mehr gesegnet und geheiligt haben,
Que il n'ont une autre contrée. als sie eine andere Gegend haben. il Nom.Mask.Sg.+Pl.!
25 Li païs a à non Coquaigne, Das Land hat den Namen Cocagne, non = nom
Qui plus i dort, plus i gaaigne: wer dort mehr schläft, gewinnt dort mehr:
Cil qui dort jusqu'à miedi, derjenige, der bis zum Mittag schläft, cil = celui-ci
Gaaigne cinc sols et demi. gewinnt fünfeinhalb Sol. Sol ist eine mittelalterl. Silbermünze (später sou genannt).
De bars, de saumons et d'aloses Mit Barben, Lachsen und Alsen bar = barbeau; alose "Alse, Maifisch" (eine Heringsart)
30 Sont toutes les mesons encloses; sind alle Häuser umschlossen; d.h. die Wände sind aus Fisch?
Li chevron i sont d'esturgons, die Dachsparren dort sind aus Stör,
Les couvertures de bacons, die Decken aus Speck
Et les lates sont de saussices. und die Latten aus Bratwürsten.
Moult a où païs de delices, Viel gibt es in dem Land an Köstlichkeiten, delices v.l. devices "Reichtum, Überfluss" (< lat. divitiae)
35 Quar de hastes et de courz os denn mit Bratspießen und Schinken quar = car; haste "broche"; os court "le manche d'un jambon ou d'un gigot"
I sont li blé trestuit enclos; ist dort alles Korn umzäunt; trestuit = mit très verstärktes tuit (s. V. 2)
Par les rues vont rostissant durch die Straßen gehen bratend
Les crasses oes et tornant die fetten Gänse und sich drehend cras = gras; oes = oies "Gänse"
Tout par eles, et tout adès ganz von selbst, und gleich darauf ades "aussitôt, toujours"
40 Les siut la blanche aillie après, folgt ihnen die weiße Knoblauchsauße nach.
Et si vo di que totesvoies Und ich sage euch auch, dass allezeit dire: di, dis, dit, disons, dit(t)es, dient; totesvoies "toujours, toutefois"
Par les chemins et par les voies auf den Straßen und auf den Wegen
Trueve-l'en les tables assises, man die Tische aufgestellt findet trueve = treuve = trouve
Et desus blanches napes mises: und darauf weiße Tischtücher aufgelegt:
45 Si puet-l'en et boivre et mangier Daher kann man trinken und essen, puet: s. V. 9
Tuit cel qui vuelent sanz dangier; alle, die wollen, ohne Gefahr; voloir: vuel/voil, vues, vuet/veut, volons, volez, vuelent
Sanz contredit et sanz deffense ohne Widerspruch und ohne Verbot
Prent chascuns quanque son cuer pense, nimmt ein jeder, was immer sein Herz begehrt, quanque "tout ce que"
Li uns poisson, li autres char, die einen Fisch, die anderen Fleisch,
50 S'il en voloit chargier un char, wenn einer ein Fleisch aufladen wollte,
Si l'auroit-il à son talent; so würde er es haben nach seinem Verlangen; averoit Kond.Präs.; talent "désir, volonté, humeur"
Char de cerf ou d'oysel volant Fleisch vom Hirsch oder von fliegenden Vögeln, oysel = oiseau
Qui vuet en rost, qui vuet en pot, wer will am Spieß, wer will im Topf, rost = rôt?
Ne jà n'i paieront escot, niemals werden sie dort Zeche zahlen, ja = déjà, jamais, jadis; escot = écot?
55 N'après mengier n'i conteront nicht nach dem Essen werden sie dort erzählen,
Ausi come en cest païs font: wie sie in diesem Land machen: (ausi) com(e) = comme, comment; cest = ce, celui
C'est fine véritez provée Es ist eine feine erwiesene Wahrheit,
Qu'en la terre benéurée dass in dem gesegneten Land
Cort une riviere de vin. ein Fluß von Wein fließt.
60 Si arrivent là Mazerin So kommen dort Gefäße an, mazerin "coupe, vase"
Et li voirre i vont arrivant, und die Gläser kommen dort an voirre = verre; aller + Part.Präs. ist Verlaufsform (they are arriving)
Et li henap d'or et d'argent. und die Becher aus Gold und aus Silber. hanap "coupe"
Cele riviere que je di Jener Fluß, von dem ich spreche,
Est de vin vermeil jusqu'emmi ist aus Rotwein bis zur Mitte, vermeil "rouge"; emmi = en mi? mi = milieu, demi
65 Du meillor que l'en puist trover aus besserem, als man ihn finden kann puist Konj.Präs.
En Biaune, ne de là la mer; in Beaune oder jenseits des Meeres; Beaune, Stadt in Burgund; de là = delà
Et d'autre part est de blanc vin und auf der der anderen Seite ist er von Weißwein,
Le meillor et tout le plus fin dem besten und allerfeinsten,
Qui onques créust à Auçuerre, der jemals wuchs zu Auxerre, onques (< lat. umquam) "jamais"; créust wohl Perf. von croître ; Auçuerre = Auxerre, Stadt in Burgund?
70 A Rocele, ne à Tonnerre, zu La Rochelle oder zu Tonnerre. Rocele = La Rochelle in Burgund (heute Haute-Saône)?; Tonnerre, Stadt in Burgund
Et qui que veut, si s'en acoste, Und wer sich (dem), was er will, also nähert,
Prendre en puet devant et encoste, kann davon nehmen vorne und auf der Seite, en-coste = à côté
Et boivre par mi et par tout und trinken meinethalben und allerhalben mi = moi
Sanz contredit et sanz redout, ohne Widerspruch und ohne Furcht,
75 Ne jà n'i paiera denier. und wird niemals einen Heller zahlen.
La gent ne sont mie lanier, Die Leute sind nicht faul, lanier "avare, mesquin, lâche, paresseux" (< lat. lanarius "Wollarbeiter", offensichtlich ein übel beleumundeter Berufsstand)
Ainçois i sont preu et cortois. sondern sie sind dort anständig und taktvoll. ainçois "avant, plutôt, mais"; preu "prudent, brave"
Six semaines a en un mois Sechs Wochen gibt es in einem Monat,
Et quatre Pasques a en l'an, und vier Ostern gibt es im Jahr
80 Et quatre festes saint Jehan, und vier Feste des Heiligen Johannes, Johannisfest ist am 24. Juni, häufig auch mit Sonnwendfeier verbunden
Et s'a en l'an quatre vendenges, und so gibt es im Jahr vier Weinlesen, vendenge = vendange
Toz jors festes et diemanches, alle Feiertage und Sonntage, toz = tout, tous
Quatre Toz-Sainz, quatre Noex, vier Allerheiligen, vier Weihnachten,
Et quatre Chandeliers anuex, und vier jährliche Mariä Lichtmess, chandelier = Chandeleur?
85 Et quatre quaresmiaux-prenanz, und vier Karnevale, quaresmiaux-prenanz = Carême-prenant (d.h. Fasching, Karneval)
Et un quaresme a en vint anz, und eine Fastenzeit gibt es in zwanzig Jahren, quaresme = carême
Et cil est à juner si bons, und diese ist zum Fasten so gut, juner = jeûner
Que chascuns i a toz ses bons; dass jeder dort alles hat, was er wünscht. bon "volonté, plaisir, souhait"
Dès le matin jusqu'après none Vom Morgen an bis nach der neunten Stunde
90 Mangue ce que Dex li done, isst er das, was Gott ihm gibt, mangue: Subj. ist wohl noch chascuns von V. 88
Char ou poisson ou autre chose Fleisch oder Fisch oder etwas anderes,
Que nus defendre ne lor ose. das keiner ihnen zu verbieten wagt. nul "un, aucun"; lor = leur, alors
Ne cuidiez pas que ce soit gas, Glaubt nicht, dass das ein Scherz ist, cuidier "penser, croire"; gas "plaisanterie, dérision"
Jà n'iert ne si haut ne si bas, niemals war einer so hoch oder so niedrig, Impf. v. estre: (i)ere, (i)eres, ere(t)/iert, erions, eriez, (i)erent (neben estoie, estoies usw.)
95 Qui de gaaingner soit en paine: der vom Gewinnen in Mühe wäre: de gaaingner: muss doch wohl de juner "vom Fasten" heißen
Trois fois i pluet en la semaine Dreimal regnet es dort in der Woche
Une ondée de flaons chauz einen Schauer von warmen Puddings flaon = flan
Dont jà ne cheveluz ne chauz von denen niemals weder behaart noch kahl chauz = chauve
N'iert destornez, jel' sai de voir, abgewehrt wurde, ich weiß es in Wahrheit, destorner "détourner, déconseiller, cacher"; jel' = je le; de voir "vraiment, en vérité"
100 Ainz en prent tout à son voloir; sondern man nimmt alles nach seinem Wunsch.
Et tant est li païs pleniers Und so reichlich versehen ist das Land, pleinier "riche, abondant"
Que les borsées de deniers dass die Geldbörsen
I gisent contreval les chanz; dort auf den Feldern liegen. gesir "se coucher, être couché"; contreval "à bas, en bas de, en aval de"; chanz = champ, campagne
De marbotins et de besans Marabotinen und Byzantiner marbotin: maurische Goldmünze (lat. Marabotinus); besan: byzantinische Goldmünze
105 I trueve-l'en tot por noient, findet man dort überall zu nichts. tot = tout; noient = néant "rien", por noient "en vain"
Nus n'i achate ne ne vent. Niemand kauft dort noch verkauft er.
Les fames i par sont tant beles, Die Frauen sind dort so schön,
Les Dames et les Damoiseles die Damen und Fräuleins,
Prent chascuns qui à faire en a, jeder nimmt (diejenige), die er braucht, avoir a faire de "avoir besoin de"
110 Jà nus ne s'en corroucera, niemand wird dort jemals darüber zornig sein. corroucier "courroucer, attrister"
Et si en fet à son plesir Und so tut man nach seiner Lust,
Tant come il vuet et par lesir; so wie er will und zum Zeitvertreib. lesir = loisirs?
Jà por ce n'en seront blasmée, Niemals werden sie dafür beschuldigt werden, blasmer "blâmer, accuser"
Ainz en sont moult plus honorée, sondern sie werden dafür viel mehr geehrt werden.
115 Et s'il avient par aventure Und wenn es sich durch Zufall begibt, aventure "hasard, sort"
Qu'une Dame mete sa cure dass eine Dame ihr Interesse richtet cure "soin, souci"
A un home que ele voie, auf einen Mann, denn sie sieht,
Ele le prent en mi la voie nimmt sie ihn mitten auf dem Weg en mi "au milieu de"
Et si en fet sa volenté. und tut so an ihm ihren Willen.
120 Ainsi fet l'uns l'autre bonté, So tut einer dem anderen Gutes.
Et si vos di par vérité Und so sage ich euch in Wahrheit,
Qu'en cel païs benéuré dass es in diesem gesegneten Land
A drapiers qui molt sont cortois, Stoffe gibt, die sehr anmutig sind,
Car il départent chascun mois denn sie verteilen jeden Monat departir "partager"
125 Volentiers et à bele chiere bereitwillig und mit guter Miene chiere "visage, mine, accueil"
Robe de diverse maniere, Kleidung verschiedener Art,
Qui veut sa robe de brunete, wer will, seine Kleidung aus Brunette, brunet(t)e: sorte d'étoffe fine et délicate, de couleur presque noire
D'escarlate ou de violete, aus Scharlach oder aus Violette, escarlate: laut Wikipedia "ein edles und teures Wollgewebe"; violette: violetter Stoff?
Ou biffe de bone manière, oder Biffe von guter Machart, biffe: Stoffart (v. buffle "Büffel(haut)"? laut Franco ein Wollstoff)
130 Ou de vert, ou de saie entiere, oder aus Vert oder aus ganzem Loden, vert: grüner Stoff? saie: lat. sagum, ein Überwurf aus Wolltuch, hier wohl der (grobe Woll-)Stoff
Ou drap de soie Alixandrin, oder Kleidung aus alexandrinischer Seide, drap "drap, habit"
De roie ou de chamelin, aus gestreiftem Stoff oder aus Chamelin. roie = rayé?; chamelin: Stoffart (laut Franco stammt der Name vom Kamel[haar])
Que vous iroie-je contant? Was würde ich euch erzählen? iroie Kond. v. aller?
Diverses robes i a tant Soviele verschiedene Gewänder gibt es,
135 Dont chascuns prent à sa devise, von denen jeder nimmt nach seinem Ermessen, devise "avis, gré, plaisir"
Li uns vaire, li autres grise, die einen bunt, die anderen grau, vair "de diverses couleurs"
Qui vuet d'ermine l'a forrée. wer will, hat es mit Hermelin überzogen.
La terre est si benéurée, Das Land ist so gesegnet,
Qu'il i a uns cordoaniers dass es Schuster gibt,
140 Que je ne tieng mie à laniers, die ich nicht für faul halte, lanier s. V. 76
Qui sont si plain de grant solaz die so voll großer Heiterkeit sind, solaz "soulagement, divertissement"
Qu'il departent soullers à laz, dass sie Schnürschuhe verteilen, souller = soulier; laz "lien, filet"
Housiaus et estivaus bien fais; gut gemachte Stiefeln und Stiefeletten. hausiaus "guêtres, bottes"; estival "bottine" (ital. stivale)
Qui veut si les a en biais, Wer will, hat sie auch (quer), en biais: auf neufr. "schräg, quer", muss hier aber wohl etwas anderes bedeuten
145 Estroiz es piez et bien chauçans. knapp an den Füßen und gut passend. estroit "étroit, serré"; es = en les; chaucier = chausser
S'il en voloit le jor trois cenz Wenn er am Tag dreihundert davon wollte
Et encor plus, ses auroit-il: und noch mehr, so würde er sie haben. ses = se/si les
Tel Cordoaniers i a-il. Solche Schuster gibt es dort.
Encore i a autre merveille, Noch ein anderes Wunder gibt es,
150 C'onques n'oïstes sa pareille, niemals habt ihr Ähnliches gehört, onques s. V. 69 oïstes Perf.2.Pl. von oïr
Que la fontaine de Jovent dass der Brunnen der Jugend,
Qui fet rajovenir la gent, der bewirkt, dass die Leute wieder jung werden,
I est, et plusor autre rien. dort ist, und manches andere. rien "(quelche) chose"
Jà n'i aura, ne sai-je bien, Nie wird es dort geben - davon weiß ich sehr wohl - ne = en?, man würde ce erwarten (s. V. 165)
155 Home si viel ne si flori, einen so alten oder so weißen Menschen, flori "blanc"
Ne si vielle fame autresi, noch ebenso eine so alte Frau, autresi "aussi, de même"
Tant soit chenue ne ferranz, so sehr ergraut oder weißhaarig, chenu "gris, blanchi"; ferrant "(cheval) gris"
Ne viegne en l'age de trente anz, dass er nicht in das Alter von dreißig Jahren komme, viegne Konj.Präs. v. venir
S'à la fontaine puet venir. wenn er zum Brunnen kommen kann.
160 Ilueques puet rajovenir Dort kann wieder jung werden ilueques "là"
Cil qui conversent où païs: diejenigen, die in dem Land wohnen. converser "habiter, séjourner"
Certes molt est fols et naïs Sicherlich ist völlig verrückt und weltfremd, certes = certainement; fol = fou; naïs = ne, natif, naïf
Qui en cel païs entrer puet, wer in dieses Land eintreten kann,
Quant il i est, s'il s'en remuet; wenn er, wenn er (dann) dort ist, sich von dort wegbegibt. quant = quand
165 Je méisme, ce sai de voir, Ich selbst, das weiß ich in Wahrheit,
M'en puis molt bien aparcevoir. kann das sehr gut erkennen,
Por fol me tieng et je si fui denn ich halte mich verrückt und ich war es auch, pour "parce que"
Quant onques du païs me mui; als ich mich einmal in das Land begeben habe. quant onques ~ lat. quandocumque mui 1.Sg.Perf. v. mouvoir
Mès je ving ça mes amis querre Aber ich kam hierher, meine Freunde zu suchen, ving 1.Sg.Perf. v. venir; ça = ici
170 Por là mener en cele terre um dort in jenem Lande zu wohnen,
Se je péusse ensamble o moi, falls ich es könnte, zusammen mit mir. péusse Konj.Impf. v. pooir (=pouvoir) o "avec"
Mès onques puis entrer n'i poi Aber niemals konnte ich seither treten puis = depuis poi 1.Sg.Perf. v. pooir
Où chemin que lessié avoie, auf die Bahn, die ich verlassen hatte, lessier = (dé)laisser; avoie 1.Sg.Impf. v. avoir
Ne où sentier, ne en la voie noch auf den Pfad, noch auf den Weg
175 Ne poi-je entrer onques puis, konnte ich seither jemals treten.
Et dès que je entrer n'i puis, Und seit ich dort nicht eintreten kann, puis 1.Sg. v. pooir
N'i a mès que du conforter. gibt es keinen Trost mehr. mès "plus"; conferter "consoler" (vgl. engl. to comfort)
Mès une rien vous vueil conter: Aber eine Sache will ich euch erzählen: vueil 1.Sg. v. voloir
Esgardez quant vous estes bien, Beachtet, wenn es euch gut geht, esgarder "regarder, considérer"
180 Ne vous mouvez por nule rien, bewegt euch nicht, für keine Sache,
Qu'il ne vous en meschiée ausi, dass euch nicht auch ein Unglück trifft. meschiée wohl 1./3.Sg.Konj.Präs. v. meschaoir "déchoir, tourner à mal, tomber dans l'infortune"
Quar je ai maintes foiz oï Denn ich habe es etliche Male gehört oï 1.Sg.Präs./Perf. v. oïr
En un proverbe que l'en trueve: in einem Sprichwort, das man findet:
Qui bien est, qu'il ne se remueve, Wem es gut geht, der rühre sich nicht,
185 Que li gaains seroit petis; denn der Gewinn wäre gering.
Ce nous raconte li escris. Das erzählt uns die Schrift.
Explicit li Fabliaus de Coquaigne. Zu Ende ist der Fabliau von Cocagne.

