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Neugriechische Grammatik


„Und an dem Ufer steh ich lange Tage,/ das Land der Griechen mit der Seele suchend“ – wie Iphigenie brennt auch mir eine Sehnsucht im Herzen. Im Gegensatz zu Goethes tragischer Heldin war ich schon etliche Male dort. Ein χαίρετε, φίλοι verstehen zwar auch die modernen Hellenen (wenn man es richtig ausspricht, also etwa: [ˈçɛrɛtɛ ˈfili]). Aber sich nach dem nächsten Bus zu erkundigen oder einen Teller Pommes frites zu bestellen wird man sich in der Sprache eines Sophokles oder Platon schwer tun. Deshalb habe ich mir ein paar Brocken Neugriechisch anzueignen versucht.

Obwohl die Katharévusa (ein am byzantinischen oder sogar attischen Griech. orientiertes, künstliches Gelehrtengriechisch) 1976 als Verwaltungssprache abgeschafft worden ist, enthält das moderne Neugriech. (oft als Dhimotikí bezeichnet) auch heute noch viele Ausdrücke und Wortformen aus dieser antikisierenden Hochsprache. Ein weißes Haus heißt άσπρο σπίτι, jenes in Washington aber Λευκός Οίκος (das hätte selbst Solon verstanden). Rot heißt κόκκινος, aber das Rote Kreuz Ερυθρός Σταυρός. Feuer heißt φωτιά, Feuerwehrmann aber πυρο-σβέστης (Wurzel σβέσ- löschen). In dieser Grammatik werden die beiden Sprachformen mit K. (Katharévusa) und D. (Dhimotikí) bezeichnet.

Die polytonische Orthographie, d.h. die Schreibung mit drei verschiedenen Akzenten (ά ὰ ᾶ), zwei Hauchzeichen (ἀ ἁ) und einem bereits seit der Antike verstummten und daher subskribierten Iota nach langem Vokal (ᾳ), wurde 1982 abgeschafft. Heute wird nur noch ein Akzent geschrieben. Aber man findet die alte Schreibung noch in den Büchern aus der Zeit vor der Rechtschreibreform und in manchen konservativen Publikationen.

Ein Problem beim Lernen war für mich die große Zahl an Homophonen oder Beinahehomophonen: Wörter, die sich in der Aussprache gar nicht oder für das ungeübte Ohr nur geringfügig (Akzent, Stimmhaftigkeit) unterscheiden. Ich weise daher im folgenden immer wieder auf solche Verwechslungsgefahren hin.

Als ich begonnen habe, Neugriech. zu lernen (Anfang 1980), war die alte Orthographie noch in Kraft und die Katharevusa erst wenige Jahre abgeschafft. Wenn im folgenden von älteren Grammatiken oder Wörterbüchern die Rede ist, dann sind vor allem die Werke Wendts und Eideneiers gemeint:

