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Gotisches Alphabet
Meine Kenntnisse habe ich zusammengestoppelt aus:
Bei der Bezeichnung der Aussprache habe ich, soweit möglich, auf die Verwendung sowohl der sprachwissenschaftlichen Schreibweise als auch der IPA-Notation verzichtet. Ohnehin ist meine Absicht nicht wissenschaftliche Korrektheit, sondern die Vermittlung einer ersten Vorstellung von der Materie.
Das gotische Alphabet wurde im 4. Jh. von Bischof Wulfila aus griechischen und lateinischen Buchstaben sowie vermutlich aus Runenzeichen für seine Übersetzung der Bibel ins Gotische zusammengestellt.
Glyphe | Name | Transkription | Zahlenwert | Aussprache |
---|---|---|---|---|
ahsa | a | 1 | meist kurzes a, selten lang | |
bairkan | b | 2 | b, manchmal v (vgl. den Wechsel hlaifs - hlaibis) | |
giba | g | 3 | g, vor Guttural [ƞ] (wie ng in dt. singen), manchmal [ç] (wie ch in dt. nicht) | |
dags | d | 4 | d, manchmal ð (stimmhafter dentaler Reibelaut, wie th in engl. this) (vgl. den Wechsel haubiþ - haubida) | |
aihvus | e | 5 | langes geschlossenes e (wie in dt. See) | |
qairthra | q | 6 | kw | |
iuja (ezec) | z | 7 | [z] d.i. stimmhaftes s | |
hagl | h | 8 | vor Vokalen h, vor Konsonanten [x] (d.h. wie ch in dt. Nacht) | |
thiuth | th | 9 | þ (stimmloser dentaler Reibelaut, wie th in engl. thing) | |
eis | i | 10 | kurzes i (wie in dt. bitten) | |
ï | zeigt gegenüber unpunktiertem i Diairesis an | |||
kusma | k | 20 | k | |
lagus | l | 30 | l | |
manna | m | 40 | m | |
nauths | n | 50 | n | |
jer | j | 60 | j | |
urus | u | 70 | meist kurzes u, selten lang | |
pairthra | p | 80 | p | |
90 | - | 90 | - | |
raida | r | 100 | r | |
sauil | s | 200 | stimmloses s | |
teiws | t | 300 | t | |
winja | w | 400 | w (wie in engl. water); in der Wiedergabe eines griech. Ypsilon ü (swnagoge) bzw. in Diphthongen u (pawlus) | |
faihu | f | 500 | f | |
iggws | x | 600 | kh, nur in griech. Wörtern für griech. Chi (xristus) | |
hwair | ƕ () | 700 | hw | |
othal | o | 800 | langes geschlossenes o (wie in dt. so) | |
900 | - | - |
Die Glyphen stammen aus der (Freeware-?)Schriftart gothic1.ttf, deren Autor ich nicht ermitteln konnte. Ihm sei auf jeden Fall hier gedankt. Die Buchstabennamen sind dem Unicode-Codechart entnommen, anderslautende Namen von der Wikipediaseite sind in Klammern beigefügt.
Wie im griech. Alphabet werden die got. Buchstaben auch als Zahlzeichen verwendet. Die Zeichen für 90 und 900 haben keinen Lautwert, sie sind ausschließlich Zahlzeichen.
Streitberg behauptet, daß b, g, d zu Wulfilas Zeit keineswegs auch als Spiranten (v, ç, ð) verwendet wurden.
Diphthong | Transkription | Lautwert |
---|---|---|
ei | langes i (wie in dt. nie) | |
ái | ursprl. wahrscheinlich ai, später langes offenes e (wie in dt. zäh) | |
aí | kurzes offenes e (wie in dt. Fell) vor r, h und hw (taíhun = zehn), sowie in griech. und lat. Lehnwörtern (laíktjo ~ lat. lectio) | |
áu | ursprl. wahrscheinlich au, später langes offenes o | |
aú | kurzes offenes o (wie in dt. voll) vor r, h und hw (waúrd = Wort), sowie in griech. und lat. Lehnwörtern (apaústaúlus ~ griech. apostolos) | |
iu | iu mit Betonung auf dem i |
Die Aussprache der Diphthonge ai und au zur Zeit Wulfilas scheint nach wie vor Gegenstand der Diskussion zu sein. Streitberg ist der Meinung, daß sie zu dieser Zeit noch nicht monophthongiert waren. Und auch vor r, h und hw konnte es auch ein echter Diphthong sein, wenn das ai/au nicht auf german. i/u beruhte.
Für den, der gotisch schreiben möchte, hier das gotische Alphabet in einer Schrift mit konstanter Strichstärke, den Buchstaben des Codex Argenteus nachempfunden. (Eine Übersicht über die tatsächlichen Glyphenformen dieser Handschrift samt Transkriptionsbeispielen findet man auf David Landaus Database of the Gothic Language.)
Man beachte die Ähnlichkeit von a und l, k und r, sowie h, u und p.
Autor: E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 4. Okt. 2023