Zwar habe ich nicht alle Details verstanden, aber das große Bild ist gut erkennbar: grenzenloser Überfluss an Nahrung, Wein, Kleidung und Sexualpartnern und ewige Jugend.

The land of Cokaygne


Ms. Harley 913, fol. 3r (folio 3 recto, d.h. Blatt 3 Vorderseite), der Anfang des Gedichts vom Land Cokaygne.- Quelle:  Wikipedia (die es offenbar von  Wessex Parallel Web Texts haben). Bearbeitung: Gamma korrigert, verkleinert, nachgeschärft. Lizenz: Lt. Wikipedia gemeinfrei.

Der älteste englische Text zum Schlaraffenland wird meist mit "The land of Cokaygne" betitelt und findet sich in den sog. Kildare Poems, einem Pergamenttaschenbuch des 14. Jh. mit Gedichten in einem mittelengl. Dialekt (heute als Ms. Harley 913 in der British Library).

Beim Text habe ich mich vor allem gehalten an:
 Heuser, Wilhelm: Die Kildare-gedichte. Die ältesten mittelenglischen Denkmäler in anglo-irischer Überlieferung.- Bonn 1904 (bei Corpus of Middle English Prose and Verse)
Abkürzungen wie ī = in, a' = and, und' = under, þ̓ = þer, padis = paradis usw. sind aufgelöst, þ für th und ȝ für gh sind beibehalten, ebenso die für heutige Begriffe umgekehrte Verwendung von u und v.
Den Text mit zwei Übersetzungen in modernes Engl. (an denen ich mich orientiert habe) findet man auf:
 The golden dream
Als Lexika habe ich verwendet:
 Mayhew, A[nthony] / Skeat, Walter: A concise dictionary of Middle English from A.D. 1150 to 1580.- Oxford: Clarendon Press, 1888 (bei Archive.org)
 Stratmann, Francis Harry: A middle English dictionary [...] from the 12th to the 15th century.- New ed., rearr., rev. and enlarged by Henry Bradley.- Oxford: Univ. Press, 1891 (bei Archive.org, stellenweise sehr schlecht lesbar)
Viele Vokabelangaben (allerdings sind nicht alle richtig) findet man auf
 Michael W. George's Homepage
Hilfreich bei der Identifizierung der Edelsteine war die
 Lapidary Concordance
[fol. 3r]
Fur in see bi west Spayngne Weit übers Meer westlich von Spanien
Is a lond ihote Cokaygne, ist ein Land namens Cockaigne. ihote (v. ȝehaten) ~ dt. geheißen
þer nis lond vnder heuen riche Es gibt kein Land unter des Himmels Reich, nis = is not; riche ~ dt. Reich
Of wel, of godnis hit iliche. an Gutem, an Güte diesem gleich. hit = it; iliche = alike
5 Þoȝ paradis be miri and briȝt, Mag das Paradies auch fröhlich und hell sein, Þoȝ = though
Cokaygn is of fairir siȝt, Cockaigne ist ein schönerer Anblick.
What is þer in paradis Was gibt es im Paradies
Bot grasse and flure and grene ris? außer Gras und Blumen und grüne Zweige? bot, bote, boute "without, except, but"; ris ~ dt. Reis? (nicht die Getreidepflanze, sondern "Trieb, Knospe")
Þoȝ þer be ioi and gret dute, Mag es da auch Freude und großes Vernügen geben, ioi = joy; (de)dut "delight, pleasure"
10 Þer nis met bote frute; es gibt keine Nahrung außer Obst. mete "food, meal"
Þer nis halle, bure no benche, Es gibt keine Halle, kein Gemach noch Bank, b(o)ure, bowre = bower; no = nor
Bot watir man is þursto quenche. nur Wasser, des Menschen Durst zu löschen. man is = man's; þursto = thurst to
Beþ þer no men bot two, Es gibt dort keine Menschen außer zwei, beþ = to be + -þ (=3.Pl.) "(they) are"
Hely and Enok also; nämlich Elia und Henoch. die beide nicht gestorben sind, sondern entrückt wurden (Henoch: Gen 5,24, Elia: 2Kön 2,11); al so "also, as"
15 Elinglich mai hi go, Jämmerlich können sie gehen, elinge "lonely, wretched", -lich = -ly; hi = they
Whar þer woniþ men no mo. wo keine anderen Menschen wohnen. wunien, wonen ~ dt. wohnen; mo "more, others"
In Cokaigne is met and drink In Cockaigne gibt es Essen und Trinken
Wiþ vte care, how and swink; ohne Kümmern, Denken und Mühe. wiþ vte = without; howe = hoȝe "thought, care"?; swink "toil"
Þe met is trie, þe drink is clere Das Essen ist ausgezeichnet, das Trinken ist klar, trie = franz. trié "ausgesucht"?
20 To none, russin and sopper. zu Mittag, Jause und Abendessen. none = noon (< nona [hora] "neunte Stunde"); die Bed. v. russin ist aus dem Zus.hang erschlossen
I sigge for soþ, boute were, Ich sage in Wahrheit, ohne Zweifel, siggen, häufiger seggen = say; soþ = sooth; were, weir "doubt"
Þer nis lond on erþe is pere, es gibt kein Land auf Erden, das ihm gleicht. pere "equal"
Vnder heuen nis lond iwisse Unter dem Himmel gibt es gewiss kein Land i-wis(se) ~ dt. ge-wiss
Of so mochil ioi and blisse. von so großer Freude und Glück. mochil, muchel "great, much"
[fol. 3v]
25 Þer is mani swete siȝte, Es gibt viele liebliche Anblicke.
Al is dai, nis þer no niȝte. Es ist immer Tag, es gibt dort keine Nacht.
Þer nis baret noþer strif, Es gibt keinen Zank und keinen Streit. baret "deceit, strife"; noþer = neither; strif = strife
Nis þer no deþ, ac euer lif, Es gibt keinen Tod, sondern immerwährendes Leben. ac, ak, oc, ok "but"
Þer nis lac of met no cloþ, Es gibt keinen Mangel an Nahrung noch Kleidung.
30 Þer nis man no womman wroþ, Dort ist kein Mann noch Frau zornig.
Þer nis serpent, wolf no fox, Es gibt keine Schlange, Wolf noch Fuchs,
Hors no capil, kowe no ox, (kein) Pferd noch Ross, (keine) Kuh noch Ochs. capul, capil "horse, nag"
Þer nis schepe no swine no gote Es gibt dort kein Schaf noch Schwein noch Ziege,
No non horwȝ, la, god it wote keinen Dreck, oh ja, Gott weiß es, non = no one, no(ne); horȝ "filth, mud"; la Interjektion; wot 1./3.Sg. v. witen ~ dt. wissen
35 Noþer harace noþer stode, weder Gestüt noch Stall. haras "stud of horses"; stod "stud, stable"
Þe lond is ful of oþer gode. Das Land it voll von anderem Guten.
Nis þer flei, fle no lowse Es gibt dort keine Fliege, Floh noch Laus
In cloþ, in toune, bed no house; in Kleidung, Stadt, Bett noch Haus. toun = town
Þer nis dunnir, slete no hawle Es gibt keinen Donner, Graupeln noch Hagel, dunnir "thunder"; slete = sleet; hawle = hawel = haȝel ~ dt. Hagel
40 No non vile worme no snawile keinen abscheulichen Wurm noch Schnecke, worm "worm, serpent, dragon" (vgl. dt. Lind-wurm); snawile = snail
No non storme, rein no winde; keinen Sturm, Regen noch Wind.
Þer nis man no womman blinde. Dort ist kein Mann noch Frau blind,
Ok al is game, Ioi and gle, sondern alles ist Spiel, Freude und Fröhlichkeit. ok s. V. 28; gle = glee
Wel is him þat þer mai be. Gut hat es der, der dort sein kann.
45 Þer beþ riuers gret and fine Es gibt Flüsse, groß und schön,
Of oile, melk, honi and wine, von Öl, Milch, Honig und Wein.
Watir seruiþ þer to no þing, Wasser dient dort zu nichts
Bot to siȝt and to waiissing, als zum Anschauen und Waschen.
Þer is maner frute, Es gibt (viele) Arten von Obst.
50 Al is solas and dedute. Alles ist Spaß und Vergnügen. solas = solace (a. i. Sinne v. "pleasure, merriment"); dedute s. V. 9
[fol. 4r]
Þer is a wel fair abbei Es gibt eine sehr schöne Abtei
Of white monkes and of grei. von weißen und grauen Mönchen. Die weißen sind wohl Zisterzienser, die grauen vielleicht Franziskaner (deren Habit braun ist).
Þer beþ bowris and halles, Da gibt es Gemächer und Hallen. bowre s. V. 11
Al of pasteiis beþ þe walles, Ganz von Kuchen sind die Wände, paste = pastry, pie
55 Of fleis, of fisse and rich met, von Fleisch, Fisch und reicher Nahrung, fle(i)sc = flesh
Þe likfullist þat man mai et. das angenehmste, das ein Mensch essen kann. likful "pleasing"; eten = eat
Fluren cakes beþ þe schingles alle Mehlkuchen sind alle Schindeln. flur = flour
Of cherche, cloister, boure and halle, Von Kirche, Kloster, Gemach und Halle
Þe pinnes beþ fat podinges, sind die Nägel fette Würste, pinne "pin, nail"; pudding bezeichnet auch Sülze, Blutwurst u.ä.
60 Rich met to princeȝ and kinges. reiche Nahrung für Prinzen und Könige. lies: princez?
Man mai þer of et inoȝ, Man kann davon genug essen,
Al wiþ riȝt and noȝt wiþ woȝ. alles mit Recht und nichts mit Unrecht. nought, noȝt "nothing, not"; woh "bad, evil"
Al is commune to ȝung and old, Alles ist gemeinsam für jung und alt, ȝ- im Anlaut = y-
To stoute and sterne, mek and bold. für dick und dünn, sanft und grob. stern heißt eigentlich "streng, ernst"
65 Þer is a cloister fair and liȝt, Es gibt ein schönes und helles Kloster,
Brod and lang, of sembli siȝt. breit und lang, von geziemendem Anblick. sembly = seemly?
Þe pilers of þat cloister alle Alle Säulen dieses Klosters
Beþ iturned of cristale, sind gedrechselt aus Kristall, i-turned Part.Perf. v. t(o)urnen = turn (i- entspricht dt. ge-)
Wiþ har bas and capitale mit ihrer Basis und Kapitell here, hare = their
70 Of grene Iaspe and rede corale. aus grünem Jaspis und roter Koralle.
In þe praer is a tre Auf der Wiese ist ein Baum, praer ~ franz. prairie?
Swiþe likful forto se. sehr erfreulich anzusehen. swiþe "very, much"
Þe rote is gingeuir and galingale, Die Wurzel ist Ingwer und Galgant, Galgant ist eine Gewürzpflanze aus der Gruppe der Ingwergewächse.
Þe siouns beþ al sedwale, alle Zweige sind Zitwer, sioun "young shoot, branch"
75 Trie maces beþ þe flure, die Blüten sind ausgesuchter Muskat. trie s. V. 19; flure s. V. 8
Þe rind canel of swet odur, Die Rinde ist süß duftender Zimt, canel "cinnamon"
[fol. 4v]
Þe frute gilofre of gode smakke, die Frucht wohlschmeckende Gewürznelken. gilofre = caryophyllum "clove"; smak ~ dt. Ge-schmack
Of cucubes þer nis no lakke; An Pfeffer gibt es keinen Mangel. cucube = cubeb
Þer beþ rosis of rede ble Es gibt Rosen von roter Farbe ble(e), bleo "colour, complexion"
80 And lilie likful forto se. und Lilien, erfreulich anzusehen.
Þai faloweþ neuer dai no niȝt — Sie welken niemals Tag noch Nacht. fal(u)wen "to become brown, fade"
