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Deutsche Familiennamen
Ein guter Startpunkt für dieses Thema sind die Wikipedia-Artikel:
Weiters habe ich verwendet:
Was ich im folgenden schreibe, ist eine Zusammenfassung der genannten Quellen. Ich habe keine eigene Feldforschung betrieben. Meinen Quellen ist es auch geschuldet, dass viele Austriaca vorkommen, d.h. Namen und Bezeichnungen, die typisch für die Alpenrepublik (und vielleicht das angrenzende Bayern) sind, jenseits des Weißwurstäquators aber ungebräuchlich sind.
Abk.: NF = Nebenform, KF = Kurzform/Koseform.
Im deutschsprachigen Raum hat sich für Personennamen ein System herausgebildet, das aus einem (oder mehreren) frei wählbaren Vornamen und einem die Familienzugehörigkeit ausdrückenden (vererbten) Familiennamen (Nachname, Zuname) besteht. In ländlichen Gebieten Österreichs wird der Familienname als Schreibname (im Schriftverkehr verwendeter Familienname) bezeichnet, während im persönlichen Verkehr der sog. Hofname verwendet wird. Der Vorname ändert sich üblicherweise im Laufe eines Lebens nicht. Der Familienname kann sich durch Heirat / Scheidung, Adoption u.ä. ändern. Die deutschen Familiennamen lassen sich im wesentlichen in fünf Kategorien einteilen:
Bei manchen Namen gibt es mehrere Möglichkeiten. So kann der Name Brunner sein:
In solch einem Fall müsste der Namensträger in seiner Familiengeschichte nachforschen, was auf seinen Namen zutrifft. Heintze rechnet häufiger auch mit Vatersnamen als andere Quellen.
Heintzes streckenweise schwer verdauliche Germanen- und Deutschtümelei macht allerdings skeptisch. Dazu kommen krasse Fehlurteile wie: „Diese Namen, welche eben die römische Namengebung beherrschen, verraten einen großen Mangel des römischen Geistes, eine starke Einseitigkeit der Anschauungs- und Auffassungsweise. Fürwahr, man braucht nur diese Namenliste anzusehen, um kühnlich zu prophezeien, daß ein solches Volk auch auf geistigem Gebiete, besonders in der Dichtung, wenig leisten werde.“ (S. 11). Wer keine Ahnung von römischer Dichtung hat, sollte sich dazu auch nicht äußern.
Im folgenden werden nur die Grundwörter genannt. Häufig sind Namen aber zusammengesetzt: Mitter-egger, Rohr-moser, Kron-bichler, Bank-hamer,
Die häufigsten deutschen Familiennamen sind Berufs- oder Amtsbezeichnungen:
Name | Varianten | Bedeutung |
---|---|---|
Absmann | Dienstmann eines Abtes | |
Bauer | Peyerl, niederdt. -buhr | |
Bäcker | Becker, latinis. Pistorius, davon Pfister | kann auch Wohnstättenname von Bach sein (s.u.) |
Bergmann | Berger (aber wohl meist Wohnstättenname [s.u.]) | |
Binder | Fassbinder, Scheffler | Küfer, Böttcher (Hersteller von Holzfässern, -kübeln, -bottichen) |
DWB Bodmer | „der breterboden aufschlägt“ (DWB) | |
Brauer | Bräuer | |
DWB Brenner | der etwas durch Brennen herstellt: Aschenbrenner (Hersteller von Pottasche), Branntweinbrenner, Kalkbrenner, Glasbrenner, Ziegelbrenner usw. | |
Bretzner | Pretzner, Brötzner, Prötzner | Brezenbäcker; Breze, Brezel wohl von lat. brachium „Arm“ (weil die Breze wie verschränkte Arme aussieht) |
Drechsler | Traxler, Traxl | |
Eigner | Aigner | Besitzer eines Eigengutes, Eigentümer eines Stücks Land |
Fischer | Vischer, Fischl | |
Förster | ||
Fuhrmann | ||
Gärtner | ||
Gerber | Lederer | |
Glaser | Gläser | |
Hafner | Ofenbauer | |
Hofmann | Hoffmann, Hofmeister, Hofstätter, Hofer | Hofpächter |
Holzer | Holzknecht, Waldarbeiter; auch Wohnstättenname (s.u.) | |
