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Kurze Geschichte des Münzgeldes
Wieder auf das Thema gestoßen bin ich bei der Lektüre von Hans Sachs, Das Schlaweraffen-land. Da werden Pfennig, Binger Haller (Heller), Jo(a)chimstaler, Patzen (Batzen), Plappert (Blaffert) und Kron(e) genannt. Daher habe ich ein wenig nachgeforscht und möchte hier eine Zusammenfassung der Herkunft der wichtigsten Münznamen in ihrem historischen Kontext geben, keine umfassende Geschichte des Geldwesens. Wie immer erwies sich das Thema als umfangreicher und komplexer als gedacht (nicht umsonst ist Numismatik eine eigene Wissenschaft). Um zu einem Ende zu kommen, habe ich darauf verzichtet, auch noch nach freien Abbildungen von Münzen zu suchen. Ich habe nicht mehr zu bieten als eine Textwüste.
Meine Quellen:
Sobald die Wirtschaft arbeitsteilig wurde, man also nicht mehr alles, was man zum Leben brauchte, selbst herstellte, musste man mit anderen tauschen. Da beim Tauschhandel oft der eine nichts zu bieten hat, das der andere braucht bzw. was in etwa gleichen Wert hat, benötigt man ein Zwischentauschmittel, das möglichst von allen als Wertäquivalent akzeptiert wird. Solche Zwischentauschmittel konnten sein: Getreide, Vieh (Rinder, Schafe, Kamele), Schmuck (bes. Ringe), Muscheln, Kleider, Felle, metallene Geräte (Becken, Beile, Dreifüße, Sicheln, Spaten, Dolche), Edelmetall, u.ä. Bei allen diesen Formen handelt es sich um Warengeld, das Geld hat einen realen Wert.
Das lat. Wort für „Geld“ ist pecunia, darin steckt pecu(s) „Vieh“ (Vieh ist mit pecus etymologisch verwandt), weil sich Vermögen ursprünglich in Besitz von Vieh ausdrückte. Dieselbe Wurzel wurde im Engl. zu fee „Eigentum, Besitz, Gebühr“. Noch heute sagt man „seine Schäfchen ins Trockene bringen“ für „seine finanziellen Interessen wahren“ (denn Schafe sind wertvoll und man bewahrt sie vor der Unbill der Witterung). Das von Staat oder Gemeinden bezahlte Honorar und der Sold hießen salarium „Salz-“ (davon unser Wort Salär), auch Salz war eine verbreitete Form von Warengeld.
Wenn Geld knapp wird, greift man auch heute noch auf Warengeld zurück. Im Italien der Lirezeit war Kleingeld notorisch knapp, Geschäfte bezahlten Restbeträge mit Briefmarken, Telefonjetons, Bonbons u.ä. Im Deutschland der Nachkriegszeit wurde nicht selten mit amerikan. Zigaretten bezahlt.
Metall hatte den Vorteil unbegrenzter Haltbarkeit, stabilen Wertes und beliebiger Teilbarkeit, es wurde abgewogen. Es hatte häufig die Form von Platten, Barren, Stiften, Drähten. Verwendete Metalle waren Gold, Silber, Bronze, Elektron (eine natürlich vorkommende Gold-Silber-Legierung, die man für ein eigenständiges Metall hielt), Kupfer, Eisen.
Die Scheidemünze der antiken Athener, der Obolós, geht auf das Wort obelós „Bratspieß“ zurück. Diese Münze hatte ursprünglich die Form eines Spießes. Eine Drachme (von dráttomai „fassen, greifen“) waren soviele Obolen, wie man mit einer Hand umfassen konnte.
Die wichtigsten Anforderungen an Geld sind:
Die Griechen schrieben den Lydern die Erfindung des Münzgeldes zu. Um 630 v.Chr. begannen diese, Metallstücke mit konstantem Gewicht herzustellen und ihnen bald auch eine Art Gütesiegel aufzuprägen: die Münze war erfunden. Statt das Metall zu wiegen, brauchte man es nur noch zu zählen. Die Münze erwies sich vor allem bei der Bezahlung von Söldnern als praktisch und fand vermutlich so rasche Verbreitung im östlichen Mittelmeerraum.
Dass die Lyder die Münze erfunden haben, ist nicht unumstritten: anderen votieren für Indien oder die griechische Insel Ägina.
Die lydischen Münzen waren zunächst aus Elektron, dann aus Gold. So prägte das unter lydischer Herrschaft stehende Kyzikos (am Marmara-Meer) seit 600 v.Chr. einen 16 g schweren Stater aus Elektron, den Kyzikener. Unter dem letzten lydischen König Kroisos (der sprichwörtlich gewordene Krösus) wurde ein Goldstater von 10,8 g geprägt, der Kroiseios. Nachdem das Lyderreich Teil des Perserreiches geworden war (541), wurde der Kroiseios noch eine Zeitlang mit verringertem Gewicht von 8,1 g weitergeprägt. Um 515 ersetzten die Perser ihn durch eine von den Griechen Dareikos genannte Goldmünze mit 8,4 g Gewicht und einem Feingehalt von ca. 980‰. Neben den vollen Münzen gab es meist auch kleinere wie Trite = 1/3 Stater, Hekte = 1/6, Hemihekte = 1/12 u.a.
Das griech. Wort statḗr bezeichnet als terminus technicus des Münzwesens das Normalstück des Münzfußes, bei den Griechen meist die Doppel- oder Vierfachdrachme (letzteres vor allem in Athen).
Zu weiteren Vergleichen seien hier die Eckdaten einiger moderner Gold- und Silbermünzen genannt: Der österreichische Wiener Philharmoniker, der südafrikanische Krügerrand, der kanadische Maple Leaf und der US-amerikanische Gold Eagle enthalten alle eine Feinunze (31,1 g) Gold (24 Karat / 999,9‰ der Philharmoniker und der Maple Leaf, 22 Karat / 916,67‰ – daher etwas kratzfester – der Krügerrand und der Gold Eagle). Ihr aufgeprägtes Nominal: Philharmoniker 100 €, Maple Leaf 50 CAD (kanadische Dollar), Gold Eagle 50 US-$. Der Krügerrand hat kein Nominal aufgeprägt. Diese Münzen werden aber zum tatsächlichen Goldpreis gehandelt, nach dem sie momentan (14. Mai 2011) alle um etwas über 1.100 € verkauft werden. Philharmoniker, Maple Leaf und Eagle gibt es auch in Silber (eine Unze Feinsilber) mit einem Nominal von 1,50 €/ 5 CAD/ 1 US-$, sie kosten alle je um die 30 €. Das Wertverhältnis Gold:Silber beträgt also 1100:30 oder 1:36,7. Die Daten stammen von Bullionweb.de.
