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Tschechische Kurzgrammatik
Tschechische Kurzgrammatik
Ich war Ende der Siebziger Jahre als Jugendlicher ein paar Tage in Prag.
Doch abgesehen von den imposanten historischen Gebäuden in der Prager
Altstadt konnte ich mit dem Land wenig anfangen: auf den Straßen fuhren
steinalte Autos, die bei uns keine Zulassung mehr bekommen hätten; wir waren
in einem Supermarkt mit sehr übersichtlich angeordnetem Warenangebot (alle
halbe Meter ein käuflicher Gegenstand); ich konnte die Schilder auf den
Klotüren nicht lesen; als ich einen Diafilm brauchte, musste ich mit einem
DDR-Produkt (Orwochrom) vorlieb nehmen, denn Kodak oder Fuji waren in der
ČSSR nicht zu kriegen. Alles schien fremd, alt, verstaubt.
Die Jahrzehnte kommunistischer Herrschaft und der Eiserne Vorhang, durch
den die Tschechoslowakei weiter weg schien als der Mond, haben für mich
lange Zeit die Tatsache verschleiert, dass Böhmen und Mähren ein kulturelles
Zentrum Europas und der deutschsprachigen Kultur waren. In Prag wurde 1348
die erste Universität im damaligen deutschen Sprachraum gegründet (Wien
folgte 1365, Heidelberg 1386). Dichter wie
Stifter,
Rilke,
Kafka,
Werfel
stammten aus Böhmen. Das ist mir erst durch die Lektüre der „Tante Jolesch“
aufgegangen. (Deren Autor Friedrich Torberg besaß, wiewohl in Wien geboren,
böhmische Wurzeln und hat seine Gymnasialzeit in Prag verbracht.)
Da ich beruflich mit Kollegen in der ČR zu tun habe, habe ich mich zunächst
ein wenig mit dem tschechischen Alphabet und seiner Aussprache beschäftigt
(um die Namen richtig aussprechen zu können), dann auch mit der Grammatik
und dem Wortschatz. Meine Tschechischkenntnisse sind aber kaum mehr als
rudimentär, ich trage hier nur Wissen aus Büchern zusammen. Man glaube mir
nichts unbesehen; mit Fehlern und Irrtümern ist zu rechnen.
An Quellen standen standen mir zur Verfügung:
- Lehrwerke
- Aigner, Alena: Langenscheidt Praktisches Lehrbuch Tschechisch.- Berlin,
München: Langenscheidt, 2007. 256 S.
-
Modern aufgemacht, gut strukturiert, am gesprochenen Tschechisch orientiert.
Gibt viele Beispiele.
- Kießl, Anne-Margret: Langenscheidts Praktisches Lehrbuch Tschechisch.-
7. Aufl.- Berlin, München: Langenscheidt, 2001. 236 S. (1. Aufl. 1993)
- Dringt tiefer in die Grammatik, berücksichtigt stärker das geschriebene
Tschechisch, aber strahlt mit seinen Schwarzweißfotos den Charme eines
70er-Jahre-Plattenbaus aus.
- Henßen, Ľubica/ Sobkuljak, Martin: Einstieg tschechisch [für Kurzentschlossene].
Hrsg. v. Hedwig Nosbers u. Matthias Öhler.- Ismaning: Hueber, 2005. 172 S.
-
Im Plauderton gehalten, mit nur kurzen tschech. Texten und viel kultureller
Information. Gut geeignet als erster Einstieg. Leider wird bei den Vokabeln
das Genus der Subst. nicht genannt.
- Short, David: Lextra Sprachkurs Plus Anfänger Tschechisch.- Systematisch,
schnell und gut.- 1. Aufl.- Berlin: Cornelsen, 2010. (Engl. Orig.: Teach
Yourself Czech, 2003) 328 S.
-
Sehr ausführlich, sehr detailliert, verwirrend. Bei dieser Fülle an Stoff
wäre mehr Systematik in der Grammatikvermittlung und eine Relevanzklassifizierung
bei den Vokabeln (wie es z.B. Alena Aigner macht) dringend geboten.