Huber | Hueber, Huemer, Humer, Hüfner, Höfner (dies viell. auch NF von Hofer) | Bauer, der eine Hube/Hufe Land bewirtschaftet |
DWB Huter | Hutter (in Österreich wohl eher von Hüter = Hirte oder Wohnstättenname [s.u.]) | Hutmacher |
Jäger | Weidmann | |
Kastner | ursprl. Verwalter der Kasten, in denen die Naturalabgaben (z.B. Getreide) aufbewahrt wurden, dann „Aufseher über alle Einkünfte eines Grundherrn“ | |
Kaufmann | ||
Keller | Verwalter; von lat. cellarius „Kellermeister“ (d.i. Verwalter der Lebensmittelvorräte und des Weinkellers) | |
Kirchner | Kirchendiener, Küster | |
Koch | Kocher, Köchl, Kochlin | |
Köhler | Kähler, Kohler, Koller | Hersteller von Holzkohle |
Krämer | Cremer, Kramer, latinis. Mercator | Kleinhändler |
Krüger | Kröger, Kruger | Gastwirt |
Kürschner | Kirschner | Hersteller von Pelzprodukten; zu ahd. kursin[n]a „Pelzrock“ (aus d. Slaw.) |
Lehmann | Lehner, Lechner, Lenherr | Besitzer eines Lehnsgutes |
DWB Leitgeb | Schankwirt; von mhd. Lexer līt „Obstwein, Gewürzwein“ | |
Maurer | ||
Meier | Meyer, Meyr, Maier, Mair, Mayer, Mayr u.a.m. | Verwalter, Pächter (eines Hofes); von lat. maior (domus) wörtl. „Größerer (des Hauses)“, d.h. „Aufseher, Verwalter“ |
Mesner | Messner, Mesmer, Messmer | Kirchendiener; von mlat. mā[n]siōnārius „zur Wohnung gehörig; Haushüter“ (zu mānsio „Bleibe, Herberge, Wohnung“) |
Metzger | Fleischer, Fleischhacker, Hacker | |
Müller | Müllner, Mühlner, Möller, Mahler | |
DWB Münzer | „präger der münzen und leiter einer münzstätte“ (DWB) | |
Öhler | Oehler, Ölschläger, Oel-, Oehl-, Ohlen- | Ölmüller (Betreiber einer Ölpresse) |
Pfeifer | Pfeiffer, Pieper | Spielmann |
Pointner | Peuntner, Paintner | von DWB Beunde (bair. Peunte) „umzäuntes Stück Land, Privatgrundstück“ |
Reiter | Roider, Roittner, Roithner | der Wälder rodet; auch Wohnstättenname (s.u.) |
Richter | ||
Schäfer | Schaffer | |
Schauer | Aufseher, Prüfer?; niederdt. auch = Schauermann „Hafenarbeiter, Lastträger“ | |
Schenk | Mundschenk, Hofbediensteter, der für die Getränkeversorgung (Wein) zuständig war | |
Schmied | Schmid, Schmidt, Schmitt, Schmitz, latinis. Fabricius | |
Schneider | Schneiders, Schneyder, latinis. Sartorius | kann auch jemand sein, der Holz schneidet (Brettschneider), Bäume fällt usw. |
Schreiber | ||
Schröder | Schrader | Schröter, d.h. Fuhrmann, im Niederdt. auch Schneider |
Schultheiß | Schulz, Schulze, Schulte, Scholz | ursprl. Geldeintreiber, dann niederer Richter, Ortsvorsteher |
Schuster | Schubert, Schumacher, Sutter (von lat. sūtor „Schuster“) | |
Schwaiger | Schwaighofer | Bauer (oder Knecht?) einer Schwaige (Sennerei, Viehhof) |
Seiler | ||
Sigrist | Kirchendiener; von lat. sacrista ds. | |
Söllner | „Bauern, die zwar einen Hof, aber kein Land besaßen“ (Wikipedia) | |
Spengler | Spängler, Flatscher (österr.) | Blechschmied |
Stifter | Pächter; von DWB Stift (3b) „Verpachtung, Pachtzins“ | |
DWB Stocker | der „die stöcke oder wurzeln der gefällten bäume ausrodet“ (DWB); Stockmeister, d.h. Gefängnisaufseher; auch Wohnstättenname zu Stock (s.u.) | |
DWB Sulzer | Salzsieder, Salinenarbeiter; Gefängniswärter | |
DWB Kuttler | Sülzmacher, Wursthersteller | |
Türmer | Turner, Thurner, auch Thurnher? | Turmwächter, -bläser; Gefängnisaufseher |
Vitzthum | Stellvertreter des Verwalters; v. lat. vicedominus „Statthalter, Stellvertreter eines Fürsten“ | |
Vogler | Vogelfänger | |
