Michael Neuhold Homepage
Startseite > Altgriechische Grammatik > Indefinitpronomina

Indefinitpronomina


Unbestimmt

Als Indefinitpronomen wird das Interrog.-Pron. τίς, aber enklitisch (außer ἄσσα, att. ἄττα), verwendet. Es kann subst. irgendwer, (irgend)einer, jemand, irgendwas, etwas oder adj. irgendein, im Pl. manche, einige verwendet werden.

m/f n
Nom.Sg. τι-ς τι
Gen. τιν-ος, του
Dat. τιν-ι, τῳ
Akk. τιν-α τι
Nom.Pl. τιν-ες τιν-α, ἄσσα
Gen. τιν-ων
Dat. τισι(ν)
Akk. τιν-ας τιν-α, ἄσσα

Wenn Enklise nicht möglich ist, lauten die zweisilbigen Formen mit Akzent: τιν-ός, τιν-ί, τιν-ά, τιν-ές, τιν-ν, τισί(ν), τιν-άς.

Wie viele andere Grammatiken zeige ich die Enklise bei einsilbigen Wörtern wie τις durch Akzentlosigkeit. Denn tatsächlich akzentlos sind nur die vokalisch anlautenden Formen des Artikels ὁ, ἡ, οἱ, αἱ, die einsilbigen Präp. ἐν, εἰς, ἐκ/ἐξ, die Konj. εἰ, ὡς, die Negation οὐ/οὐκ/οὐχ. Meine Schulgrammatik (Curtius/Hartel) setzt bei Enklitika den Akzent in Klammern ⁽ˊ⁾, was aber in HTML nicht leicht machbar ist. (Die dafür benötigten Zeichen U+1AC1 COMBINING LEFT PARENTHESIS ABOVE LEFT und U+1AC2 COMBINING RIGHT PARENTHESIS ABOVE RIGHT sind zwar seit 2021 in Unicode vorgesehen, aber ich kenne – 2024 – noch keine Schriftart, die dafür Glyphen enthält.) Bei zweisilbigen Wörtern setzt Bornemann den Akzent auf die Silbe, die den Akzent bekommt, wenn Enklise nicht möglich ist oder auf das Wort ein weiteres Enklitikon folgt. Aber soweit ich sehe, kommt in diesem Fall der Akzent (abgesehen von der Form ἔστιν) immer auf die Ultima. Daher lasse ich auch bei zweisilbigen Enklitika den Akzent weg.

adj.:
ἄνθρωπός τις ἔχει ἵππον. (irgend)ein (ein gewisser) Mensch hat ein Pferd.
subst.:
ἀναγκάζεται ὑπό τινος. er wird von jemandem gezwungen.
auch das Indefinitpronomen kann den Akut tragen, wenn ihm ein weiteres Enklitikon folgt:
μή τί οἱ γένηται κακόν dass ihm nicht etwas Übles geschehe

Auch zu den Interrog.-Pron. πόσος, ποῖος gibt es die (laut Bornemann enklit.) Indef.-Pron.:

Wenn man an die verallgemeinernden Rel.-Pron. die Partikel οῦν angehängt, entstehen weitere Indefinitpronomina: ὁστισ-οῦν jeder beliebige, irgend einer (ἡστινοσ-οῦν, ὁντινα-οῦν usw.). Ähnlich z.B. ὁποιοσ-οῦν, ὁποιοσ-τισ-οῦν ein wie auch immer beschaffener, jeder beliebige, irgend einer.

Indefiniten Sinn haben auch:

Umfassend

Verneint

m n f
Nom.Sg. οὐδείς οὐδέν οὐδεμίᾰ
Gen. οὐδενός οὐδεμιᾶς
Dat. οὐδενί οὐδεμιᾷ
Akk. οὐδένα οὐδέν οὐδεμίᾰν
Nom.Pl. οὐδένες
Gen. οὐδένων
Dat. οὐδέσι(ν)
Akk. οὐδένας

Die Grammatiken verzeichnen allesamt Pl.-Formen nur für das Mask. Möglicherweise sind andere Formen nicht belegt.

Identität

Bei den Formen von ἕτερος mit Art. tritt öfters Krasis ein, dabei wird die ursprüngliche Form *ἅ-τερος mit dem Vokal des Art. zu ᾱ- gedehnt: ἅτερος = ὁ ἕτερος, ἁτέρα = ἡ ἑτέρα, θάτερον = τὸ ἕτερον, θᾱτέρου = τοῦ ἑτέρου, θᾱτέρᾳ = τῇ ἑτέρᾳ, θάτερα = τὰ ἕτερα.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 5. Juni 2024