Der sog. Münzfuß legt fest, welche Menge Edelmetall zu wievielen Münzen eines Nennwerts verarbeitet werden muss (der Edelmetallgehalt einer einzelnen Münze war anfangs schwer zu garantieren). Die Prägung wurde selten durch Gießen aufgebracht, sondern meist indem man mit einem Hammer auf den Prägestempel schlug. Daher sagt man zum Prägen von Münzen auch Münzen schlagen. Nicht nur das Ergebnis der Prägung, auch der Ort bzw. die emittierende Behörde werden als Münze (engl. mint) bezeichnet.
Die dem Amboss / Unterstempel zugewandte Seite wird in der Numismatik als Avers (Vorderseite) bezeichnet, die dem Oberstempel zugewandte Seite als Revers (Rückseite). Eine andere Unterscheidung ist die nach Bild- und Wertseite („Kopf oder Zahl“, „Zahl oder Adler“).
Diese Münzen beziehen ihre Anerkennung als werthaltiges Tauschmittel aus ihrem Materialwert. Solche Münzen nennt man (wenn es sich um umlaufende Münzen handelt) als Kurantmünzen (franz. courant „geläufig, gebräuchlich, kursierend“). Daneben gab es aber auch sog. Scheidemünzen, Kleingeld, bei dem man – da es nicht um nennenswerte Beträge ging – die Münzen zu einem Nominalwert handelte, der durch den Materialwert der Münzen nicht gedeckt war. Es handelte sich meist um Kupfermünzen oder Silber mit hoher Beilegierung von Kupfer (sog. Billon).
Wo man keine Scheidemünzen kannte oder akzeptierte, wurden Münzen, Schmuck, Barren, Bleche (meist solche aus Silber) in kleine Stücke geschnitten und abgewogen. Das nennt man heute Hacksilber. Die russ. Währung Rubel kommt wohl von рубить rubitʲ „hacken“ (bezeichnet also von einem Barren abgehackte Stücke).
Die modernen Gold- und Silbermünzen sind keine Kurantmünzen (sie werden im täglichen Zahlungsverkehr nicht verwendet), sondern Bullion- oder Anlagemünzen (engl. bullion „Edelmetallbarren“) für Menschen, die ihr überschüssiges Geld in Gold oder Silber investieren oder auf Edelmetall spekulieren möchten. Vorausetzung ist, dass diese Münzen (pro forma) gesetzliches Zahlungsmittel sind; dann sind sie in der EU einfuhrumsatzsteuerbefreit. Münzen, die diese Voraussetzung nicht erfüllen, nennt man Medaillen.
Auch in griech. Poleis wurden seit dem 6. Jh. Münzen geschlagen, und zwar aus Silber: zuerst auf Ägina, dann in Korinth und Athen. Als Münzfuß setzte sich bis etwa 400 das attische Gewichtssystem durch: 1 Talent = 60 Minen = 6000 Drachmen. Die Normalmünze Athens war seit 540 das Tetradrachmon (Vierdrachmenstück) mit einem Gewicht von 17 g (das Talent hatte also etwa 26 kg). Die verbreitetsten Münzen wurde oft nach ihrem Münzbild bezeichnet: Schildkröten (Ägina), Eulen (Athen, deshalb war „Eulen nach Athen tragen“ ein überflüssiges Unterfangen) usw. Die attische Drachme war unterteilt in 6 Obolen, ein Obolos in 8 kupferne Chalkoi (Einzahl Chalkus, in anderen Poleis auch deren 12 oder 16).
Das Talent (griech. tálanton „Waagschale, Gewicht“) ist eine aus Mesopotamien stammende Gewichtseinheit, die je nach Ort und Zeit irgendwo zwischen 20 und 40 kg lag. Die Mine (griech. mna, aus dem Semit., z.B. babyl. manû) hatte also grob gerechnet ein halbes Kilo. Talent und Mine waren rechnerische Einheiten und wurden nicht ausgemünzt – im Gegensatz zum 2004 emittierten über 31 kg schweren Big Phil (37 cm Durchmesser, Nennwert 100.000 EUR, Auflage 15 Stück). Die größte Goldmünze der Welt war bis 2007 ein 100 kg schwerer Maple Leaf (53 cm Durchmesser, Nennwert 1 Mio CAD, Auflage 5 Stück), seit 2011 ist das ein von der Münze Perth gegossener australischer Kangaroo mit 1000 kg Gewicht (80 cm Durchmesser, 12 cm dick, Nennwert 1 Mio AUD).
Die Erfindung gemünzten Geldes kurbelte den Handel an. Aber da in den verschiedenen Stadtstaaten zunächst unterschiedliche Münzfüße in Gebrauch waren, brauchte man Spezialisten, die die verschiedenen Münzen in die jeweilige lokale Währung umrechnen und umwechseln konnten: die Geldwechsler. Diese berechneten für das Umwechseln, auch z.B. von Kupfer- in Silbermünzen derselben Währung, eine Gebühr, die heute Agio (ital. „Bequemlichkeit“) heißt.
Etwa um 515 begannen die Perser neben dem goldenen Dareikos auch eine Silbermünze, den Siglos (Schekel), mit 5,4 g zu schlagen. Assyr. šiqlu oder hebr. Schekel („Gewicht“, von der Wurzel šql „wägen“) ist eine orientalische Gewichtseinheit, nämlich 1/60 oder 1/50 Mine bzw. 1/3600 oder 1/3000 Talent. Der persische Siglos ist wohl ein Halbschekel einer 50er-Mine (das Talent also zu 32,5 kg).
Auch die athenische Drachme kann als Halbschekel, als Halbes des Didrachmons, der 1/3000 Talent entsprach, betrachtet werden. Silberne Schekel wurden in hellenist. Zeit auch von Phöniziern, Karthagern und Juden geschlagen. Man wird wohl nicht fehlgehen, in diesem Wort auch den Ursprung der Silbermünze sickle in Harry Potters Zaubererwelt zu sehen.
Unter Philipp II. von Makedonien wurde seit der Mitte des 4. Jh. ein Goldstater, dem Gewicht nach eine Didrachme nach attischem Münzfuß (8,75 g), geprägt, der sog. Philippeios. Seit Alexander wurde eine große Zahl von Silbermünzen nach attischem Fuß geprägt. Unter Alexander wurde auch zum ersten Mal anstelle von Symbolen oder Götterbildern das Konterfei des Herrschers auf Münzen geprägt.
Im pergamenischen Reich wurde seit dem 2. Jh. v.Chr. der sog. Kistophoros (lat. cistophorus „Kistenträger“, nach der Abbildung einer cista mystica, eines Korbes, aus dem eine Schlange herauskriecht, auf dem Avers) geprägt. Dies war eine Silbermünze im Gewicht dreier attischer Drachmen, die aber reichsintern als Tetradrachme gehandelt wurde. Im Außenhandel galt sie jedoch nur drei Drachmen. Sie ist ein Beispiel für Binnenwirtschaftsräume, in denen eine künstlich überteuerte Währung verwendet wurde. Ein weiteres Beispiel ist das Reich der Ptolemäer: die dort geprägten Tetradrachmen zu 14,2 g (und ihre Teilnominale) waren seit der Mitte des 1. Jh. v.Chr. aus Billon mit einem Silbergehalt von unter 50%. Auf den Binnenwert hatte dies keinen Einfluß. Im Außenhandel war eine ägypt. Tetradrachme zu dieser Zeit jedoch kaum 2 Standarddrachmen wert.