Vogt | Voigt, Voit | ursprl. Statthalter des Feudalherren, Richter, später Gemeindevorsteher; von lat. advocātus „Rechtsanwalt, Beamter“ |
Wagner | Wegner, Wehner, Weiner, Rademacher | Wagen-, Stellmacher |
Walcher | (Loden-)Walker | |
Weber | ||
Weinzierl | Weinbauer, Winzer | |
Wimmer | Wid(e)mer, Widembauer, d.i. ein Bauer, der ein Widem,
DWB
Wittum,
d.h. ein kirchliches Gut, bebaut
(von mhd. Lexer
wideme
„dotierung einer kirche, eines klosters bes. mit grundstücken“) Laut dem DWB s.v. wimmer auch der Weinbauer, Winzer (NF zu Wümmer, mhd. windemer, zu lat. vīndēmia „Weinlese“, vīndēmi(ā)tor „Winzer“) |
|
Winkler | Kleinhändler, der seinen Laden an einer Hausecke hat; kann auch Wohnstättenname sein (s.u.) | |
DWB Zehntner | Zehetner, Zehetmair | Eintreiber des Zehent |
DWB Zeidler | Zeitl-, Seidler, Seid(e)l (dies nach Heintze und Ziller Vatersname, s.u.) | „der zur nutzung der waldbienen berechtigte“ (DWB), Waldbienenzüchter, Imker |
Ziegler | Ziegelbrenner | |
Zimmermann |
Eine zweite Gruppe von Familiennamen (und wahrscheinlich die älteste) sind ursprüngliche Vornamen und wohl meist als Vatersnamen (Patronymika) oder (selten) Mutternamen (Metronymika) zu verstehen. (Soweit diese Namen deutschen Ursprungs sind, siehe auch meine Seite Altdeutsche Vornamen.) Manche Vatersnamen sind als Vornamen selten geworden oder gänzlich außer Gebrauch gekommen.
Name | Varianten | Bedeutung |
---|---|---|
Albrecht | Albert, Eibl | |
Andreas | Anders, Andresen, Endres, Dreesemann, Drews | |
Arnold | ||
Berthold | Berchtold, Bartholdy, Bartel | |
Blank | Planck | KZ zu Blankhard |
Christian | Christiansen | |
Dankwart | Denzel (Demin. der KF) | |
Dietrich | Dietz, Thielicke | |
Engel | Engelke | kurz für Engelbert o.ä.; kann viell. auch Übername sein |
Ernst | ||
Franz | ||
Friedrich | Fritz, Fritsch(e), Friedl, Vick | |
Gobert | Gottbrecht | |
Gottfried | Götz, Götsch, Gödel | |
Günther | ||
Hartmann | Hartl, Härt(e)l | |
Heinrich | Heinze, Heinz, Hinrichs, Haiml, Haitzmann | |
Hermann | Hermanns, Harman, Harms, Hörl | |
Hildebrand | Brandt | |
Johannes | Jahn, Jansen, Hansen, Junghans | |
Konrad | Conrad, Kain, Kainz, Kaindl, Koidl, Kuhn, Kühn, Kunz(e), Kinz, Kienzl | |
Lambert | Lamprecht, Lemmertz, Lämpl, Lembke | |
Liebhart | ||
Lorenz | ||
Ludwig | Lutz | |
Luther | liut (Lud-wig) + heri (Günt-her) | |
Markus | Marcus, Marx | |
Marquard | Markwart | |
Martin | ||
Meindl | Demin. der KF von Meinrad, Meinhart u.ä. | |
Otto | ||
Paul | Pauli, Pauly | |
Peter | Peters | |
Rappold | Rath(e), Rade (doch dies häufiger Wohnstättenname von Rode [s.u.]) | Radbald |
Rahlfs | Radulf | |
Rainer | Reger | reg[in] (Regin-ald) + heri (Walt-er) |
Reimann | regin (Rein-hard) + man (Her-mann) | |
Reinhard | Reinke, Reinicke, Reindl | |
Riffert | Richfried | |
Seidel | Seidl | nach Heintze Demin. zum Vatersnamen Sind-, nach Ziller zum Namen Sig- (ältere Schreibung Seiel); nach Sandgruber Berufsname von Zeidler (s.o.) |
Siegfried | Seyfritz | |
Simon | ||
Thomas | Thomsen | |
Ulrich | Ullrich, Ulmann, Uhlmann | |
Volkmar | Volkmer, Vollmer | |
Walter | Walther, Welter, Wolter | |
Werner | Wörner, Wörndl, Wehrle, Wetzel | |
Wolf | Wolff, Wulf | meist Kurzform für Wolfgang; auch als Übername (s.u.) |
In dieser Namensgruppe werden, soweit sie von altdt. Vornamen abstammen, oft die einstämmigen Kurzformen verwendet: Kuhn von Kuno (KF zu Konrad, Kunibert u.ä.), Reinke von Re(g)ino (KF zu Raimund, Reimann u.ä.) usw.