Þis aȝt be a swet siȝt Dies muss ein lieblicher Anblick sein! aȝt = ought
Þer beþ .IIII. willis in þe abbei Es gibt vier Quellen in der Abtei welle "spring, fountain"
Of triacle and halwei, von Medizin und Arznei, triacle "remedy, medicine" (vgl. neuengl. treacle); halewei ~ dt. Heil-weg, d.h. Heilmittel
85 Of baum and ek piement, von Balsam und auch Gewürzwein, baume, basme = balm; eac, ek "also"; piment "a spiced drink"
Euer ernend to riȝt rent immer rinnend zu gerechtem Gewinn. ernen, rinnen = run; rente = rent "revenue, reward"
Of þai stremis al þe molde: Davon strömt der ganze Boden, þai = they, them; mold "ground, earth"
Stonis preciuse and golde. kostbarer Stein und Gold.
Þer is saphir and vniune, Es gibt Saphir und Perle, union "Perle"
90 Carbuncle and astiune, Karfunkel und Sternsaphir, astiune sowie einige weitere der unten genannten Edelsteine sind nicht eindeutig zu identifizieren.
Smaragde, lugre and prassiune, Smaragd, Bernstein und Chrysopras,
Beril, onix, topasiune, Beryll, Onyx, Topas,
Ametist and crisolite, Amethyst und Chrysolith,
Calcedun and epetite. Chalzedon und Spinell.
95 Þer beþ briddes mani and fale: Es gibt viele und zahlreiche Vögel: brid = bird; fele, fale, file "many"
Þrostil, þruisse and niȝtingale, Singdrossel, Drossel und Nachtigall, þruisse = thrush
Chalandre and wodwale Lerche und Pirol, chalandre "sort of lark"; wudewale "witwall, oriolus"
And oþer briddes wiþ out tale, und andere Vögel ohne Zahl, tale "tale, talk, number"
Þat stinteþ neuer bi har miȝt die niemals aufhören, mit (all) ihrer Kraft stinten, stunten "cease, stop"
100 Miri to sing dai and niȝt. fröhlich zu singen Tag und Nacht.
[fol. 5r]
Ȝite i do ȝow mo to witte: Ich lasse dich noch mehr wissen: Ȝite = yet; mo s. V. 16
Þe gees irostid on þe spitte Die Gänse, am Spieß gebraten,
Fleeȝ to þat abbai, god hit wot, fliegen zu dieser Abtei, Gott weiß es,
And grediþ: "gees, al hote, al hot." und rufen: "Gänse, ganz heiß, ganz heiß." greden "cry out"
105 Hi bringeþ garlek gret plente, Sie bringen eine große Menge Knoblauch,
Þe best idiȝt þat man mai se. der am besten zubereitete, den man sehen kann. þe best: auf garlek oder auf he (=gees) zu beziehen?; i-diȝt Part.Perf. v. dihten "prepare"
Þe leuerokes þat beþ cuþ Die Lerchen, die (dafür?) bekannt sind, laueroc = lark; cuþ Part.Perf. v. kunnen ~ dt. kennen
Liȝtiþ adun to man is muþ, lassen sich nieder zu des Menschen Mund, lihten "make light, descend"; ad(o)un = down; man is s. V. 12
Idiȝt in stu ful swiþe wel, sehr gut zubereitet in einem vollen Topf, stewe, stuve "hot bath", hier wohl ein Schmortopf swiþe s. V. 72
110 Pudrid wiþ gilofre and canel. bestreut mit Nelken und Zimt. pouderen = to powder; gilofre s. V. 77; canel s. V. 76
Nis no spech of no drink, Es gibt kein Reden übers Trinken,
Ak take inoȝ wiþ vte swink. — sondern nimm genug ohne Mühe. ak s. V. 28; swink s. V. 18
Whan þe monkes geeþ to masse, Wenn die Mönche zur Messe gehen,
Al þe fenestres þat beþ of glasse alle Fenster, die aus Glas sind, fenestre ~ franz. fenêtre ~ dt. Fenster
115 Turneþ in to cristal briȝt verwandeln sich in hellen Kristall,
To ȝiue monkes more liȝt. um den Mönchen mehr Licht zu geben. ȝifen = give
Whan þe masses beþ iseiid Wenn die Messe gesprochen ist i-seid Part.Perf. v. seggen s. V. 21
And þe bokes up ileiid, und die Bücher hinaufgelegt, i-leid Part.Perf. v. leggen = lay
Þe cristal turniþ in to glasse, verwandelt sich der Kristall in Glas,
120 In state þat hit raþer wasse. in den Zustand, in dem er zuvor war. raþer hier "earlier, before"
Þe ȝung monkes euch dai Die jungen Mönche jeden Tag
Aftir met goþ to plai. nach dem Essen gehen spielen.
Nis þer hauk no fule so swifte Es gibt keinen so flinken Falken oder Vogel, fuȝel, foul ~ dt. Vogel
Bettir fleing bi þe lifte der besser durch die Luft fliegt
[fol. 5v]
125 Þan þe monkes heiȝ of mode als die Mönche in Hochstimmung, heiȝ = high; mod "mood, mind, courage"
Wiþ har sleuis and har hode. mit ihren Ärmeln und ihrer Kapuze. hod = hood
Whan þe abbot seeþ ham flee, Wenn der Abt sie fliegen sieht, ham "them(selves)"
Þat he holt for moch glee; hält er das für große Freude.
Ak naþeles al þer amang Aber trotz all dem Gewimmel i-mang "mixture, crowd" (dt. Ge-menge)
130 He biddiþ ham liȝt to euesang. heißt er sie landen zum Abendgebet. bidden "pray, bid, command"; lihten s. V. 108;
Þe monkes liȝtiþ noȝt adun, Die Mönche lassen sich nicht nieder,
Ac furre fleeþ in o randun. sondern fliegen weiter weg in einem Ungestüm. fe(o)r, Komp. fe(o)rre = far randon "onrush, force, impetuosity"
Whan þe abbot him iseeþ Wenn der Abt (für sich) selber sieht, him hier refl.?
Þat is monkes fram him fleeþ, dass seine Mönche von ihm (weg)fliegen,
135 He takeþ maidin of þe route nimmt er eine Maid von der Straße route "route, way" ("rout, company" gibt hier weniger Sinn)
And turniþ vp hir white toute und dreht ihren weißen Hintern nach oben t(o)ute "backside, buttocks"
And betiþ þe taburs wiþ is hond, und schlägt den Tambour mit seiner Hand, beten (-ee-, -ea-) = beat; ein Tambour ist eine kleine Trommel
To make is monkes liȝt to lond. um seine Mönche dazu zu bringen, sich auf den Boden niederzulassen.
Whan is monkes þat iseeþ, Wenn seine Mönche das sehen,
140 To þe maid dun hi fleeþ fliegen sie hinunter zu der Maid dun = adun V. 108
And geþ þe wench al abute und gehen um das Mädchen alle herum a-buten "about, around"
And þakkeþ al hir white toute und tätscheln alle ihren weißen Hintern. þakken "pat, stroke"
And siþ aftir her swinke Und danach nach ihrer Arbeit siþ "after(wards)"; swink s. V. 18
Wendiþ meklich hom to drinke gehen sie brav heim zum Trinken wenden "to turn, go, depart"
145 And geþ to har collacione, und gehen zu ihrer Abendversammlung, collacione ist die abendliche Lesung samt Abendessen
A wel fair processione. eine wunderschöne Prozession.
An oþer abbei is þer bi, Eine andere Abtei ist in der Nähe,
For soþ a gret fair nunnerie, fürwahr ein großes, schönes Nonnenkloster, soþ s. V. 21
[fol. 6r]
Vp a riuer of swet milke, oben an einem Fluß von süßer Milch,
150 Whar is plente gret of silk. wo es ein große Menge an Seide gibt.
Whan þe somer is dai is hote, Wenn der Sommertag heiß ist, sommer is = summer's, of summer
Þe ȝung nunnes takiþ a bote nehmen die jungen Nonnen ein Boot
And doþ ham forþ in þat riuer, und bewegen sich vorwärts auf diesem Fluß, don "do, put, make, cause" forþ "forth, forward, away"
Boþe wiþ oris and wiþ stere. sowohl mit Ruder als auch mit Steuer. ore = oar; stere "rudder, helm"
155 Whan hi beþ fur fram þe abbei, Wenn sie weit entfernt sind von der Abtei,
Hi makiþ ham nakid forto plei machen sie sich nackt um zu spielen
And lepiþ dune in to þe brimme und springen hinunter in die Wogen le(a)pen "leap, run"; brim "stormy sea, waves" oder "brim, brink, shore"
And doþ ham sleilich forto swimme. und machen sich geschickt ans Schwimmen. sleh "sly, clever"
Þe ȝung monkeþ, þat hi seeþ, Die jungen Mönche, die sie sehen,
160 Hi doþ ham vp, and forþ hi fleeþ sie machen sich auf und sie fliegen vorwärts
And commiþ to þe nunnes anon, und kommen sogleich zu den Nonnen. an-on "at once, instantly"
And euch monke him takeþ on, Und jeder Mönch nimmt sich eine
And snellich berriþ forþ har prei und rasch tragen sie ihre Beute weg snel ~ dt. schnell; bere = bear
To þe mochil grei abbei, zu der großen grauen Abtei mochil s. V. 24
165 And techiþ þe nunnes an oreisun und lehren die Nonnen ein Gebet techen = teach; oreisoun = orison ("prayer")
Wiþ iambleue vp and dun. mit "erhobenen Beinen" auf und nieder. iambleue = franz. jambe(s) levée(s)
Þe monke þat wol be stalun gode Der Mönch, der ein guter Hengst sein will, stalon = stallion
And kan set ariȝt is hode, und seine Kapuze recht aufsetzen kann,
He schal hab wiþ oute danger der wird haben ohne Widerspruch da(u)nger "control, power; refusal, resistance"
170 .XII. wiues euche ȝere, zwölf Frauen jedes Jahr,
Al þroȝ riȝt and noȝt þroȝ grace alles durch Recht und nicht durch Gnade,
For to do him silf solace. um sich selbst Vergnügen zu bereiten. solace s. V. 50
[fol. 6v]
And þilk monke þat slepiþ best Und der Mönch, der am besten schläft, þilk "that, such"
And doþ is likam al to rest und überlässt seinen Körper ganz der Ruhe, lichame "body"
175 Of him is hoppe, god hit wote, für den besteht Hoffnung, Gott weiß es,
To be sone uadir abbot. bald Vater Abt zu sein.
Whose wl com þat lond to, Wer in dieses Land kommen will, wl vermutl. = wol s. V. 167
Ful grete penance he mot do: muss sehr große Buße tun:
Seue ȝere in swine is dritte Sieben Jahre in Schweinemist drit "dirt, excrement"
180 He mote wade, wol ȝe iwitte, muss er waten, wisse es wohl,
Al anon vp to þe chynne, ganz hinauf bis zum Kinn,
So he schal þe lond winne. damit er das Land gewinne.
Lordinges gode and hend, Gute und höfliche Herren, hand "courteous"
Mot ȝe neuer of world wend, Mögt Ihr nie von d(ies)er Welt gehen, mot = must; hier aber wohl "may"; wenden s. V. 144
185 Fort ȝe stond to ȝure cheance bis ihr Euer Glück versucht fort "until"; standen = stand, die Übers. sagen "seize, take on, hazard"
And fulfille þat penance, und diese Buße erfüllt,
Þat ȝe mote þat lond ise damit Ihr dieses Land sehen mögt
And neuer more turne aȝe. und nie mehr zurückkehren. an-ȝen, aȝe "again, back"
Prey we god, so mote hit be, Bitten wir Gott, dass es so sein möge.
190 Amen, per seint charite. Amen, um der heiligen Barmherzigkeit willen. pour sainte charité

