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Abhängige (indirekte) Fragesätze


Sind Fragesätze, die von einem Verbum des Sagens, Fragens, (Nicht-)Wissens o.ä. als Gliedsatz abhängig gemacht sind: Wo warst du? Sag es mir! -> Sag mir, wo du warst! Wird er kommen? Sie wußte es nicht. -> Sie wußte nicht, ob er kommen wird.

Modus ist Konj. nach der cōnsecūtiō temporum (im Dt. die Zeit, in der die direkte Frage stünde; Verwendung des Konj. ist möglich.) oder coni. dubitātīvus. - Negation nōn. - Indirektes Reflexiv.

1. Ergänzungsfragen

Werden eingeleitet durch Interrogativpronomina (quis, quantus, uter) oder -adverbia (ubi, quandō, cūr):
Frātrem interrogāvī, quid optāret, cūr mē vocāvisset. Ich fragte den Bruder, was er will (wolle), warum er mich gerufen hat (habe).

Unterscheide:

Sciō, quid fēcerit. Ich weiß, was er getan hat. Abh. Fragesatz: Interr.-Pron. + Konjunktiv
Laudō (id), quod fēcit. Ich lobe (das), was er getan hat. Relativsatz: Rel.-Pron. + Indikativ

Das Lat. unterscheidet genau zwischen abhängigem Fragesatz und Relativsatz (im Deutschen oft kein Unterschied). Der Relativsatz hat ein (evt. zu ergänzendes) Beziehungswort.

2. Entscheidungsfragen

Werden eingeleitet mit:

num, -ne, nachklassisch auch an ob
nach Verben des Versuchens und Erwartens
Nesciō, paterne (=num pater) iam vēnerit. Ich weiß nicht, ob der Vater schon gekommen ist.
Hostēs cōnātī sunt, perrumpere possent. Die Feinde versuchten, ob sie durchbrechen können.

Merke: nesciō an, haud sciō an, dubitō an vielleicht, vermutlich, doch wohl

3. Wahlfragen

Werden eingeleitet mit utrum / -ne ob - an oder / necne oder nicht.

Nēmō scit, utrum hoc vērum (=vērumne hoc) sit an falsum? Niemand weiß, ob das wahr ist oder falsch.
Dīc mihi, utrum crās ventūrus sīs necne. Sage mir, ob du morgen kommen wirst oder nicht.

Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Änderung: 27. Juli 2016