Die Endung -son, -sen „Sohn“ (Hansen) findet sich nur in Norddeutschland noch häufiger. Manche Namen haben noch ein Genetiv-s (Hermanns), nicht selten (namentlich nach Dental) auch -z geschrieben (Seyfritz = Siegfrieds). Seltener ist die lat. Genetivendung -i (Pauli), auch -y geschrieben (Bartholdy). Ansonsten ist schon früh der endungslose Name üblich geworden.
Besonders zahlreich sind in dieser Namensgruppe die je landschaftlich verschiedenen Deminutivbildungen, in welcher Form die Vornamen selbst meist nicht gebräuchlich sind:
Eine dritte Gruppe sind die sog. Übernamen, die den Namensträger nach körperlichen Merkmalen, Charaktereigenschaften (auch in Form von Symboltieren), besonderen Ereignissen aus seinem Leben, Geräten, die mit dem Beruf zu tun haben (Berufsübernamen), Lieblingsspeisen, Kleidung u.ä. bezeichnen:
Name | Varianten | Bedeutung |
---|---|---|
Braun | Brauns, Bruns | Haar-, Augenfarbe oder Teint |
Breithaupt | ||
Dürr | ||
Engel | Rolle in einem Passionsspiel? Meist wohl Vatersname (s.o.) | |
Fingerlos | hat durch einen Unfall einige Finger verloren | |
Fink | Finke | lustiger Mensch? |
Flachshaar | niederdt. Flashaar | |
Freytag | an einem solchen geboren | |
Frischmuth | ||
Fröhlich | ||
Fromm | ||
Fuchs | Voss | meist rothaarig, evt. auch schlau, jagt Füchse, trägt Fuchsfell o.ä. |
Fürst | Bauer eines adeligen Grundherren; oder benimmt sich wie ein Fürst, oder hat lokal in irgendeiner Beziehung eine vergleichbare Position errungen | |
Gimpl | leichtgläubig (weil leicht zu fangen)? | |
Graf | Grefe | s. Fürst |
Greifentrog | niederdt. Griepentrog, Grippentrog | „greif in den Trog“, unbescheidenes Zugreifen |
Greil | Greu(e)l, Greulich, auch Grau(e)l, Graulich | ob wirklich von Grauen, Greuel (so bei Forebears)? |
Groß | Grote | |
Hahn | streitsüchtig, Angeber; evt. auch Vatersname zu Hagen | |
Hufnagel | Beruf Hufschmied | |
Hase | Haas, Haase | flink wie ein Hase? Feigling? Es gibt aber noch etliche andere Deutungen (s. Wikipedia-Art. Haas) |
Hebenstreit | „heb (an) den Streit“, Streitlust | |
Herzog | s. Graf | |
Jagenteufel | „jag den Teufel“, Unerschrockenheit, Verwegenheit | |
Jung | ||
Kaiser | Kayser | s. Fürst |
Kern | mdh. Lexer kërn(e) „(enthülstes) Korn, Getreide“, Bauer; vielleicht auch mhd. Lexer kürn(e) „Mühle“, Müller | |
Klein | ||
Knoll | Knolle, d.h. klein und dick oder grober Kerl | |
Köck | keck = mutig, tapfer | |
König | s. Fürst | |
Kranich | schlank, hochgewachsen | |
Kraus | Krause, Kruse, Kraushaar | |
Kühn | kann auch Vatersname von Ku(o)n- (Kuno, Konrad) sein | |
Kurz | ||
Lang | Lange | |
Lobensommer | „lob den Sommer“, nach Ziller z.B. die Salzachschiffer, die ihren Beruf im Winter nicht ausüben konnten | |
Löschenkohl | „lösch den Kohl“ (d.h. die Kohle), Beruf Köhler | |
Neumann | Naumann, Niemann | neu zugezogen |
Ohnesorg | ||
Rock | Bekleidung, hauptsächl. in Zusammensetzungen wie Simrock (Sim- = Sieben-) | |
Rathgeb(er) | Rath (häufiger wohl Wohnstättenname oder Vatersname [s.u.]) | Ratgeber |
Resch | lebhaft, munter | |
Roth | Rohde, dies nach Hentze aber auch zu Rud-/Rod- (Rudolf, Robert u.ä.) | rothaarig |
Sauer | griesgrämig | |
Sauerbier | Surbier | Lieblingsgetränk |
Schnell | Schnöll | |
Schwarz | Schwarzkopf, Kohl | Haar-, Augenfarbe oder Teint |
Schwingenschlögel | „schwing den Schlögel“ (d.h. wohl den Hammer), Beruf Schmied | |
Schuh | Bekleidung, meist in Zusammensetzungen wie Bundschuh | |