Die ab V. 51 beschriebenen zwei Klöster in Cockaigne, in denen es ebenfalls sehr schlaraffisch (und damit unklösterlich) zugeht, sind wohl eine satirische Bezugnahme auf Zeitumstände des Autors und gehören nicht zum eigentlichen Schlaraffenlandstoff.

An Invitation to Lubberland


"The man on the upside-down world", einer der fünf Holzschnitte, die mit dem Gedicht veröffentlich wurden. Der Reichsapfel unten zeigt, dass die Weltkugel Kopf steht, so wie auch Lubberland eine verkehrte Welt ist.

Der folgende Text ist dem Wikipedia-Artikel  An Invitation to Lubberland zufolge eine Broadside-Ballade (Broadsides waren zwischen dem 16. und 19. Jh. im englischsprachige Raum sehr beliebte Drucke auf einem einzelnen Blatt Papier) von 1685. Das Schlaraffenland heißt hier Lubberland; lubber bedeutet "Lümmel, Tölpel, Landratte". (Offenbar ist "of Lubberland" ein bei Hundezüchtern gebräuchlicher Namenszusatz für Hunde [die keinen Stammbaum haben?].)

Der Text ist abgedruckt in einer Sammlung solcher Broadsides, nämlich:  The Roxburghe Ballads. Illustrating the last Years of the Stuarts. Hrsg. v. J. Woodfall Ebsworth.- Vol. 7.- Hertford 1893, S. 564-566 (bei Archive.org). Ich habe mich typografisch an diesen Druck angelehnt.

An Invitation to Lubberland: Eine Einladung nach Lubberland:
with mit
An Account of the great Plenty of that Fruitful Country. einem Bericht von der großen Fülle dieses fruchtbaren Landes.
There is all sorts of Fowl and Fish, With Wine and store of Brandy; Es gibt alle Arten von Gefügel und Fisch, mit Wein und viel Weinbrand;
Ye have there what your hearts can wish: The Hills are Sugar-Candy. Dort habt ihr, was euer Herz nur wünschen kann: die Hügel sind aus Süßigkeiten.
The Tune of, Billy and Molly; or, The Journey-man Shoe-maker. Die Melodie von Billy und Molly oder Der Schustergeselle.
This may be printed: R[ichard] P[ocock]. Dies darf gedruckt werden: R P.
 
THere is a ship, we understand, Es gibt ein Schiff, so hören wir,
Now riding in the river; das jetzt auf dem Fluss fährt;
'Tis newly come from Lubberland, es ist neulich von Lubberland gekommen,
The like I think was never; seinesgleichen hat es, glaube ich, nie gegeben.
You that a lazy life do love, Ihr, die ihr ein faules Leben liebt:
I'd have you now go over, ich würde euch jetzt übersetzen lassen,
They say the land is not above man sagt, das Land ist nicht weiter weg
8 Two thousand leagues from Dover. als zweitausend Meilen von Dover.
 
The captain and the master too, Der Kommandant und auch der Kapitän,
Do's give us this relation, berichten uns folgendes,
And so do's all the whole ship's crew, und so auch die ganze Mannschaft des ganzen Schiffes,
Concerning this strange nation: über dieses seltsame Volk:
“The streets are pav'd with pudding-pies, „Die Straßen sind gepflastert mit Cremetorten,
Nay, powder'd-beef and bacon, ja sogar Rindfleischhaschee und Speck.
They say they scorn to tell you lies:” Man sagt, sie verschmähen es, euch Lügen zu erzählen.“
16 Who thinks it is mistaken? Wer glaubt, das sei ein Missverständnis?
 