In Italien dienten wohl bis zum 4. Jh. v.Chr. Gussbrocken (mehr oder wenig unregelmäßig geformte Klumpen) aus Kupfer oder Bronze (sog. aes rude) oder Teilstücke davon als Geld. Dann begann man diese Barren zu standardisieren (Barren in Ziegelform) und mit symbolischen Abbildungen zu versehen (aes signatum). Schließlich wurden seit Beginn des 3. Jh. grobe Münzen im Gewicht eines römischen Pfundes von ca. 327 g (aes grave) gegossen: der As war geboren.
Neben den vollpfündigen Assen gab es auch Unterteilungen, die wichtigsten waren:
Asse und ihre Teile waren wohl die ersten Münzen mit Wertangabe: I (röm. 1) auf dem As, S auf dem Semis (semis „Hälfte“), auf den übrigen soviele Punkte, wie die Münze Unzen wog. Es gab auch rechnerische Untereinheiten der Unze, u.a. das Skrupel (lat. scrupulum od. scripulum) = 1/24 Uncia, ca. 1,14 g.
Der As erlebte in den folgenden zweieinhalb Jahrhunderten eine konstante Verringerung seines Gewichtes (auf die Hälfte = semilibral, ein Sechstel = sextantal, ein Zwölftel = unzial usw). Unter Augustus wurde sein Gewicht auf ca. 12 g festgesetzt (es war also eine Scheidemünze geworden), blieb dann aber für 2 Jahrhunderte recht stabil. Es gab auch Vielfache des Asses, bes. den Dupondius (2 As), seit der Kaiserzeit in Messing geprägt.
Die Römer prägten um 269 v.Chr. zum ersten Mal eine silberne Didrachme im Gewicht von 6 Skrupel (~6,5 g). In größerer Zahl wurde diese um 235 v.Chr. als sog. Quadrigatus (benannt nach der abgebildeten Quadriga = Viergespann) geschlagen. Um 210 v.Chr. führten die Römer den silbernen Denarius ein, der für Jahrhunderte die maßgebliche römische Münze werden sollte. Der Denar wog zunächst 1/72 Pfund bzw. 4 Skrupel (4,55 g) und war – wie der Name (deni „je zehn“) besagt – 10 Asse wert. Nach wenigen Jahren wurde sein Gewicht auf 1/84 Pfund (knapp unter 4 g) gesenkt. Erst unter Nero erfolgte eine weitere Reduktion auf 1/96, im 2. Jh. dann auf 1/100, später 1/140.
Die Münze Roms befand sich im oder beim Tempel der Juno Moneta („Mahnerin“) auf dem Kapitol. Daher wurde Moneta gleichbedeutend mit Geld: franz. monnaie, engl. money, dt. Münze und Moneten (aus der Studentensprache).
Eine wichtige Recheneinheit war der Sestertius, die Bezeichnung für 2 1/2 As (daher der Name: semis tertius „der Dritte halb“, und die Wertbezeichnung: IIS [2 Asse 1 Semis], später auch HS geschrieben) bzw. ein Viertel Denar. Der Sesterz wurde in der Republik nur selten und dann in Silber geprägt (Gewicht: 1 Skrupel). Seit Augustus hatte er ein Gewicht von einer Unze (27 g) und wurde aus Messing gemacht, er war eine Scheidemünze.
Um 130 v.Chr. wurde die Beziehung zum As neu definiert: 1 Denar = 16 Asse, 1 Sesterz = 4 Asse.
Goldmünzen wurden in der Republik nur gelegentlich geprägt. Erst Cäsar ließ seit 50 v.Chr. in großen Mengen eine Goldmünze im Gewicht von 1/40 Pfund (8,18 g) prägen, den Aureus. Er galt 25 Denare und war in den folgenden Jahrhunderten die zweite Säule des römischen Geldes. Mit Cäsar begann man in Rom das Konterfei des Herrschers aufzuprägen.
Kleine Rechenübung: 1/40 Pfund Gold waren 25 Denare wert, ein ganzes Pfund also 40 * 25 = 1000 Denare. 1000 Denare sind 1000 * 1/84 = 11,9 Pfund Silber. Das Wertverhältnis Gold:Silber war also gerade einmal 1:12.
Kaiser Augustus reformierte das Münzwesen und legte folgende Wertbeziehungen fest:
Um die im Osten des röm. Reiches noch immer gebräuchliche Drachme leichter in den Denar konvertierbar zu machen, reduzierte Augustus das Gewicht des attischen Staters auf 14,5 g. Damit wurden Drachme und Denar wertgleich. Im Osten des Reiches war es nicht unüblich, in Preise und Gebühren gleich das Agio (die Wechselgebühr) von 2 Assen je Denar einzurechnen, sodass sich das Verhältnis 1 Denar = 18 Asse ergab.
Auf den Aureus geht sprachl. die Öre bzw. Øre zurück, der 100. Teil der schwed., dän., norweg. und farö. Krone.
Anfang 3. Jh. führte Kaiser Caracalla eine neue Silbermünze ein, die von der Forschung Antoninianus genannt wird. (Der antike Name ist unbekannt, neuerdings wird der in einer Inschrift genannte Bicharactus in Erwägung gezogen.) Sie hatte anfänglich ein Gewicht von 5,5 g und ein Nominal von 2 Denaren. Ihr Silbergehalt sank von anfangs 40% auf 2%.
Massive Münzverschlechterung wurde im Laufe der Geschichte immer wieder beobachtet und hat verschiedene Ursachen. Zum einen versuchten Münzherren ihren Gewinn, der sich aus der Differenz von tatsächlichem Wert und Nominal ergab (den sog. Schlagschatz), immer wieder durch Verringerung des Edelmetallgehaltes zu erhöhen. Zum andern beschnitten findige Köpfe die Münzen, d.h. sie schnitten oder feilten kleine Stücke vom Rand der Münzen ab (was durch die unregelmäßige Form und das schwankende Gewicht möglich war). Dagegen prägten die Römer eine Zeitlang Denare mit gezacktem Rand, den sog. Serratus (der Vorläufer unserer Rändelung). In der Neuzeit kam das sog. Kippen und Wippen (wippen = abwägen, kippen = aussortieren) dazu, das Aussortieren und Einschmelzen der schwereren Münzen, aus denen mehr (durch Zugabe von unedlem Metall noch viel mehr) Münzen geprägt werden konnten.
Die Münzverschlechterung führt zu Geldentwertung mit all ihren Folgen wie Preissteigerung, Inflation und Rezession. Wenn gutes und weniger gutes Geld umläuft, gewinnt nach dem Greshamschen Gesetz immer das schlechtere, denn die Menschen halten des werthaltigere Geld zurück oder geben es im Ausland aus und verwenden für den alltäglichen Zahlungsverkehr das schlechte Geld.