- Grammatiken
- Janda,
Laura A./ Townsend, Charles E.: Czech. 2002 (Referenzgrammatik des Slavic
and East European Language Resource Center)
- Ausführlich, mit wissenschaftlichem Anspruch. Wählen die Musterwörter so,
dass die Konsonantenänderung durch Palatalisierung deutlich sichtbar wird.
Ich bin ihnen hierin gefolgt.
- Tschechische
Grammatik von Sprachenlernen24
- Wikipedia-Art.
Tschechische Sprache (Version vom 7. Januar 2011, 03:15 Uhr)
- In der Tabelle für die Aussprache fehlen die Buchstaben k, l, m!
- Wikipedia-Art.
Czech declension
- Am ausführlichsten. Doch werden auch Wörter mit nur geringen Abweichungen
als eigenes Deklinationsschema geführt.
- Tahal, Karel: A
Grammar of Czech as a Foreign Language
- Wohl vor allem zum schrittweisen Lernen gedacht. Für meinen Geschmack
etwas zu wirre Systematik.
- Morfill, [W]illiam R[ichard]: A grammar of the Bohemian or Čech language.-
Oxford: Clarendon, 1899 (bei Archive.org)
-
Aufgrund des Erscheinungsjahres natürlich nicht mehr aktuell. Die
Formenlehre ist nicht (wie heute üblich) phänomenologisch aufgebaut, sondern
sprachgeschichtlich (nach Stämmen). Interessant sind die Worterklärungen in
den Übersetzungsübungen, die aber z.T. auch veraltet sind.
- Mikkola, J[ooseppi] J[ulius]: Urslavische Grammatik. 1. Teil: Lautlehre,
Vokalismus, Betonung.- Heidelberg: Winter, 1913. 146 S.
(bei
Archive.org).
-
Nicht mehr aktuell, aber gibt gute Hinweise.
- Wörterbücher
- Derksen, Rick: Etymological Dictionary of the Slavic Inherited Lexicon.-
Leiden, Boston: Brill, 2008. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary
Series, Bd. 4) 726 S.
(zu erwerben bei Brill,
es gibt im Web auch Links zum Herunterladen als PDF, aber diese Angebote
sind wohl kaum legal)
-
Etymolog. Wörterbuch des Slaw., eigenartigerweise enthält es aus Sicht des
Tschech. einige „Nullstellen“, z.B. tělo, ryba, kniha.
- Langenscheidt Universal-Wörterbuch Tschechisch. Hrsg. v. d. Langenscheidt-Red.-
Berlin, München: Langenscheidt, 2001. 474 S.
-
30.000 Stichwörter, klein, bei Verben kein Hinweis auf die Konjug.
- Langenscheidt Taschenwörterbuch Tschechisch. Völlige Neubearb. Hrsg. v.
d. Langenscheidt-Red.- Berlin, München: Langenscheidt, 2007. 1008 S.
-
75.000 Stichwörter, Angaben zu Dekl. bzw. Konjug.
- Pons Reisewörterbuch Tschechisch. Bearb. v. Alena Walter.- 1. neu bearb.
Aufl.- Stuttgart: Klett, 2005. 301 S.
-
Enthält eine ausgezeichnete Kurzgrammatik und einen kleinen Wörterbuchteil;
100%ig exakte IPA-Notation (sogar der Stimmritzenverschluss ist angegeben).
- Seznam
Slovník (tschech. Online-Wörterbuch):
Tschech.-dt. /
Dt.-tschech.
Was mir an den modernen Lehrwerken sauer aufstößt: die Flexion im Tschech.
ist verwickelt und kompliziert; es ist für den Laien z.B. bei vielen Subst.
fast unmöglich zu sagen, welcher Dekl. sie angehören. Die Lateinlehrbücher
machen seit Jahrhunderten vor, wie man das Problem löst: man muss zusätzlich
zur Wortgleichung die grammatikal. Bestimmungsstücke dazulernen, die
notwendig sind, um das Wort der richtigen Flexionsklasse zuzuordnen. Warum
das die Lehrbücher moderner Fremdsprachen nicht schaffen, ist mir ein Rätsel.
Es würde sich dann auch manche der windigen Faustregeln erübrigen, die oft
nicht wirklich stimmen, weil sich meist Gegenbeispiele finden lassen.