Sommer | irgendeine Beziehung zu dieser Jahreszeit: wurde im Sommer (Winter) geboren, entrichtet dann seine Steuer, bewohnt ein Haus in besonders sonniger (schattiger) Lage, hat seine Felder im Süden (Norden) o.ä. | |
Sonntag | s. Freytag | |
Stauber | Stoiber | Beruf Müller |
Strobl | Straub, Streibl, Zott | struppig, wirres Haar |
Stubenvoll | Stumvoll | Kinderreichtum |
Suchenwirt | „such den Wirt“, Trinkfreudigkeit | |
Tenk | Denk, Dengg, Tengg | DWB tenk = links, linkisch, linkshändig |
Teufel | Listigkeit, Falschheit? Rolle in einem Passionsspiel? Hausname? | |
Unverzagt | ||
Vogel | Vögeli | |
Weiß | Weis | blond; oder auch Waise |
Winter | s. Sommer | |
Wolf | Einzelgänger; häufiger wohl Vatersname (s.o.) | |
Wurm | im Sinne von „Schlange, Drachen“ (wie in Lind-wurm); aber Wurm(er), Wurmser kann auch Herkunftsname zu Worms sein | |
Zahn | auffälliger Zahn |
Bei Namen wie Suchenwirt, Jagenteufel, Lobensommer u.ä. handelt es sich um imperativische Sätze (Suchenwirt = such den Wirt, für eine Person, die immer einen zu finden weiß) wie Vergissmeinnicht.
Eine vierte Gruppe von Familiennamen, die vor allem in Österreich zahlreich sind, bezeichnet eine besondere Eigenschaft der Wohnstätte, des Ortes oder des Hofes, auf dem jemand wohnt:
Name | Varianten | Bedeutung |
---|---|---|
Angerer | an einem DWB Anger = (Dorf-)Wiese, Dorfplatz | |
Auer | DWB Au(e) = Wald an einem Fluss; -au kann aber auch Eindeutschung der slaw. Endung -ow sein | |
Bach(er) | Beck(er) | an einem Bach |
Baum | niederdt. Bohm | |
Berg(er) | Bergmann | auf einem Berg; kann auch Berufsbezeichnung für Bergmann sein |
Brand(ner) | Brandstätter | auf einem durch Brandrodung entstandenen Gelände; Brand(ner) kann auch Vatersname zu (Hilde-)Brand sein (s.o.) |
Brink | DWB Brink = Wiese auf einem Hügel, Anger | |
Bruch | Brook, Brock | DWB Bruch = feuchter Wiesengrund, Sumpf |
Brucker | Brugger, Bruckner, Brückner | Brücke |
Brühl | Briel, Priel, Pröll | DWB Brü(h)l = bewässertes Feld, sumpfige Wiese, Aue |
Brunner | Bronner | bei einem Brunnen; auch Vatersname zu Brunher; viell. auch Berufsbezeichnung für Brunnengräber oder Hersteller von Brünnen (Brustharnische) |
Buchner | an einem Buchenwald, einer auffälligen Buche | |
Bühler | Böhler, Bichler, Pichler | DWB Bühel = Hügel |
Burg(er) | Bürger, Borg, Burgstaller | auf/bei einer Burg; DWB Burgstall = Burghügel, Burg (-stall = -stelle) |
Busch | Bosch, Posch, Pöschl | nach Ziller jedoch Übername für einen Kleinwüchsigen |
Dachser | Daxer, Taxer | mhd. Lexer dehsen = Fichtengezweig, davon Wohnstättenbezeichnungen wie Taxen, Taxach, Taxham |
Doppler | Tobler, auch Dubl? | mhd. Lexer tobel, DWB Dobel = Waldtal, Schlucht, auch: Rain |
Dorfer | ||
Ebner | auf/in einer Ebene, im flachen Gelände | |
Eder | Öder, -etter | bei/auf einer Öde, einem Ödland |
Ecker | Egger | an einem Geländevorsprung |
Eichmann | s. Buchner | |
Feld(er) | Fellner | |
Felser | Fölser | |
Filzer | Filzmoser | Filz = mit dichtem Gestrüpp bewachsenes Moor |
Fleckner | Flöckner | DWB Fleck(en) (4a) = Stück Land, Ort (so noch in Markt-flecken) |
Furt(er) | Forth, Förde | |
Gart(ner) | ||
Gasser | Gassner | |
Grabner | Grömer | |
Grießner | Grießer | DWB Grieß = Sand, Kies, Geröll |
Gruber | Kuhlmann | im Tal, in einer Schlucht, einer Vertiefung |
Gschaider | DWB Gescheide = Trennlinie, Grenze (vgl. Wasserscheide) | |
Gschwendtner | Gschwandtner | DWB Geschwend, Geschwand = durch Schwendung (Absterbenlassen der Bäume) gewonnenes Ackerland |