The king of Knaves, and queen of Sluts Der König der Gauner und die Königin der Schlampen
Reign there in peace and quiet; herrschen dort in Frieden und Ruhe.
You need not fear to starve your guts, Ihr braucht nicht zu fürchten, dass eure Därme hungern werden,
There is such store of dyet: es gibt eine solche Menge an Ernährung.
There may you live free from all care, Dort könnt ihr frei von aller Sorge leben,
Like hogs set up a fat'ning; wie Schweine, die gemästet werden.
The garments which the people wear Die Kleider, die die Leute tragen,
24 Is silver, silk and satin. sind aus Silber, Seide und Satin.
 
The lofty buildings of this place Die hochragenden Gebäude dieses Ortes
For many years have lasted; haben viele Jahre überdauert.
With nutmegs, pepper, cloves, and mace, Mit Muskatnüssen, Pfeffer, Gewürznelken und Muskatblüte
The walls are there rough-casted, sind die Mauern dort verputzt,
In curious hasty-pudding boil'd, in sonderbarem Grießbrei gekocht,
And most ingenious carving; und äußerst kunstvolle Schnitzerei.
Likewise they are with pancakes ty'd, Gleichermaßen sind sie mit Pfannkuchen verbunden,
32 Sure, here's no fear of starving. hier besteht sicher keine Gefahr zu hungern.
 
The captain says, “In every town, Der Kapitän sagt: „In jeder Stadt
Hot roasted pigs will meet ye, werden euch heiße gebratene Schweine begegnen.
They in the streets run up and down, Sie laufen auf den Straßen rauf und runter,
Still crying out, Come eat me. und schreien noch immer: Komm, iss mich.
Likewise, he says, “At every feast, Ebenso sagt er: „Bei jedem Fest
The very fowls and fishes, kommt das bloße Geflügel und Fische
Nay from the biggest to the least, sogar vom Größten bis zum Geringsten
40 Comes tumbling to the dishes. purzelnd zu den Tellern.
 
“The rivers run with claret fine, In den Flüssen fließt feiner Bordeaux,
The brooks with rich canary, in den Bächen reicher Kanarienwein,
The ponds with other sorts of wine, in den Teichen andere Weinsorten,
To make your hearts full merry: um dein Herz ganz fröhlich zu machen.
Nay, more than this, you may behold, Ja sogar mehr als dies, ihr könnt es sehen,
The fountains flow with brandy, in den Brunnen fließt Weinbrand,
The rocks are like refined gold, die Felsen sind wie geläutertes Gold,
48 The hills are sugar-candy. die Hügel sind aus Süßigkeiten.
 
“Rose-water is the rain they have, Rosenwasser ist der Regen, den sie haben,
Which comes in pleasant showers, der in angenehmen Schauern kommt.
All places are adorned brave, Alle Orte sind schön geschmückt,
With sweet and fragrant flowers. mit lieblichen und duftenden Blumen.
Hot custards grows on ev'ry tree, Heiße Vanillesauce wächst auf jedem Baum,
Each ditch affords rich jellies; jeder Graben bietet reiche Gelees.
Now if you will be ruled by me, Wenn ihr euch nun von mir leiten lassen werdet,
56 Go there and fill your bellies. so geht hin und füllt eure Bäuche.
 
“There's nothing there but holy-days Es gibt dort nur Feiertage
With musick out of measure; mit Musik über (alle) Maßen.
Who can forbear to speak the praise Wer kann es sich verkneifen, das Lob zu sprechen
Of such a land of pleasure? eines solchen Landes des Vergnügens?
There may you lead a lazy life, Dort mögt ihr ein faules Leben führen,
Free from all kind of labour: frei von aller Art von Anstrengung.
And he that is without a wife, Und wer keine Frau hat,
64 May borrow of his neighbour. kann von seinem Nachbarn borgen.
 
“There is no law nor lawyer's fees, Es gibt weder Gesetz noch Anwaltsgebühren,
All men are free from fury, alle Menschen sind frei von Wut,
For ev'ry one do's what he please, denn jeder tut, was ihm gefällt,
Without a judge or jury: ohne einen Richter oder Geschworene.
The summer-time is warm they say, Der Sommer ist warm, sagt man,
The winter's ne'er the colder, der Winter ist um nichts kälter.
They have no landlords' rent to pay Sie müssen keine Miete an die Eigentümer zahlen,
72 Each man is a free-holder.” jedermann ist ein Freisasse.“
 
You that are free to cross the seas Ihr, die ihr frei seid, die Meere zu überqueren,
Make no more disputation; führt keine weitere Diskussion.
In Lubber-land you'll live at ease, In Lubberland werdet ihr in guten Verhältnissen leben,
With pleasant recreation: mit angenehmer Erholung.
The Captain waits but for a gale Der Kapitän wartet nur auf eine Brise
Of prosperous wind and weather, günstigen Windes und Wetters,
And then they soon will hoist up sail, und dann werden sie bald die Segel hissen.
80 Make hast[e] away together. Sputet euch zusammen fort.
 
Printed for J. Deacon, at the Angel in Gilt-spur-street. Gedruckt für J. Deacon beim Engel in Gilt-spur-street.

9 captain, master: heute bezeichnen captain und (ship)master dasselbe; ursprl. war der master der Schiffsführer, der captain ein Militär, der beim Seegefecht die Führung übernahm.
14 powder'd-beef: wohl kaum Fleischextraktpulver, eher sehr fein gehacktes Rindfleisch
29 hasty-pudding: ein süßer Mehl- oder Grießbrei
42 canary: (Weiß-)Wein von den Kanarischen Inseln
53 custard: Creme aus Milch und Eigelb, heute meist als Süßspeise mit Zucker und Vanille, einem Vanillepudding ähnlich
54 jelly: heute meist Süßspeise aus Gelee und diversen Aromen (Wackelpeter, Götterspeise), hier eher eingekochte Früchte (Marmelade) oder Aspik (Sülze)

Giovanni Boccaccio, Decamerone

In der italienischen Literatur findet sich der erste literarische Niederschlag der Idee vom Schlaraffenland in Boccaccios Decamerone (verfasst vermutl. 1349-1353), in der dritten Geschichte des achten Tages. Der Spaßvogel Maso del Saggio macht sich auf Kosten des einfältigen Malers Calandrino einen Jux und erzählt in Calandrinos Beisein von Steinen mit magischen Kräften. Calandrino wird neugierig und fragt, wo man denn solche Steine finde.

Der ital. Text stammt von
 Wikisource (die Ausg. v. Vittore Branca, verb. v. Natalino Sapegno, Florenz 1951-1952)
Wer lieber Gedrucktes sehen möchte, der findet den Text der besagten Geschichte z.B. im 4. Bd., Florenz 1820, S. 101ff, bei  Archive.org.
Deutsche Übersetzungen sind leicht zugänglich, z.B.
die von Karl Witte, München 1964 bei  Zeno.org
oder die von Albert Wesselski im 3. Bd., Leipzig 1912, S. 16ff, bei  Archive.org
Maso rispose che le più si trovavano in Berlinzone, terra de' Baschi, in una contrada che si chiamava Bengodi, nella quale si legano le vigne con le salsicce, e avevasi un'oca a denaio e un papero giunta, ed eravi una montagna tutta di formaggio parmigiano grattugiato, sopra la quale stavan genti che niuna altra cosa facevan che far maccheroni e raviuoli, e cuocergli in brodo di capponi, e poi gli gittavan quindi giù, e chi più ne pigliava più se n'aveva; e ivi presso correva un fiumicel di vernaccia, della migliore che mai si bevve, senza avervi entro gocciol d'acqua.
Oh, disse Calandrino, cotesto è buon paese; ma dimmi, che si fa de' capponi che cuocon coloro?
Rispose Maso: Mangiansegli i Baschi tutti.
Disse allora Calandrino: Fostivi tu mai?
A cui Maso rispose: Di'tu se io vi fu'mai? Sì vi sono stato così una volta come mille.
Disse allora Calandrino: E quante miglia ci ha?
Maso rispose: Haccene più di millanta, che tutta notte canta.
Disse Calandrino: Dunque dee egli essere più là che Abruzzi.
Sì bene, rispose Maso, si è cavelle.
Calandrino semplice, veggendo Maso dir queste parole con un viso fermo e senza ridere, quella fede vi dava che dar si può a qualunque verità più manifesta, e così l'aveva per vere, e disse:
Troppo ci è di lungi a' fatti miei, ma se più presso ci fosse, ben ti dico che io vi verrei una volta con esso teco, pur per veder fare il tomo a quei maccheroni, e tormene una satolla. Ma dimmi, che lieto sie tu, in queste contrade non se ne truova niuna di queste pietre così virtuose?
Maso antwortete, dass die meisten in Berlinzone, einem Land der Basken, gefunden wurden, in einer Gegend, die Bengodi (bene godere = Gutes genießen) genannt wurde, in der man die Weinreben mit Würsten anbindet und eine Gans für einen Denajo bekam und einen Ganter dazu. Und es war (dort) ein Berg ganz aus geriebenem Parmesankäse, auf dem Leute standen, die nichts anderes taten, als Makkaroni und Ravioli zu machen und sie in Kapaunenbrühe zu kochen. Und dann warfen sie sie hinunter, und wer am meisten davon schnappte, hatte am meisten davon. Und ebenda in der Nähe lief ein Flüsschen von Vernaccia, dem besten, den man jemals getrunken hat, ohne ein Tröpfchen Wasser drin zu haben.
»Oh«, sagte Calandrino, »dies ist ein gutes Land. Aber sag mir: was macht man mit den Kapaunen, die jene kochen?«
Maso antwortete: »Die Basken essen sie alle selber auf.«
Da sagte Calandrino: »Warst du jemals da?«
Worauf Maso antwortete: »Du sagst, ob ich jemals dort war? Wohl bin ich dort gewesen einmal ebenso wie tausendmal.«
Da sagte Calandrino: »Und wie viele Meilen sind es dahin?«
Maso antwortete: »Mehr als tausendzig, wer die ganze Nacht singt.«
Calandrino sagte: »Dann muss es weiter dahin sein als die Abruzzen.«
»Jawohl«, antwortete Maso, »ein bißchen (weiter) ist es.«
Als der einfältige Calandrino sah, dass Maso diese Worte mit einem ernsten Gesicht und ohne zu lachen sagte, schenkte er ihnen jenen Glauben, den man irgendeiner offenkundigsten Wahrheit schenken kann, und so hielt er sie für wahr und sagte:
»Das ist zu weit für mich. Aber wenn es näher wäre, ich sage dir wohl, ich käme einmal hin mit dir, nur um sie die Makkaroni purzeln lassen zu sehen und mir einen Bauch voll davon zu holen. Aber sag mir, dass du gesegnet seist, findet man in diesen (unseren) Gegenden keinen von diesen so wundertätigen Steinen?«

Ein Denajo ist eine Münze von offenbar geringem Wert.
Parmesan (ital. Hartkäse), Makkaroni (Röhrennudeln) und Ravioli (gefüllte Teigtaschen) kennt wohl jeder. Ein Ganter ist eine männliche Gans, ein Kapaun ein kastrierter Hahn.
Vernaccia ist eine Rebsorte.
cavelle "qualche cosa, piccola cosa"
veggendo = vedendo
tomo "Salto, Rolle, Purzelbaum"
virtuoso: virtus heißt in den Evangelien in der Vulgata häufig "Wunder" (z.B. Mt 7,22: et in nomine tuo virtutes multas fecimus "und in deinem Namen haben wir viele Wunder getan").