Nachdem das Geldwesen im 3. Jh. in eine schwere Krise geraten war, führte Kaiser Diocletian 294/295 n.Chr. eine Münzreform durch. Er führte zwei neue Münzen ein: den silbernen Argenteus, der offenbar den Denar als Vorbild hatte (Gewicht 1/96 Pfund ~ 3,4 g), und den Follis aus Bronze mit dünnem Silberüberzug (Gewicht 1/32 Pfund ~ 10 g). Mit folgenden Wertbeziehungen:
Kaiser Konstantin reformierte das Münzwesen erneut: er ersetzte 309 den inzwischen stark verschlechterten Aureus durch eine neue Goldmünze, den Solidus (Aureus) („massiver (Aureus)“, Gewicht 1/72 Pfund ~ 4,55 g). Es gab auch Unterteilungen wie den Tremissis oder Triens (1/3 Solidus) und den Semissis (1/2 Solidus). Um 320 ersetzte er den Argenteus durch die Siliqua (Silbermünze im Wert von 1/24 Solidus, Gewicht anfangs 3,4 g, bald auf 2,2 g reduziert).
Der Name Solidus ging auf den ital. Soldo über (die Mz. soldi bedeutet heute „Geld“) und auf den franz. Sol, später Sou. Auch das Wort Sold ist davon abgeleitet (wovon wiederum Söldner und Soldat herkommen).
Die Israeliten des AT lernten geprägtes Geld wohl erst in der Babylonischen Gefangenschaft durch die Perser kennen. Vorher wurden Gold und Silber abgewogen (z.B. Gen 23,16; Jer 32,9f), die Gewichte waren Talent (hebr. kikkar), Mine (hebr. manê), Schekel (im bekannten Verhältnis 3000:50:1) und Gera (1/20 Schekel). Das Schekel hatte nach den gefundenen Gewichtssteinen ca. 11-12 g, das Talent also an die 35 kg.
An Münzen werden im AT genannt der pers. Dareikos (hebr. ʾᵃdarkôn, 1Chr 29,7 – als Vergleichswert, den Dareikos gab es zur Zeit Davids natürlich noch nicht; Esr 8,27) und die griech. Drachme (hebr. darkᵉmôn Esr 2,69; Neh 7,69-71). Allerdings spricht der Text bei letzterem immer von „goldenen Drachmen“; vielleicht ist ein Goldstater nach attischem Münzfuß gemeint. Viele Ausleger und Übersetzer nehmen aber an, dass hier ebenfalls der Dareikos gemeint ist. Madden nimmt an, dass mit den in Neh 5,15 genannten 40 Schekel Silber ebenfalls Münzen gemeint sind, nämlich der pers. Siglos.
Im NT werden griech. und röm. Geld genannt. Talent und Mine sind Verrechnungseinheiten (Wertverhältnis 60:1), der Rest sind Münzen:
Chalkos (Mt 10,9; Mk 6,8; 12,41) heißt „Kupfer, Geld“ und bezeichnet kein Nominal – das heißt Chalkus (s.o.).
Wertverhältnis Stater - Didrachmon - Drachme 4:2:1, Denar - As - Quadrans - Lepton 64:4:1:0,5. Drachme und Denar waren etwa wertgleich. Luther übersetzt Talent mit „Zentner“ (Mt 18,24 allerdings mit „Pfund“), Mine mit „Pfund“, Denar/Drachme mit „Groschen“, As mit „Pfennig“, Quadrans mit „Heller“, Lepton mit „Scherf“.
Der Tyrische Schekel (seit 126 v.Chr. geprägt) hatte ein Gewicht von 14,2 g und war zur Zeit Jesu die einzige Währung, in der die Tempelsteuer bezahlt werden konnte; zumindest ist dies nach dem Mischnatraktat Bekhorot 8,7 (49b) (Bd. 9, S. 170, Z. 5 in Goldschmidts Talmudausg.) der Fall für die 5 Silberschekel, die nach Num 18,16 für den männlichen Erstgeborenen zu entrichten sind. Wohl wegen des konstant hohen Silbergehaltes (um 95%) und obwohl die Münze gegen das Bilderverbot verstieß.
Diese Münze war vom Gewicht her kein Schekel (d.h. 1/50 Mine), sondern eine Tetradrachme (das Talent zu 21 kg), wie sie zuvor schon in Tyros geschlagen wurde. Der Begriff Schekel bezeichnete in dieser Zeit wohl wie griech. Stater das Leitnominal des Münzfußes. Die in der Zeit des Jüdischen Aufstandes geprägten Schekelmünzen hatten nach dem Vorbild des Tyrischen Schekels ebenfalls 14 g.
Die talmudischen Münzbezeichnungen an der genannten Stelle sind: selaʿ für das Tetradrachmon (den Tyrischen Schekel), zûz für Denar bzw. Drachme, maʿâ für Gera (d.h. eigtl. 1/5 Denar/Zuz, nach dem Text aber 1/6), pôndijôn ist der Dupondius (1/8 Denar/Zuz), dînar ist teils der arab. Golddinar (s.u.), teils wohl der röm. Denar.
Die seit der Zeit der Hasmonäerkönige und auch noch unter den röm. Prokuratoren in Judäa ausgemünzte Kupfermünze im Wert eines Quadrans nennt man heute mit einem Wort aus dem Talmud Pruta (aram. perûṭâ, Mz. perûṭôt).
In Wörterbüchern aus dem 19. Jh. (als es in deutschen Landen noch Kurantgeld gab) findet man oft Wertangaben zu den antiken Münzen, die offenbar vom Metallwert ausgehen. Doch eine solche Rechnung geht nicht auf, was auch schon das völlig andere Wertverhältnis Gold:Silber zeigt. Ein Denar hatte knapp 4 g Silber. Bei einem Silberpreis von unter 1 € pro Gramm wären das weniger als 4 €. Wenn es stimmt, dass ein Denar der durchschnittliche Tagesverdienst eines Tagelöhners in Palästina war, muss die Kaufkraft aber wesentlich größer, etwa das zehnfache, gewesen sein. Die 300 Denare, die das über Jesus ausgegossene Salböl wert war, entsprachen dem Jahresverdienst eines Tagelöhners. Ein Talent wären der 20fache Jahresverdienst, die Schuld des Schalksknechts beträgt noch einmal das 10.000fache (also weit mehr als 1 Mia. €). Die 30 Silberschekel, die Judas bekommt, kann ein Arbeiter in 5 Monaten verdienen – für einen armen Mann ist das auch Geld, für einen solchen Verrat aber ein sehr geringer Betrag.
Marius Reiser ist der Meinung, dass ein Denar pro Tag für einen ungelernten Arbeiter ein ausgesprochen guter Lohn sei (Numismatik u. Neues Test., S. 481). Nach Tac. ann. 1,17 hat zur Zeit des Augustus der tägliche Sold eines röm. Legionärs 10 Asse betragen, also etwas mehr als ein halber Denar. (Aber das dafür 365mal im Jahr?)