Hager | DWB Hag = Hecke, Zaun | |
Heider | Haider, Hayder, Heyder | Heide |
Höller | Heller, Holler, Helmann | DWB Hölle (5) (älter Helle) „vielfach als ortsname für eine enge, wilde gegend“; kann auch Herkunftsname „aus Höll“ sein |
Holz(er) | Holt | Holz = Wald; kann in Zusammensetzungen auch ein entstelltes -holds (Gen.) sein |
Horn(er) | ||
Horst | DWB Horst = Gesträuch, bewachsene Anhöhe | |
Hövel | Hügel | |
Hutter | Hut = bewachter Weideplatz (so Ziller), aber auch Berufsname (s.o.) | |
Hütter | Bewohner einer Hütte | |
Kamp | Feld; von lat. campus „Feld, Ebene“ | |
Kirchhof | ||
Kogler | an einem DWB Kogel, häufiger Bergname | |
Kötter | DWB Köt(t)er = Bewohner einer Kate, d.i. Hütte, kleines Haus; vgl. Hütter | |
Lanner | DWB Lahn(e) = Lawine, Erdrutschung, baumloser Hangstreifen | |
Leitner | DWB Leite = Böschung, Abhang, Bergflanke | |
Lettner | Letten- | DWB Lett(en) = Lehmerde, Lehmboden |
Lindner | s. Buchner | |
Loh | Loher, Locher | DWB Loh = Wald, Gehölz (verwandt mit lat. lūcus „(lichter) Wald, Hain“?) |
Moser | Moos = Sumpf, Moor | |
Ofner | Ofen = (vom Fluss ausgewaschene) Felshöhle, z.B. die Lammeröfen | |
Plainer | Ploner | DWB Plan = Ebene, Fläche, Wiese |
Rode | Rade, Rath, Roth, Rott, Röder, Roider, Roittner, Roithner, Reiter | DWB Ried, DWB Reute = Rodung, gerodetes Land; auch Berufsbezeichnung (s.o.) |
Riegler | Riegel = Hügel, Anhöhe | |
Rohrer | Röhrl, Rehrl | Rohr = Röhricht, Schilf |
Schachner | DWB Schache = einzeln stehendes Waldstück | |
Schlag(er) | auf einer durch Schlagen (d.h. Fällen) der Bäume entstandenen Fläche | |
Schober | Schöber, Schöberl | DWB Schober = ein aufgeschichteter Haufen (Heu oder Stroh), und von daher wohl häufiger Bergname; kann aber auch Übername für einen Bauern sein |
Stadler | Stadel = Scheune | |
Steger | Stöger | Steg (s. Bruckner) |
Steiner | an/auf einem Felsen; kann auch Berufsübername sein, z.B. jemand der Grenzsteine setzt und kontrolliert | |
Stock(er) | teils vom Wurzelstock eines Baumes (z.B. Birkenstock), teils von einem Gebirgsstock; auch Berufsname (s.o.) | |
Strasser | Straße | |
Strauch | ||
Taferner | bei einer Taverne, Wirtshaus | |
Thal(er) | Tal(er), niederdt. Dahl | im Tal |
Thanner | DWB Tann = (Tannen-)Wald | |
Trattner | Tratte = brachliegender Acker, Viehweide (von mhd. Lexer trat „Weide, Viehtrift“) | |
Wald(er) | Wallner | im/am Wald |
Wenger | Wanger | Weng = Hang |
Werth(er) | Werder, Wörth | DWB Wert, Werder = erhöhtes Land, Insel |
Wieser | Wiese | |
Winkler | wie Egger, kann aber auch Berufsname sein (s.o.) | |
Zauner | Gaderer | von einem Zaun oder Gatter umgebenes Gelände |
Im süddt. Sprachraum enden diese Namen praktisch immer auf -er, im restlichen Sprachgebiet sind sie meist ohne diese Endung gebräuchlich. In Österreich findet sich statt -er auch die Deminutivendung -l (mit Umlaut) des öfteren: Stöckl (Stocker), Röhrl (Rohrer), Mösl (Moser).
Eine Sonderform des Wohnstättennamens ist der sog. Hof- oder Hausname, d.h. die Bezeichnung nach dem Anwesen oder dem Hof, auf dem jemand wohnt. In früherer Zeit war es mancherorts nicht unüblich, Häusern Namen zu geben und diese durch Schilder an den Häusern sinnfällig zu machen. Viele Namen, die Tiere (Hahn, Hase, Kranich, Reh[bein]) oder Pflanzen (Rosen, Rebstock) bezeichnen, haben sich aus solchen Hausnamen entwickelt. Es ist im einzelnen kaum möglich zu sagen, ob ein Name wie Hahn ein Übername oder ein Hausname ist.