Bengodi ist nicht das Schlaraffenland in seiner Vollgestalt, aber es enthält Elemente desselben.

Sebastian Brant, Das Narrenschiff


Der Holzschnitt zum Kap. "Das schluraffen schiff". An Bord sind lauter Leute mit Narren- und Eselskappen, auf ihrer Fahne steht "doctor griff" (s. Kap. 76), auf dem Motto daneben "Ad Narragoniam", darunter musikalische Noten mit dem Text "Gaudeamus omnes" (freuen wir uns alle).- Quelle:  Wikipedia. Bearbeitung: Verkleinert und nachgeschärft. Lizenz: Gemeinfrei.

Im Deutschen heißt dieses Land Schlaraffenland nach dem mhd. Wort slūr-affe für "Müßiggänger, Faulenzer". Das Vorderglied gehört zur Wortsippe von schlummern (Wurzel *[s]leu- "schlaff"). Entweder in Form des mhd. Subst. slur "Faulenzen, Faulenzer" oder des mdh. Vb. sludern "schlampig, nachlässig arbeiten".

Der erste Gewährsmann für den Begriff des Schlaraffen ist Sebastian Brant im 108. Kapitel seines Narrenschiffs (erstmals erschienen 1494). Das Schlaraffenland habe ich bei ihm nicht gefunden.

Den Text habe ich von:
 Brant, Sebastian: Daß Narrenschyff ad Narragoniam.- Basel 1499, fol. 151 ff. (bei Wikisource)
Die Schreibung uo, ue steht für uͦ, uͤ (d.i. u mit darübergesetztem o bzw. e), die auf meinem System praktisch unlesbar sind und nach denen man auch nicht gut suchen kann.
Eine kritische Edition des Textes:
 Das Narrenschiff von Sebastian Brant. Hrsg. v. Karl Goedeke.- Leizig 1872, S. 224 ff. (Deutsche Dichter des 16. Jh., Bd. 7) (bei Archive.org)
Übertragung ins Neuhochdeutsche:
 Sebastian Brands Narrenschiff. Ein Hausschatz zur Ergetzung und Erbauung, erneuert von Karl Simrock.- Berlin 1872, S. 288 ff. (bei Archive.org)
Ir gesellen / kumen har noch zuo hant Ihr Gesellen, kommt her noch zur Hand.
Wir faren jnn schluraffen landt Wir fahren ins Faulenzerland
Vnd gstecken doch jm muor / vnd sandt und stecken doch in Morast und Sand.
An dieser Stelle steht der nebenan abgebildete Holzschnitt.
Das schluraffen schiff Das Faulenzerschiff
Nit meyn / vnß narren syn alleyn Glaube nicht, wir Narren seien alleine.
Wir hant noch brueder groß / vnd kleyn Wir haben noch Brüder groß und klein
Inn allen landen vber al in allen Landen überall.
On end ist vnser narren zal Ohne Ende ist unsere, der Narren, Zahl.
5 Wir faren vmb durch alle landt Wir fahren herum durch alle Lande,
Von Narbon jnn das schluraffen landt von Narbonne in das Faulenzerland.
Dar nach went wir gen Montflascon Danach wenden wir uns nach Montflascon (Flaschenberg)
Vnd jnn das landt gen Narragon und in das Land nach Narragonien.
All port durch suochen wir / vnd gstad Alle Häfen und Ufer durchsuchen wir.
10 Wir faren vmb mit grossem schad Wir fahren umher mit großem Schaden,
Vnd künnen doch nit treffen wol und können doch nicht gut treffen
Den staden do man lenden sol das Ufer, wo man landen soll.
Vnser vmbfaren ist on end Unser Herumfahren ist ohne Ende,
Dann keyner weiß / wo er zuo lend denn keiner weiß, wo er zu landen hat.

Das 156 Verse lange Kapitel handelt von Leuten, die auf der Suche nach Reichtum und Wohlleben leichtfertig zur See fahren und in den Gefahren des Meeres umkommen. Der weise Mann dagegen bleibt zu Hause. Brant kennt auch den Ausdruck von den gebratenen Tauben, die einem in den Mund fliegen (Kap. 57, Furwissenheyt gottes):

15 Das gott on arbeyt belonung gyt Dass Gott ohne Arbeit Lohn gibt,
Verloß dich druff / vnd bach du nyt verlass dich drauf und backe du nicht
Vnd wart / wo dir von hymel kundt und warte, bis dir vom Himmel kommt
Eyn brotten tub / jn dynen muondt eine gebratene Taube in deinen Mund.

Hans Sachs, Das Schlaweraffen-land


"Das Schlauraffenlandt", Holzschnitt zur Illustration einer gekürzten Version des Schlaraffenlandgedichts von Hans Sachs, gedruckt "Zu Nürnberg, bey Wolff Strauch".- Quelle:  Bolte, Johannes: Bilderbogen des 16. und 17. Jahrhunderts. in: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. 20. Jg., Berlin 1910, S. 190 (bei Archive.org). Lizenz: Hoffentlich gemeinfrei.

Detailausschnitt: Nahrungsmittel (Käse? Brot?) liegen am Boden, ein Schwein hat bereits ein Messer im Rücken, im Bach schwimmen essfertige Fische.

Detailausschnitt: ein Pferd kackt Eier (?), ein Brunnen gibt offenbar Wein.

Alle Ingredienzien, die wir mit dem Schlaraffenland assoziieren, enthält das Gedicht "Das Schlaweraffen-land" von Hans Sachs (1530).

Den Text habe ich genommen aus:
 Sachs, Hans: [Werke.] Hrsg. v. Adelbert von Keller.- Bd. 5.- Leipzig: Laupp, 1870. S. 338-341 (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart, 106) (bei Archive.org)
Er ist auch online verfügbar
bei der  Bibliotheca Augustana
Den Text samt hilfreicher Worterklärungen bietet:
 Deutsche Literatur des 16. Jahrhunderts. Hrsg. v. Adalbert Elschenbroich.- Bd. 2.- München, Wien 1981. S. 890-894 (größtenteils einsehbar bei Google Books)
Eine Gegenüberstellung der Originalversion und einer sprachlich aktualisierten Fassung findet man auf dem
 Wissens-Portal (schade dass die Portal-Macher nicht zu wissen scheinen, wie im Dt. der Binde-Strich zu verwenden ist)

Der Text ist weitgehend verständlich, wenn man von der Rechtschreibung absieht (pech = Bäche, pachen = gebacken u.ä.). Ich habe trotzdem eine Übertragung versucht. Für die Münznamen habe ich die diversen Wikipediaseiten konsultiert (ein guter Startpunkt ist der Artikel über das  Münzgewicht Mark).