Die Landarbeiterkammer Oberösterreich sieht (Stand Juni 2011) als Mindestlohn für Anbau- und Erntehelfer (Saisonkräfte) € 1.002,00 (vermutl. für eine 40-Stunden-Woche) vor, für einen Taglöhner € 74,40 für 9 Stunden Arbeit. Reguläre (nicht-saisonale) Landarbeiter bekommen mind. € 1.070,00 im Monat.
In der Zeit von etwa 300 v.Chr. bis zur Zeitenwende schlugen die Vindeliker und Boier goldene und silberne Statere bzw. deren Teilnominale (der Stater zu etwa 8 g). Die Münzen trugen keine Aufschriften, sondern nur Bilder (Pferde, Vögel, Köpfe, Muster) und hatten eine gewölbte schüsselartige Form. Überdies dürften sie nicht für den alltäglichen Zahlungsverkehr verwendet worden sein, sondern wurden für größere Anschaffungen gehortet.
Daher fanden Bauern beim Pflügen nach einem Unwetter hin und wieder vom Regen freigespülte und sauber gewaschene Münzen. Nach der Legende, dass sich am Fuß des Regenbogens ein Schatz befinde, nennt man sie Regenbogenschüsselchen.
Zu diesem Thema habe ich keine zusammenhängende Darstellung gefunden. Ich musst mir daher einiges zusammenreimen.
Nach dem Untergang des Weström. Reiches wurde in Byzanz die röm. Münzprägung weitergeführt: man prägte den Solidus und den (inzwischen zu einer winzigen Kupfermünze geschrumpften) Follis, der in der byzant. Numismatik als Nummus bezeichnet wird. Anastasios I. reformierte 498 die Währung und führte die kupfernen 40-Nummi-, 20-Nummi- und 10-Nummi-, später noch die 5-Nummi-Münzen ein. Ihr Wert wurde durch griech. Zahlzeichen (M=40, Κ=20, Ι=10, Ε=5) bezeichnet, der 40-Nummi wird Follis, der 20-Nummi Semifollis genannt. Silbermünzen wurden zu dieser Zeit keine mehr geprägt. Die erste byzant. Silbermünze war das Hexagramm („Sechsgramm“, Gewicht 6,8 g), das von 615 an für rund 100 Jahre geprägt wurde.
Auch im Sassanidenreich (Persien) wurden Münzen, wohl nach griech. Vorbild, geschlagen, insbes. silberne Drachmen, aber auch Goldmünzen.
Dinar ist heute noch der Name der Währung Serbiens und mehrerer arabischsprachiger Länder wie Algerien, Tunesien, Libyen und Jordanien. Auch den Dirham gibt es noch, in Libyen als 1/1000 Dinar, in Katar als 1/100 Riyal, in Marokko und den VAE als Hauptwährung.
Die islam. Silbermünzen waren wohl Vorbild für das byzant. Miliaresion, eine Silbermünze, die vom 8. bis zum 11. Jh. geschlagen wurde (144 Stück je Pfund, Gewicht 2,3 g). Bis zum 10. Jh. waren auf den Münzen keine Menschen abgebildet (islam. Vorbild oder Folge des Ikonolatrieverbots?). Der Name ist geborgt vom Miliarense, einer großen Silbermünze aus der Zeit Konstantins II. (4. Jh.).
Die Germanen prägten erst nach dem Zusammenbruch des weström. Reiches eigenes Geld. Vorher verwendeten sie das röm. Geld oder betrieben Tauschhandel. Doch gab es keine Institution, die ein bestimmtes Gewicht garantierte, man kehrte daher zur Verwendung der Waage, östlich des Rheins zu Tauschhandel zurück .
Im Röm. Reich hatte der Kaiser das Münzrecht. Unter den Merowingern verwilderte das Geldwesen: lokale Fürsten prägten Geld, es gab hunderte Prägestätten, aber keinen einheitlichen Münzfuß. Den schuf erst Pippin der Jüngere 755 (nach anderen Karl der Große 793/4). Darin wurde als Münzfuß festgelegt, dass aus einem (Karls-)Pfund Silber (ca. 406 g) 240 Pfennige zu prägen waren (einer enthielt im Schnitt 1,7 g Silber). Als Recheneinheit wurde der Schilling zu 12 Pfennig definiert (das Pfund hatte 20 Schilling). Gelegentlich wurden auch Halb- und Viertelpfennig ausgemünzt. Münzen durften nur noch in den Kaiserpfalzen geprägt werden. Fast denselben Münzfuß führte 786 König Offa von Mercien in England ein, nur dass das engl. Pfund (Troy Pound) 373 g wog, der Pfennig also 1,55 g Silber enthielt.
Lat. | Franz. | Dt. | Engl. |
---|---|---|---|
libra | livre | Pfund | pound |
solidus | sol (später sou) | Schilling | shilling |
denarius | denier | Pfennig | penny (Mz. pence) |
Das Wort Pfennig ist unklarer Herkunft, viell. von lat. pannus „Lappen, Stück Tuch“ abgeleitet (Tuch als Warengeld). Der Schilling geht wohl auf germ. *skildulingaz „schildartig, Schildling, Medallion“ zurück. Die Germanen hatten die römischen Silbermünzen oft auch als Schmuck verwendet. Auf lat. libra geht auch die Lira (die ital. 1861-2001, die türk., die syr.) zurück. Auf die lat. Namen gehen die im Engl. gebrauchten Abkürzungen £ für Pound, s für Shilling, d für Penny zurück. 1/12 Troy pound = 1 Troy ounce = 1 Feinunze von 31,1 g, die heute das gebräuchlichste Gewicht für Edelmetalle ist.
Diese Wertbeziehungen wurden in Frankreich bis zur Franz. Revolution verwendet, in Großbritannien sogar bis 1971, bevor dort das Dezimalsystem (1 Pfund = 100 Pence) eingeführt wurde.
Die duodezimale Wertbeziehung der Karolingerzeit hatte den Vorteil, dass man neben Hälften und Viertel auch ganzzahlige Drittel und Sechstel bilden konnte. Und wenn ein Dutzend einen Schilling kostet, dann ein Stück einen Pfennig. Wirklich unpraktisch sind die primzahligen Wertbeziehungen des Zauberergeldes bei Harry Potter: 1 galleon = 17 sickles, 1 sickle = 29 knuts (1 galleon = 493 knuts). Vermutlich soll hier die Zaubererwelt als eine aus Muggelsicht verschrobene und unverständliche dargestellt werden (der aber möglicherweise eine tiefere Weisheit innewohnt).