Aus dem Hausnamen entstand der Vulgoname, der oft auch als Hausname bezeichnet wird, während der amtliche Familienname Schreibname (wie man sich schreibt) genannt wird. Der Hausname kann seinerseits ursprünglich ein Berufs- oder Übername sein. Meine Frau z.B., aus dem oberösterr. Ebensee gebürtig, war eine Schuster, weil ihre Familie mütterlicherseits seit Generationen eine Schusterwerkstatt betrieb (die von ihrem Onkel nach dem Krieg zu einer Schuhfabrik ausgebaut wurde). Die Schwester ihrer Mutter hatte den Besitzer eines Hofs geheiratet, an dem der Name Starl (Demin. zum Übernamen Star?) hing.
Eine weitere Gruppe von Familiennamen bezeichnet die Herkunft:
Name | Varianten | Bedeutung |
---|---|---|
-auer | aus -au, -ow | |
Baier | Beyer, Payr | aus Bayern |
Böhm | Böhme, Beheim, Beham | aus Böhmen |
Frank | Franke, Franck, Fränkel | aus Franken |
Friesacher | aus Friesach in Kärnten | |
Gratzer | aus der steirischen Landeshauptstadt Graz; Ziller erwägt auch Vatersnamen von Pankraz | |
Hauser, -hauser | Häuser, Heuser | aus Hausen, -hausen |
Hess | aus Hessen | |
-heimer | -hamer, -hammer, dies gelegentlich auch Übername zum Werkzeug Hammer | aus -heim, -ham (z.B. Berghamer) |
-inger | aus -ing (z.B. Straubinger, Wiesinger, Holzinger, Staudinger, Haslinger, Aichinger, Stockinger, Schachinger, Reisinger) | |
Meißner | Meixner | aus Meißen; könnte nach Ziller auch Appellativ für „Tuchhändler“ sein |
Ortner, -ortner | aus Ort, -ort | |
Pohl | aus Polen | |
Schwab | Schwaab | aus Schwaben |
Schweizer | aus der Schweiz, aus dem Kanton oder dem Ort Schwyz | |
-stätter | von/aus -statt | |
Unger | aus Ungarn | |
Walch | Walcher, doch ist dies häufiger Berufsname (s.o.) | aus dem romanischsprachigen Süden (s. Das Kauderwelsch der Walachen von Wales) |
Welser | aus dem oberösterr. Wels? woher die Augsburger Patrizierfamilie dieses Namens stammt, habe ich nicht herausgefunden | |
Wiener | aus Wien; laut Ziller vielleicht auch Form von Werner | |
Windisch | aus Slowenien |
Die Grenze zwischen Wohnstättennamen und Herkunftsnamen ist fließend. Denn viele Wohnstättenbezeichnungen wurden auch zu Ortsnamen: Brunn, Bruck, Buchen, Egg, Furt, Gries, Gschwendt, Horn, Kamp, Linden, Rott, Stein, Straß. Ein Egger kann also jemand sein, der an einem Eck wohnt, aber auch einer, der aus der Ortschaft Egg stammt.
Ein paar salzburgische Beispiele für Herkunftsnamen, die sich aus Wohnstättennamen entwickelt haben:
Appesbacher | aus Appesbach in der Gem. St. Wolfgang (ca. 1,3 km südöstl. der Pfarrkirche St. Wolfgang) (urkdl. Atmaßpach, Otmarspach, also zum Personennamen Otmar) | |
Baumgartner | von einem Gut Baumgarten (häufiger Name, daher nicht näher lokalisierbar) | |
Brandauer | Prantauer | Wohnstättenname zu einer durch Brand gerodeten Au; Herkunftsname von einem Gut oder Ort Brandau (Ziller kennt ein Gut Brandau in St. Koloman und eines in der Gem. Elsbethen) |
Falkensteiner | von Falkenstein, Weiler an der Nordostseite des Wolfgangsees, Gem. St. Gilgen | |
Gautsch | laut Ziller ein Gut in der Gem. Thomatal im Lungau (Ziller stellt den Namen zum Gauch, d.i. Kuckuck, im übertragenen Sinn: Tor, Narr) | |
Grössinger | vom Weiler Grössing in der Gem. Eugendorf (rund 1 km östlich der Autobahnauffahrt) (mhd. grazzach „Nadelgehölz“, Kollektivum zu Lexer graz „sprossen od. junge zweige vom nadelholz“) | |
Hagenauer | von Hagenau „umzäunte Au“, Ortsteil von Bergheim (wo heute das Umspannwerk steht) | |
Haslauer | aus Haslau (Has[e]l = Haselnussstrauch); Gut in Elsbethen (Hinterwinklstr.); Ortsteil in Ebenau (zwischen dem Ortskern und der Abzweigung zum Werkschulheim); Ortsteil in Oberalm (Siedlung nahe Schloss Kahlsperg?) | |