Das Schlaweraffen-land. Das Schlaraffenland
Ein gegent haist Schlauraffen-land, Eine Gegend heißt Schlaraffenland,
Den fawlen lewten wol bekandt. (sie ist) bei faulen Leuten wohl bekannt.
Das ligt drey meyl hinder weynachten. Das liegt drei Meilen hinter Weihnachten.
Und welcher darein wölle trachten, Und wer dort hineinkommen möchte,
5 Der muß sich grosser ding vermessen der muss große Dinge auf sich nehmen
Und durch ein berg mit hirßbrey essen, und sich durch einen Berg von Hirsebrei essen,
Der ist wol dreyer meylen dick. der wohl drei Meilen dick ist.
Als-dann ist er im augenblick Dann ist er augenblicklich
Inn den selbing Schlaweraffen-land, in eben demselben Schlaraffenland,
10 Da aller reichthumb ist bekand. wo man jeden (erdenklichen) Reichtum kennt.
Da sind die hewser deckt mit fladen, Da sind die Häuser gedeckt mit Fladen, Fladen: lt. Wikipedia ein gefüllter runder Hefekuchen
Leckuchen die haußthür und laden, die Haustüren und (Fenster-)Läden sind aus Lebkuchen,
Von speckuchen, dillen unnd wend die Dielen und Wände aus Speckkuchen,
Die thröm von schweinen braten send. die Balken sind aus gebratenen Schweinen. der Tram(en) "Balken"
15 Umb yedes hauß so ist ein zaun Um jedes Haus ist ein Zaun,
Geflochten von bratwürsten braun. geflochten aus braunen Bratwürsten.
Von Malvasier so sind die brunnen, In den Brunnen fließt Veltliner, Malvasier: eine Rebsorte
Kommen eym selbs ins maul gerunnen. der einem von selber ins Maul rinnt.
Auff den tannen wachsen krapffen, Auf den Tannen wachsen Krapfen,
20 Wie hie zu land die tanzapffen. wie hierzulande die Tannenzapfen.
Auff fiechten wachssen bachen schniten. Auf den Fichten wachsen gebackene Schnitten.
Ayerpletz thut man von pircken schitten. Eierkuchen schüttelt man von den Birken. Platz: flacher Kuchen, Fladen (vgl. Plätzchen = Keks)
Wie pfifferling wachssen die flecken, Wie Pfifferlinge wachsen die Flecken, Fleck: flaches Gebäck (vgl. Zwetschkenfleck) oder Brot
Die weintrauben inn dorenhecken. die Weintrauben (wachsen) in Dornenhecken.
25 Auff weyden-koppen semel stehn, Auf Weidenbüschen stehen Semmeln, lt. Grimmschem Wörterbuch ist Koppe der Wipfel, aber auch der buschige Teil des Baumes im Ggs. zum Stamm
Darundter pech mit milich gehn; unter denen Bäche mit Milch fließen;
Die fallen dann inn bach herab, die Semmeln fallen dann in den Bach herab,
Das yederman zu essen hab. damit jeder zu essen hat.
Auch gehn die visch in den lachen Auch schwimmen die Fische in den Teichen
30 Gsotten, praten, gsultzt und pachen gedünstet, gebraten, gesülzt und gebacken, gesotten: Part.Perf. v. sieden; gesülzt: in Aspik eingelegt
Und gehn bey dem gestatt gar nahen, und schwimmen ganz nahe am Ufer, gestatt = Gestade
Lassen sich mit den hendn fahen. und lassen sich mit Händen fangen.
Auch fliegen umb (müget ir glauben) Auch fliegen umher (das könnt ihr glauben)
Gebraten hüner, genß und tauben. gebratene Hühner, Gänse und Tauben.
35 Wer sie nicht facht und ist so faul, Wer zu faul ist, sie zu fangen,
Dem fliegen sie selbs inn das maul. dem fliegen sie von selbst ins Maul.
Die sew all jar gar wol geraten, Die Schweine geraten jedes Jahr gut,
Lauffen im land umb, sind gebraten. sie laufen gebraten im Land umher.
Yede ein messer hat im rück, Jedes hat ein Messer im Rücken,
40 Darmit ein yeder schneidt ein stück mit dem schneidet jeder ein Stück (ab)
Und steckt das messer wider dreyn. und steckt das Messer wieder hinein.
Die creutzkeß wachsen wie die stein. Die Kreuzkäse wachsen wie die Steine.
So wachsen bawern auff den bawmen, So wachsen Bauern auf den Bäumen,
Gleich wie in unserm land die pflawmen. wie in unserem Land die Pflaumen.
45 Wens zeytig sind, so fallens ab, Wenn sie reif sind, fallen sie ab,
Yeder in ein par stifel rab. jeder in ein Paar Stiefel herab.
Wer pferd hat, wird ein reicher mayer, Wer Pferde hat, wird ein reicher Verwalter,
Wann sie legen gantz körb vol ayer. da sie ganze Körbe voll Eier legen.
So schütt man auß den eseln feygn. So schüttelt man aus den Eseln Feigen.
50 Nicht hoch darff man nach kersen steygn, Nach Kirschen braucht man nicht hoch zu steigen,
Wie die schwartzbär sie wachssen thun. sie wachsen wie die Heidelbeeren.
Auch ist in dem land ein junckbrunn, Auch gibt es in dem Land einen Jungbrunnen,
Darinn verjungen sich die alten. in dem sich die Alten wieder verjüngen.
Viel kürtzweil man im land ist halten. Viel Unterhaltung wird im Land geboten.
55 So zu dem ziel schiessen die gest, Wenn die Gäste auf ein Ziel schießen,
Der weytst vom blat gewindt das best. gewinnt der den ersten Preis, der die Zielscheibe am weitesten verfehlt hat. blat: vermutl. die Zielscheibe
Im lauffen gwindt der letzt allein. Beim Laufen gewinnt nur der letzte.
Das polster-schlaffen ist gemein. Das Schlafen auf Polstern ist allgemein verbreitet.
Ir waidwerck ist mit flöh und leusen, Jagd macht man (nur) auf Flöhe und Läuse,
60 Mit wantzen, ratzen und mit mewsen. auf Wanzen, Ratten und Mäuse.
Auch ist im land gut, gelt gewinnen. Auch kann man in diesem Land leicht Geld gewinnen.
Wer sehr faul ist und schlefft darinnen, Wer sehr faul ist und dort schläft,
Dem gibt man von der stund zwen pfennig, dem gibt man pro Stunde zwei Pfennig, Pfennig: im MA in Dtl. die wichtigste Silbermünze
Er schlaff ir gleich viel oder wenig. egal, ob er viel oder wenig schläft.
65 Ein furtz gilt einen Binger haller, Für einen Furz wird ein Heller bezahlt, haller: ursprl. Silber-, später Küpfermünze, benannt nach der Stadt (Schwäbisch) Hall; der zu Bingen geprägte Heller war zu Sachsens Zeit wohl etwa 2 Pfennig wert
Drey gröltzer einen Jochims-taler. für drei Rülpser ein Taler. Jochims-taler: zwischen 1520 und 1528 in St. Joachimstal in Böhmen in großer Stückzahl geprägte Silbermünze (im Wert von 30 Pfennigen)
Und welcher da sein gelt verspielt, Und wer dort sein Geld verspielt,
Zwifach man im das wieder gilt. dem zahlt man es zweifach zurück.
Und welcher auch nicht geren zalt, Und wer nicht gerne zahlt,
70 Wenn die schuld wird eins jares alt, wenn die Schuld ein Jahr alt wird,
So muß im jhener darzu geben. muss ihm jener, (dem er es schuldet,) noch etwas dazugeben.
Und welcher gern wol ist lebn, Und wer gern gut lebt,
Dem gibt man von dem trunck ein patzen. dem gibt man für den Trunk einen Batzen. Batzen: seit 1492 in Bern, bald darauf (bis in die 1530er Jahre) auch in Süddtl. geprägte Silbermünze im Wert von etwa 15 Pfennig
Und welcher wol die leut kan fatzen, Und wer die Leute gut foppen kann,
75 Dem gibt man ein plappert zu lon. dem gibt man einen Blaffert als Lohn. Plappert, Blaffert: Silbermünze im Wert mehrerer (typischerweise 12) Pfennig
Für ein groß lüg gibt man ein kron. Für eine große Lüge gibt man eine Krone. Krone: hauptsächlich Goldmünze, Wert?
Doch muß sich da hüten ein man, Doch muss sich ein Mann dabei hüten
Aller vernunfft gantz müssig stan. und auf jede Vernunft verzichten.
Wer sinn und witz gebrauchen wolt, Wer Geist und Verstand gebrauchen wollte,
80 Dem wurd kein mensch im lande holdt, dem wäre kein Mensch im Lande geneigt.
Und wer gern arbeyt mit der handt, Und wer gerne mit der Hand arbeitet,
Dem verbeut mans Schlauraffen-land. dem verbietet man das Schlaraffenland.
Wer zucht und erbarkeyt het lieb, Wer Zucht und Ehrbarkeit lieb hätte,
Den selben man des lands vertrieb, den würde man aus dem Land vertreiben.
85 Wer unütz ist, will nichts nit lehren, Wer zu nichts nütze ist und nichts lernen will,
Der kombt im land zu grossen ehren, der kommt im Land zu großen Ehren.
Wann wer der fawlest wirdt erkandt, Wenn jemand als der Faulste erkannt wird,
Der selb ist könig inn dem land. der ist König im Land.
Wer wüst, wild unnd unsinnig ist, Wer wüst, wild und von Sinnen ist,
90 Grob, unverstanden alle frist, grob und unverständig allezeit,
Auß dem macht man im land ein fürstn. aus dem macht man im Land einen Fürsten.
Wer geren ficht mit leber-würsten, Wer gerne mit Leberwürsten ficht,
Auß dem ein ritter wird gemacht. aus dem macht man einen Ritter.
Wer schlüchtisch ist und nichtzen acht, Wer liederlich ist und sich um nichts kümmert,
95 Dann essen, trincken und viel schlaffen, als um Essen, Trinken und viel Schlafen,
Auß dem macht man im land ein grafen. aus dem macht man im Land einen Grafen.
Wer dölpisch ist und nichtsen kan, Wer tölpelhaft ist und nichts kann,
Der ist im land ein edelman. der ist im Land ein Edelmann.
Wer also lebt wie obgenandt, Wer also lebt wie oben genannt,
100 Der ist gut ins Schlauraffen-landt, der taugt für das Schlaraffenland,
Das von den alten ist erdicht, das von den Alten erfunden worden ist
Zu straff der Jugend zu-gericht, und zur Zurechtweisung der Jugend verfasst (worden ist), Strafe "Zurechtweisung, Tadel, Schelte" (wie in Strafpredigt)
Die gwönlich fawl ist und gefressig, die für gewöhnlich faul und gefräßig ist,
Ungeschickt, hayloß und nachlessig, ungeschickt, heillos und nachlässig,
105 Das mans weiß ins landt zu Schlauraffn, dass man sie ins Schlaraffenland weise, Schlauraffn: die Einwohner als Name des Landes (wie Preußen, Bayern, Sachsen)
Damit ir schlüchtisch weiß zu straffen, um damit ihre liederliche Art zu tadeln, schlüchtisch "schmutzig, unordentlich, faul, nachlässig"
Das sie haben auff arbayt acht, damit sie sich um ihre Arbeit kümmern,
Weil faule weiß nye gutes bracht. weil faules Wesen nie Gutes gebracht hat.
Hans Sachs, schuhmacher.
Anno salutis 1530. Im Jahre des Heils 1530

Die sexuelle Freizügigkeit fehlt bei Sachs. Die moralisierende Kehrtwendung am Schluss wertet das Schlaraffenland zum Land der Tagediebe und Taugenichtse ab, zum Erziehungsmittel der ach so faulen und genusssüchtigen Jugend. Hierin mag sich schon protestantisches Ethos spiegeln. Etliche weitere frühe Belege für das Schlaraffenland finden sind in  Grimms Wörterbuch s.v. Schlaraffen (Universität Trier).

Eine eng an Hans Sachs angelehnte Nachdichtung eines Unbekannten ist z.B.  Von dem allerbesten Land so auff Erden ligt (1671, bei Wikisource).

Weitere bemerkenswerte Ausgestaltungen des Stoffes sind:

 Brüder Grimm: Das Märchen vom Schlauraffenland (1. Aufl. 1815, bei Wikisource)
Das Schlaraffenland als Land der Unmöglichkeiten (ein Fußloser überholt ein Pferd, Frösche dreschen Getreide, Fische machen Lärm, eine Schnecke erschlägt Löwen usw.), ein bisschen im Stil von "Dunkel war's, der Mond schien helle".
 August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Vom Schlaraffenlande (in: Fünfzig neue Kinderlieder.- Mannheim: Bassermann, 1845; der Link verweist auf eine spätere Sammelausgabe bei Zeno.org)
Die Geschichte vom Schlaraffenland zum Singen, ursprl. nach einer Volksweise, 1849 neu vertont von Robert Schumann (op. 79, no. 5).
 Ludwig Bechstein: Das Märchen vom Schlaraffenland (in: Deutsches Märchenbuch, 1845, bei Zeno.org)
Vermutlich der Text, der den meisten zum Thema Schlaraffenland in den Sinn kommt.

Rekapitulation

Mein Ziel war es, einige der wesentlichen Texte, soweit ich dazu in der Lage war, zugänglich zu machen. Eine detaillierte Analyse der Herkunft und Entwicklung der Motive kann und will ich nicht geben. Schlaraffenland ist ein utopischer Gegenentwurf gegen die Mangelsituation der je eigenen Zeitumstände.

In fast allen Texten geht es um das Vorhandensein von reichlicher und exquisiter Nahrung (in der Antike ist dieses Motiv das zentrale). Das deutet darauf hin, dass das tägliche Nahrungsangebot zu fast allen Zeiten knapp bemessen und der Speisezettel eintönig war.

Im Spätmittelalter kamen u.a. unbegrenzte sexuelle Möglichkeiten dazu. Dahinter mag der Wunsch stehen, aus der als rigide empfundenen christlichen Sexualmoral auszubrechen.

Dass das Motiv von der Belohnung von Faulheit ein satirischer Angriff gegen die protestantische Arbeitsethik war, mag für einige der niederländischen Texte gelten. Das Motiv ist aber älter als der Protestantismus und dahinter steht wohl die Erfahrung täglicher Fron ohne Anspruch auf Urlaub oder Krankenstand. "Schlafen bis zum Mittag" (wir sagen heute: ausschlafen) war auch am Sonntag nicht möglich, wo der Besuch der Messe verpflichtend war.

Der Jungbrunnen, die Möglichkeit ewiger Jugend, das Freisein von Krankheit, Alter und Tod und somit ewiges Leben ist ein Menschheitstraum und nähert sich schon religiösen Paradiesesvorstellungen an.

Anhang 1: El Dorado

Mit El Dorado wurde ich zum ersten Mal durch den Animationsfilm von Dreamworks The Road to El Dorado konfrontiert (erschienen 2000, die Hauptfiguren gesprochen von Kevin Kline und Kenneth Branagh, Musik von Elton John). Der Western El Dorado mit John Wayne und Robert Mitchum (1966, Regie Howard Hawks) hat mit der sagenhaften Goldstadt nichts zu tun. Den gleichnamigen Film von Regisseur Carlos Saura (1988) habe ich nicht gesehen. – Bei der Frage, wie denn dieser Mythos entstanden ist, bin ich dann auf ähnliche Orte gestoßen.