Die Geldmenge, die im Umlauf war, war gering: die meisten Menschen lebten auf dem Land und waren Selbstversorger. Pachtabgaben wurden in Naturalien geleistet. Geld brauchten nur Händler in den Städten. Die Hafenstädte an Nordsee und Atlantik bezahlten damit auch das Schutzgeld an die Wikinger, das sog. Danegeld, um vor Überfällen verschont zu bleiben. Erst im Hochmittelalter entstand mit dem Bevölkerungszuwachs, dem Aufblühen von Städten und dem Aufschwung des Handels verstärkter Bedarf an Geld.
Schon bald nach Karls Tod verwilderte das Münzwesen wieder, wieder gab es viele lokale Münzherren und ein kompliziertes Durcheinander verschiedenster Münzen.
Im 11. Jh. begann die Mark (das Wort bedeutet „Markierung, Zeichen“, vermutlich auf dem Silberbarren) das Pfund als Gewichtseinheit abzulösen. Das Verhältnis Mark:Pfund betrug etwa 2:1, allerdings gab es regionale Unterschiede. Die größte Bedeutung erlangte die Kölner Mark von 234 g (Verhältnis ca. 1,74:1).
Die Gewichtsbezeichnung Mark war auch namengebend für einige Münzen, etwa die Courantmark norddt. Hansestädte, und die Währung Deutschlands seit 1871 (Goldmark, Reichsmark, D-Mark).
Die Geldverschlechterung führte dazu, dass vom 12. bis zum 14. Jh. die Pfennige nur noch aus dünnem Silberblech hergestellt und nur auf einer Seite geprägt wurden. Man nennt diese Geldstücke Brakteaten (lat. bractea „Metallplättchen, Blech“) oder Hohlpfennige. Da sie so dünn waren, konnten sie bei Bedarf auch entzweigeschnitten werden.
In Schwäbisch Hall wurden seit dem 13. Jh. Silberpfennige geprägt, die Haller oder Heller genannt wurden. Später waren sie nur noch aus Kupfer und man rechnete 2 Heller = 1 Pfennig. In einigen Städten wurde eine kleine Silbermünze (später Kupfer) im Wert eines halben Pfennigs geprägt, der sog. Scherf. Bekannt ist er vor allem durch Luthers Übersetzung von Mk 12,42: „Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein, die machen einen Heller.“ (Zu Luthers Zeit war der Heller offenbar weniger Wert als der Pfennig, aber mehr als der Scherf.)
Um 1460 liefen im Raum Wien besonders minderwertige Pfennige um, die im Volksmund Schinderlinge genannt wurden (von schinden „(einem toten Tier) die Haut abziehen, ausrauben, misshandeln“).
Ein lästiger Trick der Herrscher, an Geld zu kommen, war die Münzverrufung. Die aktuellen Münzen wurden für ungültig erklärt und eingezogen. Die neuen Münzen wurden meist im Verhältnis 4:3 ausgegeben, d.h. für 4 alte erhielt man 3 neue. Das entspricht einer 25%igen Steuer auf Geldvermögen.
Die Verschlechterung des Silberpfennigs ließ für größere Handelsgeschäfte das Bedürfnis nach einer werthaltigen Münze wachsen. So wurde in Tours seit 1266 der grossus denarius Turonus, der „dicke Pfennig von Tour“ (auch Turnose genannt) geprägt: 58 dicke Pfennige aus einer Mark, der Pfennig zu 3,75 g. Das Wort Grossus wurde im Dt. (durch das Böhmische, das -ss- als [ʃ] aussprach) zum Groschen. Der Turnose fand bald Nachahmer: der Tiroler Groschen von Meran seit den 1270er Jahren, der Prager Groschen seit der Jahrhundertwende, der Meißner Groschen seit 1338. Der Groschen wurde meist zu 12 Pfennig gerechnet, es gab aber auch geringerwertige Groschen, etwa in Polen.
Der Tiroler Groschen hatte auf einer Seite ein doppeltes Andreaskreuz. Daher wurden diese Münzen auch Kreuzer genannt. Im 16. Jh. breiteten sich Silbergroschen mit dem Andreaskreuz als Münzbild vor allem im Süden Deutschlands aus und wurden zur Leitmünze für Silbergeld. Im 17. Jh. wurde der Kreuzer zur Kupfermünze. Bis Ende des 19. Jh. war er in Österreich der hunderste Teil eines Guldens.
Seit dem Ende des 15. Jh. wurde zuerst in Bern, dann auch in anderen schweizer Kantonen, für einige Jahrzehnte auch in Süddeutschland, der Batzen (das Wort bedeutet „Klumpen“, nach der Form oder Dicke der Münze; die Ableitung vom Petz = Bär, dem Wappentier des Kantons, dürfte eine Volksetymologie sein) geprägt, eine Silbermünze (später Billon) im Wert von vier Kreuzern. Nach der Einführung des Schweizer Frankens 1850 wurde das Zehnrappenstück Batzen genannt.
Für den Seehandel wurden besonders werthaltige Münzen benötigt, nämlich solche aus Gold. Diese gab es seit der Münzreform Karls des Großen nur im byzant. und arab. Raum. Ab 1231 ließ Kaiser Friedrich II. in Brindisi und Messina den goldenen Augustalis (Gewicht 5,25 g) prägen. Seit 1252 wurde in Florenz der Fiorino d'Oro (Florin) geprägt, in Genua der Genovino, seit 1284 in Venedig der Dukaten (mlat. ducatus „Herzogtum“, nach der Münzumschrift), auch Zecchine genannt (wohl nach der zecca, der Münze Venedigs).
Das tatsächliche Gewicht einer Münze nennt man Rauhgewicht, das Gewicht des enthaltenen Edelmetalls Feingewicht, den prozentuellen Edelmetallanteil Feingehalt, er wird meist in Promille (beim Gold manchmal auch in Karat, 1 Karat = 1/24 = 41,67‰) angeben.
Der Dukaten hatte ein Rauhgewicht von 3,49 g und einen Feingehalt von 986‰. Er wurde bis zum Ende der Republik Venedig 1797 mit nahezu unverändertem Feingewicht geprägt. Er war somit für mehr als ein halbes Jahrtausend die stabilste Münze. 1857/8 wurde der Dukaten als gesetzl. Zahlungsmittel abgeschafft, wird aber in Österreich als Bullionmünze weitergeprägt.
Seit dem 14. Jh. wurden Florine auch im deutschen Raum geprägt, anfangs sogar mit den originalen Münzbildern. Diese Münzen wurden Gulden genannt (weil aus Gold): zuerst in Prag, dann in Lübeck, dann im Rheinland. Der Rheinische Goldgulden wurde zu einer der wichtigsten Handelsmünzen der folgenden Jahrhunderte. Allerdings war der Feingehalt des Guldens nicht so stabil wie der des Dukaten, es wurde im Laufe der Zeit immer mehr Silber zugesetzt.
Der poln. Złoty ist eine Lehnübers. von Gulden (poln. złoto „Gold“, złoty „golden“) und als Währungsbezeichnung seit dem 14. Jh. in Gebrauch. Der ungar. Forint ist die magyar. Version des Florin, ebenfalls seit dem 14. Jh. in Gebrauch. Ungarn war im 14. und 15. Jh. der größte Goldproduzent Europas.