Fuchsberger | vom Gut Fuchsberg in Thalgau | |
Hirschbichler | vom Hirschbichl „Bühel, auf dem Hirsche leben“, ein Pass in den Berchtesgadener Alpen, auf dem ein Wachthaus stand, das im 18. und 19. Jh. zum Gasthaus umfunktioniert wurde (Passhöhe auf österr. Seite, Gem. Weißbach bei Lofer) | |
Lienbacher | von einem Anwesen am Lienbach (d.i. Lindenbach?), ein solcher fließt im Gemeindegebiet von Abtenau | |
Linortner | von Linort (d.i. Lindenort), Halbinsel (Seewinkel, Au) bei Innerschwand am Mondsee | |
Padinger | < Pattinger | aus Patting „Siedlung des Patto“, nach Ziller Patting bei Weildorf (6 km westl. von Freilassing); es gibt aber auch ein Pading in der Gem. Pöndorf (7 km nordöstl. von Straßwalchen) |
Pfeifenberger | Pfeiffenberger | vom Gut Pfeifenberg, im Vikariat Muhrwinkel in St. Michael im Lungau? |
Promok | Promock | am (urkdl. bezeugten) Prambach (d.i. Brom(beer)bach, von mdh. Lexer brāme „Dornstrauch“) in Abtenau |
Pühringer | Pieringer | von einem Gut oder Ort Pierach, Bürach, Piret u.ä. (Bir = Birke, -ach/-et = Kollektivsuffix) |
Radauer | Rodauer < Rotauer | von Radau „rote Au“, Ortschaft in der Gem. St. Wolfgang |
Schütter | Schitter, Schider | aus Schütt in St. Martin bei Lofer |
Vierthaler | Fürlinger | Viertel eines großen Hofes; da es etliche Orte Viertal, Firling, Fürling u.ä. gibt, nicht näher lokalisierbar |
Voithofer | Voythueber | vom Voithof (ursprl. Voithub, Voit = Vogt) in Goldegg im Pongau |
Zuckerstätter | vom Gut Zuckerstatt in der Gem. Thalgau; Zillers Erklärung, das Haus sei wohl einmal Opfer eines Raubüberfalles gewesen (Zucker = Räuber, Dieb) überzeugt mich nicht recht |
In Österreich gibt es auch eine kroatische (im Burgenland) und eine slowenische (in Kärnten) Minderheit, deren Angehörige entsprechende slawische Familiennamen tragen. Durch den Zuzug böhmischer Arbeiter („Ziegelbehm“), Kindermädchen und Köchinnen in den Wiener Raum im 19. Jh. sind viele tschechische Namen nach Ostösterreich gelangt (z.B. Prohaska, Svoboda, Pospischil, s. Österreicher mit tschechischen Namen auf meiner Seite Tschechische Kurzgrammatik: Wortschatz). Ähnliches wiederholte sich nach dem 2. Weltkrieg durch die sog. Gastarbeiter, die vor allem aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien nach Österreich kamen und serbokroatische Namen trugen.
In Deutschland gab es mit dem Sorbischen immer schon eine auf deutschem Boden heimische slawische Sprache (heute noch in Sachsen und Brandenburg) und mit ihr auch Träger slawischer Familiennamen. Daneben waren es vor allem polnische Zuwanderer ins Ruhrgebiet und in den Berliner Raum in der zweiten Hälfte des 19. Jh., die slawische Namen mitbrachten (z.B. Orlowski „aus Orlow“, Kowalski ~ Schmied, Matuschek ~ Matthäus, Kretschmer ~ Krüger).
In Deutschland stammen die Gastarbeiter vor allem aus der Türkei, weshalb entsprechende Namen dort häufiger anzutreffen sind. Aus Ostpreußen stammen einige litauische Namen (z.B. Wowereit, -ait(is) ist Suffix zur Bildung von Patronymika). Durch die Aufnahme der in Frankreich verfolgten Hugenotten, aber auch durch Zuzug aus dem Elsass und aus Lothringen, gelangten und gelangen französische Namen nach Deutschland (z.B. De Maizière „aus Maizières“, Dumont ~ Berger, Lafontaine ~ Brunner).
Zu den jüdischen Namen, die manche Eigentümlichkeit aufweisen, s. meine Seite Jüdische Familiennamen im Deutschen.
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Letzte Aktualisierung: 27. Feb. 2019