Eine Auflistung der Quellen fand ich in  The Legend of El Dorado Criticism bei eNotes.com. Diese Seite ist auch eine gute Zusammenfassung der Fakten. Der Autor nennt:

In dem im Netz leicht zugänglichen ersten Teil von Oviedos Historia (Sevilla 1535) habe ich keinen Hinweis auf El Dorado gefunden. Sondern erst im dritten Teil, der aber erst 1855 in Madrid veröffentlicht wurde. Da spricht er von einem großen Herrscher oder Häuptling, den man seines Reichtums wegen El Dorado (span. "der Goldene") nennt. Ausführlicher dagegen in einem Brief an Kardinal Pedro Bembo:

Der span. Text stammt anscheinend aus dem Buch  Cronistas coloniales, Segunda parte. Hrsg.v. José Roberto.- Páez, Quito 1960 (digitalisierte Version bei Biblioteca Virtual Miguel de Cervantes).

... un gran príncipe que llaman El Dorado, del cual hay mucha noticia en aquellas partes. El cual dicen que continuamente anda cubierto de oro molido, o tan menudo como sal muy molida, porque le parece a él que ningún otro vestido ni atavío es como éste, y que oro en piezas labradas es cosa grosera y común y que otros señores se pueden vestir y visten de ellas, cuando les place. Pero polvorizarse de oro es cosa muy extremada y más costosa, porque cada día nuevamente se cubre de aquel oro y en la noche se lava y lo deja perder, y porque tal hábito no le da empacho ni le ofende, ni encubre su linda disposición, ni parte alguna de ella; y con cierta goma o licor oloroso se unta por la mañana y sobre aquella unción se echa aquel polvo molido y queda toda la persona cubierto de oro desde la planta del pie hasta la cabeza, tan resplandeciente como una pieza de oro labrada de mano de un muy buen platero o artífice, de manera que se colige de esto y de la fama, que hay una tierra que es de riquísimas minas de oro. ... ein großer Herrscher, den sie den Goldenen (El Dorado) nennen, von dem es viel Nachricht in jenen Gebieten gibt. Von welchem sie sagen, dass er dauernd herumgeht, bedeckt mit gemahlenem Gold, oder so winzigem (feinkörnigem?) wie fein gemahlenes Salz; denn ihm scheint, dass keine andere Kleidung noch Schmuck wie diese ist und dass Gold in bearbeiteten Stücken eine grobe und gewöhnliche Sache ist und dass andere Herren sich mit jenen kleiden können und kleiden, soviel es ihnen gefällt. Aber sich mit Gold zu bestäuben ist eine sehr außergewöhnliche und ziemlich kostspielige Sache, weil er sich jeden Tag von neuem mit jenem Gold bedeckt und sich in der Nacht wäscht und es verlorengehen lässt; und weil eine solche Gewohnheit ihm weder eine Magenverstimmung einträgt, noch ihn verletzt, noch seine hübsche Disposition verheimlicht, noch irgendeinen Teil von ihr. Und er schmiert sich am Morgen mit einem gewissen Kautschuksaft oder einer duftenden Flüssigkeit ein und auf diese Salbung wirft er sich jenes gemahlene Pulver und der ganze Mensch ist bedeckt mit Gold von der Fußsohle bis zum Kopf, so glänzend wie ein Stück Gold, bearbeitet von der Hand eines sehr guten Silberschmieds oder Künstlers, sodass daraus und aus dem Ruhm der Schluss gezogen wird, dass es ein Land gibt, das überaus reiche Goldminen hat.

Nach einem Bericht von Juan Rodríguez Freyle (auch Fresle geschrieben, 1566-1640) bezieht sich die Bezeichnung El Dorado auf einen angeblichen Brauch der Muisca-Indianer in Kolumbien. Freyle schreibt in seinem Werk El carnero (1638, der Titel bedeutet vielleicht "Karner, Beinhaus") in Kapitel 2:

Span. Text nach der  Nueva Edición, Bogotá 1890, an einigen Stellen korrigiert nach der  Ausgabe Bogotá 1859 (beide bei Archive.org).   Text im PDF-Format auch von Temas Colombianos herunterladbar.

Era costumbre entre estos naturales, que el que había de ser sucesor y heredero del señorío ó cacicazgo de su tío, á quien heredaba, había de ayunar seis años metido en una cueva que tenían dedicada y señalada para esto, y que en todo este tiempo no había de tener parte con mujeres, ni comer carne, sal ni ají, y otras cosas que les vedaban; y entre ellas que, durante el ayuno, no habían de ver el sol; solo de noche tenían licencia para salir de la cueva, y ver la luna y estrellas, y recogerse ántes que él sol los viese; y cumplido de este ayuno y ceremonias se metían en posesión del cacicazgo ó señorío, y la primera jornada que habían de hacer, era ir á la gran laguna de Guatavita á ofrecer y sacrificar al demonio, que tenían por su dios y señor. La ceremonia que en esto había era, que en aquella laguna se hacía una gran balsa de juncos, aderezábanla y adornábanla todo lo más vistoso que podían; metían en ella cuatro braseros encendidos, en que desde luego quemaban mucho moque, que es el zahumerio de estos naturales, y trementina con otros muchos y diversos perfumes. Estaba á este tiempo toda la laguna en redondo, con ser muy grande y hondable de tal manera que puede navegar en ella un navío de alto bordo, la cual estaba toda coronada de infinidad de indios é indias, con mucha plumería, chagualas y coronas de oro, con infinitos fuegos á la redonda, y luego que en la balsa comenzaba el zahumerio, lo encendían en tierra, en tal manera, que el humo impedía la luz del día.
A este tiempo desnudaban al heredero en carnes vivas, y lo untaban con una tierra pegajosa y espolvoreaban con oro en polvo y molido, de tal manera que iba cubierto todo de este metal. Metíanle en la balsa, en la cual iba parado, y á los pies le ponían un gran montón de oro y esmeraldas para que ofreciese á su dios. Entraban con él en la balsa cuatro caciques los más principales, sus sujetos muy aderezados de plumería, coronas de oro, brazales y chagualas, y orejeras de oro, también desnudos y cada cual llevaba su ofrecimiento. En partiendo la balsa de tierra comenzaban los instrumentos, cornetas, fotutos y otros instrumentos, y con esto una gran vocería que atronaba montes y valles; y duraba hasta que la balsa llegaba al medio de la laguna, de donde, con una bandera, se hacía señal para el silencio. Hacía el indio dorado su ofrecimiento echando todo el oro que llevaba á los piés en el medio de la laguna, y los demás caciques que iban con él y le acompañaban, hacían lo propio; lo cual acabado, abatían la bandera, que en todo el tiempo que gastaban en el ofrecimiento la tenían levantada, y partiendo la balsa á tierra comenzaba la grita, gaitas y fotutos con muy largos corros de bailes y danzas á su modo; con la cual ceremonia recibían al nuevo electo, y quedaba reconocido por señor y príncipe.
De esta ceremonia se tomó aquel nombre tan celebrado del Dorado, que tantas vidas ha costado y haciendas.
Es war Brauch bei diesen Eingeborenen, dass derjenige, der Nachfolger und Erbe der Herrschaft oder des Häuptlingstums seines Onkels sein sollte, den er als Erben eingesetzt hatte, sechs Jahre fasten musste, in eine Höhle gesteckt, die sie dafür gewidmet und gekennzeichnet hatten, und dass er in dieser ganzen Zeit keine Gemeinschaft mit Frauen haben durfte, noch Fleisch, Salz oder Chili essen, und andere Dinge, die sie verbaten; und unter ihnen, dass sie während des Fastens die Sonne nicht sehen durften; nur nachts hatten sie die Erlaubnis, aus der Höhle herauszugehen und den Mond und die Sterne zu sehen und sich zurückzuziehen, bevor die Sonne sie sah; und wenn dieses Fasten und (diese) Zeremonien erfüllt waren, stellten sie ihn in den Besitz des Häuptlingstums oder der Herrschaft, und die erste Reise, die sie machen mussten, war, zum großen See von Guatavita zu gehen, um dem Dämonen, den sie für ihren Gott und Herrn hielten, darzubringen und zu opfern. Die Zeremonie, die sie dabei hatten, war, dass man an jenem See ein großes Floß aus Binsen machte, sie richteten es her und schmückten es so prächtig sie konnten; sie stellten vier entzündete Kohlenbecken darauf, auf denen sie natürlich viel "Moque" verbrannten, was das Räucherwerk dieser Eingeborenen ist, und Harz mit vielen verschiedenen anderen Wohlgerüchen; Zu dieser Zeit war der ganze See rund, dabei sehr groß und tief, sodass auf ihm ein Schiff mit hohem Bord fahren konnte, welches ganz gekrönt war mit einer Unzahl von Indios und Indiofrauen, mit viel Federn, Nasenringen (?) und Kronen aus Gold, mit zahllosen Feuern ringsherum, und sobald auf dem Floß die Wohlgerüche begannen, entzündeten sie sie an Land, sodass der Rauch das Tageslicht verdeckte.
Zu dieser Zeit entkleideten sie den Erben, bis er nackt war, und schmierten ihn mit einer klebrigen Erde ein und bestäubten ihn mit pulverigem und gemahlenem Gold, sodass er ganz mit diesem Metall bedeckt war. Sie brachten ihn auf das Floß, auf welchem er stillstehend fuhr (?), und zu seinen Füßen stellten sie ihm einen großen Haufen von Gold und Smaragden hin, damit er sie ihrem Gott opfere. Mit ihm traten die vier wichtigsten Häuptlinge auf das Floß, seine Untertanen, prächtig hergerichtet mit Federn, goldenen Kronen, goldenen Armbinden und Nasenringen (?) und Ohrenklappen, desgleichen nackt, und jeder trug seine Opfergabe. Während das Floß vom Land ablegte, begannen die Instrumente, Hörner, Blasmuscheln und andere Instrumente, und damit ein großes Geschrei, von dem von Bergen und Tälern widerhallten; und es hielt an, bis das Floß die Mitte des Sees erreichte, von wo mit einer Fahne das Zeichen zur Stille gegeben wurde. Der goldene Indio brachte sein Opfer dar, indem er alles Gold, das zu seinen Füßen war, mitten in den See warf, und die übrigen Häuptlinge, die mit ihm fuhren und ihn begleiteten, taten dasselbe; sobald das fertig war, holten sie die Fahne ein, die sie die ganze Zeit, die sie für das Opfer gebraucht hatten, erhoben hielten; und wenn das Floß zum Land zurückfuhr, begann das Geschrei, Dudelsäcke und Blasmuscheln, mit sehr großen Tanzkreisen und Tänzen nach ihrer Art; mit dieser Zeremonie empfingen sie den Neugewählten und er wurde anerkannt als Herr und Fürst.
Von dieser Zeremonie stammt jener so gepriesene Name von El Dorado, der so viele Leben und Güter gekostet hat.

Der genannte Guatavitasee liegt ca. 60 km nordöstlich von Bogotá. Die Versuche, an die Schätze auf dem Grund des Sees zu gelangen (nach dem Wikipedia-Artikel  Guatavita wurde der See 1898 vollständig abgelassen), förderten zwar einiges an Wertvollem zu Tage, aber bei weitem nicht die erwarteten Mengen an Gold.

Da die spanischen Konquistadores bei den Muisca keine Reichtümer fanden, vermuteten sie diese irgendwo in den Anden: eine Stadt aus Gold, ein Königreich mit unermesslichem Reichtum, auf das der Name El Dorado übertragen wurde. Aus den Mutmaßungen wurden gern geglaubte Gerüchte und zahllose europäische Glücksritter machten sich auf die Suche.

Anhang 2: Eden

verschoben in die Biblica.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 22. Mai 2016