In der frühen Neuzeit kamen andere Goldmünzen hinzu. So begann Heinrich VII. 1489 mit der Prägung des Sovereign, einer Großmünze mit einem Gewicht von einer halben Feinunze (etwas mehr als 16 g) und 23 Karat, seit Heinrich VIII. 22 Karat. Sie wurde, mit sinkendem Gewicht, bis 1604 geschlagen. (Seit dem 19. Jh. als Bullionmünze mit 7,32 g Feingewicht). Ihr folgte von 1663 bis 1813 die Guinea (sprich [ˈgini], benannt nach der Region am Golf von Guinea, Westafrika), ursprl. im Wert von 1 Pfund Silber, aber wegen dem geringer werdenden Münzgewicht im Wert schwankend. 1717 wurde ihr Wert auf 21 Shilling (1,05 £) festgelegt und mit diesem Wert wird bis heute, z.B. im Auktionsgeschäft, gerechnet.
Vom 16. bis zum 19. Jh. wurde die span. Dublone (Gewicht 6,77 g, also annähernd das Gewicht von zwei Dukaten, daher viell. der Name span. doblón „Doppelter“) geprägt. Sie war das Vorbild für den franz. Louis d'or („Goldludwig“ nach dem Münzbild der Emittenten, Ludwig XIII. - XVI., Gewicht 6,7 g), geprägt von 1641 bis zum Ausbruch der Franz. Revolution.
Seit dem Ende des 15. Jh. wurden neue Silberfunde gemacht und es kam Silber aus der Neuen Welt nach Europa. Das Silber wurde zu Großmünzen geprägt, die etwa denselben Wert wie die Goldgulden haben sollten und daher Guldengroschen oder Guldiner genannt wurden. Die größten Stückzahlen wurden 1519 bis 1528 im böhmischen Ort St. Joachimsthal (heute Jáchymov) geprägt, die dort geschlagene Münze hieß Joachimsthaler (Guldengroschen) oder einfach kurz Taler. Der Joachimsthaler hatte etwas mehr als 27 g Silber. 1566 wurde der Reichstaler geschaffen: aus einer Kölner Mark waren 9 Taler mit je 26 g Silber zu prägen.
Eine Währung, mit der gerechnet wird, die es aber nicht (nicht mehr/ noch nicht) als reales Geld gibt, nennt man Rechungswährung, -münze. Mit Euro wurde schon gerechnet, als es noch gar keine Euromünzen und -scheine gab; in dieser Zeit war der Euro Rechnungswährung. Auch der Reichstaler wurde Ende des 16. Jh. zur Rechnungsmünze, dadurch dass die tatsächlich ausgemünzten Taler nicht mehr dem ursprünglichen Münzfuss entsprachen, man aber weiter mit hypothetischen Münzen mit 26 g Feingehalt rechnete. Bezahlen konnte man natürlich nur mit den real existierenden Münzen. Zur Umrechnung benutzte man sog. Valvationstabellen.
Der Taler war namengebend für den amerikan. Dollar (über die norddt. Aussprache von Taler vermittelt), ursprl. Bezeichnung für Großsilbermünzen wie den engl. Crown oder den span. Peso. Der Dollar wurde 1792 als Währung der USA festgelegt. Auch der Entenhausener Taler (den Dagobert Duck billionenfach in seinen Geldspeichern bunkert) und der slowen. Tolar (1991-2007) gehen auf den Taler zurück.
Der Crown war eine seit Heinrich VIII. geprägte Münze, ursprl. aus Gold, aber schon seit Heinrichs Nachfolger Edward VI. aus Silber. Der Name bezieht sich auf die abgebildeten Kronen. Diese Münze war wohl die erste, die den Namen Krone trug. Er wurde im 18. Jh. in einer ganzen Menge von Ländern als Währungsbezeichnung verwendet: Dänemark, Schweden, Norwegen (Skandinavische Währungsunion), Österreich-Ungarn (Krone löste 1892 als Goldwährung den auf Silber basierenden Gulden ab), Tschechoslowakei/Tschechien u.a.
Der Peso (wörtl. „Gewicht“) war das span.-lateinamerikan. Gegenstück zum Taler (27,5 g). Von venezian. Kaufleuten wurde er Piastra „Scheibe, Platte“ genannt. Der Piaster verbreitete sich durch den Handel von Nordafrika über den Nahen Osten bis nach Indochina. Taler und Peso wurde im arab. Raum auch Ri(y)al genannt, wohl vom span.-portug. real „königlich“.
Das 16. und 17. Jh. war eine Krisenzeit (Reformation, Bauernkriege, Dreißigjähriger Krieg), in der es auch zu Geldverschlechterung kam, vor allem im frühen 17. Jh. durch Kippen und Wippen. Da niemand seine Produkte für schlechtes Geld hergeben will, führt die Geldverschlechterung immer zu einem Rückgang des Handels und des Wirtschaftslebens.
Im 18. Jh. versuchten die neuen Großmächte Preußen und Österreich wieder Ordnung in das Geldwesen zu bringen. Preußen führte unter Friedrich dem Großen den (nach dem Münzdirektor benannten) Graumannschen Münzfuß ein: aus einer Kölner Mark von 234 g waren 14 Silbertaler à 16,7 g zu prägen. Österreich führte unter Maria Theresia im Verein mit Bayern den Konventionstaler ein: aus einer Kölner Mark waren 20 Gulden oder 10 Taler zu prägen. Der Konventionstaler, nach dem aufgeprägten Bild der Kaiserin Maria-Theresien-Taler genannt, ist die meistgeprägte Großsilbermünze der Geschichte.
Vom 17. bis zum Anfang des 19. Jh. wurde am Niederrhein und in Holland der Deut (niederländ. duit), eine Kupfermünze, geprägt, die bei uns noch in der Redewendung „keinen Deut“ (= nichts) weiterlebt. (Der Name hängt mit aisl. þveita „hauen“ zusammen und erinnert an das german. Hacksilber.)
1838 führte der Deutsche Zollverein, dessen Ziel die Aufhebung von Handelsschranken war, den Vereinstaler ein: aus einer Kölner Mark wurden 7 Vereinstaler im Wert von 2 Talern bzw. 3 1/2 Gulden geprägt. Der Taler war in Groschen und Pfennige, der Gulden in Kreuzer und Heller unterteilt.
1857 wurde im Wiener Münzvertrag die Kölner Mark durch das (Zoll-)Pfund von 500 g als Grundlage des Münzfusses abgelöst: aus einem Pfund Silber waren 30 Taler mit je 16,67 g Silber zu prägen. Ende des 19. Jh. stellten Deutschland und Österreich auf Goldwährung (Goldmark bzw. Krone) um. Der Taler hatte ausgedient.
Das erste Papiergeld gab es im 1. Jt. in China.