Lehr- und Übungswerke

Wendt, Heinz: Langenscheidts Praktisches Lehrbuch Neugriechisch.- 8. Aufl.- Berlin u.a.: Langenscheidt, 1980. 277 + 29 S.
Hat die besten und ausführlichsten Erklärungen zur Grammatik. Ist aber nicht auf der Höhe der Zeit, was die Texte betrifft: am Anfang oft kurze, unzusammenhängende Satzsequenzen mit banalen Inhalten; ab der Mitte plötzlich Originaltexte mit Vokabeln, die man sicher nie brauchen wird.
Eideneier, Hans: Neu-Griechisch wie es nicht im Wörterbuch steht.- 4. Aufl.- Bergisch Gladbach: Lübbe, 1988. 175 S.
Im Plauderton geschrieben, aber ansonsten durchaus ein richtiges Lehrbuch.
Radisoglou, Theodoros / Papachristos, Evthymios: Griechisch zum Zuhören. 30 Dialoge aus dem Alltag.- 1. Aufl.- Ismaning: Hueber, 1993. 20 S.
Typische Gesprächssituationen zum Einüben und Vertiefen. Es gibt dazu offenbar weder Vokabel- noch Grammatikerklärungen.
Orfanidou, Maria / Syrianides, Hector: Pons Powerkurs für Anfänger Griechisch.- 1. Aufl.- Stuttgart: Klett, 2000. Aktualis. Ausg. 2005. (Franz Orig.: Apprendre le Grec, Paris 1994.) 128 S., Beiheft 68 S., 1 Audio-CD.
Durchaus originell gemachter Sprachkurs, der inhaltlich eine durchgehende Kriminalerzählung bietet. Ansonsten konventionell aufgebaut, der "Powerkurs" im Titel ist nur eine Marketingblase.
Kedra-Blayo, Katerina / Chérel, Jean-Loup: Griechisch ohne Mühe.- Dt. Übers. u. Bearb. v. Vasili Bachtsevanidis.- Nörvenich: Assimil, 2007. (Orig.: lt. CD-Hüllen 1994.) 584 S., 4 Audio-CDs (ca. 230 min).
Umfangreiches, detailliertes Lehrbuch. Der Titel verspricht mehr, als irgendein Sprachkurs halten kann: wenn man sich an die Anleitung hält, sollte man 6 Monate lang jeden Tag 20 - 30 Minuten die insges. 92 Lektionen wiederholen und üben. Wenn das keine Mühe ist, was dann?
Anastasiadis, Athanasios / Kalpakidou, Anastasia: Langenscheidt Praktisches Lehrbuch Griechisch.- Berlin, München: Langenscheidt, 2007. 256 S., 32 S. Begleitheft, 3 Audio-CDs.
Profund wie alle Langenscheidts und modern, aber unvollständig im Hinblick auf die Grammatik (insbes. fehlen etliche Passivformen).
Matsukas, Aristarhos: Sprachkurs Plus Griechisch.- 1. Aufl.- Berlin: Cornelsen, 2009. (Lextra) (Engl. Orig.: Teach yourself Greek, 2003.) 315 S., 2 Audio-CDs (ca. 140 min).
Wortschatz nach Sachgruppen dargeboten, doch für meinen Geschmack zu unstrukturierte Vermittlung der Grammatik. Hat einen leichten Hang zu K.-Formen.
Matsukas, Aristarhos: Pons Powerkurs für Anfänger Griechisch.- Stuttgart: Pons-Verl., 2009. 175 S., 2 Audio-CDs.
Vermittelt die üblichen Redewendungen zum Begrüßen, Bestellen im Restaurant, Fragen nach dem Weg usw., mit einem Minimum an Grammatik. Besondere Sprachkompetenz („Powerkurs“) wird man hiermit aber nicht erwerben. Bei der Neuauflage 2013 wurde das Werk in Pons Power-Sprachkurs Griechisch in 4 Wochen umbenannt. Inhaltlich ist es aber mit der vorigen Aufl. identisch, selbst der Satzspiegel ist praktisch der gleiche (lediglich das Inhaltsverzeichnis wurde um eine Aufteilung der 10 Lektionen auf 4 Wochen erweitert und beim Wörterverzeichnis habe ich die Neuzugänge ομίχλη und παγωτό registriert).
Winters-Ohle, Elmar: Sprachkurs Griechisch. Schnell & intensiv.- 1. Aufl.- Ismaning: Hueber, 2010. 244 S., 3 Audio-CDs.
Nett gemacht, ziemlich sparsam bei der Grammatik. Ab der Mitte vom Wortschatz her sehr anspruchsvoll.

Grammatiken

Metger, Wilhelm: Neugriechische Kurzgrammatik.- 1. Aufl.- Ismaning: Hueber, 1998. 95 S.
Auf das notwendigste verkürzte Darstellung der Grammatik. Finde ich persönlich sehr gelungen.
Salzmann, Eleni / Klein, Konstantin: Pons Verbtabellen Neugriechisch. Übersichtlich und umfassend.- 1. Aufl.- Stuttgart: Klett, 2006. 118 S.
Die Formen eines einzelnen Verbums sind tatsächlich übersichtlich auf einer Seite dargestellt. Passive Formen muss man sich etwas zu mühselig aus den wenigen passiven Verben erschließen. Kennt im Imperf. Pass. nur die kurzen Endungen und hat Formen, die ich so bisher in keiner Grammatik gefunden habe.
Athanasiadou, Parthena: Pons Grammatik kurz & bündig Griechisch. Einfach, verständlich, übersichtlich.- 1. Aufl.- Stuttgart: Klett, 2008. 94 S.
Ebenfalls brauchbare Grammatik. Metgers Kurzgrammatik gefällt mir etwas besser. Und es regt mich auf, wenn ein Sprachenverlag sich schon im Titel nicht um die Regeln der deutschen Sprache schert ("&").

Wörterbücher

Wendt, Heinz: Langenscheidts Taschenwörterbuch der neugriechischen und deutschen Sprache.- 8. Aufl.- Berlin u.a.: Langenscheidt, 1980. 1039 S.
Von den Wörterbüchern, die ich kenne, immer noch eines derjenigen mit den meisten (ca. 63.000) Lemmata. Mein treuer Reisebegleiter seit über drei Jahrzehnten. Wörter wie CD oder Handy findet man hier allerdings nicht.
Pons Kompaktwörterbuch für alle Fälle. Neugriechisch-deutsch, deutsch-neugriechisch.- Bearb. v. Dimitrios Karagiannakis.- 1. neubearb. Aufl.- Stuttgart: Klett, 2000. 1688 (xviii + 685 + xxviii + 957) S.
Die Bedeutungen sind gruppiert und mit vielen Beispielen illustriert. Dafür enthält es manchmal weniger Bedeutungen pro Lemma und auch weniger Wörter als Wendts Langenscheidt-Wörterbuch.
Langenscheidt Euro-Wörterbuch Griechisch. Griech.-Dt., Dt.-Griech.- Hrsg. v.d. Langenscheidt-Redaktion.- Völlige Neubearb.- Berlin, München: Langenscheidt, 2008. 673 S.
Moderner als Wendt (ein Wort wie CD kannte Wendt noch nicht), aber geringer an Umfang (ca. 45.000 Lemmata). Für mich unverständlich ist, dass bei vielen Verben keine Angaben zur Stammformenbildung vorhanden sind (z.B. παίζω, Wendt bietet hier "(ξ· χθ)"). Die Angaben zur Aussprache sind ungenauer als beim Pons (z.B. γκέτο [ˈgeto], Pons: [ˈɟɛtɔ]), vor allem entsprechen [e]/[o] an Stelle von [ɛ]/[ɔ] nicht dem IPA-Standard.
Pons Kompaktwörterbuch. Griechisch-Deutsch, Deutsch-Griechisch.- Neubearb. 2009. Bearb. v. Dimitrios Karajannakis.- Stuttgart: Pons-Verl., 2009. 1706 S.
Um etliche neue Wörter erweiterte Neubearb. des Wörterbuchs von 2000. Sehr ausführlich bei Stammformen, Bedeutungsangaben und Satzbeispielen. Zum Mitnehmen auf Reisen leider zu voluminös.
Langenscheidt Taschenwörterbuch Griechisch. Griech.-Dt., Dt.-Griech.- Bearb. v. Lexus Ltd., Glasgow [mit Jenny Wottrich u.a., redakt. Leit.: Peter Terrell]. München: Langenscheidt, 2013. 1438 S.
Von der Anzahl der Lemmata ungefähr dem Wörterbuch Wendts, das es wohl ersetzen soll, entsprechend. Enthält wesentlich mehr Wortverbindungen und Beispiele als dieses. Verwendet eine vereinfachte IPA-Notation, die aber etwas genauer ist als im Euro-Wörterbuch (γκέτο [ˈgʲeto]). Gleichfalls keine Angaben zur Stammformenbildung bei παίζω.
 Dictionary of Standard Modern Greek (Triantafyllides)
Nur neugriech., aber mit Angaben zur Etymologie.
 PONS Online-Wörterbuch Griechisch-Deutsch
Mit griech. Bildschirmtastatur zum einfachen Eingeben der Lemmata.

Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 1. Juni 2024