Je umfangreicher und wertvoller die gehandelte Warenmenge wurde, umso mehr Münzen mussten Händler mit sich herumschleppen. Um das zu umgehen, entstand das Bezahlen mit schriftl. Zahlungsanweisungen (Wechseln). Im 15. Jh. wurden diese Wechsel übertragbar (indossierbar) und stellten somit eine frühe Form von Papiergeld dar.
Seit dem 17. Jh. konnte man sein Geld bei Banken oder Juwelieren deponieren. Man erhielt dafür eine Quittung (Depotschein). Mit dieser konnte man bezahlen, wenn der Schuldner sie akzeptierte. Die Banken gaben aber auch Quittungen aus, ohne dass Geld deponiert wurde, gewährten also Kredite.
1656 gründete der schwedische Geschäftsmann Johan Palmstruch in Stockholm eine Bank und gab ab 1661 „Creditif-Zedel“ (Kreditzettel) heraus. Schwedens Geld bestand zu dieser Zeit aus unhandlichen Kupferplatten. Doch hatte die Bank zuwenig Deckung. Als die Zedelbesitzer in großer Zahl die Umwechslung in Münzgeld verlangten, brach die Bank zusammen.
Seit dem Ende des 17. Jh. gaben auch Staaten Papiergeld aus, allen voran England und Norwegen, im 18. Jh. Frankreich und Österreich. Doch konnten die Herrscher der Versuchung nicht widerstehen, ihre Verbindlichkeiten zu begleichen, indem sie massenhaft Geldscheine drucken ließen. Dies war im Prinzip eine Geldverschlechterung, die durch das Missverhältnis von Geld- zu Warenmenge entstand. Das massenhaft vorhandene Papiergeld verlor rasch an Wert, die Preise stiegen usw. Das Vertrauen der Menschen in Papiergeld war erschüttert.
Der Siegeszug des Papiergeldes begann, als die Staaten strenge Vorschriften zur Deckung erließen: die Banken mussten jeden ausgegebenen Geldschein auf Verlangen in Edelmetall umwechseln können. Wenn das Papiergeld duch Goldreserven gedeckt ist, spricht man von Goldwährung. Das Deutsche Reich beschloss 1871 eine Goldumlaufwährung, d.h. das Gold lagerte nicht nur zur Deckung in Banktresoren, sondern lief auch in Form von Münzen (Goldmark) um.
Mit Beginn des 1. Weltkrieges gaben die kriegführenden Nationen ihre Deckungsvorschriften auf. Die hohen Kriegsschulden und die Reparationszahlungen, zu denen Deutschland verpflichtet worden war, führten 1923 zu einer Hyperinflation: man rechnete am Schluss mit Billionen Mark und zigtausend Menschen waren mit der Produktion von Papiergeld beschäftig. Erst durch eine Währungsreform (1 Billion Mark = 1 Rentenmark) beruhigte sich die Lage.
Es ist keineswegs notwendig, dass jeder Geldschein durch Edelmetall gedeckt ist. Wichtig ist, dass der Staat glaubwürdig für die Werthaltigkeit des Geldes garantiert, die Menschen also Vertrauen in das Geld haben. Dazu ist es notwendig, dass Geld ein ebenso knappes Gut ist wie die Waren. Geld, dessen Wert auf gesetzlicher Festlegung beruht, ohne dass es dafür eine Deckung in Edelmetall gibt, nennt man Fiatgeld (lat. fiat „es werde, es geschehe“).
Manche Muslime lehnen Fiatgeld ab, weil es ihrer Meinung nach eine Form von Kredit darstellt. Sie versuchen daher, zu einer Goldwährung zurückzukehren, und lassen einen Gold-Dinar prägen, der bei uns als Medaille gilt. Allerdings düften die Goldvorräte auf diesem Planeten für eine großflächige Wiedereinführung der Goldwährung nicht ausreichen.
Der Großteil der heute umlaufenden Geldmenge ist Buch- oder Giralgeld (ital. girare „zirkulieren“). Dieses Geld existiert nicht in Form von Münzen oder Geldscheinen, sondern nur in den Kontobüchern von Banken (bzw. heute in Datenbanken von Bankcomputern). Im Gegensatz zum Bargeld gibt es beim Giralgeld theoretisch keinen Annahmezwang, d.h. der Gläubiger kann die Begleichung einer Schuld in Bar fordern, er muss sich nicht mit einer Überweisung zufrieden geben.
„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Mt 6,24; Lk 16,13) Dadurch dass die Evangelisten das aram. mamônâ „Geld, Vermögen“ unübersetzt ins Griech. übernommen haben, klingt es wie ein Eigenname, wie die Personifikation des Reichtums (vergleichbar dem griech. Plutos), wie ein Götze oder Dämon (daher hat es auch Luther als Eigenname übersetzt). Was manche Menschen an Gemeinheiten zu begehen bereit sind, um reich (oder nur noch reicher) zu werden, übersteigt oft mein Verständnis. Geld und Reichtum sind eine Macht, die uns Gott und seinen Werten entfremden. Daher sagte Jesus auch, es sei leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Himmelreich komme (s. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr).
Lk 16 belegt den Mammon zweimal mit dem Attribut ungerecht (V.9 u. 11). Ungerecht ist er deswegen, weil Geld und das damit verbundene Zins(un)wesen die ungerechte Güterverteilung zementieren: Reiche werden immer reicher, während die Schuldner sich kaputtschuften und dennoch aus der Schuldenfalle nicht herauskommen. In der Antike gab es keinen Konkurs: wer seine Schulden nicht bezahlen konnte, kam schlimmstenfalls in Schuldknechtschaft, d.h. er wurde zum Sklaven seines Gläubigers. Zinsen waren in der Antike exorbitant hoch. Das hat m.E. nichts mit dem größerem Ausfallsrisiko zu tun, sondern mit der ungebremsten Ausbeutung durch die besitzende Klasse einer Sklavenhaltergesellschaft.
Daran hat sich im Prinzip nichts geändert, lediglich die Rahmenbedingungen sind humaner geworden (im Schnitt niedrigere Zinssätze, keine Haftung mit Leib und Leben, Möglichkeit der Entschuldung durch Insolvenz u.ä.). Aber in Österreich sind die Steuern auf Kapitalerträge deutlich niedriger als die auf Lohnarbeit. Anlagemünzen sind in der EU von der Einfuhrumsatzsteuer befreit – für wen wurden diese Gesetze gemacht? Wem kommt die Abschaffung der Erbschafts- und Schenkungssteuer in Österreich zu Gute?
Um in dieser Gesellschaft zu existieren, muss man Geld benutzen. Aber man muss darauf achten, dass man sich nicht zu seinem Diener macht: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit sie, wenn er ausgeht, euch aufnehmen in die ewigen Hütten.“ (Lk 16,9) (D.h. benutzt das Geld, um Gutes zu tun und anderen zu helfen, damit ihr im Jüngsten Gericht, wo euer Geld keine Bedeutung mehr hat, bestehen werdet.)
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 12. Okt. 2019